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Ländlich sittlich

Nach den Erfahrungen der letzten Tage, schauen wir heute mal wieder erst zum Himmel hinauf, bevor wir beschließen, was wir machen wollen. Der Wetterbericht lautet eigentlich immer gleich: 18°C und Wind mit ca. 4Bft aus Nordost, gelegentlich leichte Bewölkung, kein Niederschlag. Was die Insel daraus macht, hängt sehr davon ab, wo man sich befindet: zwischen Sonnenschein und 30°C und dichtem Nebel oder sogar Regen mit 10°C ist alles möglich. Im Auto liegt deshalb nicht nur der Badeanzug, sondern auch die dicke Jacke.

Hier werden die Schafe noch liebevoll mit der Handschere geschoren
Hier werden die Schafe noch liebevoll mit der Handschere geschoren

Heute ist etwas diesig und oben an den Bergspitzen hängen Wolken. Der Sonnenschein reicht sogar für ein Frühstück auf der Terrasse. Wir würden zwar gerne mal die oberen Regionen erkunden, aber auf Kälte haben wir keine Lust, also führt unser Weg bergab. Wir lassen das Auto stehen und haben eigentlich vor, der Empfehlung aus einem Wanderführer zu folgen und Richtung Restinga auf dem Wanderweg EH1 den halben Berg herunter zu laufen und uns dann quer durch zum Wanderweg EH1.1 zu schlagen und den halben Berg anschließend auf dem anderen Weg wieder hoch zu laufen.

Diese hübsche junge Stute wird arg von den Fliegen gepiesackt. Wo reitet man solch ein Tier hier? Ein Esel wäre doch viel praktischer - oder?
Diese hübsche junge Stute wird arg von den Fliegen gepiesackt. Wo reitet man solch ein Tier hier? Ein Esel wäre doch viel praktischer – oder?

Wir machen uns auf den Weg. Außer der Kamera packe ich nur das Allernötigste ein, auch der Badeanzug bleibt zu Hause. Der Weg führt durch El Pinar und die angrenzenden Gärten. Wir treffen einen Ziegenhirten, der seine Ziegen in einem Weinberg grasen lässt. Ihre Euter (nennt man das bei Ziegen auch so?) hängen fast bis zum Boden. Ich habe schon viele Ziegen gesehen, aber das habe ich so noch nie gesehen. Ich hatte gelesen, dass es hier noch viele alte spezielle Sorten an Obst und Gemüse gibt, weil fast jeder noch seinen eigenen Nutzgarten bewirtschaftet und eine industrielle Landwirtschaft aufgrund des Geländes nicht möglich ist. Die abgelegene Lage der Insel führt auch dazu, dass die Menschen hier versuchen, Selbstversorger zu sein. Gibt es hier etwa auch spezielle Ziegenrassen?

Schöne Distel am Wegesrand
Schöne Distel am Wegesrand

Auf halber Strecke haben wir wenig Lust, den Berg wieder hoch zu laufen und gehen einfach weiter bis Restinga. Im Hafen befindet sich ein schöner Strand – nur blöd, dass der Badeanzug im Auto geblieben ist, denn ohne geht hier gar nicht! Nachdem wir ein schönes Picknick im Schatten gemacht haben und die Füße im Wasser gekühlt haben, machen wir uns auf die Suche nach einer Transportmöglichkeit zurück nach El Pinar auf unsere Höhe von etwa 850m. Wir haben Glück, es fährt noch ein Bus.

Die Technische Abteilung von Endesa tauscht kurz vor Restinga einen Hochspannungsmast aus. Währenddessen hängt das komplette Dorf an einem brummenden Notstromaggregat.
Die Technische Abteilung von Endesa tauscht kurz vor Restinga einen Hochspannungsmast aus. Währenddessen hängt das komplette Dorf an einem brummenden Notstromaggregat.

Zu Hause warten noch Reste von gestern auf uns zum Abendessen. Wir hatten eine dieser gigantischen Kartoffeln gekauft, die es hier überall gibt. Sie stellte sich dann als sehr leckere Süßkartoffel heraus, von der wir locker eine vierköpfige Familie satt bekommen hätten. Ist wahrscheinlich auch eine der hiesigen Spezialitäten.

