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Castello, die Zweite

Auf unserem Weg zum Castello kommen wir an Überresten des kaiserlichen Palastes aus dem 3. Jahrhundert vorbei. Außer ein paar Mauerresten ist nicht viel zu sehen.
Auf unserem Weg zum Castello kommen wir an Überresten des kaiserlichen Palastes aus dem 3. Jahrhundert vorbei. Außer ein paar Mauerresten ist nicht viel zu sehen.

Da wir beim letzten Besuch nur einen sehr kleinen Teil der Ausstellungen gesehen haben, begeben wir uns nach dem Frühstück direkt in das Castello. Die Ausstellung ist so aufgebaut, dass man noch einmal wieder von Anfang starten muss. Durch das untere Stockwerk gehen wir im Schnelldurchgang. Ein Stockwerk höher bemerken wir, dass wir bei den Möbeln den ganzen Teil von etwa 1800 bis in die Moderne nicht gesehen haben.

Die Entwicklung der Möbel ist immer prunkvoller, ja teilweise schon viel zu überladen. Um 1920 dann der harte Schnitt mit klaren Linien und wenig Schnörkeln. Eine Entwicklung, wie wir sie ja auch aus Deutschland mit der Bauhaus-Bewegung kennen. Danach gibt es noch einige sehr moderne Möbel italienischer Designer, bei denen die Formen nicht mehr eckig sind oder rechte Winkel vermieden werden. Auch die Farbgebung ist sehr gewöhnungsbedürftig.

Ein weiterer Teil, den wir beim letzten Besuch nicht mehr geschafft hatten, ist die Pinakothek. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt auf religiösen Motiven. Nach einiger Zeit wiederholen sich die Themen. Von der Technik her kann man die Entwicklung mit der Einführung der Perspektive, dem Verschwimmen von Strukturen in der Entfernung und der immer besser werdenden Darstellung von Gesichtern und Körpern erkennen.

Im letzten Teil der Pinakothek ist das Schwinden des Einflusses der Kirche zu erkennen. Themen aus der Antike, sowie Bilder mit weltlichem Inhalt tauchen auf und es gibt sogar schon einige Stilleben. Nach so vielen Bildern brauchen wir erst einmal eine Pause. Wir wissen ja vom letzten Mal, dass das Café im Hof ist.

Heute ist das Café gut gefüllt, aber wir finden einen Tisch für zwei Personen. Auf dem Weg zu den sanitären Anlagen wird Klaus von einem jungen Mann angehalten, der sich als sein Praktikant aus Indien von vor einem Jahr entpuppt. Er ist mittlerweile mit seinem Studium fertig und bei Siemens in Erlangen gelandet. Die Welt ist doch ein Dorf. Allerdings erinnert sich Klaus, dass er eine Tante in Mailand hat. Die Wahrscheinlichkeit ihm über den Weg zu laufen, war dann doch nicht so klein.

Wie eine Geige gebaut wird
Wie eine Geige gebaut wird

Nach der Mittagspause wollen wir uns die Musikinstrumentenausstellung im zweiten Stock anschauen. Aber wie kommt man dahin? Wir gehen zurück in den Eingangsbereich und es findet sich tatsächlich ein Weg mit vielen Treppen, der uns direkt zu den Instrumenten führt. Zu Beginn dieser Ausstellung geht es erst einmal darum, wie ein Saiteninstrument entsteht.

Danach sehen wir Gitarren, Mandolinen und Mischformen, wie wir sie vorher noch nicht gesehen haben. Mit dem Smartphone kann man einen QR-code einlesen und sich einige Klangbeispiele anhören. An die Zupfinstrumente schließt sich ein Raum mit exotischen Instrumenten aus aller Welt an. Dort finden sich dann auch Stehgeigen, Xylophone und ein Didgeridoo.

Rechts ein schlangenartiges Blasinstrument von ca. 1800
Rechts ein schlangenartiges Blasinstrument von ca. 1800

Bei den Geigen ist das älteste Instrument von 1640 und die Sammlung ist riesig. Allerdings dürften einige Stücke keine ordentlichen Töne mehr von sich geben, da sie bereits einige Schäden aufweisen. Die Sammlung von Blasinstrumenten umfasst ebenfalls eine große Menge mittelalterlicher Instrumente, von denen man sich per QR-Code auch einige Klangbeispiele anhören kann.

