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Interkulturelle Begegnung im Jahr 1778

Wenn wir uns heutzutage auf Reisen begeben, lesen wir neben Reiseführer, Reiseberichten und Sprachführer auch den jeweiligen „Knigge“ für das Land. Interkulturelle Schulungen sind in den Firmen angesagt.  So erfahren wir, dass man sich in China nicht in der Öffentlichkeit in Taschentücher schneuzen soll, in Asien als Frau kein nacktes Bein zeigt, als Mann in USA keine engen Badehosen tragen soll, als Frau dort nicht oben ohne am Strand liegt und sich am Besten noch die Beine rasiert.

Als James Cook und seine Mannschaft im Januar 1778 auf O’ahu landeten, hatten sie diese Chance nicht. Sie waren die ersten Europäer und mussten so zurecht kommen. Zu ihrer Erleichterung sprachen die Hawai’ianer eine ähnliche Sprache wie die Tahitianer, so dass eine Verständigung schnell möglich war. Aber den Hawai’ianern ging es nicht besser, sie hatten noch nie Europäer gesehen.  Vorsichtshalber hatten sie ein paar Steine in ihre Kanus gepackt, mit denen sie losfuhren, um die fremdartigen Gefährte in Augenschein zu nehmen. Diese warfen sie demonstrativ über Bord als sie feststellten, dass die Fremden sich friedlich verhielten.

In der Folge kamen beide Seiten miteinander in Kontakt, aber Fettnäpfchen gab es dabei reichlich: So hätten die Hawai’ianer nicht vermutet, dass die Fremden etwas dagegen haben könnten, dass sie sich auf deren Schiffen alles mitzunehmen versuchten, was sich transportieren ließ.  Die Europäer wiederum hätten nicht vermutet, dass sie als Götter angesehen werden. Dieses Missverständnis hatte für James Cook tödliche Folgen. Als er im Sommer 1778  soweit nördlich wie möglich gesegelt war und dann beschloss, auf Hawai’i zu überwintern, um im nächsten Sommer einen weiteren Versuch im Norden zu starten, waren Schiffe und Mannschaft ziemlich heruntergekommen.  Die Hawai’ianer waren sehr irritiert, diese gottähnlichen Fremden in diesem Zustand wieder zu Gesicht zu bekommen. Als dann noch ein Matrose  beerdigt werden musste, konnte es sich wohl nicht mehr um Götter handeln. Die Menschen, die extra angereist waren, reagierten verärgert. Cook jedoch glaubte, alles wäre wie beim ersten Besuch. Und so ging die alte Taktik,  Geiseln zu nehmen, um gestohlenes Gut zurückzuerhalten, diesmal gründlich daneben und kostete ihn sein Leben.

Warum James Cook Hawai’i entdeckte, obwohl er es nicht suchte

Wir haben uns bis jetzt tapfer durch unsere Checklisten gearbeitet, Koffer gewogen, die Zeitung abbestellt und bald alles getan, was so kurz vor dem Urlaub erledigt werden muss. Nun ist zur Belohnung mal wieder Zeit für einen Blogeintrag:

Als James Cook auf seine dritte Reise ging, steuerte er in der ersten Phase Neuseeland, Tahiti und Umgebung an, wo er auf den vorherigen Reisen schon gewesen war. Danach wand er sich dem eigentlichen Hauptauftrag zu, nämlich von der heutigen Westküste der USA aus nach Norden zu segeln. Dazu hätte er eigentlich nach Nordosten segeln müssen. Dies geht in diesen Breitengraden aber nicht, da die Passatwinde südlich des Äquators aus Südost wehen und nördlich des Äquators aus Nordost. Um sein Ziel zu erreichen, musste er versuchen, auf dem schnellsten Weg nach Norden zu kommen, um die Westwindzone zu erreichen und dann nach Osten weiterzusegeln.

Auf seinem Weg nach Norden stieß er auf die Hawai’i-Inseln Kaua’i und O’ahu. Auf der letzteren gingen sie an Land. Dies ist heute die Insel mit den Städten Honolulu und  Waikiki, sowie mit dem Hafen und Marinestützpunkt Pearl Harbour. Hier leben die meisten Hawai’ianer. Unser Ziel ist sie nicht. Wir wollen nach Maui.

Was wollte James Cook in Hawai’i?

Als wir vor einigen Jahren in Australien waren und die dortige Ostküste erkundeten, trafen wir allerorten auf James Cook: Von Cooktown, über Cape Tribulation bis hinunter nach Botany Bay erinnerte alles an ihn und seine Reisen. Nach einer Weile hatten wir jedoch den Eindruck eine Bildungslücke zu haben, denn ehrlich gestanden wussten wir eigentlich fast nichts über Cooks Reisen. Im nächsten Buchladen erstanden wir „The Voyages of Captain Cook„, um diese Lücke schnellstmöglich zu schließen.  Begeistert las ich mich durch die detaillierten Reiseberichte. In Erinnerung geblieben ist mir, dass Cook während seiner dritten Reise in Hawai’i war und dort schließlich ums Leben kam, aber was wollte er dort eigentlich? Es ist Zeit, das Buch mal wieder hervor zu holen und auch noch ein zweites Werk zu befragen. Von einer Cousine bekam ich vor einiger Zeit zum Geburtstag „James Cook – Entdeckungsreisen im Pacific“ geschenkt, das ich jedoch noch gar nicht angerührt hatte.

Captain Cook hatte bereits zwei Entdeckungsreisen geleitet. Die Erste hatte zum Ziel, den Sonnendurchgang der Venus auf Tahiti zu beobachten, um die Entfernung zwischen Erde und Sonne genauer bestimmen zu können. Darüber hinaus sollte Cook südlich des 40. Breitengrades nach einem weiteren Kontinent suchen. Trotzdem er auf seiner Reise viele Entdeckungen machte und der erste Brite in Australien war, gab man sich zu Hause in England nicht zufrieden mit den Ergebnissen. Es gab eine Theorie, nach der es einen weitaus größeren südlichen Kontinent geben solle, den man nicht den Franzosen oder Protugiesen überlassen wollte. Man rüstete also eine zweite Expedition aus, die die bei der ersten Reise unerforschten Gebiete erkunden sollte. Nach der Rückkehr von dieser Reise 1775 war Cook berühmt und hatte ausgesorgt. Eine weitere Reise hatte er nicht mehr nötig. Als man jedoch eine weitere Expedition losschicken wollte, um einen Seeweg im Norden von Amerika zu finden, der die lange Reise nach Asien um das Kap der Guten Hoffnung herum verkürzen sollte, fragte man Cook um Rat und bat ihn einen geeigneten Kandidaten vorzuschlagen, der die Expedition leiten sollte. Das Gespräch endete damit, dass Cook Feuer fing und sich bereit erklärte, auch diese Expedition zu leiten.

Wer vor uns schon in Galicien war

Die letzten Wochen habe ich neben dem Reiseführer auch den Bücherschrank und Wikipedia nach der Geschichte Galiciens befragt. Festzustellen ist, dass wir nicht die ersten Besucher sein werden. Bereits um 25000 v. Chr. gab es die ersten Bewohner und seitdem waren schon da:

Die Kelten

Sie kamen zwischen 1000 und 700 v. Chr. in mehreren Gruppen,  blieben, vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung und brachten auch gleich den Namen mit. Während sich um den Süden Spaniens Hannibal mit den Römern stritt, blieben die Kelten unter sich.

Die Römer

135 v. Chr. kamen jedoch die Römer auch nach Galicien und fanden es so gut, dass sie 60 v. Chr. dort die römische Provinz Gallaecia gründeten. Zuvor müssen sie jedoch noch Streit mit den Kelten gehabt haben, denn es heißt, dass diese kriegstüchtige Gegner waren.

Die Römer ließen der Region wohl im Anschluss viel Eigenständigkeit, brachten jedoch im Laufe der Zeit das Christentum nach Galicien.

Die Sueben

Ende 406 n. Chr. überquerten die Sueben zusammen mit einigen anderen Volksstämmen den Rhein bei Mainz, marschierten zügig nach Südwesten und waren keine drei Jahre später auf der iberischen Halbinsel angekommen. Anscheinend gefiel es auch ihnen ganz gut und sie verlosten zusammen mit den anderen Stämmen die Halbinsel unter sich. Die Sueben zogen das Los für Galicien. Ob sie sich gefreut haben, wissen wir nicht. Die einheimische Bevölkerung muss wohl nicht immer einverstanden gewesen sein, denn es gab auch Gruppen, die nicht von den Sueben beherrscht wurden.

Die Westgoten

Nicht nur die Sueben hatten Spanien als Reiseziel entdeckt, auch die Westgoten zog es dorthin. Sie waren bereits seit 200 Jahren über Griechenland und Italien um das halbe Mittelmeer gelaufen und hatten sich nicht überall beliebt gemacht. Auch untereinander waren sie sich nicht immer grün. Die Sueben dachten: „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“ und versuchten einzugreifen. Dies ging jedoch gründlich schief, denn 585 n. Chr. unterwarfen die Westgoten die Sueben und übernahmen Galicien.

Die Mauren

711 fingen die Mauren an, die iberische Halbinsel zu erobern, aber nach Galicien kamen in den folgenden Jahrzehnten nur einzelne mehr oder weniger friedliche Reisende.

Die Pilger

Nachdem man glaubte, in Santiago de Compostela die Gebeine des Apostel Jakobus gefunden zu haben, machten sich in den folgenden Jahrhunderten viele Pilger aus ganz Europa auf den Weg nach Galicien.

Sir Francis Drake & Co.

