Wanderung in der Wüste

Dieser hübsche rote Vogel ist unser erster Gast
Dieser hübsche rote Vogel ist unser erster Gast

Als erstes stellen wir heute so früh wie möglich wieder die GoPro nach draußen, streuen eine Handvoll Müsli davor und erweitern das Menü um ein Schälchen Waser. Nun wird unser kleines Restaurant zur In-Location und wir kommen vor lauter Filmen und Fotografieren kaum zum Frühstücken. Auch eine größere Gruppe an Helmwachteln stellt sich ein und bleibt der Einfachheit halber gleich dort.

Sperling und im Hintergrund Helmwachteln
Sperling und im Hintergrund Helmwachteln

Sharbani soll heute Morgen zum Flughafen gebracht werden und wir wollen Downtown in einen Park am Rio Grande. Dort soll es viele verschiedene Vögel geben.

Carolinataube auch Trauertaube genannt (englisch: Mourning dove)
Carolinataube auch Trauertaube genannt (englisch: Mourning dove)

Aber wo ist der Autoschlüssel für den Hyundai? Wir sollen eigentlich dieses Auto nehmen. Der Hyundai wurde gestern morgen noch für einige Besorgungen bewegt und der Schlüssel hängt nicht am Schlüsselbrett. Die Sucherei führt zu keinem Erfolg und der späteste Zeitpunkt für den Start zum Flughafen von El Paso kommt näher.

Im Vorgarten brüten die Carolinatauben in einem Chollabusch
Im Vorgarten brüten die Carolinatauben in einem Chollabusch

Wir schicken die beiden auf die Reise und ändern unsere Pläne. Ganz in der Nähe des Hauses beginnt die Wüstenebene vor den Organ Mountains mit einigen Dirt Roads auf denen wir eine große Wanderrunde durch die Gegend machen.

Im Vorgarten brüten die Carolinatauben in einem Chollabusch
Im Vorgarten brüten die Carolinatauben in einem Chollabusch

Für das Abendbrot, zu dem wir Besuch von der aus Deutschland stammenden Christina erwarteb, müssen wir noch etwas einkaufen. Wir haben vor das Abendbrot eher Deutsch zu gestalten. Also mit frischem Brot, Wurst, Käse und Schinken.

Sanjay ist mit dem anderen Auto wieder zurück und wir wollen uns auf den Weg machen, da findet Petra den Autoschlüssel des Hyundai. Er lag im anderen Auto auf der Beifahrerseite. Tja, da hatte keiner geschaut, da keiner damit gerechnet hatte, dass der Schlüssel diesen Weg nimmt. Alle sind erleichtert und happy.

Unser Spaziergang führt durch diverse ausgetrocknete Flussbetten
Unser Spaziergang führt durch diverse ausgetrocknete Flussbetten

Wir hatten morgens bereits Brot zum Backen vorbereitet und bereiten nun das Abendbrot vor, das nun eine Mischung aus Italien und Deutschland wird. Christina ist mit ihrer Familie nun schon etliche Jahrzehnte in New Mexico. Sie hat aber die Zeit des Mauerfalles als Bewohnerin von Kreuzberg hautnah erlebt. So dreht sich das Gespräch von uns um diese Zeit. Sanjay und Romir lauschen gespannt, da für sie diese Zeit und auch die Ereignisse weit weg waren, bzw. Romir noch nicht geboren war.

Wir packen bereits unsere Sachen und schauen danach noch „The State of the Union Speech“ von Joe Biden. Es entspinnt sich eine intensive Diskussion um das politische Weltgeschehen. Am Ende kommen wir zu der Überzeugung, dass wir an diesem Abend keine Lösung für alle Probleme finden werden.

Organ Mountains

Haus in der Wüste
Neubau an der Soledad Canyon Road

In den Organ Mountains östlich von Las Cruces gibt es viele Wandertouren. Heute fahren wir zum Bar Canyon Trail. Dazu fahren wir die Soledad Canyon Road ganz bis zum Ende. Hier sind viele Neubauten entstanden. In Kalifornien sind die Immobilienpreise so hoch, dass Menschen ihre kleinen Häuser dort für eine Dreiviertel Millionen Dollar verkaufen und sich dafür in New Mexiko, wo das Bauland günstiger ist, eine große Villa bauen. Wo wohl das Wasser hier in der Wüste für all die Menschen herkommen soll?

Defektes Windrad am Beginn des Bar Canyon Trail
Defektes Windrad am Beginn des Bar Canyon Trail
Ohne Windrad sind auch die Wasserspeicher am Wanderweg leer
Ohne Windrad sind auch die Wasserspeicher am Wanderweg leer

Auf dem Parkplatz lassen wir das Auto zurück und folgen der Wegmarkierung. Einige Leute kommen hierher, um mit ihren Hunden spazieren zu gehen, andere kommen zum Wandern. Hier oben ist es sehr ruhig und wir haben sehr viel Glück mit dem Wetter, da es heute nicht so warm ist. Am Weg finden wir wieder viele blühende Wüstenpflanzen. Tiere sehen wir hier keine, nur einige Losung von Rehen oder Oryxantilopen.

