Wusstet Ihr, dass Spanien ein Kletter-El-Dorado ist? Nun, wir waren heute nicht klettern, sondern wandern.
Schöner Ausblick auf den Stausee vom El Mirador
Mit Kirchen, Palästen und Moscheen sind wir erst einmal durch. Aus unseren diversen Reise- und Wanderführern hatten wir uns die Gegend ‚Desfiladero de los Gaitanes‘ herausgesucht, die für ihre dramatischen Felsformationen bekannt ist und das Kletterparadies in Europa sein soll. Also machen wir uns wieder vor dem Frühstück auf den Weg.
Der Wanderweg führt durch einen kleinen Tunnel. Auf der anderen Seite sind mehrere Höhlen im Fels
Ausgangspunkt der Wanderung soll das Restaurant ‚El Mirador‘ sein, das bestimmt auch etwas für hungrige Wanderer hat. Als wir gegen 10:00 Uhr dort ankommen, sind wir die ersten Gäste und werden mit einem enormen Bocadillo belohnt und der Name ist Programm. Von dort überschaut man die beiden Stauseen, die die Zuflüsse in die ‚El Chorro‘-Schlucht heutzutage regulieren. Früher soll es hier immer wieder schwere Überflutungen gegeben haben. Daher hat sie auch ihren Namen, was nichts anderes heißt als ‚Die Schnelle‘.
Neu angepflanzte einheimische Bäume
Nun kann es losgehen. Wir gehen den Schotterweg in Richtung der Schlucht. Dort angekommen dürfen wir aber nicht auf den „hängenden Weg“ in die Schlucht. Wir sind genauso enttäuscht wie einige andere Wanderer. Dies hat man wohl geahnt und extra jemanden dort platziert, der aufpasst, dass auch wirklich keiner über den Bauzaun steigt. Wir sprechen ihn an und erfahren, dass der Weg absturzgefährdet ist und bis zum Sommer erneuert wird. So etwas wird eben im Winter gemacht.
Verbliebene Eukalyptusbäume am Stausee
Also machen wir uns auf den Rückweg am Rückhaltebecken vor der Schlucht entlang. Hier ist man gerade dabei, die Eukalyptus Bäume zu fällen und mit heimischen Bäumen wieder aufzuforsten.
Fahrt durch die Berge, die uns an den Yosemite erinnern
Am Auto angekommen stellen wir fest, dass es gut war einigermaßen früh da zu sein, denn nun ist der Parkplatz beim ‚El Mirador‘ übervoll, da es scheinbar eine Sitte ist, an Neujahr essen zu gehen. Wir verlassen den Ort mit dem Ziel, die Schlucht von der anderen Seite anzufahren. Vielleicht sieht man dort mehr.
Reste einer Kirche, die anscheinend aus dem massiven Fels geschlagen wurde
Der Weg führt uns durch eine atemberaubende Landschaft, die uns an den Yosemite-Park in Kalifornien erinnert. Zwischendrin gibt es einen Hinweis auf archäologische Ausgrabungen von Bobastro. Sagt uns gar nichts, also hin. Normalerweise soll man dort 3€ Eintritt zahlen, aber es ist niemand dort, die Tür ist auf und wir bewegen uns alleine auf dem Gelände.
Das Becken des Pumpspeicherwerks auf dem Gipfel des Berges
Hier haben zur Mauren-Zeit bis in die Zeit von Abd al-Rahman III Leute gelebt, deren Anführer Umar Ibn Hafsun man heute wohl einen ‚Warlord‘ nennen würde. Er hat um sich Leute gescharrt, die mit den Herrschenden nicht klar kamen. Die Siedlung war auf einem Berg und gut geschützt und von dort wurden auch immer wieder Beutezüge unternommen. Er hat immer wieder mit Jemandem paktiert und dann die Abmachungen gebrochen. Es gab hier auch eine Kirche. Der Spuk war mit seinem Tode schnell vorbei und sein Sohn hat sich Abd al-Rahman III unterworfen. Wie wir wissen, ist aber auch dieses Reich nach dessen Tode zerfallen.