Ein Giraffen Piano
Ein Giraffen Piano

Der letzte Teil der Musikalien-Sammlung ist dem Piano und dem Cembalo gewidmet. Den verschiedenen Instrumenten ist anzusehen, dass sie immer auch mit dem zur Verfügung stehenden Platz zu kämpfen hatten. Klar mussten irgendwann die Saiten senkrecht an die Wand und das Klavier wie wir es kennen entstand. Da das Piano aber auch den größten Tonumfang bot, haben viele Komponisten für dieses Instrument Musik geschrieben und es zog, bevor es Radios gab, in die Wohnzimmer des Bürgertums ein.

Glaskunst von Vittoria Parinello:Erdanziehungskraft, 2016
Glaskunst von Vittoria Parinello:
Erdanziehungskraft, 2016

Zum Abschluss schauen wir uns noch eine Ausstellung Kunstwerken aus Glas an. Wir sind für den heutigen Tag aber nicht mehr besonders aufnahmefähig und machen uns auf den Heimweg. Auf dem Hinweg hatten wir noch eine Straße mit netten kleinen Läden entdeckt und nutzen deshalb den Rückweg für einen Schaufensterbummel.

Schaufensterbummel in Mailand sind immer interessant: Hier ein Herrenschneider
Schaufensterbummel in Mailand sind immer interessant: Hier ein Herrenschneider

Nach einer Pause in unserer Ferienwohnung haben wir gegen 22 Uhr Lust auf ein Getränk und brechen noch einmal zu einem Spaziergang auf. Die Stadt scheint sich aber in Vorbereitung auf den morgigen Tag noch einmal auszuruhen. Es werden gerade alle Bars und Restaurants geschlossen.

Wie man Stadtentwicklung nicht machen sollte

Neue Wohngebäude an der Via Ignazio Gardella
Neue Wohngebäude an der Via Ignazio Gardella

Etwas weiter entfernt von uns und noch hinter den Gebäuden von Zaha Hadid und Daniel Libeskind am City Life gibt es noch ein Neubaugebiet auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände. Dies wollen wir uns auch noch anschauen.

Piazza Gino Valle und Fußgängerbrücke
Piazza Gino Valle und Fußgängerbrücke

Mit der Straßenbahn zuckeln wir von unserer Unterkunft im Zentrum nach Nordwesten. An der Haltestelle an der Viale Certosa finden wir erst einmal einen Media Markt. Wir haben die Idee einmal zu schauen, was für Musik man hier in Mailand so hört. Allerdings müssen wir feststellen, dass wir Beiden total veraltet sind. Tonträger wie CDs gibt es heute nicht mehr zu kaufen. Sich wie früher in Paris im FNAC durch die CDs zu hören und damit neue Anregungen für Musik zu bekommen, geht auch nicht mehr.

Figuren auf der Casa Milan
Figuren auf der Casa Milan

Also verlassen wir den Media Markt wieder und gehen weiter die Viale Renato Serra entlang. Neben uns braust der Verkehr und von den Gebäuden, die immer höher werden werden, trennt uns eine Mauer und ein hoher Zaun. Dann finden wir eine Wendeltreppe mit einem Aufzug in der Mitte, den wir aber nicht benutzen mögen, da vor dessen Tür auf dem Boden eine eingetrocknete Blutlache zu sehen ist.

Bloß nicht zu viel Phantasie!

Hügel auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände namens "Spirals of Time". Die Skulptur auf der Spitze soll eine DNA symbolisieren.
Hügel auf dem ehemaligen Alfa Romeo Gelände namens „Spirals of Time“. Die Skulptur auf der Spitze soll eine DNA symbolisieren.

Wir sehen zu, dass wir nach oben kommen und landen auf einer riesigen leeren Betonfläche, die Piazza Gino Valle. Sie sieht zwar aus der Luft grafisch interessant aus, aber auf uns wirkt sie durch die angrenzende Bebauung abweisend und erinnert ein wenig an das Rollfeld eines Flughafens. In dem ganzen Komplex herrscht kein Leben und die Eingänge der Gebäude sind im Vergleich zu den Fassaden sehr klein. Wir gehen über die Fußgängerbrücke auf die andere Seite der Viale Renato Serra. Dort wurde ein Park angelegt. Die Brücke ist 2m hoch engmaschig vergittert, als wenn die Planer hier von Straßenschlachten ausgehen. Es verdichtet sich immer mehr ein ungutes Gefühl. Auch im Park wird man auf vergitterten Wegen geführt, z.B. auf einen Kegelhügel, auf dessen Spitze ein Doppelhelixweg führt.

