Heute ist der große Tag: der runde Geburtstag, wegen dem wir die ganze Reise angetreten haben. Wir fangen schon am Vorabend an zu feiern, setzen die Party mit einem Frühstück fort und abends dann mit einem Essen im besten Restaurant von Morro Bay mit Blick auf den Sonnenuntergang hinter der Sandbank.
Endlich am Pazifik
Heute sind wir endlich am Pazifik. Wir fahren nach Los Osos an die Steilküste. Auch hier kommt das Tele wieder zum Einsatz. Weit draußen sehen wir große Wale, vermutlich Grauwale auf ihrem Weg nach Mexiko.
Entspannt wie ein Otter
Heute mittag fahren wir nach Morro Bay, schauen durch ein paar Geschäfte, gehen Essen und beobachten ansonsten die Tiere und genießen es wieder am Wasser zu sein. Dadurch kommt endlich mal das Teleobjektiv auf der Kamera zum Einsatz.
In Kalifornien putzen die Cowboys ab jetzt die Solarpanels
Nach einer etwas unruhigen Nacht und einem mäßigen Frühstück brechen wir heute Vormittag zu unserer letzten Etappe auf. Nach der Chihuahua-Wüste, der Sonora-Wüste und der Mohave-Wüste folgt jetzt noch die Agrar-Wüste. Rechts und links erst Obstplantagen dann Farmland. Im Internet hatten wir gelesen, dass die größte Farm hier 3500 Mitarbeiter hat. Zwischen den Feldern sind keinerlei Grünstreifen, es ist wirklich eine Wüste. Außerdem Erdölpumpen und eine große Raffinerie, sowie ein riesiges Umspannwerk.

Als der Highway schließlich hinauf in die Berge führt, wo auch der Himmel endlich wieder blau ist, halten wir erst einmal an und atmen auf. Ein paar Kühe sind etwas irritiert. Das kommt wohl nicht so oft vor. Eigentlich hatten wir erwartet im California Valley noch mehr Rinderherden zu sehen, aber das ist die letzte große Herde. In den Bergen sehen wir noch ein paar kleinere Herden danach folgt das California Valley. Was dort zuerst aussieht wie Wasser, sind etliche Solarfarmen. Überall stehen jetzt Schilder mit der Aufschrift „Solar Ranch“. Weitere Solarfarmen sind gerade im Aufbau. Von Rindern ist nichts mehr zu sehen. Was machen jetzt wohl die Cowboys? – Putzen die in Zukunft die Solarpanels?
Gegen 13 Uhr kommen wir in Creston an. Wir verscheuchen erst einmal ein Reh aus dem Rosenbeet. Es sieht ziemlich mager aus. Es hat den ganzen Herbst und Winter weder geregnet noch geschneit.Alles ist extrem trocken.
Außer den Tieren ist niemand zu Hause, aber nachdem wir eine halbe Stunde Streicheleinheiten verteilt haben, dürfen wir trotzdem reinkommen.
Geisterstädte gestern, heute und morgen
Gestern abend war es schon sehr mild und auch heute morgen ist es mild. Wir haben die Uhren um eine Stunde zurückgestellt. Nur die innere Uhr macht natürlich nicht mit und so wache ich pünktlich um halb acht nach Arizona-Zeit auf. Gestern waren wir nach unserem Frühstück so satt gewesen, dass wir den restlichen Tag außer einem Eis und ein paar salzigen Snacks nichts mehr gegessen haben. Deshalb haben wir heute morgen auch keine große Lust auf ein großes Frühstück.

Das Zimmer hat eine Mikrowelle. Ich kaufe nebenan im Liquor-Store eine Packung Teebeutel. So frühstücken wir mit Kuchen, Tee und Banane. Nebenher suche ich mit dem Kindle nach einem geeigneten Reiseführer. Wir haben alle gedruckten Reiseführer zu Hause gelassen. Sie sind uns mittlerweile zu schwer zum Mitnehmen und eigentlich auch zu alt. In Arizona sind wir mit Reiseführern aus dem Kindle-Store sehr gut klargekommen, aber die waren auch nur für Arizona.

Ich finde auch einen für die Route 66 und lade ihn herunter, denn wir wollen weiter auf der Route 66 nach Westen. Dazu müssen wir wieder ein Stück auf die Interstate 40, dann auf den Highway 95 und dann an einer unscheinbaren Abzweigung auf die Route 66. Schon diese Abzweigung hätten wir ohne Reiseführer wahrscheinlich übersehen. Auf der Route 66 waren wir bislang nicht so sehr viel langsamer als auf der Interstate und es war definitiv nicht langweilig, was es sonst bei langen Wüstentouren schnell werden kann.

Unseren ersten Zwischenstopp legen wir in Goffs ein. Die Schranke am Bahnübergang ist runter. Das Café neben dem Übergang ist ein Trümmerhaufen. Als die Schranke wieder hochgeht, hält ein Mann mit seinem Auto an, als er mich mit der Kamera sieht. Er fragt, ob ich schon in Goffs war. Das soll ich mir unbedingt ansehen und auch das Bagdad Café hinter Ludlow. Das wäre nämlich das wahre Bagdad Café, wo der Film gedreht wurde. Alle würden sagen, die Route 66 wäre in Ludlow zu Ende. Das wäre aber nicht wahr. Ich bedanke mich freundlich und wir halten brav in Goffs am Schulhaus. Hier hat jemand alles Mögliche an alten Dingen zusammengetragen, aber das Gelände ist leider abgeschlossen und so fahren wir weiter.

