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Cape Cod

Niedrigwasser
Niedrigwasser

Als wir morgens erwachen, regnet es in Strömen. Der Wetterwechsel hatte sich bereits gestern angekündigt. Als wir nach NO fuhren, stand hinter uns eine kräftige Wolkenfront.

Das Wetter verlockt uns nicht dazu, Provincetown noch zu Fuß zu erkunden
Das Wetter verlockt uns nicht dazu, Provincetown noch zu Fuß zu erkunden

In unserem Motel gibt es kein Frühstück, aber eine Empfehlung  für eine kleine Bäckerei. Dort bekommt man einen Tee und die üblichen Backwaren in einer sehr warmherzigen Atmosphäre.

Im Besucherzentrum gibt es eine interessante Ausstellung über die Geschichte von Cape Cod und einen sehr schönen Ausblick über den Salzsee
Im Besucherzentrum gibt es eine interessante Ausstellung über die Geschichte von Cape Cod und einen sehr schönen Ausblick über den Salzsee

Wir fragen uns, ob es sich bei dem Wetter lohnt, bis nach Provincetown zu fahren. Wir machen uns trotz Regen auf den Weg, nur den Ausflug zum Strand sparen wir uns. An der Spitze von Cape Cod weht uns ein unangenehm nasskalter Wind um die Ohren, so dass es uns nicht lange in Provincetown hält und wir uns auf den Weg zurück machen.

Die umgenutzte Kirche in Sandwich
Die umgenutzte Kirche in Sandwich

Wir suchen konsequent die Nebenstrecken (HYW 6A) und rollen so durch das mit niedrigen Bäumen bewachsene Cape Cod und durch Ortschaften mit mehr oder weniger teuren Anwesen.

Über all auf Cape Cod begegnen uns wilde Truthähne und -hennen
Über all auf Cape Cod begegnen uns wilde Truthähne und -hennen

Gegen frühen Nachmittag landen wir in der Ortschaft  Sandwich. Unser Magen knurrt und wir suchen uns ein Restaurant. Es wird die ‚Next Door Burger Bar‘, die tatsächlich hervorragende Kreationen anbietet. Mit dem Besitzer kommen wir zu der Überzeugung, dass es sich um ein ‚Linner‘ (Lunch und Dinner) gehandelt hat. Er gibt uns auch den Tipp einmal in dem Nachbargebäude vorbeizuschauen. Er sagt, wir sollen schön von Chris grüßen.

Ein Glasbläser demonstriert sein Handwerk im Museum in Sandwich
Ein Glasbläser demonstriert sein Handwerk im Museum in Sandwich

Dies tun wir dann auch. Es handelt sich um eine ehemalige Kirche, in der nun ein Top-Restaurant mit einigen Gästezimmern eingezogen ist. Im ehemaligen Altarraum befindet sich nun die Bar. Die Kirchengemeinde hat den Bau übrigens aufgegeben, da es nicht genug Parkplätze gibt. Tja eine interessante Nachnutzung einer Kirche.

Im Reiseführer hatten wir gelesen, das Sandwich bekannt für seine Glasbläserei ist und das es hier immer noch ein Museum gibt. Wir kommen 30 Minuten vor Schluss an und bekommen für einen reduzierten Eintritt die Möglichkeit, noch an der letzten Vorführung teil zunehmen und noch die Ausstellung im Schnelldurchlauf anzuschauen.

Die Übernachtung haben wir eigentlich in Plymouth geplant. Dort liegt normalerweise die Mayflower II, aber hier bekommen wir zu spüren, war es bedeutet in der Wintersaison unterwegs zu sein. Keine der angepeilten Unterkünfte hat auf oder sie sind so mangelhaft, dass wir es vorziehen weiter zu fahren.

In einem Motel am HYW 3 finden wir eine vernünftige Unterkunft und verbringen einen amüsanten Abend in einer Karaoke Show. Einige Gäste können richtig gut singen und für die anderen gibt es einen Schluck Bier…

Córdoba – Die Mezquita und Madinat al-Zahra

Die Mezquita wirkt von außen eher unscheinbar. Nur die äußeren Abmessungen lassen Größeres erahnen.
Die Mezquita wirkt von außen eher unscheinbar. Nur die äußeren Abmessungen lassen Größeres erahnen.

Neben der Alhambra in Granada steht auch die Mezquita in Córdoba auf dem Pflichtprogramm eines jeden Andalusien-Reisenden. Von hier gibt es jede Menge Bilder, die das Bild Spaniens prägen. Wir brechen also wieder früh auf und fahren nach Córdoba. Glücklicherweise hält sich der Andrang im Winter in Grenzen. Es gibt keine Probleme, das Auto zu lassen und ohne große Schlangen kommen wir hinein. Zunächst einige Infos zur Mezquita:

Nur an wenigen Stellen lässt sich noch der ursprüngliche Raumeindruck der mit 175m x 134m größten Moschee der Welt erahnen
Nur an wenigen Stellen lässt sich noch der ursprüngliche Raumeindruck der mit 175m x 134m größten Moschee der Welt erahnen

An dem Ort gab es zur Westgoten-Zeit von Spanien eine Kirche. Als die Mauren nach Spanien kamen, haben sie sich den Bau zunächst mit den Christen geteilt. Geht also auch.

Der Mihrab der Moschee
Der Mihrab der Moschee

Dann nahmen die Moslems an Zahl stark zu und sie wollten eine eigene große Moschee bauen. Also kauften sie den Christen die Kirche ab, wie freiwillig das war, ist nicht überliefert. In drei Abschnitten entstand dann die Mezquita unter drei aufeinander folgenden Herrscher, Abd ar-Rahman I & II und al-Mansur. Abd ar-Rahman III ließ sich westlich von Cordoba eine neue Stadt bauen. Aber  dazu später.

Wilde Mischung aus christlichen und muslimischen Bestandteilen
Wilde Mischung aus christlichen und muslimischen Bestandteilen

Als dann die Christen Córdoba eroberten, hatten sie nichts besseres zu tun, als mitten in die Mezquita eine Kirche zu bauen und jede Nische mit irgendeinem Altar oder einer Kapelle zu nutzen.

Mittendrin dann diese Kathedrale...
Mittendrin dann diese Kathedrale…

Herausgekommen ist ein verwirrender Stil-Mix. Es ist schade, wieviel dabei von dem ursprünglichen Bau verloren gegangen ist. Ein Audio-Guide gibt viele Informationen, aber wir drehen noch eine zweite Runde ohne die Quasselstrippe. Nach einiger Zeit meldet sich in meinem Kopf wieder der Overflow-Warnton und ich muss dringend raus, um nicht schwermütig zu werden. Zudem ist es in dem Gemäuer sehr kalt (gefühlte null Grad).

Rekonstruktion des Wasserrades aus dem 9. Jh., das die Wasserversorgung des Alcazar sicherstellte
Rekonstruktion des Wasserrades aus dem 9. Jh., das die Wasserversorgung des Alcazar sicherstellte

Der Gang auf die alte Römer-Brücke –  ja die waren auch hier,  sie haben Córdoba sogar gegründet – versöhnt mich wieder. Danach setzen wir uns in die Sonne auf den Marktplatz von Córdoba und wollen eigentlich ‚churros con chocolate‘ probieren, aber die sind bereits ausverkauft. Also Schokolade mit einem Sandkuchen – besser als nichts.

Blick auf die Ausgrabungsstätte
Blick auf die Ausgrabungsstätte

Im Reiseführer lesen wir über eine Ausgrabungsstätte, ‚Madinat al-Zahra‚ genannt. Hier wollte sich Abd ar-Rahman III in einer eigens gegründeten Stadt verewigen. Wir  entscheiden dort hinzufahren.

