Archiv der Kategorie: Andalusien 2014/15

Reise über Weihnachten und Sylvester nach Malaga und Umgebung

Die Kathedrale von Málaga

Nachdem wir bereits an Weihnachten einmal kurz in der Kathedrale waren, wollen wir sie heute noch einmal genauer unter die Lupe nehmen. Heute müssen wir auch Eintritt bezahlen. Allerdings kostet die Unterhaltung von so einem Gemäuer auch eine Menge Geld.
Blick unter die Decke der Kathedrale
Blick unter die Decke der Kathedrale

Schon der erste Eindruck war erdrückend gewesen. Was in dieser Kathedrale an Altären und Kunstschätzen steht, reicht für mindestens 4-6 Kirchen, um sie ordentlich auszustatten. In jeder Nische findet sich eine neue Zusammenstellung, die manch eine kleine Kirche vor Neid erblassen lassen würde. In dieser Menge wirkt der Überfluss bereits erschlagend.

Detail aus einem der vielen Altäre (Pedro de Mena, 17.Jh)
Detail aus einem der vielen Altäre (Pedro de Mena, 17.Jh)

Beim Betrachten fällt auf, wie stark die katholische Kirche die Opfer-Rolle und das Martyrium verehrt. Ein unwissender Betrachter muss eigentlich einen sehr merkwürdigen Eindruck von der westlichen Kultur bekommen.

Interessanter Sarkophag
Interessanter Sarkophag

In der Kathedrale gibt es auch etliche Besucher aus China. Es reizt mich, diese anzusprechen und nach deren Eindruck zu befragen. Ich lasse es aber dann doch sein.  Nach etwa 1,5 Stunden signalisiert mein Gehirn ‚Kirchen-Kultur-Overflow TüT-TüT-TüT‘. Es wird Zeit, dass wir aus der Kirche kommen.

In der Kathedrale
In der Kathedrale

Zur Ablenkung gehen wir in ein Café in einer Seitenstraße, in dem ein wunderbarer Spruch auf italienisch an der Wand hängt. Frei übersetzt:

‚Man muss kräftig träumen, um sich vom Leben nicht unterkriegen zu lassen‘.
Im Aula del Mar
Im Aula del Mar

Das ist jetzt genau der richtige Spruch. Als Ausgleich zur Kathedrale wollen wir nun eine Meereskundliche Ausstellung besuchen, die es hier in Málaga geben soll, nur das Finden ist nicht so einfach. Reiseführer und Internet sind sich über den Ort nicht ganz einig. Am Ende hilft nur die Nachfrage in der Touristen-Info. Sie befindet sich am neuen Kreuzfahrer-Terminal. Keine Angst, hat nichts mit den Kreuzrittern, sondern nur mit einer neuen Mode von schwimmenden Bettenburgen zu tun, die immer häufiger Hafenstädte heimsuchen.

Meeresschildkröte im Aula del Mar
Meeresschildkröte im Aula del Mar

Am Eingang stehen wir zusammen mit einer begeistert lärmenden Kinderschar, die sich nicht nur auf eine Ausstellung sondern auch auf Kuchen freuen. Es sieht nach einem Kindergeburtstag aus. Die Ausstellung ist zwar klein, aber so gut gemacht, dass alle auf ihre Kosten kommen, inclusive zweier Meeresschildkröten, die man 2013 als frisch geschlüpfte Jungtiere in der Bucht von Almeria gefunden hat und die demnächst ausgewildert werden sollen. Hoffentlich werden sie Menschen gegenüber noch etwas scheuer, denn jetzt schwimmen sie sofort auf die lärmenden Kinder zu. Dies kann für sie in freier Wildbahn gefährlich werden.

Schöner Blick vom Meeresmuseum auf die Müelle 1
Schöner Blick vom Meeresmuseum auf die Müelle 1

Da die Essengewohnheiten in Spanien einen Lokalbesuch vor 20:30 Uhr wenig erfolgversprechend aussehen lassen, begeben wir uns noch einmal in ein Einkaufszentrum jenseits der Innenstadt. Vielleicht finden wir ja doch noch einige Musik-CDs. Das Zentrum erweist sich aber genauso langweilig, wie Einkaufszentren in Deutschland und CDs gibt es dort auch nicht. Auf dem Weg zurück in die Stadt stolpern wir dann doch noch über einen FNAC. Wer bereits in Frankreich war, weiß, was das ist. Nun gibt es doch noch einige Scheiben lokaler Musik für uns als Andenken.