Blick vom Spiralenhügel auf das neue Parkgelände und die umliegende Bebauung
Blick vom Spiralenhügel auf das neue Parkgelände und die umliegende Bebauung

Oben steht ein entsprechendes Gebilde in einem traurigen kleinen Teichbecken, das vor sich hin modert. Wir gehen wieder hinunter und landen an dem einzigen gelungenen Element dieses Parks, ein kleiner See, um den herum eine endlose Bank gebaut ist. Er wird auch prompt von der Bevölkerung der angrenzenden Wohnbebauung angenommen. Ansonsten ist der gesamte Park von einem massiven Zaun umgeben und wenig einladend. Nördlich grenzt ein neues Wohngebiet an, das zwar architektonisch interessant gestalltet ist, aber bei genauerem Hinschauen unten herum genauso abweisend wirkt.

Viel Geometrie und viele Zäune im neuen Park
Viel Geometrie und viele Zäune im neuen Park

Daneben befinden sich ein Einkaufszentrum, das dem neuen Wohngebiet und dem Park „den Hintern“ zuwendet. Als wir drin sind erkennen wir, dass es sich zu den älteren Bebauungen öffnet und dort eigentlich ganz nett ist. Hier ist auch viel Leben. Vermutlich hatte es bei seiner Entstehung Alfa Romeo im Rücken und es brauchte auf diesen Bereich keine Rücksicht genommen werden. Bei der Neugestaltung wurde die Öffnung aber versäumt.

Nach der Mittagspause im Einkaufszentrum begeben wir uns wieder zur Straßenbahn und fahren in Richtung Zentrum. Beim alten Friedhof „Monumentale“ steigen wir aus. Aus Erfahrung wissen wir, dass alte Friedhöfe sehr interessant sind. Durch einen imposanten Eingang gelangt man auf den Friedhof, der übersät ist mit genauso imposanten Grabmalen. Das mindeste auf einem Grab ist irgendeine Skulptur oder eine Statue. Viele Gräber sind Familiengräber mit kleinen Kapellen darauf, die häufig Auskunft über die Präferenzen der Familie geben und man hat den Eindruck, dass es einen Wettbewerb „Wer hat das eindrucksvollste Grab?“ gibt.

In Mailands China Town
In Mailands China Town

Nach einem Rundgang wird es Zeit, dass wir uns wieder unter die Lebenden begeben. Zwei Stationen weiter steigen wir in Mailands „China Town“ aus und schlendern durch die Straßen zur Porta Garibaldi, wo wir uns noch mit Tee und Kuchen stärken.

Von dort fahren wir zum Dom, um uns die Künstler des 19. Jahrhunderts im Museo de Novecento anzuschauen. Deutlich ist das Ringen der Künstler um eine eigene Richtung und die Abgrenzung zur Vergangenheit zu erkennen. Hier lassen wir uns kurz vor Schließung der Tore auf die Straße schieben und schließen den Abend in unserem Apartment ab.

Technik Museum und Leonardo da Vinci…

…oder wie man zwei einfache Ingenieur*innen glücklich macht!

Heute scheint tatsächlich mal die Sonne, kommt aber in den engen Gassen nur selten unten an
Heute scheint tatsächlich mal die Sonne, kommt aber in den engen Gassen nur selten unten an

Hier in Mailand begegnet einem überall Leonardo da Vinci. Für das letzte Abendmahl muss man drei Monate im Voraus buchen und wird dann in Massen daran vorbei geschoben. Das ist nicht so unser Ding. Statt dessen wollen wir uns der naturwissenschaftlichen Seite von Leonardo zuwenden.

Im Museo Nazionale della Scienza e della Tecnologia gibt es eine Ausstellung  zu Leonardo da Vinci in Mailand. Wir begeben uns also auf den Weg dorthin. Vorbei kommen wir an der Großbaustelle der Metro-Linie 4. Vermutlich kriechen vor jeder Baggerschaufel Archäologen her, da Mailand mit seiner langen Geschichte bestimmt noch viele verborgende Schätze zu bieten hat.

