
Als wir alles bekommen und im Hotel verstaut haben, zeigt die Uhr immer noch keine Eins. Na bitte, heute kann es mit dem Englischen Friedhof klappen. Also los geht’s. Wie bereits beschrieben, ist der Englische Friedhof eine Kuriosität, die erst durch Ignoranz der spanischen Katholiken entstanden ist. Seit 1831 können hier Andersgläubige bestattet werden.

Das jüngste Grab, das wir sehen, ist von Ende 2013. Die Mehrheit der Gräber ist von Engländern, aber es sind auch etliche Deutsche dabei. Auf dem Friedhof ist eine Kapelle, die von der anglikanischen Kirche betrieben wird. In der Beschreibung des Friedhofes steht, dass es die einzige in Spanien sei, wir können das nicht ganz glauben, aber nehmen es erst einmal hin.

Auch hier erleben wir eine Überraschung. Auf dem Friedhof befindet sich auch ein Sammelgrab für die ertrunkenen Seeleute der SMS ‚Gneisenau‘, sowie deren Kapitän. Wir wussten nichts über dieses Schiff.

Es handelte sich um ein Kadettenausbildungsschiff der deutschen kaiserlichen Marine, dass am 16.12.1900 vor Málaga strandete. Ehrlich gesagt haben die ein enormes Pech gehabt. Bei Oststurm wollten sie in den schützenden Hafen von Málaga einlaufen, hatten bereits die Segel geborgen und dann streikte die blöde Maschine. Die ‚Gneisenau‘ trieb auf die Hafenmole und zerschellte dort. Bei dem Unglück kamen 42 von etwa 400 Besatzungsmitgliedern ums Leben, unter ihnen auch der Chief, der Erste Offizier und der Kapitän. Bei den anderen Toten handelte es sich vornehmlich um Schiffsjungen und niedere Ränge.

Das wirft für uns einige Fragen auf. Haben sich die anderen in Sicherheit gebracht ohne auf die Jungs zu schauen? Bei den drei Führungsoffizieren handelt es sich für uns ganz klar um Selbstmord. Auf jeden Fall hat die Mannschaft der ‚Gorch Fock II‘ im Jahr 2000 dem Grab einen Besuch abgestattet und eine restaurierte Gedenkplakette angebracht.

Wir werden um 14:00Uhr freundlich gebeten, den Friedhof zu verlassen, da man nun schließen möchte.

Umkehren tun wir an einem Restaurant mit einem Strand. Wir genehmigen uns jeder einen Salat und etwas zu trinken. Leider landen wir im Zuständigkeitsbereich von „José“, einem Kellner, der offensichtlich noch nicht lange in Spanien lebt und chinesische Wurzeln hat.

Er hat es sich in den Kopf gesetzt, neue Technologien hier einzuführen. Im Gegensatz zu seine Kollegen hantiert er mit einem Smart-Phone, um die Bestellungen aufzunehmen und er bekommt auch nicht mit, wenn sich Gäste umsetzen bzw. bezahlen und Trinkgeld liegen lassen. Es kommt alles irgendwann und am Ende hilft nur ‚José aqui! la cuenta por favor!‘ Ist eigentlich nicht die richtige Art mit einem spanische Kellner umzugehen, aber auch andere jüngere Gäste beginnen sich einen Spaß daraus zu machen. Der Platz ist dafür um so besser. Eine herrliche Sicht auf die Bucht von Málaga. Danach laufen wir in den Sonnenuntergang zurück zum Hotel.

Bereits heute morgen haben wir gesehen, dass auf dem zentralen Platz in der Stadt eine Bühne aufgebaut wurde. Das Programm für den heutigen Abend ist also klar: Essen und dann in die Stadt. Essen im Restaurant wird schwierig, da viele geschlossen haben. Also vertilgen wir unsere Vorräte an Obst, Brot und Käse. Dann packen wir unsere 24 Weintrauben ein und machen uns kurz vor 23:00 Uhr auf den Weg. Wir sind offensichtlich nicht die Einzigen.

Auf dem Platz ‚De la Constitution‘ spielt nun eine Band und versucht etwas Stimmung zu machen. Allerdings ist Fröhlichkeit auch hier in Spanien ein ernsthaftes Unterfangen! Man konnte heute am Tage bereits die Grundausstattung ‚Sylvester‘ bestehend aus Luftschlange, bunter Pappbrille, Spitzhütchen zum selbst basteln, ein wenig Konfetti, einer kleinen Tröte und natürlich 12 Weintrauben kaufen. Leider alles in einer versilberten Plastikverpackung, die dann natürlich überall herumliegt. Kurz vor Mitternacht werden die Weintrauben bereit gehalten. Als es dann soweit ist muss ich mich an den Weintrauben verschlucken, schaffe es aber beim 12. Schlag alle Trauben intus zu haben.

Happy New Year Miss Sophie!!!!