Gibraltar – ein Felsen voller Überraschungen

Heute morgen sind wir um 8:30 Uhr in der Dämmerung aufgebrochen, um nach Gibraltar zu fahren. Wir nehmen die Autobahn und zahlen unterwegs für dieses Privileg auf 130 km fast 10 € Mautgebühr.

Dicht hinter den Booten beginnt die Start- und Landebahn  des Flughafens. Die Häuser im Hintergrund gehören zu La Linea auf der spanischen Seite.
Dicht hinter den Booten beginnt die Start- und Landebahn des Flughafens. Die Häuser im Hintergrund gehören zu La Linea auf der spanischen Seite.

Gibraltar – was erwartet uns dort eigentlich? Der Reiseführer schweigt sich aus. Das Navi weiß auch nicht wo das ist. Unter Spanien ist es nicht zu finden und unter Großbrittanien auch nicht. Also geben wir La Linea Stadtzentrum ein. Das ist die Stadt auf der spanischen Seite. Woanders hatten wir gelesen, man solle sein Auto sowieso lieber auf spanischer Seite lassen, da es immer Stau an der Grenze gäbe. Wir hatten beschlossen auf spanischer Seite zu frühstücken, das Auto dort zu lassen und dann zu Fuß die Grenze zu passieren.

Blick über den Yachthafen auf den Felsen
Blick über den Yachthafen auf den Felsen

Die erste Überraschung: La Linea sieht ziemlich ärmlich aus, fast alles hat zu, also folgen wir erst einmal der Ausschilderung nach Gibraltar. Zweite Überraschung: von Stau keine Spur. Wir fahren über die Grenze. Der spanische Grenzposten ist verweist. Die Briten wollen unseren Ausweis sehen. Wir fragen vorsichtshalber, auf welcher Seite man hier fährt. „Wie in Spanien“, ist die Antwort – also rechts und nicht links. Was nun? Wir haben im wahrsten Sinne des Wortes keinen Plan, aber den braucht man auch nicht wirklich. Der Felsen ist von überall zu sehen, ringsum ist Wasser, dazwischen nicht viel Platz. 6,5 Quadratkilometer hat die Halbinsel, 29 km an asphaltierten Straßen, 1,2 km Grenze zu Spanien und 12 km Küstenlinie. Das Auto braucht man hier nicht wirklich. Neben einer Baustelle am Hafen finden wir einen freien Parkplatz. Ocean Village steht auf einem großen Schild. Wir folgen der Ausschilderung und landen im Yachthafen. In einem kleinen schwimmenden Café bekommen wir unser ersehntes Frühstück. Ich frage mich, ob ich die Leute hier auf Spanisch oder Englisch ansprechen soll. Dritte Überraschung: Wir werden auf Spanisch begrüßt. Bezahlen dürfen wir hinterher in Britischen Pfund. Ich nutze die Chance und lese die örtliche Zeitung zum Frühstück. Es muss schon ein sehr eigenes Lebensgefühl hier sein. Neben den üblichen Nachrichten einer Kleinstadt mit 29000 Einwohnern geht es darum, dass die EU Spanien endlich Druck macht, die Situation an der Grenze zu verbessern. Man regt sich über spanische Fischer in den eigenen Gewässern auf und über ein spanisches Marineschiff, dass die heimischen Gewässer häufiger durchfährt: Nutzt es nun das internationale Recht auf friedliche Durchfahrt oder betreibt es Spionage? Es klingt alles ein wenig nach Verfolgungswahn. Ansonsten lieben die Bewohner Gibraltars die EU und haben etwas gegen britische Politiker, die den Austritt aus der EU fordern. Dann würde für Gibraltar nicht mehr das EU Recht gelten, sondern der Vertrag von Utrecht von 1713, in dem Spanien widerstrebend Gibraltar an Großbrittanien abgegeben hat. Dann wäre es vorbei mit der offenen Grenze und es wäre auch vorbei für die vielen Menschen, die auf spanischer Seite leben und in Gibraltar arbeiten.