Das Technik Museum ist in einem alten Kloster untergebracht. Bevor wir zur Leonardo da Vinci Ausstellung gelangen, geht es erst einmal in die Zeit des Wirtschaftswunders in Italien. In einer wunderbaren Sammlung werden wir mit den technischen Errungenschaften der 50er bis 80er Jahre zusammengebracht, die wir selbst teilweise noch als Neuheiten erlebt haben. Gegenüber gestellt ist das Thema Infrastruktur, also Versorgung mit Strom, Gas, Öl und Telekommunikation.

Unser Technikerherz schlägt höher. Danach geht es in den Keller, wo dargestellt ist, was Mailand und Umgebung während der Indutriealisierung reich gemacht hat und zwar die Verarbeitung von Stahl und Aluminium. Dem folgten dann viele andere Technologien. Dies können wir aus unserem beruflichen Kontext nur bestätigen.

Nach einer kurzen Pause in der Sonne im Hof vor der Lokhalle gehen wir in den zweiten Stock in die Leonardo Ausstellung. Wir haben den Eindruck, dass man sich hier auf sein Thema konzentrieren muss, da es unmöglich ist, alles zu sehen.

Naturbeobachtungen von Leonardo da Vinci
Naturbeobachtungen von Leonardo da Vinci

In der Leonardo da Vinci Ausstellung sind viele seiner Zeichnungen und die Nachbauten seiner technischen Modelle zu sehen. Leonardo war ein begnadeter Beobachter, der diese Beobachtungen auch noch in Zeichnungen und Skizzen umsetzen konnte.

Studie eines Fallschirms von Leonardo da Vinci aus dem Jahr 1485 und Nachbau durch die Italian Air Force aus dem Jahr 1953
Studie eines Fallschirms von Leonardo da Vinci aus dem Jahr 1485 und Nachbau durch die Italian Air Force aus dem Jahr 1953
Studie zu einem Flügel mit verstellbarer Neigung von Leonardo da Vinci aus den Jahren 1495-96 und Nachbau durch die Italian Air Force 1953
Studie zu einem Flügel mit verstellbarer Neigung von Leonardo da Vinci aus den Jahren 1495-96 und Nachbau durch die Italian Air Force 1953
Studie von 1487 zu einer Steinschleuder von Leonardo da Vinci und Modell aus den 50er Jahren
Studie von 1487 zu einer Steinschleuder von Leonardo da Vinci und Modell aus den 50er Jahren
Entwurf einer Kirche mit neun Kuppeln von Leonardo da Vinci von 1487-90 und Umsetzung in Keramik von 1953
Entwurf einer Kirche mit neun Kuppeln von Leonardo da Vinci von 1487-90 und Umsetzung in Keramik von 1953

Darüber hinaus durchblickte er technische Zusammenhänge, die für seine Zeit nicht selbstverständlich waren. Auch gingen die Kanäle, die Mailand mit dem Comer See und Padua am Po verbanden, auf ihn zurück, da er das Prinzip der Doppeltorschleusen skizzierte. Klar wurde dieses Prinzip zur gleichen Zeit in China entwickelt, aber es ist nicht klar, ob es Know How Transfer gegeben hat. Die Kanäle wurden allerdings erst nach Leonardos Tod fertig gestellt. Als Universalgelehrter hat er sich aber auch mit Anatomie, Tieren und Botanik auseinander gesetzt.

Nach einigen Stunden im Museum raucht uns der Kopf und es steht uns der Sinn nach einer echten Teepause mit einem kleinen Gebäck. Dies scheint es hier aber leider nicht zu geben. Also verlassen wir das Museum durch den Haupteingang und finden gleich um die Ecke ein kleines Café. Beim Stöbern in den Beschreibungen des Museums sehen wir, dass uns der Museums Shop, in dem es sicher noch ein Buch über die Leonardo Ausstellung gibt, durch die Lappen gegangen ist.