Nachmittags fahren wir zu den Hot Springs in Truth or Consequences. Dort quillt heißes Wasser aus der Erde und fließt in den Rio Grande. Es gibt dort Badeanstalten mit Hot Pots direkt am Ufer. Alles sehr entspannend.

Unsere Badekabine in Truth or Consequences
Unsere Badekabine in Truth or Consequences

Nach dieser Entspannung fahren wir wieder nach Las Cruces, da Sharbani für ihre bevorstehende Reise packen muss.

Museum und Mesilla

Chuckwalla im Naturkundemuseum Las Cruces
Chuckwalla im Naturkundemuseum Las Cruces

Vormittags besuchen wir in den Las Cruces Museums die Ausstellung von fünf Künstlerinnen aus der Gegend. Sharbani ist eine von ihnen und hat drei Werke dort ausgestellt. Nebenan ist auch noch das Naturkundemuseum. Wir sind neugierig, was es dort zu sehen gibt und starten dem Museum noch einen kurzen Besuch ab.

Dornrand-Weichschildkröte im Naturkundemuseum Las Cruces
Dornrand-Weichschildkröte im Naturkundemuseum Las Cruces

Zum Lunch fahren wir zu Andele`s Dog House. Es ist der Gartenableger eines Guten Restaurants. Es ist sehr nett dort und wir haben Spaß mit einem Jungen, der sich offensichtlich für diese komisch sprechenden Leute interessiert. Die Fisch Takkos, die wir bekommen, schmecken auch sehr gut und diesmal haben wir gelernt, dass wir uns einen Teller für zwei Personen bestellt haben. Nun stimmt auch die Menge.

Gophernatter im Naturkundemuseum Las Cruces
Gophernatter im Naturkundemuseum Las Cruces

Danach bummeln noch ein wenig im historischen Stadtviertel von Mesilla. Klar, die Shops sind teilweise sehr touristisch ausgerichtet, aber manchmal ist es auch lustig, sich den Kram anzuschauen. Zurück im Haus treffen wir Romir. Auch die Hundebande hat sich erweitert und wir werden stürmisch begrüßt.

Vogelspinne im Naturkundemuseum Las Cruces
Vogelspinne im Naturkundemuseum Las Cruces. Sie ernähren sich u.a. von Kakerlaken und Mücken, sind also nützliche Tierchen

Nach so viel Tieren im Museum packen wir unsere GoPro aus und setzen sie im Busch vor dem Küchenfenster vor eine kleine Schale mit Müsli. Schneller als erwartet haben wir Kundschaft. Zwei kleine Kaninchen mit großen Ohren stellen sich ein. Während das erste frisst, wartet das zweite Kaninchen geduldig daneben. Dann ist es auch an der Reihe. Wir sind überrascht. Mit den beiden hatten wir nicht gerechnet. Wir hatten eher auf Helmwachteln spekuliert, die wir hier schon öfter gesehen haben.

Audubon Baumwollschwanzkaninchen
Audubon Baumwollschwanzkaninchen

Für das Dinner hat Romir ein nettes Restaurant, das „Double Eagle“, in Mesilla ausgesucht. Dort erfahren wir auch noch einiges über die Geistergeschichte des Hauses. Das Haus gehörte früher einer Eisenbahnbesitzer Familie. Als der Sohn des Hauses eine Affäre mit einer Angestellten hat und dabei von seinen Eltern erwischt wird, werden er und seine Geliebte von diesen mit einer Schere ermordet. Seit dem soll ein Geist in dem Gebäude umgehen. Es gibt sogar ein verwaschenes Foto.

 

Das Flussbett hoch, am Kaktus links, an den Kaktuszwillingen vorbei und dann in die Schlucht

Schäfchenwolken über einem Berg
Heute ist auch der Himmel dekorativ

Wir haben auf der Dinnerparty gestern den Vorschlag für eine gute Wandertour bekommen. Dafür müssen wir einige Meilen nach Norden zum Slot Canyon. Die Straße führt am Rio Grande entlang durch zahlreiche Pekannuss-Plantagen mit ihren Bewässerungsanlagen.  Ursprünglich kommen die Pekannussbäume aus dem Einzugsgebiet des Mississippi.

Ausgetrocknetes Flussbett
Hier beginnt unser Wanderweg flussaufwärts im ausgetrockneten Flussbett

Mit der Kommot App haben wir eine Rundtour zusammen gestellt. Die App hat sich auch hier sehr bewährt und ersetzt die ganzen Wanderkarten, die man früher so mit sich herum geschleppt hat.  Der Wanderweg ist nicht beschildert, auch der Parkplatz lässt nicht vermuten, was sich hinter dem abgeschlossen Gatter verbirgt, was man überklettern muss, um auf den Wanderweg zu gelangen. Es geht erst einmal in einem trockenen Flussbett bergan, an „Pudding-Fels“ vorbei und dann auf einen Geröllrücken.