Affe auf dem Dach der großen Kasematten neben der Markthalle
Affe auf dem Dach der großen Kasematten neben der Markthalle

Nach dem Frühstück schlendern wir weiter durch das Ocean Village und den Yachthafen. Es gibt viele schicke Designerläden, die heute alle geschlossen haben, eine Megayacht, die als Hotelschiff dient und ein Casino. Zwischen den letzten Yachten und der Startbahn des Flughafens sind nur wenige Meter. Die Startbahn überquert man, direkt nach Grenzübertritt. Eine Ampel regelt den Verkehr und in der Zeitung stand, dass es ab März einen Verbindung nach Marokko geben soll. Das wäre dann mit 30 Minuten der kürzeste Interkontinentalflug. Alles fühlt sich hier sehr eng an und darüber ragt der Felsen 426m in die Luft.

Auf der Main Road zwei von vielen Kanonen, am Boden das Wappen Gibraltars mit dem Schlüssel zum Mittelmeer
Auf der Main Road zwei von vielen Kanonen, am Boden das Wappen Gibraltars mit dem Schlüssel zum Mittelmeer

Wir verlassen das Ocena Village. An der Markthalle finden wir einen Stadtplan. Unser Versuch einen aus dem Automaten zu ziehen, scheitert. Der Weg führt uns durch wuchtige Verteidigungsmauern auf einen kleinen Platz. Vierte Überraschung: hier treffen wir den ersten Affen. Ich dachte, die säßen nur oben auf dem Felsen. Aber dem war es bei dem Wetter wohl zu einsam und zu kalt da oben.

Affen füttern verboten!
Affen füttern verboten!

Fünfte Überraschung: von hier aus beginnt eine sehr gemütliche Einkaufsstraße, wie sie so auch in jeder anderen wohlhabenden europäischen Kleinstadt angetroffen werden könnte. Das einzig bemerkenswerte sind die vielen Läden für Spirituosen und Zigaretten, die heute aber auch geschlossen haben. Sechste Überraschung: Im Schaufenster des Postamtes sind Sondermarken zum 75. Jahrestag der Evakuierung Gibraltars ausgestellt. Wir haben den Eindruck, wir wissen gar nichts über Gibraltar. Wir kaufen anschließend ein paar DVDs über die Geschichte Gibraltars. Leider können wir die erst zu Hause anschauen.

Wie zu erwarten - eine britische Telefonzelle.
Wie zu erwarten – eine britische Telefonzelle.

Am Ende der Einkaufsstraße befindet sich wieder eine dicke Stadtmauer. Siebte Überraschung: Auf einem Schild lesen wir, dass Gibraltar mehrfach Opfer von Piraten wurde. Achte Überraschung: Hinter dem Stadttor gibt es einen kleinen Friedhof zu Ehren der Opfer der Schlacht von Trafalgar. Es liegen dort tatsächlich aber nur zwei der Opfer begraben. Auf der anderen Straßenseite steht eine Statue von Nelson. In Richtung entdecken wir einen weiteren Yachthafen. Auch den müssen wir natürlich erkunden. Alles ist wieder sehr schick. Nett gekleidete Menschen sitzen in dick gepolsterten Korbstühlen neben den allgegenwärtigen liebevollrestaurierten historischen Kanonen und schlürfen eisgekühlte Getränke, während sich ihre sorgfältig frisierten Hündchen in rosa Daunenjäckchen auf dem Nachbarstuhl in der Sonne räkeln. Wir könnten auch schon wieder etwas zu trinken vertragen, aber bitte nicht hier!

Noch ein Yachthafen
Noch ein Yachthafen

Wir laufen zurück zur Main Road und finden dort eine Bar neben dem Gerichtsgebäude. Neunte Überraschung: Der Kellner kommt aus Deutschland und erzählt uns, dass auch er in La Linea wohnt und täglich mit dem Bus zur Arbeit fährt. Er zahlt dort drüben 300€ für ein WG-Zimmer, während eine Einzimmerwohnung in Gibraltar 1000 Britische Pfund im Monat kosten würde. Er bestätigt uns, dass es im Sommer lange Staus an der Grenze gibt. 4 Stunden Wartezeit können da schon mal vorkommen. Er hat aber Verständnis für die spanischen Grenzkontrollen, denn viele würden versuchen, Spirituosen und Zigaretten nach Spanien zu schmuggeln. Was lernen wir daraus: Große Steuerunterschiede erzeugen Kriminalität, die erzeugt Kontrollen und die wiederum erzeugen Unmut bei den zu Unrecht verdächtigten und deshalb in ihrer Bewegungsfreiheit behinderten. Da ist die Lösung doch eigentlich ganz einfach: Schafft die Steuerunterschiede ab! Wenn es denn so einfach wäre, denn genau von diesen Steuerunterschieden lebt Gibraltar. Vom Militär, so wie früher, können sie schon lange nicht mehr leben.

Blick in die Werft
Blick in die Werft

Zehnte Überraschung: Die Seilbahn zum Gipfel fährt heute nicht, die Taxifahrer wollen Unsummen und ob es da oben Parkplätze gibt, kann uns keiner sagen. Die Sonne hat sich mittlerweile verkrochen und einem eisigen Nordwestwind das Feld überlassen. Der zerrt schon hier unten an unseren Rucksäcken, wie wird es da erst oben sein? Wir verzichten auf die Tour und bleiben unten.

Der Strand
Der Strand

An den Hafenanlagen und der Werft laufen wir vorbei. Ich hatte gelesen, dass Gibraltar Petroleum importiert und dann wieder exportiert. Davon können wir hier nichts erkennen. Weiter draußen liegen jedoch etliche Frachter vor Anker, einige werden gerade betankt.

Der Weg durch den zweiten Tunnel
Der Weg durch den zweiten Tunnel

Der Weg führt durch einen kleinen engen Tunnel und elfte Überraschung: Wir stehen am Strand! Na ja, was sich so Strand nennt. Grobe runde Kiesel, kräftiger Seegang, der bei noch mehr Wind die Kiesel auch über die Schutzmauer auf die Strandpromenade wirft. Darüber steil aufragende Felsen mit vielen Höhlen, die teils zugemauert und mit Schießscharten versehen sind. An einer Stelle stürzt Wasser aus großer Höhe herab.

Moschee am Europa Punkt
Moschee am Europa Punkt

Der Weg führt weiter durch den nächsten etwas großzügigeren, aber dafür noch längeren Tunnel zur zwölften Überraschung: einer Moschee, anscheinend von den Saudis finanziert, direkt am Europa Punkt. Daneben die dreizehnte Überraschung: ein Bauschild für die Gibraltar Universität. Wie gesagt, es gibt hier nur 29000 Einwohner, aber vielleicht suchen sie schon einmal die zukünftigen Einnahmequellen, falls es doch irgendwann mit den Steuervergünstigungen vorbei sein sollte?

Das schmutzige Ende am Leuchtturm
Das schmutzige Ende am Leuchtturm

Vorn auf der Spitze zielt eine große Kanone in Richtung Afrika. Der Wind pfeift, unten am Wassersaum viele Möwen auf dem Wasser. Nach einem Blick über das Geländer wissen wir auch warum: Das Abwasser läuft der Farbe nach zu urteilen ungeklärt ins Meer (13. Überraschung). Danach folgt gleich die 14. Überraschung: ein Schild in polnischer Sprache. Was machen die denn hier? Wir lesen genauer nach: 1943 ist hier die polnische Exilregierung mit dem Flugzeug abgestürzt.

Ein großen Geschütz zielt am Europa Punkt auf die afrikanische Küste
Ein großen Geschütz zielt am Europa Punkt auf die afrikanische Küste

Wir würden gerne auf der anderen Seite des Felsens zurück laufen. Das geht jedoch nicht, da es keinen Fußweg gibt und so nehmen wir wieder auf der Westseite eine höher gelegene Straße für den Rückweg. Auch bei der Ausreise gibt es keinerlei Komplikationen. Niemand will unsere Ausweise sehen. Der Weg mit dem Auto führt auf sehr verschlungenen Wegen hinaus. In La Linea halten wir noch einmal an der Strandpromenade für einen Blick zurück.