Entlang der Straße verläuft ein kleiner Damm, denn Leute genutzt haben, um aus Steinen Buchstaben und Wörter zu legen. Das geht kilomerterlang so entlang der Straße. Den Ort Bagdad genauso wie den Ort Klondike finden wir nicht, auch wenn sie als Orte in der Karte eingezeichnet sind. Es gibt kein Ortsschild, keine Gebäude, noch nicht mal Ruinen. Im Reiseführer steht ganz lapidar, dass auf Luftaufnahmen noch Strukturen ehemaliger Besiedlung zu erkennen seien. Das ist wohl schon lange her, dass Bagdad mal eine Geisterstadt war.

In Ludlow bekommen wir langsam Hunger. Ludlow selber besteht nur noch aus Ruinen, aber es gibt eine Abfahrt von der Interstate samt Tankstelle und Café. Hier war ursprünglich mal eine Wasserversorgung für die Dampflokomotiven, dann hat man Gold entdeckt und es wurde eine Goldgräberstadt. Unterwegs hatten wir einen umgekippten Zug mit Autowaggons gesehen, denn Arbeiter mit einem Bagger gerade in seine Einzlteile zerlegten Wir fragen danach. Die Inhaberin weiß davon nichts, berichtet aber, dass vor Kurzem ganz in der Nähe zwei Züge zusammengestoßen seien.

Hinter Ludlow verläuft die Route 66 sehr dicht an der Interstate und der Zustand der Straße wird deutlich schlechter. In Newberry Springs finden wir dann auch das Bagdad Café. Als ich die Bedienung sehe, habe ich eigentlich keine Lust was zu essen. Wir trinken einen Kaffee und essen dann doch etwas Eis und Kuchen zum Nachtisch dazu. Uns wird sofort das Gästebuch herbeigeschleppt, wo wir uns verewigen müssen und man besteht darauf, dass wir uns hinter dem Tresen fotografieren lassen, bevor wir wieder gehen dürfen.

Die Bedienung beschwert sich, dass es so schrecklich kalt sei. Es sind angenehme 20°C und wir sind im T-Shirt unterwegs. Ja, aber es sei doch so windig. Das stimmt allerdings. Unterwegs haben wir einen Sandsturm im Tal südlich von der Strecke gesehen. Außerdem sei das Wetter so unvorhersagbar. Ich glaub, der war noch nie in Deutschland…

Kurz vor Barstow machen wir noch einen Abstecher zur Geisterstadt Calico. Was wir unterwegs an Besiedlung sehen ist von dem Zustand „Geisterstadt“ auch kaum zu unterscheiden. Calico selbst ist dann eher eine Touristenfalle als eine Geisterstadt. Hier wurde mal Silber und Borax abgebaut. Die Minen sind zu sehen und auch teilweise zu besichtigen.

Es gibt viele Holzhäuser im alten Stil, aber vor dem Wiederaufbau hätte sie vielleicht doch mal einen Denkmalpfleger kontaktieren sollen, denn die Schichtplatten gab es so sicherlich damals nicht. Auch die Klimaanlagen erinnern nicht gerade an eine Geisterstadt aus dem 19. Jahrhundert. Nicht nur, dass die Stadt selbst Eintritt kostet, auch jede sonstige Attraktion kostet noch einmal extra. Der Busladung asiatischer Touristen scheint es zu gefallen. Wir flüchten, tanken nochmal voll und verlassen nun die Route 66.

Auf dem Highway 58 haben wir nun noch eine gute Tagesreise bis nach Creston vor uns. In Mojave in den Bergen treffen wir nach sechs Tagen zum ersten Mal auf einen Windpark. Er ist schon ziemlich alt. Viele kleine Windräder stehen sehr dicht beieinander. Aber dazwischen stehen auch schon etliche große moderne Windkraftanlagen. Kurze Zeit später sehen wir Dunst. Wir rollen nun hinab Richtung Bakersfield und plötzlich ist die Mojave-Wüste vorbei. Schlagartig haben wir den Eindruck in dem Kalifornien zu sein, dass wir kennen. Wir überholen einen LkW mit Zitrusfrüchten. Obst und Gemüse haben mir die letzten Tage am meisten gefehlt. Darauf freue ich mich schon. Dann kommen auch schon die ersten Obstplantagen links und rechts.

In Bakersfield suchen wir uns ein Hotel in der Innenstadt. Es ist sehr ordentlich, aber leider haben wir übersehen, dass es sehr dicht an der Bahnstrecke ist. Und wenn mal kein Zug fährt und kein Auto, dann lärmt immer noch die Klimaanlage auch in ausgeschaltetem Zustand. Das als Kingsize angepriesene Bett hat noch nicht mal Queen-Size Größe. Dafür sind wir in der Innenstadt und gehen bei einem Chinesen essen. Das hätten wir weiter draußen in einem Motel sicher nicht gekonnt.