Vier der fünf Gänsegeier, die über uns kreisten
Oberhalb von Bobastro stehen wir plötzlich am Ufer eines sehr hoch gelegenen Pumpspeicherwerkes – irgendwie bizarr! Am Ende der Straße befindet sich dann ein wunderbarer Aussichtspunkt und, wie praktisch, eine kleine Taverne. Das schreit nach einem Heißgetränk. Über der Taverne kreisen die Gänsegeier und wir sind fast die einzigen Gäste.
Alter und neuer Weg durch die Chorro-Schlucht
Wir fahren zurück und dann wirklich zur Schlucht. Nun kommen wir doch noch auf unsere Kosten. Es ist ein toller Ort. Mit dem Fernglas können wir von hier auch den Zustand des Weges begutachten. Nun, es ist besser, dass wir den Alten nicht benutzt haben und der Neue, der schon teilweise fertig ist sieht viel besser aus. Vielleicht nächstes Mal.
Die Mezquita wirkt von außen eher unscheinbar. Nur die äußeren Abmessungen lassen Größeres erahnen.
Neben der Alhambra in Granada steht auch die Mezquita in Córdoba auf dem Pflichtprogramm eines jeden Andalusien-Reisenden. Von hier gibt es jede Menge Bilder, die das Bild Spaniens prägen. Wir brechen also wieder früh auf und fahren nach Córdoba. Glücklicherweise hält sich der Andrang im Winter in Grenzen. Es gibt keine Probleme, das Auto zu lassen und ohne große Schlangen kommen wir hinein. Zunächst einige Infos zur Mezquita:
Nur an wenigen Stellen lässt sich noch der ursprüngliche Raumeindruck der mit 175m x 134m größten Moschee der Welt erahnen
An dem Ort gab es zur Westgoten-Zeit von Spanien eine Kirche. Als die Mauren nach Spanien kamen, haben sie sich den Bau zunächst mit den Christen geteilt. Geht also auch.
Der Mihrab der Moschee
Dann nahmen die Moslems an Zahl stark zu und sie wollten eine eigene große Moschee bauen. Also kauften sie den Christen die Kirche ab, wie freiwillig das war, ist nicht überliefert. In drei Abschnitten entstand dann die Mezquita unter drei aufeinander folgenden Herrscher, Abd ar-Rahman I & II und al-Mansur. Abd ar-Rahman III ließ sich westlich von Cordoba eine neue Stadt bauen. Aber dazu später.
Wilde Mischung aus christlichen und muslimischen Bestandteilen
Als dann die Christen Córdoba eroberten, hatten sie nichts besseres zu tun, als mitten in die Mezquita eine Kirche zu bauen und jede Nische mit irgendeinem Altar oder einer Kapelle zu nutzen.
Mittendrin dann diese Kathedrale…
Herausgekommen ist ein verwirrender Stil-Mix. Es ist schade, wieviel dabei von dem ursprünglichen Bau verloren gegangen ist. Ein Audio-Guide gibt viele Informationen, aber wir drehen noch eine zweite Runde ohne die Quasselstrippe. Nach einiger Zeit meldet sich in meinem Kopf wieder der Overflow-Warnton und ich muss dringend raus, um nicht schwermütig zu werden. Zudem ist es in dem Gemäuer sehr kalt (gefühlte null Grad).
Rekonstruktion des Wasserrades aus dem 9. Jh., das die Wasserversorgung des Alcazar sicherstellte
Der Gang auf die alte Römer-Brücke – ja die waren auch hier, sie haben Córdoba sogar gegründet – versöhnt mich wieder. Danach setzen wir uns in die Sonne auf den Marktplatz von Córdoba und wollen eigentlich ‚churros con chocolate‘ probieren, aber die sind bereits ausverkauft. Also Schokolade mit einem Sandkuchen – besser als nichts.
Blick auf die Ausgrabungsstätte
Im Reiseführer lesen wir über eine Ausgrabungsstätte, ‚Madinat al-Zahra‚ genannt. Hier wollte sich Abd ar-Rahman III in einer eigens gegründeten Stadt verewigen. Wir entscheiden dort hinzufahren.