Wandern in Petra

Um 9 Uhr morgens treffen wir einen Bautrupp bei der Pause an. Im Hintergrund ist Wadi Musa zu sehen, wo sich die Hotels befinden.
Um 9 Uhr morgens treffen wir einen Bautrupp bei der Pause an. Im Hintergrund ist Wadi Musa zu sehen, wo sich die Hotels befinden.

Heute steht eine Wanderung oberhalb vom Siq auf dem Plan. Bereits bei den Blockgräbern verlassen wir den normalen Weg und steigen auf. Der Pfad ist gut befestigt und führt durch skurrile Felsformationen.

Nischen für mobile Gedenksteine
Nischen für mobile Gedenksteine

Unser Reiseleiter erzählt uns, dass es sich bei diesem Weg auch um einen Prozessionsweg handelt. Überall sind Nischen in den Fels gehauen, in denen sich teilweise Gedenksteine befinden oder die Platz finden für mobile Gedenksteine. Die Nabatäer hatten keine Götterfiguren, sondern Gedenksteine und jeder Klan hatte seinen eigenen Gott, den er verehrte. Ich vermute die Tradition mit den mobilen Gedenksteinen stammt aus der Nomadenzeit der Nabatäer.

Am hohen Opferplatz
Am hohen Opferplatz

Der Weg führt am Ende zum Opferplatz der Nabatäer. Unser Reiseleiter berichtet, dass auf mehreren Hügeln um Petra herum Opferplätze waren, aber dieser ist von seiner Größe und seinem Blick auf die Stadt eindeutig der Wichtigste gewesen. Geopfert wurde als Brandopfer. Vermutlich hat dies so wie im Alten Testament beschrieben stattgefunden.

Felswand mit Wasserrinne
Felswand mit Wasserrinne

Auf dem Weg hinunter ins Tal können wir wieder Beispiele der Wasserbaukunst bestaunen. Ein Netz aus Wasserleitungen, Staumauern und Sedimentierbecken durchzieht die Berge. Leider ist vieles zerstört und nicht wieder aufgebaut. Dies ist sicher auch ein Grund für die Trockenheit dieses einstmals so fruchtbaren Tals.

Im Grab des römischen Soldatens
Im Grab des römischen Soldatens

Wir kommen vorbei an dem sogenannten Gartengrab, welches um 1840 noch grün war und heute trocken ist. Dicht dabei ist das Römergrab. Das Römergrab geht zurück auf die Zeit der Nabatäer, wurde aber später von den Römern weiter verwendet. Davon zeugt die Statue eines ranghohen römischen Soldaten über dem Eingang.

Hier trennt sich die Gruppe. Ein Teil möchte noch die etwa 900 Stufen zum sogenannten ‚Kloster‘ hochsteigen und die anderen möchten zurück zum Hotel. Bevor wir den Aufstieg zum ‚Kloster‘ in Angriff nehmen, stärken wir uns noch bei einem alten Beduinen, der auf der Rückseite des Hügels mit der Kreuzritterburg ein kleines Café betreibt.

Ein weiteres nettes Höhlencafé am "Kloster"
Ein weiteres nettes Höhlencafé am „Kloster“

Der Aufstieg zum ‚Kloster‘ setzt dann einiges an Durchhaltevermögen voraus. Klar gibt es immer wieder Angebote auf die Hilfe von Eseln zurückzugreifen aber wir bleiben hart. Belohnt werden wir durch eine eindrucksvolle Fassade und ein in den Fels hineingebautes Café. Wir liegen im Schatten auf Polstern mit Teppichen und genießen unseren Tee mit Zitrone.

Das sogenannte "Kloster". Ein paar Jugendliche sind auf das Dach hinaufgeklettert.
Das sogenannte „Kloster“. Ein paar Jugendliche sind auf das Dach hinaufgeklettert.

Wir brechen nach einiger Zeit wieder auf zum Rückweg. Da es jetzt schon gegen drei Uhr ist, ist ein großer Teil des Weges im Schatten.  Trotzdem freuen wir usn schon auf den Swimmingpool im Hotel, der sich direkt vor unserem Zimmer befindet, Langsam fühlen wir uns in Petra schon richtig zu Hause.

Unterwegs haben wir diesmal viele Tiere gesehen. Hier eine kleine Auswahl: