Archiv der Kategorie: Europa

Innensichten

Heute geht es an die Arbeit. Nach dem Frühstück, das entsprechende der nationalen Sitte eher schmal ausfällt, müssen wir erst einmal mit einer anderen nationalen Sitte klarkommen.

– Die Vaporettos streiken –

Wassertaxi statt Vaporetto
Wassertaxi statt Vaporetto

Die Vaporettos sind der öffentliche Nahverkehr in Venedig. Warum gestreikt wird, erschließt sich uns nicht, ist aber auch egal, da die Wassertaxis nicht streiken. Also geht es mit rascher Fahrt zu den Giardini, wo ein Teil der Bienale stattfindet. Die Giardini sind, wie der Name schon sagt, ein parkähnlich angelegtes Ausstellungsgelände. Neben dem Hauptpavillon gibt es dort auch die nationalen Pavillons. Das Ganze ist wie eine Weltkunstausstellung organisiert. Dieses Jahr hat der Kurator  das Motto „Il Palazzo Enciclopedico“ also „Der enzyklopädische Palast“ gewählt. Eigentlich ein ziemlich vermessener Ansatz. Entsprechend schwer tun sich einige Künstler mit dem Thema.

Gemalte See
Gemalte See

Der Hauptpavillon beschäftigt sich mit den inneren Welten. Begeistern tat uns ein Raum mit ungebrannten Tonarbeiten. Fischli und Weiss haben hier kleine Szenen mit sehr viel Humor zusammen getragen. Interessant  war auch das „Red Book“ von C.G. Jung, das hier in Auszügen ausgestellt war. Tief berührt hat uns eine Reihe von gemalten Bildern von rauher See in der Nordsee. Mit diesen Bildern ist es dem Künstler gelungen, die Stimmung eindrucksvoll einzufangen.

Die Länder Pavillone werden von den jeweiligen Ländern kuratiert.

Die schweizer Schlange
Die schweizer Schlange
Schweizer Mitte
Schweizer Mitte
Das schweizer Ende
Das schweizer Ende

Die Schweizer haben in ihrem Pavillon eine sehr schlichte Form gewählt, die die Architektur zum Tragen bringen soll. Durch das Gebäude zieht sich eine Schlange, die allerdings nicht ganz risikolos ist, da sie im Eingangsbereich für Leute mit 1,65m auf Augenhöhe steht und leicht umgelaufen werden kann.

Street Art
Street Art

Venezuela ging es darum, Street-Art zu dokumentieren. Aus dem Pavillon dringen laute lateinamerikanische Rhythmen und drinne läuft eine Video-Installation, die Sprayer bei der „Arbeit“ zeigt.

 

 

 

 

 

 

 

das "Kestner" Foto
das „Kestner“ Foto

Selbstverständlich statten wir auch dem deutschen Pavillon, der mit dem Französischen getauscht hatte, einen Besuch ab und machen das obligatorische „Kestner“-Foto.

Der Pavillon beherbergt eine Installation von Ai Weiwei, die eine gewisse Leichtigkeit besitzt, der Rest ist allerdings sehr getragen.

Ai Weiwei
Ai Weiwei

 

 

 

 

 

Der russische Pavillon setzt sich passend mit der Anbetung des Mammon auseinander.

Anbetung des Mammon
Anbetung des Mammon

 

 

 

 

 

Sehr ironisch setzt sich der englische Pavillon mit der Gegenwart auseinander. Trotzdem raucht einem am Ende der Kopf, dafür gibt es stilgerecht einen kostenfreien 5 o’clock Tea zum Ausspannen.

rauchende Köpfe
rauchende Köpfe

 

 

 

 

Den Kunsttag beenden wir mit dem Besuch der Kirche San Zaccharia in der wir einige Gemälde des Hochrenaissance Malers Tizian unter der fachkundigen Erklärung unseres Kestner-Reiseführers bewundern.

Venedig: Sonne, Wasser, Eiscreme und Kunst

Wir haben es nach 4 Jahren erneut getan: Wir sind mit der kestnergesellschaft zusammen nach Venedig zur Biennale geflogen.