Wieder aufgebaute Säule
Zu der Ausgrabungsstätte gehört auch eine gut gemachte Ausstellung, die noch viele Informationen zur damaligen Zeit und der Einordnung dieser Stadtgründung gibt. Abd ar-Rahman hatte für sich selbst den Titel Kalif angenommen. Zum guten Ton eines Kalifen gehört es, eine eigene Stadt zu gründen. Er hatte sich damit direkt in Konkurrenz zum Kalifen in Bagdad gesetzt und insbesondere dem weiteren Gegenkalifat der Fatimiden in Nordafrika. Das erklärt auch die Scharmützel, die er sich in Nordafrika geliefert hat und einiger ‚Piratenüberfälle‘ an der Küste.
Rekonstruierte Halle
Der Bau der Stadt endete nach etwa 70 Jahren als er starb und man sich über seine Thronfolge nicht einigen konnte. Das Reich zerfiel daraufhin in viele kleine Fürstentümer, die sich gegenseitig bekriegten.
Diese nutzten die Anlage abwechseln für die durchziehenden Heere. Na ja und bekanntlich gehen Soldaten dann mit den Unterkünften und der Bevölkerung nicht pfleglich um. Das war das Ende von Madinat al-Zahra. Über die Jahrhunderte wurde der Ort dann reichlich geplündert und verfiel.
Rekonstruierter Portikus
Zum Schluss deckte die Natur dann noch eine konservierende Schicht darüber und das ganze fiel bis 1911 in einen Dornröschenschlaf. Wachgeküsst wurde es von Archäologen, die in dieser Zeit in Europa und der Welt sehr aktiv wurden. Seither hat man vieles ausgegraben und teilweise auch restauriert, so dass man einen Eindruck von der Anlage bekommt.
Wer Córdoba und die Mezquita besucht, sollte unbedingt auch hierherkommen und mindestens 2 Stunden mitbringen. Erst dann wird der Eindruck rund.
Heute morgen sind wir um 8:30 Uhr in der Dämmerung aufgebrochen, um nach Gibraltar zu fahren. Wir nehmen die Autobahn und zahlen unterwegs für dieses Privileg auf 130 km fast 10 € Mautgebühr.
Dicht hinter den Booten beginnt die Start- und Landebahn des Flughafens. Die Häuser im Hintergrund gehören zu La Linea auf der spanischen Seite.
Gibraltar – was erwartet uns dort eigentlich? Der Reiseführer schweigt sich aus. Das Navi weiß auch nicht wo das ist. Unter Spanien ist es nicht zu finden und unter Großbrittanien auch nicht. Also geben wir La Linea Stadtzentrum ein. Das ist die Stadt auf der spanischen Seite. Woanders hatten wir gelesen, man solle sein Auto sowieso lieber auf spanischer Seite lassen, da es immer Stau an der Grenze gäbe. Wir hatten beschlossen auf spanischer Seite zu frühstücken, das Auto dort zu lassen und dann zu Fuß die Grenze zu passieren.
Blick über den Yachthafen auf den Felsen
Die erste Überraschung: La Linea sieht ziemlich ärmlich aus, fast alles hat zu, also folgen wir erst einmal der Ausschilderung nach Gibraltar. Zweite Überraschung: von Stau keine Spur. Wir fahren über die Grenze. Der spanische Grenzposten ist verweist. Die Briten wollen unseren Ausweis sehen. Wir fragen vorsichtshalber, auf welcher Seite man hier fährt. „Wie in Spanien“, ist die Antwort – also rechts und nicht links. Was nun? Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes keinen Plan, aber den braucht man auch nicht wirklich. Der Felsen ist von überall zu sehen, ringsum ist Wasser, dazwischen nicht viel Platz. 6,5 Quadratkilometer hat die Halbinsel, 29 km an asphaltierten Straßen, 1,2 km Grenze zu Spanien und 12 km Küstenlinie. Das Auto braucht man hier nicht wirklich. Neben einer Baustelle am Hafen finden wir einen freien Parkplatz. Ocean Village steht auf einem großen Schild. Wir folgen der Ausschilderung und landen im Yachthafen. In einem kleinen schwimmenden Café bekommen wir unser ersehntes Frühstück. Ich frage mich, ob ich die Leute hier auf Spanisch oder Englisch ansprechen soll. Dritte Überraschung: Wir werden auf Spanisch begrüßt. Bezahlen dürfen wir hinterher in Britischen Pfund. Ich nutze die