Felsen mit vielen Einschlüssen
„Pudding-Fels“ nennt unsere Freundin, diese Art von Gestein, in das viele kleinere Steine eingeschlossen sind, wie Rosinen in einem Pudding

Wir sind begeistert von all den Pflanzen, die in dieser trockenen Umgebung überleben können. Der Weg ist mit kleinen Steinhaufen markiert. An einer Stelle verlieren wir etwas die Orientierung, aber die App bringt uns wieder zurück auf den Pfad. Zur besseren Orientierung Anderer setzen wir erst einmal selbst einen neuen Steinhaufen.

Dann geht’s in ein trockenes Flussbett und über einen weiteren Rücken in das Bett, dass in den Slot Canyon führen soll. Wir folgen dem Weg, der immer enger wird. Dann verschwinden wir in einer Schlucht, die immer tiefer und dramatischer wird. An der tiefsten Stelle ist sie geschätzt etwa 20 m tief und nur etwa 1m breit. Danach öffnet sich der Canyon wieder in das Tal.

Unterhalb des Slot Canyon wird das Flussbett wieder breit
Unterhalb des Slot Canyon wird das Flussbett wieder breit
Rio Grande
Rio Grande

Auf dem Rückweg halten wir noch am Rio Grande, der hier noch ein klein wenig Wasser führt. Jetzt haben wir Hunger und Durst. Für einen kleinen Mittagssnack halten wir deshalb am Blue Moon Saloon an der Straße nach Las Cruces und landen mitten in Filmaufnahmen zu irgendeiner Biker Story. Vor dem Saloon stehen jede Menge Harleys. In unserem Outfit geben wir keine guten Statisten ab. Deshalb sind wir uns mit der Saloon Besatzung, die sehr nett ist, einig, dass wir uns etwas anderes suchen.

Werbetafel am Blue Moon Saloon
Jetzt wissen wir warum die Dinosaurier ausgestorben sind…

Zum Lunch fahren wir nun in die Stadt und gehen in das Matteo, einem Diner, der sich auf Mexikanisches Essen und Getränke spezialisiert hat. Alles ist sehr gut, aber wie in USA üblich viel zu viel. Ein großes Getränk ist ein Liter!

Nach dem Lunch besuchen wir den COAS Buchladen, wo es eine riesen Auswahl von neuen aber auch gebrauchten Büchern gibt. In diesem Laden kann man einen ganzen Tag verbringen.

Den Abend verbringen wir gemütlich im Haus.

Ankommen in Las Cruces

Sandsturm bei Las Cruces
Sandsturm bei Las Cruces

Zum Ankommen in Las Cruces gönnen wir uns erst einmal etwas Ruhe mit Ausschlafen, Bilder bearbeiten und Artikel schreiben. Die beiden Hunde haben sich mittlerweile von der Begrüßungsfreude beruhigt und liegen uns zu Füßen.

Großer Kaktus mit gelben Früchten
Kaktus mit Früchten

Um die Gegend einmal wieder zu erkunden, unternehmen wir eine Wanderung an der Straße in Richtung der Berge. Die Temperaturen sind angenehm, aber es weht ein scharfer Wind. In Richtung Nordwest können wir einen Sandsturm sehen. Wir hoffen, dass er sich nicht weiter zu uns ausweitet.

Geöffnete Kaktusfrucht
Geöffnete Kaktusfrucht

Über West Las Cruces sehen wir ein Feuer mit dickem schwarzen Rauch, der dann in weißen Wasserdampf übergeht. Ein sicheres Zeichen, dass die Feuerwehr einen guten Job gemacht hat.

Eine Seifen-Palmlilie mit Früchten
Eine Seifen-Palmlilie mit Früchten. Aus den Wurzeln lässt sich Seife herstellen. Aus den Blättern können Körbe geflochten werden und zur Not dient sie auch als Viehfutter

Entlang der Straße finden wir einige Yucca-Palmen die geblüht haben und nun Samenstände tragen. Auch ein Kaktus ähnlich dem großen „Schwiegermutter Stuhl“ ist in der Wüste an der Straße zu finden und trägt Früchte. Wir können nicht widerstehen und sammeln einige Samen ein.

Yucca-Palme mit Fruchtstand
Noch eine Art Yucca-Palme mit Fruchtstand

Am Abend haben wir eine wunderbare Dinnerparty mit Freunden aus Las Cruces. Einige haben wir bereits vor 5 Jahren kennen gelernt und es ist ein freudiges Wiedersehen. Morgens hatten wir schon Brotteig angesetzt und so tragen wir zwei frische Brote aus Weizenvollkornmehl mit Lein- und Hanfsamen zur Party bei.

Berge im roten Licht des Sonnenuntergangs
Sonnenuntergang in Las Cruces