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Auf den Spuren Picassos

Im Palacio de Buenavista aus dem 16. Jahrhundert befindet sich das Picassomuseum
Im Palacio de Buenavista aus dem 16. Jahrhundert befindet sich das Picassomuseum

Es ist bedeckt heute morgen und der Wetterbericht verheißt keine Besserung, also bestes Wetter für einen Museumsbesuch. Wir nehmen das Picassomuseum in Angriff. Pablo Picasso wurde in Málaga geboren, hat aber die Stadt schon als Kind verlassen, da sein Vater als Kunstlehrer in La Coruna eine besser bezahlte Anstellung fand. Er war zwar als junger Mann noch einmal hier, danach aber nie wieder. Trotzdem hatte er sich gewünscht, dass es in Málaga ein Museum mit seinen Werken geben sollte. Seine Erben haben deshalb ihre Picassowerke für ein solches Museum gestiftet und die regionale Regierung Andalusiens hat ein altes Stadtschloss für den Zweck gekauft und renoviert. Dabei sind alte Mauern aus dem 6. und 7. Jahrhundert vor Christus entdeckt worden, die im Untergeschoss des Museums auch zu besichtigen sind.

Der Innenhof des typisch andalusischen Palastes
Der Innenhof des typisch andalusischen Palastes

Erstaunlicherweise kennen wir keines der ausgestellten Werke obwohl wir schon in vielen Picasso-Ausstellungen waren. Wer bei uns zu Hause war, kennt meine Sammlung an Picasso-Plakaten, die ich aus diversen Ausstellungen mitgebracht habe. Die Werke in der Sammlung sind nach Motiven sortiert und so sehen wir z.B. Portraits aus seinen frühen Jahren neben Portraits aus seinen späten Jahren. In einer Sonderausstellung wird der Frage nachgegangen, wie das Fernsehen seine Motive in den letzten Lebensjahren beeinflusst hat. Ich hatte mich schon gefragt, woher die vielen Musketiere stammen, hier gab es dann die Antwort.

Petra schaut nach, was Picasso auf der Plaza de Merced zeichnet...
Petra schaut nach, was Picasso auf der Plaza de Merced zeichnet…

Gegen Mittag kommt dann die Sonne raus. Wir suchen uns ein kleines libanesisches Restaurant und ein Plätzchen draußen in der Sonne für ein Mittagessen und ein Tässchen Tee.

... vielleicht die spielenden Kinder?
… vielleicht die spielenden Kinder?

Anschließend besuchen wir noch die Plaza de la Merced, wo Picasso als Kind gewohnt hat. Eine Bronzestatue von ihm sitzt auf einer Bank und er scheint den kleinen Jungs zuzuschauen, die so wie er vor 130 Jahren auf dem Platz spielen.

Den Papageien schmecken die frischen Datteln
Den Papageien schmecken die frischen Datteln

Nun haben wir Lust, endlich einmal ans Wasser zu kommen. Wir umrunden die Alcazaba und steigen im wunderschönen Garten mit vielen laut kreischenden Papageien hinab zum Hafen.

Blick über den Hafen von Málaga
Blick über den Hafen von Málaga

Die Mole ist offensichtlich neu umgebaut mit zahlreichen Geschäften und Restaurants und einem Kunsthandwerkermarkt. Außerdem gibt es Stände mit Spezialitäten. Auf dem Rückweg müssen wir hier noch einmal vorbei. Wurst und Käse lachen uns zu sehr an.

Sogar Glühwein gibt es, nur von der Nachfrage sind sie noch nicht überzeugt...
Sogar Glühwein gibt es, nur von der Nachfrage sind sie noch nicht überzeugt…

Ein paar Yachten liegen auch an der Mole. Weiter draußen liegt ein Tankschiff. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens liegen eine Fähre und ein Kreuzfahrtschiff. An einer weiteren Mole liegen zwei ältere Frachter mit Ladekränen. Viel los ist hier nicht. Dabei war Málaga mal ein bedeutender Hafen.

Teenager beim Fotografieren auf der Pier
Teenager beim Fotografieren auf der Pier

Die Mole ist verlängert durch eine Pier, an deren Ende ein weiteres Kreuzfahrtterminal ist und ein offensichtlich neuer Yachthafen. Am Ende der Mole steht ein hübscher Leuchtturm.