Chance und lese die örtliche Zeitung zum Frühstück. Es muss schon ein sehr eigenes Lebensgefühl hier sein. Neben den üblichen Nachrichten einer Kleinstadt mit 29000 Einwohnern geht es darum, dass die EU Spanien endlich Druck macht, die Situation an der Grenze zu verbessern. Man regt sich über spanische Fischer in den eigenen Gewässern auf und über ein spanisches Marineschiff, dass die heimischen Gewässer häufiger durchfährt: Nutzt es nun das internationale Recht auf friedliche Durchfahrt oder betreibt es Spionage? Es klingt alles ein wenig nach Verfolgungswahn. Ansonsten lieben die Bewohner Gibraltars die EU und haben etwas gegen britische Politiker, die den Austritt aus der EU fordern. Dann würde für Gibraltar nicht mehr das EU Recht gelten, sondern der Vertrag von Utrecht von 1713, in dem Spanien widerstrebend Gibraltar an Großbrittanien abgegeben hat. Dann wäre es vorbei mit der offenen Grenze und es wäre auch vorbei für die vielen Menschen, die auf spanischer Seite leben und in Gibraltar arbeiten.
Affe auf dem Dach der großen Kasematten neben der Markthalle
Nach dem Frühstück schlendern wir weiter durch das Ocean Village und den Yachthafen. Es gibt viele schicke Designerläden, die heute alle geschlossen haben, eine Megayacht, die als Hotelschiff dient und ein Casino. Zwischen den letzten Yachten und der Startbahn des Flughafens sind nur wenige Meter. Die Startbahn überquert man, direkt nach Grenzübertritt. Eine Ampel regelt den Verkehr und in der Zeitung stand, dass es ab März einen Verbindung nach Marokko geben soll. Das wäre dann mit 30 Minuten der kürzeste Interkontinentalflug. Alles fühlt sich hier sehr eng an und darüber ragt der Felsen 426m in die Luft.
Auf der Main Road zwei von vielen Kanonen, am Boden das Wappen Gibraltars mit dem Schlüssel zum Mittelmeer
Wir verlassen das Ocena Village. An der Markthalle finden wir einen Stadtplan. Unser Versuch einen aus dem Automaten zu ziehen, scheitert. Der Weg führt uns durch wuchtige Verteidigungsmauern auf einen kleinen Platz. Vierte Überraschung: hier treffen wir den ersten Affen. Ich dachte, die säßen nur oben auf dem Felsen. Aber dem war es bei dem Wetter wohl zu einsam und zu kalt da oben.
Affen füttern verboten!
Fünfte Überraschung: von hier aus beginnt eine sehr gemütliche Einkaufsstraße, wie sie so auch in jeder anderen wohlhabenden europäischen Kleinstadt angetroffen werden könnte. Das einzig bemerkenswerte sind die vielen Läden für Spirituosen und Zigaretten, die heute aber auch geschlossen haben. Sechste Überraschung: Im Schaufenster des Postamtes sind Sondermarken zum 75. Jahrestag der Evakuierung Gibraltars ausgestellt. Wir haben den Eindruck, wir wissen gar nichts über Gibraltar. Wir kaufen anschließend ein paar DVDs über die Geschichte Gibraltars. Leider können wir die erst zu Hause anschauen.
Wie zu erwarten – eine britische Telefonzelle.
Am Ende der Einkaufsstraße befindet sich wieder eine dicke Stadtmauer. Siebte Überraschung: Auf einem Schild lesen wir, dass Gibraltar mehrfach Opfer von Piraten wurde. Achte Überraschung: Hinter dem Stadttor gibt es einen kleinen Friedhof zu Ehren der Opfer der Schlacht von Trafalgar. Es liegen dort tatsächlich aber nur zwei der Opfer begraben. Auf der anderen Straßenseite steht eine Statue von Nelson. In Richtung entdecken wir einen weiteren Yachthafen. Auch den müssen wir natürlich erkunden. Alles ist wieder sehr schick. Nett gekleidete Menschen sitzen in dick gepolsterten Korbstühlen neben den allgegenwärtigen liebevollrestaurierten historischen Kanonen und schlürfen eisgekühlte Getränke, während sich ihre sorgfältig frisierten Hündchen in rosa Daunenjäckchen auf dem Nachbarstuhl in der Sonne räkeln. Wir könnten auch schon wieder etwas zu trinken vertragen, aber bitte nicht hier!