Wieder aufgebaute Säule
Wieder aufgebaute Säule

Zu der Ausgrabungsstätte gehört auch eine gut gemachte Ausstellung, die noch viele Informationen zur damaligen Zeit und der Einordnung dieser Stadtgründung gibt. Abd ar-Rahman hatte für sich selbst den Titel Kalif angenommen. Zum guten Ton eines Kalifen gehört es, eine eigene Stadt zu gründen. Er hatte sich damit direkt in Konkurrenz zum Kalifen in Bagdad gesetzt und insbesondere dem weiteren Gegenkalifat der Fatimiden in Nordafrika. Das erklärt auch die Scharmützel, die er sich in Nordafrika geliefert hat und einiger ‚Piratenüberfälle‘ an der Küste.

Rekonstruierte Halle
Rekonstruierte Halle

Der Bau der Stadt endete nach etwa 70 Jahren als er starb und man sich über seine Thronfolge nicht einigen konnte. Das Reich zerfiel daraufhin in viele kleine Fürstentümer, die sich gegenseitig bekriegten.

Diese nutzten die Anlage abwechseln für die durchziehenden Heere. Na ja und bekanntlich gehen Soldaten dann mit den Unterkünften und der Bevölkerung nicht pfleglich um. Das war das Ende von Madinat al-Zahra. Über die Jahrhunderte wurde  der Ort dann reichlich geplündert und verfiel.

Rekonstruierter Portikus
Rekonstruierter Portikus

Zum Schluss deckte die Natur dann noch eine konservierende Schicht darüber und das ganze fiel bis 1911 in einen Dornröschenschlaf. Wachgeküsst wurde es von Archäologen, die in dieser Zeit in Europa und der Welt sehr aktiv wurden. Seither hat man vieles ausgegraben und teilweise auch restauriert, so dass man einen Eindruck von der Anlage bekommt.

Wer Córdoba und die Mezquita besucht, sollte unbedingt auch hierherkommen und mindestens 2 Stunden mitbringen. Erst dann wird der Eindruck rund.

Die Kathedrale von Málaga

Nachdem wir bereits an Weihnachten einmal kurz in der Kathedrale waren, wollen wir sie heute noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Heute müssen wir auch Eintritt bezahlen. Allerdings kostet die Unterhaltung von so einem Gemäuer auch eine Menge Geld.
Blick unter die Decke der Kathedrale
Blick unter die Decke der Kathedrale

Schon der erste Eindruck war erdrückend gewesen. Was in dieser Kathedrale an Altären und Kunstschätzen steht, reicht für mindestens 4-6 Kirchen, um sie ordentlich auszustatten. In jeder Nische findet sich eine neue Zusammenstellung, die manch eine kleine Kirche vor Neid erblassen lassen würde. In dieser Menge wirkt der Überfluss bereits erschlagend.

Detail aus einem der vielen Altäre (Pedro de Mena, 17.Jh)
Detail aus einem der vielen Altäre (Pedro de Mena, 17.Jh)

Beim Betrachten fällt auf, wie stark die katholische Kirche die Opfer-Rolle und das Martyrium verehrt. Ein unwissender Betrachter muss eigentlich einen sehr merkwürdigen Eindruck von der westlichen Kultur bekommen.

Interessanter Sarkophag
Interessanter Sarkophag

In der Kathedrale gibt es auch etliche Besucher aus China. Es reizt mich, diese anzusprechen und nach deren Eindruck zu befragen. Ich lasse es aber dann doch sein.  Nach etwa 1,5 Stunden signalisiert mein Gehirn ‚Kirchen-Kultur-Overflow TüT-TüT-TüT‘. Es wird Zeit, dass wir aus der Kirche kommen.

In der Kathedrale
In der Kathedrale

Zur Ablenkung gehen wir in ein Café in einer Seitenstraße, in dem ein wunderbarer Spruch auf italienisch an der Wand hängt. Frei übersetzt:

‚Man muss kräftig träumen, um sich vom Leben nicht unterkriegen zu lassen‘.
Im Aula del Mar
Im Aula del Mar

Das ist jetzt genau der richtige Spruch. Als Ausgleich zur Kathedrale wollen wir nun eine Meereskundliche Ausstellung besuchen, die es hier in Málaga geben soll, nur das Finden ist nicht so einfach. Reiseführer und Internet sind sich über den Ort nicht ganz einig. Am Ende hilft nur die Nachfrage in der Touristen-Info. Sie befindet sich am neuen Kreuzfahrer-Terminal. Keine Angst, hat nichts mit den Kreuzrittern, sondern nur mit einer neuen Mode von schwimmenden Bettenburgen zu tun, die immer häufiger Hafenstädte heimsuchen.

Meeresschildkröte im Aula del Mar
Meeresschildkröte im Aula del Mar

Am Eingang stehen wir zusammen mit einer begeistert lärmenden Kinderschar, die sich nicht nur auf eine Ausstellung sondern auch auf Kuchen freuen. Es sieht nach einem Kindergeburtstag aus. Die Ausstellung ist zwar klein, aber so gut gemacht, dass alle auf ihre Kosten kommen, inclusive zweier Meeresschildkröten, die man 2013 als frisch geschlüpfte Jungtiere in der Bucht von Almeria gefunden hat und die demnächst ausgewildert werden sollen. Hoffentlich werden sie Menschen gegenüber noch etwas scheuer, denn jetzt schwimmen sie sofort auf die lärmenden Kinder zu. Dies kann für sie in freier Wildbahn gefährlich werden.

Schöner Blick vom Meeresmuseum auf die Müelle 1
Schöner Blick vom Meeresmuseum auf die Müelle 1

Da die Essengewohnheiten in Spanien einen Lokalbesuch vor 20:30 Uhr wenig erfolgversprechend aussehen lassen, begeben wir uns noch einmal in ein Einkaufszentrum jenseits der Innenstadt. Vielleicht finden wir ja doch noch einige Musik-CDs. Das Zentrum erweist sich aber genauso langweilig, wie Einkaufszentren in Deutschland und CDs gibt es dort auch nicht. Auf dem Weg zurück in die Stadt stolpern wir dann doch noch über einen FNAC. Wer bereits in Frankreich war, weiß, was das ist. Nun gibt es doch noch einige Scheiben lokaler Musik für uns als Andenken.

Die Alhambra in Granada

Heute steht ein echtes Highlight auf dem Programm! Aber zunächst ein wichtiger Hinweis für Nachahmer:
Der Palast Karls des V., 1526 erbaut von einem Schüler Michelangelos
Der Palast Karls des V., 1526 erbaut von einem Schüler Michelangelos

Die Eintrittskarten für die Alhambra können und sollten im Internet orher bestellt und bezahlt werden, wenn man auch das Highlight, den Nasriden-Palast, sehen möchte. Es gibt die Frühschicht von 8:30 – 12:30 und die Spätschicht von 14:00 – 18:00 und für den Nasriden-Palast kann man sich eine bestimmte Eintrittszeit aussucht (in der Praxis eine begrenzte Auswahl). Diese muss man einhalten. Wir hatten die Spätschicht gewählt und 16:00 für den Nasriden-Palast. Dies stellte sich als ideal heraus, da wir genug Zeit für alles hatten und am Ende sogar noch einen wundervollen Sonnenuntergang auf der Alcazabar genießen durften.

In der Kirche Santa Maria, die Isabella 1492 anstelle der Hofmoschee errichten ließ
In der Kirche Santa Maria, die Isabella 1492 anstelle der Hofmoschee errichten ließ

Aber nun der Reihe nach: An diesem Morgen stehen wir früh auf und versuchen das Frühstück im Hotel, um Zeit zu sparen. Schon die Rezensionen hatte es als nicht so gut beschrieben. OK man wird satt, es geht schnell und der Raum erinnert eher an eine Wartehalle. Unsere Wahl für die nächsten Tage steht fest.

Das erstaunliche Innere des Palastes Karls V., der mit einer Sondersteuer für Muslime finanziert wurde
Das erstaunliche Innere des Palastes Karls V., der mit einer Sondersteuer für Muslime finanziert wurde

Mit dem Auto gelangen wir problemlos nach Granada und die Alhambra ist wie zu erwarten, hervorragend ausgeschildert. Mehr als 2 Millionen Besucher im Jahr wollen vernünftig gelenkt werden. Dies ist auch der Grund für die etwas aufwendig anmutende  Ticketprozedur. Wenn man aber da ist, ist man froh darüber, denn obwohl auch dieser Tag dann ausverkauft ist, hat man nicht den Eindruck von Überfüllung.

Zypressenallee auf dem Weg zum Generalife
Zypressenallee auf dem Weg zum Generalife

Da wir bereits gegen 12:00 da sind, gehen wir erst einmal in den Bereich, der ohne Karten zugänglich ist. Dies ist der Bereich um den Palast von Carlos V, der sich seinen Palast direkt neben den Nasriden-Palast bauen ließ. Neben diesem Palast steht als weiterer Fremdkörper auch eine Kirche. Nach der Eroberung von Granada durch die ‚christlichen‘ Könige wurde alles muslimische als schlecht und minderwertig angesehen. Wieviel Kultur und Wissen dabei verloren ging, wird uns hier immer wieder vor Augen geführt und man spürt immer wieder Ärger über die Borniertheit der Christen gegenüber anderen aufkommen.

Wasserspiele in den Gärten des Generalife
Wasserspiele in den Gärten des Generalife

Punkt 14:00 Uhr geht es los und wir werden in den zugangsbeschränkten Bereich der Alhambra eingelassen. Als erstes besuchen wir den Generalife-Palast. Er liegt außerhalb der Alhambra, war so etwas wie eine Sommerresidenz mit viel Grün und in den Gärten wurde auch Obst und Gemüse für die Herrscher angebaut. Gleichzeitig war er auch ein Zentraler Ort für die Wasserversorgung der Alhambra. Auch der Generalife hat einen vorzüglichen Blick über Granada. Man kann sich vorstellen, dass es hier im heißen Sommer gut auszuhalten war.

Blick aus dem Generalife-Palast auf die Alhambra mit der Kirche Santa Maria
Blick aus dem Generalife-Palast auf die Alhambra mit der Kirche Santa Maria

An den unteren Gärten des Generalife gibt es noch ein Auditorium, in dem schon so manch ein berühmter Musiker aufgetreten ist. Abends muss es hier eine tolle Atmosphäre geben. Nachdem wir diesen Bereich ausgiebig bewundert haben, schlendern wir über den oberen Bereich der Alhambra an Gärten, dem alten Kloster, das heute ein Parador-Hotel ist, bereits erwähnter Kirche und dem Palast Karls des V. vorbei zum Eingang des Nasriden-Palastes.

Der zentrale Bereich des Generalife: der Wasserbeckenhof 'Patio de la Acequia' aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts
Der zentrale Bereich des Generalife: der Wasserbeckenhof ‚Patio de la Acequia‘ aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts

Nun ja, hier bildet sich eine Schlange aus Leuten, die für 15:30, 16:00 und 16:00 Einlass-Karten haben. Ich gehe also an der Schlange entlang, um zu schauen, wie sich das wohl sortiert. Mit typisch spanischer Gelassenheit winkt der Kontrolleur die Leute aus der Schlange, die mit 15:30 ( es ist bereits 15:45) nun endlich reingehen sollen. Einige Chinesen haben dies nicht mitbekommen aber irgendwie funktioniert es am Ende. Dann kehrt Ruhe in der Schlange ein, die nun eine Mischung aus 16:00 Uhr und 16:30 Uhr ist. Um 16:00 Uhr fängt die Prozedur wieder an. Alle Leute, die noch nicht dran sind, werden zur Seite gebeten und wir werden nach und nach eingelassen, so dass sich im ersten Raum nicht zu viele Leute stauen.

Im Nasriden-Palast gibt es kaum eine Stelle, die nicht verziert ist
Im Nasriden-Palast gibt es kaum eine Stelle, die nicht verziert ist

So, nun heißt es Luft anhalten und staunen. Diese Paläste in den wärmeren Gegenden sind häufig ein Ensemble aus Gebäuden mit Innenhöfen. Man geht von Einem zum Nächsten und kommt aus dem Staunen über die handwerkliche Kunst nicht heraus. Was dort aus Holz, Stuck und Mamor gezaubert wurde, verdient höchste Anerkennung. Die Krönung ist der Löwenhof. Es ist mit Worten nicht zu fassen. Wir können nicht anders, als es einfach nur zu bewundern und versuchen, es mit der Kamera einzufangen.