Verwilderte Katze
Verwilderte Katze

Als wir vom Yachthafen umdrehen, leuchtet er uns schon entgegen. Es wird langsam dämmrig. Wir machen noch einen Abstecher an den Strand, wo wir als erstes eine Großfamilie Katzen entdecken, die hier offensichtlich in den aufgeschütteten Felsen der Pier lebt.

Verwilderte Katzenfamilie
Verwilderte Katzenfamilie

Zurück auf der Mole, sind die Stände größtenteils bereits abgeräumt – Schade! Ganz am Ende entdecken wir noch ein paar Stände, die zwar offiziell geschlossen haben, aber noch nicht abgeräumt sind. Sie lassen sich von uns erweichen und verkaufen uns noch Wurst und Käse.

Kathedrale vom Hafen aus gesehen
Kathedrale vom Hafen aus gesehen

Nun haben wir uns eine Pause verdient. Wir laufen zurück zum Hotel und es gelingt mir endlich, das Hotel WLAN davon zu überzeugen nicht nur das Handy ins Internet zu lassen, sondern auch mein Netbook, so dass endlich der erste Blogeintrag online gehen kann.

Abendbrot in einer Bodega
Abendbrot in einer Bodega

Gegen halb neun machen wir uns wieder auf den Weg in die Stadt, um etwas zu Essen zu bekommen. Die Stadt ist noch voller als gestern. Wieder spielt an jeder Ecke Musik. Wir gehen in eine Bodega, in der viele Schinken unter der Decke hängen und bekommen für nur 10€ ein leckeres Abendbrot mit geröstetem Brot, passierten Tomaten, einem großen Teller voll Schinken, einem kleine Teller Wurst und zwei kleinen Gläsern Bier.

Life-Musik am 4. Advent
Life-Musik am 4. Advent

Danach lassen wir uns durch die Stadt treiben und genießen unsere Lieblings-Combo von gestern, der es diesmal sogar gelingt, die Leute zum Tanzen zu bringen. Als wir an der Bar vorbei kommen, in der wir gestern gegessen hatten, kehren wir noch einmal ein und beschließen dort den Abend.

Erkundungstour durch Dublin

Nach ordentlichem Ausschlafen und einem Frühstück, dass uns gewährt wird, obwohl wir deutlich zu spät im Frühstücksraum erscheinen (wir mögen doch morgen bitte bis 9:30 beim Frühstück sein), machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Wir haben eigentlich kein konkretes Programm, sondern wollen uns ein wenig treiben lassen. Den Tag ausklingen lassen, wollen wir bei einen Fish-Dinner in Howth, einem Fischerei- und Segelhafen.

The Spire von Nahem betrachtet
The Spire von Nahem betrachtet

So bummeln wir wieder die O’Connell Street entlang und bewundern die Spire und die Hauptpost, die im Rahmen der Unabhängigkeit Irlands einen große Rolle gespielt hat. Hier wurde von den Rebellen die Unabhängigkeitserklärung verlesen. Dies führte aber auch dazu, dass sich die Rebellen erst einmal für mehrere Tage in dem Gebäude verschanzen mussten und erst als ihre Kameraden ihnen zu Hilfe kamen konnten sie sich befreien und die Unabhängigkeit umsetzen.

Skulptur von Arnaldo Pomodoro genannt ‘Sphere with Sphere’ vor der Berkley Library
Skulptur von Arnaldo Pomodoro genannt ‘Sphere with Sphere’ vor der Berkley Library

Unser Ziel ist das Trinity College und dort eigentlich die alte Bibliothek. OK, in das College kommen wir herein, aber vor der Bibliothek hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Wir haben keine Lust auf die Schlange und schlendern weiter über das Gelände zur Science Galery. Hier finden wir eine kleine aber gute mit viel Humor gemachte Ausstellung zur Klimaforschung und, nicht zu unterschätzen, einen Kaffee.

Wettersprüche im Science Center
Wettersprüche im Science Center

Danach machen wir uns auf den Weg in Richtung ‚Dublin Castle‘. Dabei gehen wir auch einen Schlenker durch die Grafton Street. Puh, dies ist eindeutig eine Touristenfalle. Alle 30 bis 40 m finden sich irgendwelche Kleinkünstler, die um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlen und natürlich jede Menge Geschäfte, die mit allen Mitteln Käufer anziehen wollen. Na ja, muss man auch einmal gesehen haben.