Noch ein Yachthafen
Wir laufen zurück zur Main Road und finden dort eine Bar neben dem Gerichtsgebäude. Neunte Überraschung: Der Kellner kommt aus Deutschland und erzählt uns, dass auch er in La Linea wohnt und täglich mit dem Bus zur Arbeit fährt. Er zahlt dort drüben 300€ für ein WG-Zimmer, während eine Einzimmerwohnung in Gibraltar 1000 Britische Pfund im Monat kosten würde. Er bestätigt uns, dass es im Sommer lange Staus an der Grenze gibt. 4 Stunden Wartezeit können da schon mal vorkommen. Er hat aber Verständnis für die spanischen Grenzkontrollen, denn viele würden versuchen, Spirituosen und Zigaretten nach Spanien zu schmuggeln. Was lernen wir daraus: Große Steuerunterschiede erzeugen Kriminalität, die erzeugt Kontrollen und die wiederum erzeugen Unmut bei den zu Unrecht verdächtigten und deshalb in ihrer Bewegungsfreiheit behinderten. Da ist die Lösung doch eigentlich ganz einfach: Schafft die Steuerunterschiede ab! Wenn es denn so einfach wäre, denn genau von diesen Steuerunterschieden lebt Gibraltar. Vom Militär, so wie früher, können sie schon lange nicht mehr leben.
Blick in die Werft
Zehnte Überraschung: Die Seilbahn zum Gipfel fährt heute nicht, die Taxifahrer wollen Unsummen und ob es da oben Parkplätze gibt, kann uns keiner sagen. Die Sonne hat sich mittlerweile verkrochen und einem eisigen Nordwestwind das Feld überlassen. Der zerrt schon hier unten an unseren Rucksäcken, wie wird es da erst oben sein? Wir verzichten auf die Tour und bleiben unten.
Der Strand
An den Hafenanlagen und der Werft laufen wir vorbei. Ich hatte gelesen, dass Gibraltar Petroleum importiert und dann wieder exportiert. Davon können wir hier nichts erkennen. Weiter draußen liegen jedoch etliche Frachter vor Anker, einige werden gerade betankt.
Der Weg durch den zweiten Tunnel
Der Weg führt durch einen kleinen engen Tunnel und elfte Überraschung: Wir stehen am Strand! Na ja, was sich so Strand nennt. Grobe runde Kiesel, kräftiger Seegang, der bei noch mehr Wind die Kiesel auch über die Schutzmauer auf die Strandpromenade wirft. Darüber steil aufragende Felsen mit vielen Höhlen, die teils zugemauert und mit Schießscharten versehen sind. An einer Stelle stürzt Wasser aus großer Höhe herab.
Moschee am Europa Punkt
Der Weg führt weiter durch den nächsten etwas großzügigeren, aber dafür noch längeren Tunnel zur zwölften Überraschung: einer Moschee, anscheinend von den Saudis finanziert, direkt am Europa Punkt. Daneben die dreizehnte Überraschung: ein Bauschild für die Gibraltar Universität. Wie gesagt, es gibt hier nur 29000 Einwohner, aber vielleicht suchen sie schon einmal die zukünftigen Einnahmequellen, falls es doch irgendwann mit den Steuervergünstigungen vorbei sein sollte?
Das schmutzige Ende am Leuchtturm
Vorn auf der Spitze zielt eine große Kanone in Richtung Afrika. Der Wind pfeift, unten am Wassersaum viele Möwen auf dem Wasser. Nach einem Blick über das Geländer wissen wir auch warum: Das Abwasser läuft der Farbe nach zu urteilen ungeklärt ins Meer (13. Überraschung). Danach folgt gleich die 14. Überraschung: ein Schild in polnischer Sprache. Was machen die denn hier? Wir lesen genauer nach: 1943 ist hier die polnische Exilregierung mit dem Flugzeug abgestürzt.