Prächtige Kuppel des Saals der zwei Schwestern
Prächtige Kuppel des Saals der zwei Schwestern

Immer wieder werden Besuchergruppen durchgeführt und wir sind froh, dass wir uns frei bewegen dürfen und nicht an eine Gruppe gebunden sind. So können wir auf Momente warten, in denen wir nur mit relativ wenigen Leuten zusammen sind, um den Ort besser zu genießen. Sicher ist es von den Organisatoren nicht so gedacht, aber wir sind 1,5 Stunden in dem Palast und keiner hetzt uns.

Schöne Tür
Schöne Tür

Als wir den Nasriden-Palast gegen 17:45 verlassen, sind wir noch ganz benommen und die Sonne beginnt unterzugehen. Auch wenn 18:00 UhrSchluß ist, werden wir noch in die Alcazaba eingelassen und man schickt uns Schnur stracks zum südwestlichen Wachturm, auf dem man noch einmal im Sonnenuntergang einen tollen Blick über Granada, die Alhambra, den Generalife bis zur schneebedeckten Sierra Nevada hat.

Blick vom Turm der Alcazaba, im Hintergrund die Sierra Nevada
Blick vom Turm der Alcazaba, im Hintergrund die Sierra Nevada

Gegen 18:00 kommt ein Mitarbeiter auf den Turm und bittet die Besucher sehr einfühlsam, sich langsam in Richtung Ausgang zu begeben. Ihm ist offensichtlich klar, dass wir uns alle nur sehr schwer von dem Anblick trennen können. Mit diesen Eindrücken trotten wir über die Alhambra zurück zu unserem Auto, immer begleitet von freundlichen Blicken und einem ‚Adios‘ der Mitarbeiter, die aufpassen, dass wir den Rückweg auch finden.

In Nassau zu Fuß angekommen

Rankpflanze im Retreat
Rankpflanze im Retreat

Unser Tag beginnt mit einer Enttäuschung: Der Frühstückraum besteht aus einem Tisch, an dem ein paar Angestellte Fußball gucken statt zu arbeiten. Auf einem Tisch an der Seite liegen Packungen mit Styroporgeschirr und Plastikbesteck, daneben lieblos ein Eimer Cornflakes, eine Schale Dosenobst, eine Flasche Milch und eine Packung Toast. Der Wasserkocher ist leer. Zum Hinsetzen gibt es nichts. Wir setzen uns nach draußen an einen Tisch vor der Rezeption. Aber auch dort fühlen wir uns nicht willkommen. Ein Mitarbeiter parkt seinen Wagen rückwärts ein und lässt ihn laufen. Eine Mitarbeiterin fegt demonstrativ das Büro aus. Wir werden satt, aber wir sind ziemlich sauer. Wenn wir hier länger bleiben müssten, würden wir uns nun ein neues Hotel suchen. Auch die anderen Gäste sind genervt. Wir überlegen uns, wie man den Laden hier mal auf Vordermann bringen müsste, denn eigentlich ist es eine schöne Anlage mit großen alten Bäumen und netten kleinen Häuschen darunter. Wir ziehen schließlich mit unseren Teebechern an den Pool um, aber irgendwann ist es dort auch vorbei mit dem Frieden. Es wird gnadenlos die Weihnachtsmusik angeschaltet und gefegt. Also auf und die Stadt anschauen!