Da wir nach der Teepause wieder frisch gestärkt sind, gehen wir zurück und man lässt uns mit unseren Karten auch wieder ein. Zielgerichtet begeben wir uns in Bau A vor dem Ausgang, der das Thema Transport und Verkehr hat. Es entpuppt sich, dass es hauptsächlich um See- und Luftfahrt geht. Hier können wir nicht einfach durchgehen und bleiben bei vielen Ausstellungsstücken hängen, wie z.B. dem Katamaran Luna Rossa, der am Amerikas Cup vor San Franzisko teilnahm, es aber nicht in das Finale schaffte.

Die Halle wurde um den Ebe Schoner von 1921 herumgebaut
Die Halle wurde um den Ebe Schoner von 1921 herumgebaut

Im Shop am Ausgang erstehen wir auch das ersehnte Buch zu Leonardo da Vinci. Bei einem erneuten Mailand Aufenthalt müssen wir hier auf jeden Fall noch einmal hin.

Die Luna Rossa wurde für die 34. Ausgabe des America's Cup 2013 gebaut und ist dann in der Qualifikation ausgeschieden. Imposant ist die Größe im Vergleich zu den anderen Schiffen in der Halle!
Die Luna Rossa wurde für die 34. Ausgabe des America’s Cup 2013 gebaut und ist dann in der Qualifikation ausgeschieden. Imposant ist die Größe im Vergleich zu den anderen Schiffen in der Halle!

Zurück auf der Straße ist es bereits dunkel und der aufziehende Nebel beginnt feucht zu werden. Ganz in der Nähe befindet sich die Basilika des heiligen Ambrosius, der auch der Schutzheilige von Mailand ist.

Schön bemalter Rolladen in der Nähe des Museums
Schön bemalter Rolladen in der Nähe des Museums

Zu diesem gibt es einige erstaunliche Geschichten und Legenden, so war er zunächst kein getaufter Christ, sondern als guter Jurist und Politiker in Diensten des Kaisers Valentinian I. Präfekt von Mailand. Als dann ein neuer Bischof gewählt werden sollte, begab er sich in die Kirche um für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Die Anwesenden waren der Meinung, dass er für dieses Amt am besten geeignet sei, aber er war noch nicht einmal getauft und musste erst seinen Dienstherren um Erlaubnis fragen. Als dieser zustimmte, empfing er innerhalb einer Woche alle erforderlichen Weihen und soll seinen Job ganz gut gemacht haben. Bereits der Vorplatz verbreitet bei diesem Wetter eine ganz besondere Stimmung. Die Basilika ist reich verziert mit Bildern, Wandmalereien und Mosaiken.

Auf dem weiteren Rückweg entscheiden wir,  heute nicht zu kochen, sondern ein kleines Restaurant aufzusuchen, dass uns beim Schlendern auffällt. Der Betreiber schmeißt den Laden ganz alleine. Zum Glück sind wir und zwei weitere Paare die einzigen Gäste.

Simplonpark und Castello Sforzesco

In diesem hübschen Palazzo wohnen wir. Bislang war es recht ruhig, aber jetzt zu Weihnachten wird es etwas lebhafter hier.
In diesem hübschen Palazzo wohnen wir. Bislang war es recht ruhig, aber jetzt zu Weihnachten wird es etwas lebhafter hier.

Heute ist Heiligabend, aber dieser spielt im katholisch geprägten Italien eigentlich keine Rolle. Der Hauptfeiertag ist der 25.12. und wir wollen uns mit Lebensmitteln für die Selbstversorgung der nächsten Tage ausrüsten. Also begeben wir uns in den nahegelegenen Supermarkt. Dort wird uns gesagt, dass man alle Tage geöffnet habe. Es macht aber nichts, da wir nicht wissen, wie es sich mit Restaurants und Bars verhält und Petra möchte endlich einmal wieder Gemüse haben. Am heutigen Heiligabend ist auf den Straßen kräftig was los. Offensichtlich machen auch die Mailänder noch letzte Einkäufe.

Diese Tram hat in den 70er Jahren bestimmt mal einen Designpreis gewonnen...
Diese Tram hat in den 70er Jahren bestimmt mal einen Designpreis gewonnen…

Zwei große Einkaufstaschen mit Lebensmitteln stellen so die Versorgung für die nächsten Tage sicher. Nachdem alles einen Platz in der Küche gefunden hat und wir noch etwas an diesem Blog gearbeitet haben, begeben wir uns mit der Tram zum Simplonpark, der an das Castello Sforzesco anschließt.