Ein großen Geschütz zielt am Europa Punkt auf die afrikanische Küste
Wir würden gerne auf der anderen Seite des Felsens zurück laufen. Das geht jedoch nicht, da es keinen Fußweg gibt und so nehmen wir wieder auf der Westseite eine höher gelegene Straße für den Rückweg. Auch bei der Ausreise gibt es keinerlei Komplikationen. Niemand will unsere Ausweise sehen. Der Weg mit dem Auto führt auf sehr verschlungenen Wegen hinaus. In La Linea halten wir noch einmal an der Strandpromenade für einen Blick zurück.
Blick zurück von La Linea
Für den Rückweg nehmen wir nun die mautfreie Strecken. Sie führt durch unglaublich viele Kreisel dichter an der Küste entlang, die durchgehend zwischen Gibraltar und Málaga bebaut ist.
Heute steht ein echtes Highlight auf dem Programm! Aber zunächst ein wichtiger Hinweis für Nachahmer:
Der Palast Karls des V., 1526 erbaut von einem Schüler Michelangelos
Die Eintrittskarten für die Alhambra können und sollten im Internet orher bestellt und bezahlt werden, wenn man auch das Highlight, den Nasriden-Palast, sehen möchte. Es gibt die Frühschicht von 8:30 – 12:30 und die Spätschicht von 14:00 – 18:00 und für den Nasriden-Palast kann man sich eine bestimmte Eintrittszeit aussucht (in der Praxis eine begrenzte Auswahl). Diese muss man einhalten. Wir hatten die Spätschicht gewählt und 16:00 für den Nasriden-Palast. Dies stellte sich als ideal heraus, da wir genug Zeit für alles hatten und am Ende sogar noch einen wundervollen Sonnenuntergang auf der Alcazabar genießen durften.
In der Kirche Santa Maria, die Isabella 1492 anstelle der Hofmoschee errichten ließ
Aber nun der Reihe nach: An diesem Morgen stehen wir früh auf und versuchen das Frühstück im Hotel, um Zeit zu sparen. Schon die Rezensionen hatte es als nicht so gut beschrieben. OK man wird satt, es geht schnell und der Raum erinnert eher an eine Wartehalle. Unsere Wahl für die nächsten Tage steht fest.
Das erstaunliche Innere des Palastes Karls V., der mit einer Sondersteuer für Muslime finanziert wurde
Mit dem Auto gelangen wir problemlos nach Granada und die Alhambra ist wie zu erwarten, hervorragend ausgeschildert. Mehr als 2 Millionen Besucher im Jahr wollen vernünftig gelenkt werden. Dies ist auch der Grund für die etwas aufwendig anmutende Ticketprozedur. Wenn man aber da ist, ist man froh darüber, denn obwohl auch dieser Tag dann ausverkauft ist, hat man nicht den Eindruck von Überfüllung.
Zypressenallee auf dem Weg zum Generalife
Da wir bereits gegen 12:00 da sind, gehen wir erst einmal in den Bereich, der ohne Karten zugänglich ist. Dies ist der Bereich um den Palast von Carlos V, der sich seinen Palast direkt neben den Nasriden-Palast bauen ließ. Neben diesem Palast steht als weiterer Fremdkörper auch eine Kirche. Nach der Eroberung von Granada durch die ‚christlichen‘ Könige wurde alles muslimische als schlecht und minderwertig angesehen. Wieviel Kultur und Wissen dabei verloren ging, wird uns hier immer wieder vor Augen geführt und man spürt immer wieder Ärger über die Borniertheit der Christen gegenüber anderen aufkommen.
Wasserspiele in den Gärten des Generalife
Punkt 14:00 Uhr geht es los und wir werden in den zugangsbeschränkten Bereich der Alhambra eingelassen. Als erstes besuchen wir den Generalife-Palast. Er liegt außerhalb der Alhambra, war so etwas wie eine Sommerresidenz mit viel Grün und in den Gärten wurde auch Obst und Gemüse für die Herrscher angebaut. Gleichzeitig war er auch ein Zentraler Ort für die Wasserversorgung der Alhambra. Auch der Generalife hat einen vorzüglichen Blick über Granada. Man kann sich vorstellen, dass es hier im heißen Sommer gut auszuhalten war.