Blumenhändlerin auf der Grafton Street
Blumenhändlerin auf der Grafton Street

Jetzt steht uns der Sinn nach einem kleinen Snack. Petra kann sich daran erinnern, dass es im Gewölbe der ‚Christ Church Cathedral‘ ein Café gibt, in dem man auch Kuchen bekommt. Vielleicht eine gute Kombination. Wir finden auch das Café im Gewölbe aber es hat, auch wenn alles auf ist und die Küche beleuchtet ist, geschlossen.

– Schade eigentlich –

Die Katze und die Ratte im Gewölbe der Christ Church
Die Katze und die Ratte im Gewölbe der Christ Church

Das Kurioseste, dass in den Gewölben ausgestellt ist, sind die Skelette von einer Ratte und einer Katze, die sich bei einer Verfolgungsjagd in einer Orgelpfeife gefangen und dort dann gemeinsam Ihre Leben beendet haben. Das ist Schicksal.

Christ Church
Christ Church

Mittlerweile knurren unsere Mägen so deutlich, dass wir keine Ruhe mehr finden, uns die Ausstellung genauer anzusehen. So machen wir uns auf nach Temple Bar, wo es jede Menge Pubs und Restaurants geben soll. Zu Hause in Deutschland habe ich immer gedacht, dass es sich bei Temple Bar um ein einziges Pub handelt, um das man am besten einen großen Bogen macht, dass es eh von Touristen überlaufen ist. Dies kann man so nicht stehen lassen.

  • Erstens ist es ein ganzes Viertel,
  • zweitens gibt es dort eine ganze Menge Pubs, verschiedene Restaurants und Geschäfte
  • drittens ein sehr gemischtes Publikum.
Kunst in der Kapelle
Kunst in der Kapelle

Wir finden am Ende auch eine Art Sandwich/Salat Cafeteria. Mit der Frage: ‚Do you know how it works? Antwort: No!‘ beginnen wir unter Hilfe des Personals, uns einen Salat und ein Sandwich zusammen zu stellen. Alles hat eine hervorragende Qualität. Also nichts mit Touristenfalle, dass hier auch viele Touristen sind, finde ich OK und es ist so schön, die Leute auf der Straße zu beobachten.

Die Vögel in der Kapelle
Die Vögel in der Kapelle

Gut gestärkt gehen wir noch in den vorderen Teil des ‚Dublin Castle‘ und entdecken durch Zufall eine wunderbare Installation einer Künstlerin (Katrine Koester Holst), die in der Abbey des Castle’s Porzellan Vögel drapiert und diese mit Fäden zur Kanzel verbunden hat. Dadurch entsteht im Raum ein ganz toller Eindruck. Im Hof entdecken wir dann noch Teile an den Wänden, die wie aufgeweichte Pappe wirken, die jemand daran geworfen hat. Auch diese sind von ihr.

Werbung für ein Fischlokal auf einem LKW in Howth
Werbung für ein Fischlokal auf einem LKW in Howth

Leider schließt das Dublin Castle um 16:45, so dass wir die herausragende Library, in der über Jahrhunderte alte Schriften im historischen Zusammenhang ausgestellt werden, nicht mehr besichtigen können. Schade, aber wir sind bestimmt nicht das letzte Mal in Dublin.

Seehund im Hafen von Howth
Seehund im Hafen von Howth

Also nun an die Küste. Dafür haben wir uns Howth ausgesucht. Dieser Ort wird beschrieben als Fischerort mit einem Segelhafen, in dem man auch gut Fisch essen kann. Das hört sich gut an. Wir wandern also zur nächsten Bahnstation und fahren dort hin. Irgendwie erinnert mich die Fahrt an die S-Bahn von Hamburg-Hbf nach Wedel. Howth liegt übrigens auf einer Halbinsel nördlich von Dublin. Ich hatte bereits einmal gehört, dass bei Dublin eine Segel-Hochburg sein soll.

Here we are!

Kräftiger Fischkutter mit Howth im Hintergrund
Kräftiger Fischkutter mit Howth im Hintergrund

Die ‚kleinen‘ Fischerboote des Reiseführers entpuppen sich als stabile  seegängige moderne Fischkutter und der Segelhafen als Yacht Club mit einer aktiven Regatta Scene. An diesem Wochenende findet hier die Autumn League, vergleichbar zur deutschen Segelbundesliga, statt.  Wir finden hier auch Hinweise auf die älteste Einheitsklasse Europas, die 17-Footer ein gaffelgetakeltes Kielboot, das immer noch aktiv gesegelt wird.

Segelboote in Howth
Segelboote in Howth

Den Abend in Howth beschließen wir in einem Pub östlich des Hafens mit einem guten Fisch-Dinner. Als es dunkel ist, schlendern wir durch die Straßen zurück zum Bahnhof und fahren nach Dublin. Howth zählt definitiv zu den Häfen, die ich gerne von See aus einmal anlaufen würde.

Von der Großstadt auf‘s platte Land

Eigentlich wollten wir heute vormittags ins Kunstmuseum. Das macht aber erst um 12 Uhr auf. Was machen wir bis dahin? Gleich daneben ist das Heard Museum, welches sich mit der Kultur der amerikanischen Indianer beschäftigt. Darüber hatte ich auch schon viel Positives gelesen. Da es eine Stunde früher aufmacht, ändern wir mal wieder den Plan. Vor der Methodistenkirche versuchen uns drei Männer in Messgewändern in ihren Gottesdienst zu locken, aber wir lassen uns nicht vom richtigen Weg abbringen…

Die Palmen und der grüne Rasen in der Innenstadt von Phoenix wirken auf uns etwas deplatziert
Die Palmen und der grüne Rasen in der Innenstadt von Phoenix wirken auf uns etwas deplatziert

Wir sehen eine Ausstellung über Nahrungsmittel, die vom amerikanischen Kontinent ihre Reise um die Welt angetreten haben, von Kakao über Vanille bis hin zu Tomaten und Kartoffeln, aber auch der Farbstoff Cochinille ist dabei. Danach sehen wir Bilder von Georgia O‘Keefe, die sie in New Mexico von der Landschaft und von den Kachina-Puppen der Hopi gemalt hat. Wir schlendern noch ein wenig durch die anderen Ausstellungen, in denen Kleidung, Schmuck und Gebrauchsgegenstände der einzelnen Stämme gezeigt werden. Danach haben wir genug gesehen und genießen in dem schönen Innenhof noch einen Kaffee in der Sonne bevor wir uns auf den Weg nach Norden machen.

Gut, dass manches nicht ins Auto passt ;-)
Gut, dass manches nicht ins Auto passt 😉

Die Route führt durch die Sonora-Wüste durch kleine Orte, in denen man sich komplett als Cowboy ausrüsten lassen kann. Danach geht es eine steile Straße hinauf in die schroffen Berge. Hier müssen wir uns von den Saguaros verabschieden, die nur in der Sonora-Wüste wachsen. In der nachfolgenden Hochebene schließt sich eine Ranch an die andere an. Dann geht es wieder hinauf. Hier wachsen große Pinien und es liegt gelegentlich ein klein wenig Schnee. In Prescott, einer alten Goldgräberstadt und für 4 Jahre auch Hauptstadt von Arizona machen wir Pause und essen in einem großen Saloon Hamburger. Dazu gibt es Live-Musik. Vor dem Saloon hatte ein junger Mann Banjo gespielt. Sie hatten ihn und seine Freundin hinein gebeten und ihnen freie Verpflegung angeboten, wenn er bei ihnen im Saloon spielt. Vom Banjo wechselt er schließlich auf Steelguitar und seine Freundin spielt dazu auf der singenden Säge.

Musiker im Saloon von Prescott
Musiker im Saloon von Prescott

Wir beeilen uns weiterzukommen, um vor der Dunkelheit noch nach Ash Fork zu gelangen. Der Weg führt durch urige runde Felsen und dann wieder durch Prärie und schließlich Pinien. Bei Chino Valley sehen wir Antilopen neben der Straße grasen. Es ist schon leicht dämmrig, als wir in Ash Fork ankommen. Nun sind wir wirklich auf dem Land. Wir fahren eine Runde durch den Ort, um nach einer Unterkunft zu suchen. Es gibt zwei geöffnete Motels und ein geschlossenes, dass zum Kauf angeboten wird. Das erste Motel sieht am Besten aus. Das Zimmer kostet 35 Dollar die Nacht. Soviel haben wir schon vor 25 Jahren im Motel 6 bezahlt. Aber unsere Ansprüche müssen wir nun definitiv herunterschrauben. Beim Anblick des Fernsehers frage ich mich, ob der noch Schwarzweiß ist. In der Ecke bullert ein kleiner Gasofen, aber das Zimmer ist sauber.