Blick zurück von La Linea
Blick zurück von La Linea

Für den Rückweg nehmen wir nun die mautfreie Strecken. Sie führt durch unglaublich viele Kreisel dichter an der Küste entlang, die durchgehend zwischen Gibraltar und Málaga bebaut ist.

Ein ganz normaler Tag in Málaga

Puh, nach so einem Tag in Granada müssen wir erst einmal wieder herunter kommen. Ausschlafen, auch wenn die Nachbarn und der Verkehr in der Straße dies anders sehen und erst einmal alles Material sichten. Nach einem ausgiebigem Frühstück in unserem Café an der Markthalle, wo wir mittlerweile auch bereits bekannt sind, decken wir uns erst einmal in der Markthalle mit Obst ein. Petra hat sich auf der Alhambra scheinbar einen Schnupfen eingefangen, den wir mit Vitaminen bekämpfen wollen.
Historischer Pavillon mit schöner Aussicht in La Concepción, dem botanischen Garten
Historischer Pavillon mit schöner Aussicht in La Concepción, dem botanischen Garten

Eigentlich soll der englische Friedhof heute auf dem Plan stehen, aber als wir auf die Uhr schauen ist es bereits 13:00 Uhr und der Friedhof schließt bereits um 14:00 Uhr, also verschieben wir den Besuch und setzen uns ins Auto, um den Botanischen Garten unterhalb des Stausees zu besuchen. Die Sonne scheint aus allen Knopflöchern und eigentlich ist es auch der richtige Tag dafür.

Schöner Bambus
Schöner Bambus

Der Botanische Garten ist aus einer alten Zitronen- und Orangen-Plantage hervorgegangen. Auf dem Gelände finden sich heute Bäume, Palmen und Pflanzen aus aller Welt. Alle sind beschriftet. Von vielen haben wir noch nichts gehört und andere haben wir bereits in freier Natur gesehen. Zudem bietet der Garten noch einen schönen Blick über Málaga.

Wie ein kleiner Dschungel
Wie ein kleiner Dschungel

Abends wollen wir noch einmal in der Stadt auf die Suche nach örtlicher Musik gehen. In der Vergangenheit haben wir uns häufig Musik aus örtlichen Plattenläden mitgebracht. Scheinbar hat das Internet diesen hier in Málaga bereits den Garaus gemacht.

Sind die Läuse auf den Opuntien Cochenille-Läuse? Klaus macht den Test...
Sind die Läuse auf den Opuntien Cochenille-Läuse? Klaus macht den Test…

Aber einmal ehrlich, wer findet in Hannovers Innenstadt heute noch einen Plattenladen? Man muss schon wissen, dass man bei Huggendubel in den Keller steigen muss oder bei Saturn in die erste Etage. Also kommen wir, um nicht ganz unverrichteter Dinge zu sein, mit einer neuen Flasche Wein ins Hotel und machen uns an die Arbeit, den Blog weiter zu füttern.

Die Alhambra in Granada

Heute steht ein echtes Highlight auf dem Programm! Aber zunächst ein wichtiger Hinweis für Nachahmer:
Der Palast Karls des V., 1526 erbaut von einem Schüler Michelangelos
Der Palast Karls des V., 1526 erbaut von einem Schüler Michelangelos

Die Eintrittskarten für die Alhambra können und sollten im Internet orher bestellt und bezahlt werden, wenn man auch das Highlight, den Nasriden-Palast, sehen möchte. Es gibt die Frühschicht von 8:30 – 12:30 und die Spätschicht von 14:00 – 18:00 und für den Nasriden-Palast kann man sich eine bestimmte Eintrittszeit aussucht (in der Praxis eine begrenzte Auswahl). Diese muss man einhalten. Wir hatten die Spätschicht gewählt und 16:00 für den Nasriden-Palast. Dies stellte sich als ideal heraus, da wir genug Zeit für alles hatten und am Ende sogar noch einen wundervollen Sonnenuntergang auf der Alcazabar genießen durften.