Poison Wood
Poison Wood

Gestern hatten wir nach Fahrrädern gefragt, aber eine Fahrradvermietung scheint es nicht zu geben, nur Mopeds kann man anscheinend mieten. Vorn an der Straße ist eine Bushaltestelle und ansonsten gibt es Taxis. Wir breiten den Stadtplan aus und erkunden erst einmal das Nächstliegendste: „The Retreat“ – ein winzig kleiner Nationalpark ein kurzes Stück die Straße runter: In einem 11 Hektar großen Garten gibt es eine umfangreiche Sammlung an Palmen. Wir laufen auf kleinen Pfaden durch einen dschungelartigen Wald und sind komplett alleine hier. Zwischendurch sind tiefe höhlenartige Löcher im Boden, aus denen teilweise auch Palmen wachsen. Warnschilder weisen uns auf Poison Wood hin, das wir nicht berühren sollen. Später schauen wir nach: der Baum ist verwandt mit der giftigen Eiche (Poison Oak), die wir schon aus USA kennen.

Conch auf dem Fischmarkt
Conch auf dem Fischmarkt

Nach dem Dschungel ist uns nun dringend nach Strand zu Mute. Glücklicherweise liegt der nur wenige Minuten die Straße runter. Auf einer kleinen Pier ist ein Fischmarkt aufgebaut. Es gibt Conch (Fechterschnecken), große Barsche, Red Snapper und eine Art Hummer. Anschließend laufen wir den Strand entlang bis zum winzigen Fort Montagu über dessen Mauern die Kanonen hinwegragen. Ein britischer Herzog mit Verfolgungswahn hat im 18. Jahrhundert während seiner Amtszeit auf den Bahamas solange Forts gebaut, bis man ihn von seinem Job erlöst hat. Kein einziges dieser Forts wurde jemals ernsthaft gebraucht, aber für Salutschüsse waren die Kanonen gut geeignet.

Fischmarkt
Fischmarkt

Wir trinken an einem kleinen Stand „Sky Juice unleaded“ – ein süßes Getränk aus Kokosnuss und Milch. Das Ganze hätten wir auch noch mit Rum haben können, aber dann hätten wir den Tag wohl kaum überlebt. Nun muss ich die Schuhe wieder anziehen, denn ab jetzt sind Zugänge zum Wasser rar. Alles verbirgt sich hinter Zäunen. An der nächsten Bank versuchen wir vergeblich Bargeld aus dem Automaten zu ziehen. Auch an den nächsten Banken funktioniert das nicht. Wir haben zwar außer US-Dollar auch noch Euros und britische Pfund und könnten letztere morgen noch umtauschen, aber es wäre doch angenehmer zu wissen, dass wir im Zweifelsfall noch Bargeld abheben könnten. Auf den Inseln weiter draußen wird es sicherlich keine Chance mehr geben mit Kreditkarte zu zahlen wie hier in Nassau.

Innovative Bootslagerung
Innovative Bootslagerung

Hinter den Brücken zu Paradise Island wird die Straße langsam städtischer und trauriger. Offensichtlich gab es hier mal viele kleine Läden, die alle dicht gemacht haben. Wir verlassen die Straße, da wir den Wasserturm erspäht haben, den wir als nächstes erklimmen möchten, um mal einen Rundblick über die Insel zu bekommen. Um dort oben hin zu kommen, müssen wir über „The Queens Staircase“, eine Treppe zu Ehren von Queen Victoria. Für jedes Jahr Ihrer Amtszeit gibt es eine Stufe, insgesamt 65. Der Zugang zur Treppe ist eine enge Schlucht, die wohl in den Fels gehauen wurde. Eigentlich soll es laut Reiseführer noch einen Wasserfall neben der Treppe gebe, aber der ist wohl außer Betrieb. Oben gibt es viele kleine Buden, die aber größtenteils geschlossen haben oder gerade dicht machen. Das erste der drei Kreuzfahrschiffe im Hafen hat gerade abgelegt, nun lohnt sich das Geschäft wohl nicht mehr. Der Wasserturm ist geschlossen, als Alternative klettern wir auf das nächste Fort, das der britische Herzog gebaut hat. Auch von hier haben wir schon einen einigermaßen Überblick.

Das Treppenhaus der Königin
Das Treppenhaus der Königin

Auf dem Rückweg kehren wir in einem kleinen vollkommen leeren Gartenlokal ein. Die Inhaberin macht kugelrunde Augen. Mit Gästen hatte sie wohl nicht mehr gerechnet. Nach uns kommt noch ein Paar. Es stellt sich heraus, dass die beiden mit dem Segelboot unterwegs sind und so nehmen wir schnell Kontakt auf. Er ist Frankokanadier, sie Französin. Sein Vater hat das Boot innerhalb von 2 Monaten von Quebec auf die Bahamas gesegelt. Die beiden wollen genau wie wir auf die Exumas, aber schon morgen auslaufen. Aufgrund des kräftigen Windes haben sie die letzten Tage lieber hier in Nassau verbracht und können uns schon einige Tipps geben. Sie wissen auch, wo sich unsere Charterbasis befindet und nehmen uns nach dem Essen mit hin. Nach vorne zur Straße sieht alles noch sehr nach Baustelle aus. Am Wasser ist ein nagelneuer Hafen. Unser Boot liegt schon da und wird gerade fit gemacht. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch Hallo sagen. Wir treffen Norman, den Chef der Charterbasis, der uns sehr freundlich begrüßt. Er und seine Mitarbeiter sind hier die ersten Menschen mit weißer Hautfarbe, die wir arbeiten sehen.

Americas Cupper im Hafen von Nassau
Americas Cupper im Hafen von Nassau

Claire, die Französin hatte uns erzählt, dass ein Stück weiter die Straße entlang in Richtung des Kreuzfahranlegers sich das Ambiente sehr stark ändern soll. Also laufen wir nach dem Abstecher zum Hafen weiter die Bay Street entlang Richtung Westen. Tatsächlich ändert sich der Charakter fast schlagartig. Nun stehen keine Läden mehr leer. Schicke Boutiquen und Schmuckläden reihen sich aneinander. Wir besuchen den Straw Market, eine Markthalle mit Läden, die im Wesentlichen Taschen und Hüte aus Stroh, Holzarbeiten und Klamotten verkaufen. Die meisten sind geschlossen und die restlichen scheinen auch gleich schließen zu wollen. Es ist 17 Uhr und die beiden anderen Kreuzfahrer bereiten sich auf das Ablegen vor.

Kirche in Nassau
Kirche in Nassau

Wir laufen noch ein Stückchen weiter und finden noch einen vor Kurzem eröffneten Platz zu Ehren eines Sklaven, der im 19. Jahrhundert, die ersten Sklavenaufstände angeführt hat und eine Kirche, in der gerade ein Chor probt. Draußen patroulliert der Küster im schwarzen Ornat. Als ich neugierig schaue, lädt er mich ein, doch noch schnell ein Foto von der Kirche zu machen. Das lass ich mir nicht zweimal sagen. Dann finden wir auch noch eine Bank. Wir machen noch einen Versuch mit den Bankkarten und diesmal habe ich Erfolg, Klaus mit seiner Karte seltsamerweise nicht.

Haus mit Kletterpflanze an der Bushaltestelle
Haus mit Kletterpflanze an der Bushaltestelle

Die Rückreise treten wir mit dem Bus an. Drinnen spielt laute Reggaemusik. Wir kommen mit einer Frau ins Gespräch, die erzählt, was man ihr alles aus dem Auto geklaut hat: unter anderem Frontscheinwerfer, Zündschloss und Radio. Geparkt war das Auto vor der Polizeistation. Ich frage, ob es nicht einfacher gewesen wäre, gleich das ganze Auto zu klauen. Sei meint, das täte hier niemand. Dafür ist die Insel einfach zu klein.

Zurück im Hotel stellen wir uns erst einmal unter die Dusche. Da ich die Worte von Claire noch im Ohr habe, die sich nach 10 Tagen auf ihre erste Dusche freute, nutzen wir die vermutlich letzte Chance für die nächsten Tage und waschen gleich schon zum ersten Mal unsere durchgeschwitzte Wäsche in der Badewanne. Anschließend setzen wir uns wieder an den Pool. Unbarmherzig dudelt dort die Weihnachtsmusik. Klaus kann schließlich erwirken, dass sie zumindest leise gedreht wird. Als wir versuchen, noch eine dritte Flasche Bier am Empfang zu kaufen. Stellt sich heraus, dass die Vorräte alle sind…