Draußen ist es sehr kalt, aber wir haben erst einmal Fluchtgedanken und drehen noch eine Runde durch den Ort. Auf dem Rückweg kehren wir in eine kleine Bar ein. Sie sieht von draußen ganz ordentlich aus. Innen ist sie einfach mit einem Billardtisch, wenigen Tischen, holzvertäfelt und einer Bar. Naja, denken wir, trinken wir halt ein Bier und gehen dann wieder.

Von links nach rechts: Wyatt Earp, Morgan Earp und Doc Holiday. Laut Aufschrift haben sie hier im Saloon mal Karten gespielt
Von links nach rechts: Wyatt Earp, Morgan Earp und Doc Holiday. Laut Aufschrift haben sie hier im Saloon mal Karten gespielt

Aber wir haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er fängt sofort ein Gespräch mit uns an. Er versichert uns, wir seien im besten Motel am Orte, es habe die besten Fernseher und sei sauber. Er steckt uns eine Karte mit der Adresse einer Unterbringung in Williams zu und rät uns, zum Frühstück eine halbe Stunde weiterzufahren bis Seligman. Das einzige Café hier im Ort sei nicht so berauschend. Im Laufe des Abends erfahren wir dann seine Lebensgeschichte: Er ist Jahrgang 1942, hat einen deutschen Urgoßvater, der eine Blackfoot geheiratet hat, väterlicherseits und eine Cherokee-Großmutter mütterlicherseits. Er ist hier in der Gegend aufgewachsen, als eines von drei Kindern einer alleinerziehenden Mutter, die als Kellnerin gearbeitet hat. Mit 16 Jahren ist er zur Armee gegangen und war mehrere Jahre in Japan, wo er nicht nur fließend Japanisch gelernt hat, sondern auch die Liebe zum Motorrad fahren und zum Reis essen entdeckt hat.

Neugierige Dohlengrackel im Hof des Heard-Museums
Neugierige Dohlengrackel im Hof des Heard-Museums

Danach hat er eine Ausbildung zum Elektriker gemacht, ist anschließend aufs College gegangen, mit dem Ziel zu studieren. Der Ausbildungsgang auf dem College war neu und er hat seinen Lehrer beim Unterrichten unterstützt. Das hat ihm Spaß gemacht und so ist er schließlich Mathematiklehrer geworden. Diesen Beruf musste er aufgeben, als er schwer erkrankte. Deshalb hat er sich selbständig gemacht und hat Unterrichtsmaterialien hergestellt, womit er sehr viel Geld verdient hat. Damit konnte er es sich leisten mit seiner Frau die Welt zu bereisen. Besonders gut hat ihm Neuseeland gefallen, aber er war auch in Indien und Australien. Nun ist er wieder zu Hause, hat diese Bar gekauft und zieht seine beiden Enkelkinder mit groß, die sein ein und alles sind. Er hat den beiden schon jeweils ein Motorrad gekauft, obwohl die Jüngste erst sieben Jahre alt ist. Als stolzer Großvater ist er fest davon überzeugt, dass beide hochbegabt sind und er träumt davon, dass sie eines Tages zur Stanford University gehen können. Das will er ihnen auf jeden Fall finanzieren.

Déjà-vu in Old Tucson

Heute morgen sitzen wir mit allen anderen Gästen zusammen am großen Tisch beim Frühstück: einem Paar aus Utah, was vor mehreren Metern Pulverschnee geflüchtet ist, einem Paar aus Melbourne/Australien, dass gerne Flugzeuge ansehen möchte und einer Dame aus Minnesota, die gerne Vögel beobachten möchte. Dazu braucht sie eigentlich nicht viel unternehmen: Ich habe heute morgen schon vom Fenster aus Helmwachteln beobachtet, die sich lautstark mit den Tauben gestritten haben.

Helmwachtel und Taube
Helmwachtel und Taube

Wir wollen heute als erstes zur Uni. Dort gibt es eine Fotografie-Sammlung, die unter anderem das Archiv von Ansel Adams besitzt. Zur Zeit gibt es eine Ausstellung mit Werken von Charles Harbutt. Sie gefällt uns ausgesprochen gut.