Blick aus dem Generalife-Palast auf die Alhambra mit der Kirche Santa Maria
An den unteren Gärten des Generalife gibt es noch ein Auditorium, in dem schon so manch ein berühmter Musiker aufgetreten ist. Abends muss es hier eine tolle Atmosphäre geben. Nachdem wir diesen Bereich ausgiebig bewundert haben, schlendern wir über den oberen Bereich der Alhambra an Gärten, dem alten Kloster, das heute ein Parador-Hotel ist, bereits erwähnter Kirche und dem Palast Karls des V. vorbei zum Eingang des Nasriden-Palastes.
Der zentrale Bereich des Generalife: der Wasserbeckenhof ‚Patio de la Acequia‘ aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts
Nun ja, hier bildet sich eine Schlange aus Leuten, die für 15:30, 16:00 und 16:00 Einlass-Karten haben. Ich gehe also an der Schlange entlang, um zu schauen, wie sich das wohl sortiert. Mit typisch spanischer Gelassenheit winkt der Kontrolleur die Leute aus der Schlange, die mit 15:30 ( es ist bereits 15:45) nun endlich reingehen sollen. Einige Chinesen haben dies nicht mitbekommen aber irgendwie funktioniert es am Ende. Dann kehrt Ruhe in der Schlange ein, die nun eine Mischung aus 16:00 Uhr und 16:30 Uhr ist. Um 16:00 Uhr fängt die Prozedur wieder an. Alle Leute, die noch nicht dran sind, werden zur Seite gebeten und wir werden nach und nach eingelassen, so dass sich im ersten Raum nicht zu viele Leute stauen.
Im Nasriden-Palast gibt es kaum eine Stelle, die nicht verziert ist
So, nun heißt es Luft anhalten und staunen. Diese Paläste in den wärmeren Gegenden sind häufig ein Ensemble aus Gebäuden mit Innenhöfen. Man geht von Einem zum Nächsten und kommt aus dem Staunen über die handwerkliche Kunst nicht heraus. Was dort aus Holz, Stuck und Mamor gezaubert wurde, verdient höchste Anerkennung. Die Krönung ist der Löwenhof. Es ist mit Worten nicht zu fassen. Wir können nicht anders, als es einfach nur zu bewundern und versuchen, es mit der Kamera einzufangen.
Prächtige Kuppel des Saals der zwei Schwestern
Immer wieder werden Besuchergruppen durchgeführt und wir sind froh, dass wir uns frei bewegen dürfen und nicht an eine Gruppe gebunden sind. So können wir auf Momente warten, in denen wir nur mit relativ wenigen Leuten zusammen sind, um den Ort besser zu genießen. Sicher ist es von den Organisatoren nicht so gedacht, aber wir sind 1,5 Stunden in dem Palast und keiner hetzt uns.
Schöne Tür
Als wir den Nasriden-Palast gegen 17:45 verlassen, sind wir noch ganz benommen und die Sonne beginnt unterzugehen. Auch wenn 18:00 UhrSchluß ist, werden wir noch in die Alcazaba eingelassen und man schickt uns Schnur stracks zum südwestlichen Wachturm, auf dem man noch einmal im Sonnenuntergang einen tollen Blick über Granada, die Alhambra, den Generalife bis zur schneebedeckten Sierra Nevada hat.
Blick vom Turm der Alcazaba, im Hintergrund die Sierra Nevada
Gegen 18:00 kommt ein Mitarbeiter auf den Turm und bittet die Besucher sehr einfühlsam, sich langsam in Richtung Ausgang zu begeben. Ihm ist offensichtlich klar, dass wir uns alle nur sehr schwer von dem Anblick trennen können. Mit diesen Eindrücken trotten wir über die Alhambra zurück zu unserem Auto, immer begleitet von freundlichen Blicken und einem ‚Adios‘ der Mitarbeiter, die aufpassen, dass wir den Rückweg auch finden.