In der Kirche Santa Maria, die Isabella 1492 anstelle der Hofmoschee errichten ließ
In der Kirche Santa Maria, die Isabella 1492 anstelle der Hofmoschee errichten ließ

Aber nun der Reihe nach: An diesem Morgen stehen wir früh auf und versuchen das Frühstück im Hotel, um Zeit zu sparen. Schon die Rezensionen hatte es als nicht so gut beschrieben. OK man wird satt, es geht schnell und der Raum erinnert eher an eine Wartehalle. Unsere Wahl für die nächsten Tage steht fest.

Das erstaunliche Innere des Palastes Karls V., der mit einer Sondersteuer für Muslime finanziert wurde
Das erstaunliche Innere des Palastes Karls V., der mit einer Sondersteuer für Muslime finanziert wurde

Mit dem Auto gelangen wir problemlos nach Granada und die Alhambra ist wie zu erwarten, hervorragend ausgeschildert. Mehr als 2 Millionen Besucher im Jahr wollen vernünftig gelenkt werden. Dies ist auch der Grund für die etwas aufwendig anmutende  Ticketprozedur. Wenn man aber da ist, ist man froh darüber, denn obwohl auch dieser Tag dann ausverkauft ist, hat man nicht den Eindruck von Überfüllung.

Zypressenallee auf dem Weg zum Generalife
Zypressenallee auf dem Weg zum Generalife

Da wir bereits gegen 12:00 da sind, gehen wir erst einmal in den Bereich, der ohne Karten zugänglich ist. Dies ist der Bereich um den Palast von Carlos V, der sich seinen Palast direkt neben den Nasriden-Palast bauen ließ. Neben diesem Palast steht als weiterer Fremdkörper auch eine Kirche. Nach der Eroberung von Granada durch die ‚christlichen‘ Könige wurde alles muslimische als schlecht und minderwertig angesehen. Wieviel Kultur und Wissen dabei verloren ging, wird uns hier immer wieder vor Augen geführt und man spürt immer wieder Ärger über die Borniertheit der Christen gegenüber anderen aufkommen.

Wasserspiele in den Gärten des Generalife
Wasserspiele in den Gärten des Generalife

Punkt 14:00 Uhr geht es los und wir werden in den zugangsbeschränkten Bereich der Alhambra eingelassen. Als erstes besuchen wir den Generalife-Palast. Er liegt außerhalb der Alhambra, war so etwas wie eine Sommerresidenz mit viel Grün und in den Gärten wurde auch Obst und Gemüse für die Herrscher angebaut. Gleichzeitig war er auch ein Zentraler Ort für die Wasserversorgung der Alhambra. Auch der Generalife hat einen vorzüglichen Blick über Granada. Man kann sich vorstellen, dass es hier im heißen Sommer gut auszuhalten war.

Blick aus dem Generalife-Palast auf die Alhambra mit der Kirche Santa Maria
Blick aus dem Generalife-Palast auf die Alhambra mit der Kirche Santa Maria

An den unteren Gärten des Generalife gibt es noch ein Auditorium, in dem schon so manch ein berühmter Musiker aufgetreten ist. Abends muss es hier eine tolle Atmosphäre geben. Nachdem wir diesen Bereich ausgiebig bewundert haben, schlendern wir über den oberen Bereich der Alhambra an Gärten, dem alten Kloster, das heute ein Parador-Hotel ist, bereits erwähnter Kirche und dem Palast Karls des V. vorbei zum Eingang des Nasriden-Palastes.