Wassertaxi vom Flughafen
Wassertaxi vom Flughafen

Als ich nach dem Flughafen  wieder das Wasser und die Vaporettos sah, bekam ich das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Das Warten im Flughafen hatte ich innerlich mit Vorstellungen vom ersten Eis in der Sonne überbrückt. Als wir dann nach rasanter Fahrt am Zaterre   ausstiegen und im Hotel eincheckten, war anschließend der erste Gang zur Eisdiele an der Ecke. Dann hatten wir eine Sunde Zeit bis zum Treffen in der Gruppe. Die nutzen wir, um erst einmal Sonnenbrillen zu kaufen – kann man ja auch bei dem Wetter zu Hause nicht drauf kommen, dass man die hier brauchen könnte…

Eis in Venedig
Eis in Venedig

Um halb vier geht’s dann auf zum ersten Pavillion von Angola. Der Pavillon oder zumindest die Fotoausstellung hat den Goldenen Löwen gewonnen, In einem  Palazzo mit Stofftapete und traditionellen  Gemäden liegen auf dem Fußboden Holzpaletten mit Stapeln gedruckter Fotos im A2 Format. Sie zeigen Gegenstände auf den Straßen von Louanda, Der Kontrast ist hart und die Zeit alles aufzunehmen, viel zu kurz. In einem weiteren Stockwerk hängen dann Kunstwerke verschiedener angolanischer Künstler, aber hier sollen wir schon gar nicht mehr gucken – schade!

Canale Grande
Canale Grande

Die nächste Station ist die Frari-Kirche – eine Scheune zum Beten ist das nicht wirklich. Die Kunstwerke beeindrucken uns zutiefst. Unser Antreiber wird nun langsam ruhiger und lässt uns Zeit zum Schauen.  Den Abend beschließen wir gemeinsam in einem Restaurant in der Nähe unseres Hotels.

Englisch in Paris – ein Nachtrag

Soeben habe ich von Mark Twain die Glosse „Eine Beobachtung in Paris“ gelesen. Er schreibt dort:

„Der Pariser reist nur wenig, er versteht keine Sprache als die seinige, liest nur einheimische Bücher und ist infolgedessen recht beschränkt und selbstzufrieden. Doch seien wir gerecht; es gibt Franzosen, die auch fremde Sprachen verstehen: die Kellner. Unter anderem verstehen sie auch Englisch; allerdings auf ihre Art – sie können es sprechen, aber nicht verstehen. Sie machen sich leicht verständlich, aber es ist fast unmöglich, einen englischen Satz so auszudrücken, dass sie fähig wären, ihn zu verstehen.“

Das erinnert mich an unseren Paris-Aufenthalt. Wir waren es in der Vergangenheit gewohnt, dass wir mit Französisch am Besten voran kam. Wann immer ich Französisch sprach, wurden wir freundlich behandelt. Versuchte es Klaus auf Englisch, wurden wir ignoriert oder die Antworten waren sehr kurz angebunden. Dieses Mal war alles anders, wann immer ich Französisch sprach, versuchte man mir auf Englisch zu antworten. Entweder ist mein Französisch so schlecht geworden, dass man Mitleid mit mir hatte und mir weitere Quälerei ersparen wollte oder aber die Pariser wurden einer Hirnwäsche unterzogen…

Institut du Monde Arabe

Für unseren letzten Tag in Paris haben wir uns das Institut du Monde Arabe vorgenommen. Uns lockt die interessante Fassade, der Ausblick vom Restaurant auf dem Dach und natürlich auch die Ausstellungen. Wir beginnen unseren Besuch mit einer Tasse Kaffee auf dem Dach. Von dort bewundern wir den Blick über die Stadt. Währenddessen beginnt der Regen zu tröpfeln. Von oben arbeiten wir uns nun nach unten durch und starten mit der ständigen Ausstellung. Diese reicht von Mesopotamien und dem Gilgamesch-Epos über den Handel mit dem römischen Reich, der Entwicklung der Städte, der Entstehung der drei Hauptreligionen bis hin zu den Wissenschaften. Erschöpft geben wir nach etwas über der Hälfte auf und stärken uns erst einmal mit einem sehr leckeren Mittagessen im hauseigenen Restaurant. Besonders beeindrucken uns aber die gleichwertige und vergleichende Darstellung der drei Religionen und die alten Werke über Mathematik und Astronomie.