Heute Morgen haben wir zunächst einmal ein gutes Frühstückslokal gefunden. Es ist direkt neben der Markthalle und man bekommt hervorragende Bocadillos (belegte Brötchen). Das Lokal brodelt vor Vitalität.
Der Weg in die Alcazaba führt durch maurische Torbögen mit römischen Säulen
Der heutige Tag soll unter dem Thema ‚Mauren-Festung‘ stehen. Wenn man sich mit der Geschichte von Málaga beschäftigt, stellt man fest, dass dieser Ort schon immer sehr begehrt war.
Der Weg in die Alcazaba ist sehr verschlungen und führt durch lauschige Ecken mit kleinen Wasserspielen
Schon in der Steinzeit siedelten hier Menschen (siehe Höhlenmalerei). Später nutzten die Phönizier (aus dem Nahen Osten) diesen Ort als Handelsplatz. Dann kamen Römer, Karthager, nachdem sich der alte Kriegstreiber Cato durchgesetzt hatte, wieder die Römer, danach die Westgoten und schließlich die Mauren, die diesen Platz für eine vortreffliche Hafenstadt hielten. Ihnen war natürlich klar, wenn sie hier so einfach hereinspazieren, können andere, die man dann vorsichtshalber Piraten nannte, das auch.
Holzdecke im Mudéjares-Stil
Praktischer Weise befindet sich ganz in der Nähe des Hafens ein kleiner Berg, von dem man einen guten Überblick über das Land und die See hat.
Interessante Dächer
Dies hatten bereits die Phönizier erkannt, die bereits auf der Spitze einen Leuchtturm errichteten (Gibralfaro). Die Römer und Karthager behielten diese Sitte dann bei und errichteten am Fuß ein Theater und eine Festung.
Orangenhof im Nasridenpalast der Alcazaba
Als dann die Mauren die Westgoten vertrieben, haben sie diese nützliche Anlage weiter ausgebaut und dabei auch Steine des für sie nutzlosen Theaters verarbeitet. In der Folge zieht sich vom Fuß bis auf die Spitze eine Festungsanlage. Sie beherbergte auch den örtlichen Herrscher in der Alcazaba, man will ja standesgemäß und sicher leben. Die Anlage war übrigens mit der Stadtmauer verbunden und damit auch zum Hafen angebunden.
Ausgestellte Schale zum Thema „Maurische Keramikkunst“
Als dann Isabelle von Kastilien mit ihrem Mann Ferdinand von Aragon die Mauren wieder aus Spanien vertrieben, mussten sie diese Festung aushungern. Sie war zu damaliger Zeit schlicht uneinnehmbar.
Blick vom Gibralfaro (Leuchtturmberg) auf die Wehrmauern, die ihn mit der Alcazaba verbinden
Da Isabelle und Ferdinand mit der maurischen Kultur nicht viel am Hut hatten, wurden alle Moscheen entweder zerstört oder zu Kirchen gemacht und andere Bauten verfielen, so auch die Festung. Um 1920 herum fing man an, sich für das Erbe wieder zu interessieren und ab 1940 wurde die Anlage Stück für Stück wieder restauriert.
Blick vom Gibralfaro über den Hafen und die Stadt
Definitiv ist dies im Sommer ein schöner Ort, da über der Stadt immer ein Wind weht und die Hitze besser zu ertragen ist. Jetzt ist es zwar nicht heiß, aber in der Sonne kann man es sich sowohl in dem Cafe der Alcazaba als auch in dem Cafe des Gibralfaro sehr gut gehen lassen.
Blick vom Gibralfaro Richtung Norden und Osten
Auf dem Weg hinunter suchen wir einen weniger ausgetretenen Pfad, da wir eigentlich noch zum englischen Friedhof wollen, aber der ist zu. Hier liegen alle nicht Katholischen begraben. Bis zu seiner Eröffnung wurden Ungläubige, übrigens auch Protestanten, am Strand verscharrt. Na ja, nicht ganz nett, aber sie haben davon auch nichts mehr mitbekommen. Soviel zum Thema radikale Gläubige.
….oder wo man mit dem Segelboot nicht so schnell hinkommt