Der zentrale Bereich des Generalife: der Wasserbeckenhof 'Patio de la Acequia' aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts
Der zentrale Bereich des Generalife: der Wasserbeckenhof ‚Patio de la Acequia‘ aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts

Nun ja, hier bildet sich eine Schlange aus Leuten, die für 15:30, 16:00 und 16:00 Einlass-Karten haben. Ich gehe also an der Schlange entlang, um zu schauen, wie sich das wohl sortiert. Mit typisch spanischer Gelassenheit winkt der Kontrolleur die Leute aus der Schlange, die mit 15:30 ( es ist bereits 15:45) nun endlich reingehen sollen. Einige Chinesen haben dies nicht mitbekommen aber irgendwie funktioniert es am Ende. Dann kehrt Ruhe in der Schlange ein, die nun eine Mischung aus 16:00 Uhr und 16:30 Uhr ist. Um 16:00 Uhr fängt die Prozedur wieder an. Alle Leute, die noch nicht dran sind, werden zur Seite gebeten und wir werden nach und nach eingelassen, so dass sich im ersten Raum nicht zu viele Leute stauen.

Im Nasriden-Palast gibt es kaum eine Stelle, die nicht verziert ist
Im Nasriden-Palast gibt es kaum eine Stelle, die nicht verziert ist

So, nun heißt es Luft anhalten und staunen. Diese Paläste in den wärmeren Gegenden sind häufig ein Ensemble aus Gebäuden mit Innenhöfen. Man geht von Einem zum Nächsten und kommt aus dem Staunen über die handwerkliche Kunst nicht heraus. Was dort aus Holz, Stuck und Mamor gezaubert wurde, verdient höchste Anerkennung. Die Krönung ist der Löwenhof. Es ist mit Worten nicht zu fassen. Wir können nicht anders, als es einfach nur zu bewundern und versuchen, es mit der Kamera einzufangen.

Prächtige Kuppel des Saals der zwei Schwestern
Prächtige Kuppel des Saals der zwei Schwestern

Immer wieder werden Besuchergruppen durchgeführt und wir sind froh, dass wir uns frei bewegen dürfen und nicht an eine Gruppe gebunden sind. So können wir auf Momente warten, in denen wir nur mit relativ wenigen Leuten zusammen sind, um den Ort besser zu genießen. Sicher ist es von den Organisatoren nicht so gedacht, aber wir sind 1,5 Stunden in dem Palast und keiner hetzt uns.

Schöne Tür
Schöne Tür

Als wir den Nasriden-Palast gegen 17:45 verlassen, sind wir noch ganz benommen und die Sonne beginnt unterzugehen. Auch wenn 18:00 UhrSchluß ist, werden wir noch in die Alcazaba eingelassen und man schickt uns Schnur stracks zum südwestlichen Wachturm, auf dem man noch einmal im Sonnenuntergang einen tollen Blick über Granada, die Alhambra, den Generalife bis zur schneebedeckten Sierra Nevada hat.

Blick vom Turm der Alcazaba, im Hintergrund die Sierra Nevada
Blick vom Turm der Alcazaba, im Hintergrund die Sierra Nevada

Gegen 18:00 kommt ein Mitarbeiter auf den Turm und bittet die Besucher sehr einfühlsam, sich langsam in Richtung Ausgang zu begeben. Ihm ist offensichtlich klar, dass wir uns alle nur sehr schwer von dem Anblick trennen können. Mit diesen Eindrücken trotten wir über die Alhambra zurück zu unserem Auto, immer begleitet von freundlichen Blicken und einem ‚Adios‘ der Mitarbeiter, die aufpassen, dass wir den Rückweg auch finden.

Cabo de Gata

Nach so viel Stadt zieht es uns wieder einmal in die Natur. Unser Wanderreiseführer, den wir uns für Petra’s iPhone zugelegt haben, weist einen Naturpark an der Küste beim Cabo de Gata aus, wo es eine beeindruckende Wanderung geben soll. Allerdings ist diese mit etwa 3 Stunden Autofahrt verbunden, da die Autobahn an der Küste noch nicht ganz fertig ist.
Die Küstenautobahn führt durch zahlreiche Tunnel
Die Küstenautobahn führt durch zahlreiche Tunnel

Ohne Frühstück springen wir gegen 9:30 ins Auto und lassen uns vom Navi auf die Piste bringen. Als die Autobahn aufhört, verspüren wir dann doch Hunger und begeben uns in ein Café, das geöffnet hat. Auch am Weihnachtsfeiertag braucht man hier als Tourist nicht zu hungern.