Am Arco della Pace (Friedenstor), der dem Castello gegenüber liegt, hat sich eine Gruppe Chinesen mit einem Banner aufgestellt und dreht ein Video. Unsere gut unterrichteten Kreise aus Hannover übersetzen und geben uns den Hinweise, dass es sich um einen Neujahrsgruß in die Heimat handelt. Für uns und auch für die Italiener um uns herum wirkt die Szene etwas merkwürdig.

Der Simplonpark ist ziemlich groß, allerdings haben alle Cafés, sowie der Branca-Aussichtsturm (er soll angeblich nur bei schönem Wetter geöffnet haben), geschlossen. Nur ein kleiner mobiler Stand mit heißen Maronen, Nüssen und Getränken hat Erbarmen. Wir kaufen eine Tüte sehr heißer Maronen – lecker! Wir sind aber nicht die Einzigen, die sich dort die Zeit vertreiben. Leider hat auch das Museum für moderne Kunst und Design geschlossen.

Im Castello
Im Castello

So schlendern wir weiter und finden zu unserer Überraschung im Innenhof des Castello ein Café, das geöffnet hat und nutzen die Gelegenheit zu einer kleinen Teepause. Auch die Museen im Castello haben bis 17:30 Uhr geöffnet. Bei einem Eintritt von nur 5€ pro Person nutzen wir die letzen eineinhalb Stunden für einen Schnelldurchlauf, wobei wir nur einen kleinen Teil sehen. Besonders angetan sind wir vom Teil, der sich mit der Möblierung und Raumgestaltung über die Jahrhunderte beschäftigt. Die ältesten Stücke sind von etwa 1200. Wandteppiche, Truhen mit vielen Verzierungen und aus späterer Zeit wundervoll gestaltete Sekretäre ziehen uns in den Bann.

Gegen 17:20 Uhr wird uns bedeutet, wo der Ausgang ist und dass man jetzt schließen möchte, damit die Angestellten nach Hause können. Wir haben Verständnis und wünschen allen frohe Weihnachten.

Das Castello im Dunkeln
Das Castello im Dunkeln

Wir bummeln noch ein wenig durch die Straßen und nehmen dann eine Straßenbahn nach Hause. Das Wetter geht über von diesig zu neblig zu Nieselregen. In unserer Unterkunft beginnen wir nach kurzer Pause mit unserem Weihnachtsmenue „Pulpo a la Plancha“, so wie Klaus es aus seiner Zeit in Viviero kennt.

Nein, das ist weder eine Museumsbahn noch ist es die älteste Straßenbahn Mailands.
Nein, das ist weder eine Museumsbahn noch ist es die älteste Straßenbahn Mailands.

Kunstmuseum Basel

Auf dem Weg ins Museum kommen wir wieder an einem kleinen Brunnen vorbei
Auf dem Weg ins Museum kommen wir wieder an einem kleinen Brunnen vorbei

Heute haben wir uns das Baseler Kunstmuseum vorgenommen. Seit dem Jahr 2016 gibt es einen Neubau auf der anderen Straßenseite. Er beherbergt nun die Sammlung moderner Kunst seit 1900. Einem Teil dieser Sammlung kommt eine ganz besondere Bedeutung zu. Es handelt sich um Werke aus Deutschland, die durch die Nationalsozialisten nach 1933 als „entartet“ verfehmt und aus Museen und Sammlungen in Deutschland beschlagnahmt wurden. Die Werke wurden teilweise in einer verspottenden Ausstellung in Deutschland herumgereicht, um sie später zu vernichten.

Hier am Theater müssen wir mal kurz an den Louvre denken
Hier am Theater müssen wir mal kurz an den Louvre denken

Nichtsdestotrotz hat das NS Regime nicht gezögert, einen Teil dieser Werke für harte Devisen im Ausland zu Geld zu machen. Das Kunstmuseum Basel hat damals 50.000 SFR locker gemacht, um einige dieser Werk sicher zu stellen. Klar gab es damals eine heftige Diskussion um das Für und Wider eines solchen Ankaufes.

  • Soll man mit dem NS Regime Geschäfte machen?
  • Passen die Werke überhaupt zur bisherigen Baseler Sammlung?
  • Ist die Qualität der Werke hoch genug?