In Tucson gibt es nicht nur Fahrradwege, sondern auch eine Straßenbahn!
In Tucson gibt es nicht nur Fahrradwege, sondern auch eine Straßenbahn!

Nach einem kurzen Imbiss in einer netten Cafeteria im Uni-Viertel, bei dem wir die Sonne genießen, machen wir uns auf den Weg zur Gates Pass Road im Westen von Tucson. An ihr liegen mehrere Attraktionen und die Straße wurde in allen Reiseführern als besonders schön beschrieben. Dem können wir uns nur anschließen. Sie ist eine kleine kurvenreiche Straße, die über einen Pass und durch eine wunderschöne Kakteenlandschaft führt. Wir sind schwer begeistert. Eigentlich wollten wir ins Wüstenmuseum, aber vorher machen wir noch einen Abstecher in die Old Tucson Studios. Wir dachten, es wäre nur ein kurzer Besuch, aber wir bleiben den ganzen Nachmittag dort.

Auf dem Gelände wurde in den 30er Jahren für einen Western mal die urspründliche Stadt Tucson nachgebaut, da die reale Stadt schon viel zu zivilisiert war. Dann hat man das Ganze für Besucher geöffnet und dann kamen mehr und mehr Filmproduzenten auf den Geschmack. Über 700 Filme, Fernsehaufnahmen und Werbesports wurden hier gedreht. Vor einigen Jahren ist die Hälfte des Geländes abgebrannt, aber davon ist heute nichts mehr zu sehen. Wir dürfen überall nach Herzenslust herumlaufen. Es gibt reichlich Läden und dazu tolle Shows. Und wenn uns das hier irgendwie vertraut vorkommt, ist das sicherlich kein Zufall. – Es wird Zeit mal wieder einen Western zu gucken…

Da uns das Uni-Viertel so gut gefallen hat, suchen wir uns dort anschließend ein kleines libanesisches Restaurant für unser Abendessen, bevor wir uns im Hotelgarten in dem schönen heißen Whirlpower die Rücken massieren lassen und dabei die Sterne bewundern. Nachdem wir wieder in unserem Zimmer sind, trabt draußen vor dem Fenster ein Pekari vorbei.

Institut du Monde Arabe

Für unseren letzten Tag in Paris haben wir uns das Institut du Monde Arabe vorgenommen. Uns lockt die interessante Fassade, der Ausblick vom Restaurant auf dem Dach und natürlich auch die Ausstellungen. Wir beginnen unseren Besuch mit einer Tasse Kaffee auf dem Dach. Von dort bewundern wir den Blick über die Stadt. Währenddessen beginnt der Regen zu tröpfeln. Von oben arbeiten wir uns nun nach unten durch und starten mit der ständigen Ausstellung. Diese reicht von Mesopotamien und dem Gilgamesch-Epos über den Handel mit dem römischen Reich, der Entwicklung der Städte, der Entstehung der drei Hauptreligionen bis hin zu den Wissenschaften. Erschöpft geben wir nach etwas über der Hälfte auf und stärken uns erst einmal mit einem sehr leckeren Mittagessen im hauseigenen Restaurant. Besonders beeindrucken uns aber die gleichwertige und vergleichende Darstellung der drei Religionen und die alten Werke über Mathematik und Astronomie.

Eingangsschild und Fassade des Instituts

Anschließend stürzen wir uns auf die aktuelle Kunstausstellung. Diese widmet sich der Frage, wie Künstler aus dem Nahen Osten den menschlichen Körper darstellen. Im 19. Jahrhundert kamen die ersten Studenten von dort nach Europa, um Kunst zu studieren. Zu ihrer Ausbildung gehörte zwingend auch die Darstellung von Akten. Wie gingen sie damit um, entwickelten sie später eine eigene Art und Weise, den menschlichen Körper darzustellen? Die Ausstellung ist sehr vielfältig und bietet so einige Überraschungen, die wir hier nicht verraten.

Fassadenelemente von innen

Währenddessen gehen draußen mehrere Gewittergüsse nieder. Wir sind froh, drinnen zu sein. Damit endet unser Besuch in Paris und wir holen anschließend unser Gepäck aus dem Hotel und machen uns auf den Weg zum Gare de l’Est und unserem Nachtzug nach Hannover.

Pavillon vor dem Institut entworfen von Zaha Hadid