Von hier kommen die spanischen Tomaten - Ganze Landstriche sind unter Gewächshäusern verschwunden!
Von hier kommen die spanischen Tomaten – Ganze Landstriche sind unter Gewächshäusern verschwunden!

Gegen 13:00 Uhr haben wir dann den kleinen Küstenort San José östlich vom Kap erreicht und bereiten uns auf die Rundwanderung vor, die laut Wanderführer etwa 6 Stunden dauern soll. Das werden wir unterwegs abkürzen müssen. Auch San José ist derzeit in Weihnachtsstimmung, also viele Geschäfte und Restaurants haben geschlossen. Allerdings klappt die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln.

Molino del Collado de los Genoveses
Molino del Collado de los Genoveses

Hinter dem Ort geht die Straße gleich in eine Schotterpiste über und der Naturpark beginnt. Die Landschaft erinnert stark an den Südwesten der USA mit der kargen roten Erde. Dies haben auch einige Filmemacher entdeckt und hier in der Gegend etliche Western gedeht. Übrigens wurde auch der meiste Teil von ‚Spiel mir das Lied vom Tod‘ in Andalusien gedreht.

Agaven am Strand
Agaven am Strand

An einer typischen spanischen Mühle vorbei, geht es zu einer herrlichen Strandbucht, die fast wie ein Hafen zu allen Richtungen geschützt ist. Dies haben 1147 auch die Genueser genutzt, als sie gegen die Mauren in Almería hier landeten. Man kann es hier aber auch ganz friedlich haben. Die Autos müssen recht weit vom Strand entfernt geparkt werden und im Sommer gibt es nur einen Bus-Pendelverkehr in den Naturpark – sehr gut!!!

Die jungen Agaven fangen bereits auf dem Blütenstil an zu wachsen
Die jungen Agaven fangen bereits auf dem Blütenstil an zu wachsen

Am Ende der Standbucht geht es hoch auf die Klippen. Beim Wanderweg kann man immer entscheiden, ob man vorne schwindelfrei oder hinten etwas weniger dramatisch um die Klippen herum wandern mag. Wir entscheiden uns für hinten. Dazwischen gibt es immer wieder beeindruckende Aussichtspunkte.

Blick auf den Morrón de los Genoveses
Blick auf den Morrón de los Genoveses

Gegen 16:00 Uhr überlegen wir bereits umzukehren, aber der Wanderführer weist auf den absoluten Höhepunkt der Wanderung hin, der nach dem folgenden Abstieg unter den Felsen an der Wasserkante entlang führen soll. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen und die Dämmerung hier ist relativ lang, also weiter.

Interessante Felsformationen
Interessante Felsformationen

Was dann kommt ist wirklich atemberaubend: An der Wasserkante wandern wir durch drei Buchten und dazwischen baut sich über uns ein Kliff vulkanischen Ursprungs auf. In der letzten Bucht machen wir eine kurze Rast, um von dort wieder in die Höhe zu klettern und dann über eine Düne in Richtung Schotterpiste zu gehen. Hier kürzen wir die Wanderung ab und gehen strammen Schrittes zurück. Bei Sonnenuntergang gegen 18:30 Uhr sind wir zurück im Ort San José.

Grundstückseinfahrt von der Schotterpiste aus
Grundstückseinfahrt von der Schotterpiste aus

Im Ort gibt es dann noch eine kleine Stärkung aus der Bäckerei, um anschließend die Heimfahrt mit dem Auto anzutreten.

Stierkopf in unserem Lieblingslokal
Stierkopf in unserem Lieblingslokal

Für unser Abendessen gegen 22:30 Uhr gehen wir dann keine Experimente ein und gehen in das Gibralfaro in der Altstadt, in dem wir schon einige nette Abende verbracht haben. Wir werden mit ‚Hola‘ begrüßt, als wären wir alte Stammkunden und obwohl es voll ist, wird für uns an der Bar ein Plätzchen freigeräumt. Selbstverständlich bekommen wir wieder einige Spanisch-Lektionen.

Überhaupt wird es hier in Spanien sehr positiv aufgenommen, dass wir uns bemühen, Spanisch zu reden, auch wenn es manchmal hakt und unser Gegenüber Englisch kann.