Eingangsschild und Fassade des Instituts

Anschließend stürzen wir uns auf die aktuelle Kunstausstellung. Diese widmet sich der Frage, wie Künstler aus dem Nahen Osten den menschlichen Körper darstellen. Im 19. Jahrhundert kamen die ersten Studenten von dort nach Europa, um Kunst zu studieren. Zu ihrer Ausbildung gehörte zwingend auch die Darstellung von Akten. Wie gingen sie damit um, entwickelten sie später eine eigene Art und Weise, den menschlichen Körper darzustellen? Die Ausstellung ist sehr vielfältig und bietet so einige Überraschungen, die wir hier nicht verraten.

Fassadenelemente von innen

Währenddessen gehen draußen mehrere Gewittergüsse nieder. Wir sind froh, drinnen zu sein. Damit endet unser Besuch in Paris und wir holen anschließend unser Gepäck aus dem Hotel und machen uns auf den Weg zum Gare de l’Est und unserem Nachtzug nach Hannover.

Pavillon vor dem Institut entworfen von Zaha Hadid

Wohnen in Paris

Anzeige für eine 4-Zimmer-Wohnung

Gestern auf dem Rückweg vom Park, kamen wir am Schaufenster eines Maklers vorbei und studierten die Preise für Eigentumswohnungen. Wir hatten ja schon viel Schlimmes über den Wohnungsmarkt in Paris gehört, trotzdem verschlug es uns den Atem. Unter 10 000 € pro Quadratmeter für eine Eigentumswohnung geht hier anscheinend gar nichts. In einem anderen Schaufenster sahen wir auh Preise für Mietwohnungen. Die waren dementsprechend hoch. In unserer Sachgasse befindet sich an der Straßenecke eine Bäckerei, die außen eine Art Theke vor den verspiegelten Fenstern hat. Dort trafen wir auf ein paar Betrunkene. Einer davon diskutierte mit seinem Spiegelbild.

Anzeige für ein 11-Quadratmeter Zimmer im 7. Stock

Gegenüber von unserem Hotel befindet sich ein niedriges Bürogebäude, dass offensichtlich schon längere Zeit verlassen ist. Die Fenster sind blind. Es ist von wildem Wein überwuchert. Auf dem Dach wachsen kleine Bäumchen, in denen die Tauben gern sitzen. Wenn man duch’s Fenster schaut, sieht man Büroräume mit Aktenordnern in den Regalen, einem Kopierer und vertrockneten Zimmerpflanzen. Dass es sich jemand leisten kann, ein Gebäude in Paris leer stehen zu lassen, ist schon ziemlich erstaunlich. Beim Auschecken aus dem Hotel frage ich nach, aber die Dame an der Rezeption arbeitet hier noch nicht so lange und kann auch nicht mehr berichten, als das, was wir schon selbst beobachtet haben. Auch sie findet es sehr verwunderlich.

Schlafender Mann auf dem Gehweg

Anschließend saßen wir dann wieder gegenüber beim Frühstück. Auf der anderen Seite der Kreuzung rückte ein Reinigungstrupp in einer Gasse an und säuberte mit einem Hochdruckreiniger den Gehweg. Plötzlich entdeckte ich dort auf der anderen Straßenseite der Gasse einen Mann, der auf dem Gehweg schlief. Bislang war er mir nicht aufgefallen. Ich überlegte, ob der Reinigungstrupp auch den Gehweg auf der anderen Straßenseite säubern würde und was sie dann wohl mit dem Clochard täten. Kurze Zeit später wurde meine Frage beantwortet. Sie hielten kurz vor dem schlafenden Mann an, verstauten den Hochdruckreiniger und fuhren davon. Wir fingen wieder an uns Gedanken über den Wohnungsmarkt in Paris zu machen und was wir wohl täten, wenn zu Hause ein Mensch vor unserem Haus auf dem Bürgersteig schliefe.

Hausboote mit Blick auf Notre Dame

Nach dem Frühstück machen wir uns auf dem Richtung Seine dort sehen wir erneut etliche Hausboote. Im Vergleich zu den Preisen für eine Wohnung ist solch ein Hausboot wohl tatsächlich eine Alternative, denn was eine Wohnung direkt am Wasser mit Blick auf Notre Dame kosten würde, wagen wir schon gar nicht mehr zu fragen. Für den Preis kann man sicherlich ein sehr luxuriöses Hausboot mit sicherlich der doppelten Wohnfläche bauen.