Die Ausstellung heißt „Zerrissene Moderne“ und es sind Werke dabei, die einem heute noch Tränen in die Augen treiben. Leider waren die finanziellen Mittel begrenzt, so dass einige der Werke, über die verhandelt wurde, seitdem verschwunden sind und davon ausgegangen werden muss, dass sie tatsächlich vernichtet wurden.

Im Haupthaus besuchen wir nach einer Tasse Tee die Ausstellung „Born in Ukraine“ mit Werken ukrainischer Künstler vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Sie stammen allesamt aus der Sammlung des Nationalmuseums Kyjiwer Gemäldegalerie, die bei einem Rekentenangriff am 10. Oktober diesen Jahres schwer beschädigt wurde. Das ist nicht das erstemal, dass den Ukrainern die Existenz abgesprochen wird. Auch während der Zarenzeit war alles Ukrainische verboten. Künstler aus der Ukraine hatten vor Ort keinerlei Möglichkeit, eine professionelle Ausbildung zu erhalten und mussten ihre Heimat oftmals verlassen. Kommt einem irgendwie bekannt vor. Was uns irritiert, ist die ständige Einordnung von Menschen jüdischen Glaubens in eine Volksgruppe. Es ist doch eine Religionsgruppe. Es würde doch auch keiner auf die Idee kommen, anderen Religionsgruppen die Zugehörigkeit zur Ukraine abzusprechen.

In einer kleinen Ausstellung geht es um Chagall und seine Mäzene.

Eine andere schöne Ausstellung dreht sich um das Thema „Radierungen“. Hier wird auch auf die verschiedenen Techniken eingegangen. Für Klaus ergeben sich hier einige Aha-Erlebnisse, da er mit dieser Technik bisher nichts zu tun hatte. Petra kann das Gelernte gleich auf einem Touchscreen ausprobieren und anwenden.

Eigentlich wollte ich nichts von Beuys zeigen, aber weil Ihr es seid: Hier liegen drei Baumstämme unter einem Stapel Filzdecken und haben es warm. Das ist ja nicht zu verachten in diesem Winter...
Eigentlich wollte ich nichts von Beuys zeigen, aber weil Ihr es seid: Hier liegen drei Baumstämme unter einem Stapel Filzdecken und haben es warm. Das ist ja nicht zu verachten in diesem Winter…

Zu guter Letzt besuchen wir noch im Neubau einige Werke von Joseph Beuys. Durch einen Baseler Mäzen sind hier etliche Ausstellungsstücke von ihm gelandet. Es sind aber nicht die Werke, die Petra vor 35 Jahren hier gesehen hat.

Falls Ihr Euch fragt, was der Weihnachtsmann in diesen Tagen so macht - der arbeitet in Basel als Straßenbahnfahrer ;-)
Falls Ihr Euch fragt, was der Weihnachtsmann in diesen Tagen so macht – der arbeitet in Basel als Straßenbahnfahrer 😉

Nun wird es Zeit einmal wieder nach draußen an die Luft zu gehen. In einer Bäckerei in der Nähe genießen wir zu Stärkung eine Chai-Latte und ein Schoggi Wäggi. Wieder begeben wir uns an den Rhein und gehen am südlichen Ufer aufwärts. Die Gebäude von Roche auf der Nordseite sind doch sehr bestimmend.

Da wir gestern gelernt haben, dass man vor 18:00 Uhr kein Restaurant zu suchen braucht, begeben wir uns auf dem Nordufer zurück in Richtung Weihnachtsmärkte, wo man wie üblich zu jeder Zeit etwas zu essen bekommt.

Auf der anderen Seite des Rheins entdecken wir noch ein Tinguely Museum. Noch ein Museum schaffen wir heute nicht mehr, also bewundern wir nur den wild sprühenden Brunnen vor dem Eingang.
Auf der anderen Seite des Rheins entdecken wir noch ein Tinguely Museum. Noch ein Museum schaffen wir heute nicht mehr, also bewundern wir nur den wild sprühenden Brunnen vor dem Eingang.

Den Abend ausklingen lassen wir im Soho Basel, wo wir uns erst einmal an die moderne Form der Speise- und Getränkekarte mittels QR-Code gewöhnen müssen. Auch das Bezahlen geht hier nur per Karte oder ApplePay.

Schöner Kahn auf dem Rhein
Schöner Kahn auf dem Rhein