Ende des 16. Jahrhunderts lagen Spanien und England im Clinch miteinander. Jedes Land versuchte sich wirtschaftlich in der Welt einen möglichst großen Teil zu sichern. Gleichzeitig war Spanien streng katholisch und England hatte sich von der katholischen Kirche losgesagt. Man ging nicht zimperlich miteinander um und versenkte mit Vorliebe die gegnerischen Schiffe.

Sir Francis Drake war Seemann und schon früh in die Konflikte um die Vorherrschaft im Sklavenhandel geraten. Dabei entwickelte er einen persönlichen Hass auf den spanischen König. Er fuhr sowohl auf selbst organisierten Kaperfahrten als auch im Auftrag des englischen Königshauses.

1589 schlug Drake der englischen Königin einen Plan vor, um die spanische Vorherrschaft zu brechen. Er bekam den Auftrag und segelte mit 150 Schiffen samt 18000 Soldaten nach Spanien und Portugal. Das Ganze war anscheinend größenwahnsinnig und ging komplett schief. Trotzdem hinterließen auch Drake und seine Mannen einen bleibenden Eindruck, denn sie fügten der Stadt A Coruña schwere Schäden zu und zerstörten die Stadt Vigo.

In der Folgezeit kamen noch die britischen Truppen im Rahmen der Napoleonischen Kriege in A Coruña vorbei. Sonst kam außer den Pilgern niemand mehr und Galicien geriet in Vergessenheit. Den Einwohnern hat das nicht gefallen. Da nun keiner mehr zu ihnen kam, haben sie sich selbst auf Reisen begeben. Ca. 2,5 Millionen von ihnen sind im 19. und 20. Jahrhundert hauptsächlich nach Lateinamerika ausgewandert. Dies entspricht in etwa der heutigen Einwohnerzahl von Galicien.

Was Hawai’i mit belegten Broten zu tun hat…

Es war einmal an der Ostküste der Grafschaft Kent in England eine nette Sandbank am Ufer des Flusses Stour. Dieser freundliche Platz bot allen Seglern, die zwischen London und dem europäischen Festland unterwegs waren, einen sicheren Hafen. So entstand hier ein Sädtchen mit dem treffenden Namen Sandwich.  Es gedieh ganz vorzüglich und war vor etwas 1000 Jahren zu einer bedeutenden Hafenstadt herangewachsen.

1625 erblickte Edward Montagu das Licht der Welt. Er machte sich beim Militär verdient. 1642 kam es in England zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Charles I und dem Parlament. Dies war der Beginn des englischen Bürgerkriegs. Edward war immer auf der Seite der Sieger und machte so prima Karriere, erst im Militär, dann in der Politik und zwischendurch noch in der Seefahrt. Charles I hat bei den Auseinandersetzungen leider seinen Kopf verloren, was bekanntlich das Leben deutlich verkürzt und so ging es dem Königshaus einige Jahre eher schlecht. Vorsichtshalber hatte man sich auf das europäische Festland in Sicherheit gebracht. 1660 wendete sich jedoch das Blatt und Edward hatte mal wieder den richtigen Riecher und holte Charles II heim ins Reich. Zum Dank ernannte ihn der neue König zum ersten „Earl of Sandwich“.  Zwischendurch hatte Edward zusammen mit seiner Frau bereits für reichlich Nachwuchs gesorgt: sechs Söhne und drei Töchter boten ausreichend Sicherheit, dass es auch in Zukunft Menschen mit diesem Adelstitel geben würde.

Einer dieser Nachkommer war sein Urenkel John Montagu, der vierte „Earl of Sandwich“. Er studierte in Eton und Cambridge und hatte diverse politische Ämter, aber wurde auch mehrmals entlassen.  Er galt als inkompetent und korrupt. Zu jener Zeit schrieb John Gay die „Bettleroper“ und es heißt, dass die Figur des „Jemmy Twitcher“ eigentlich John Montagu sei. Der vierte „Earl of Sandwich“ bestellte gern Fleisch zwischen zwei Scheiben Brot. Andere machten es ihm nach und bestellten „das gleiche wie Sandwich“. Ob dies nun am Spieltisch war oder eher am Schreibtisch ist unklar. Vermutlich hat er das belegte Brot auch nicht erfunden, aber es wurde nun nach ihm benannt und das Sandwich war geboren.

Zu der Zeit als John Montagu „First Lord of the Admirality“ war, trat James Cook seine Entdeckungsreisen an. John Montagu unterstützte diese Reisen und sorgte dafür, dass die Admiralität finanzielle Mittel zur Verfügung stellte. Zum Dank benannte James Cook mehrere Inseln nach ihm:  die South Sandwich Islands im südlichen Pazifik, die Montagu Islands in Alaska und 1778 die Sandwich Islands im nördlichen Pazifik (heute Hawai’i).

So kam es, dass sowohl Hawai’i als auch die berühmten belegten Brote einst beide den Namen eines britischen Adligen trugen, der dank seines Urgroßvaters den Adelstitel „Earl of Sandwich“ trug. Die Sandwich Islands heißen mittlerweile nach ihrer größten Insel Hawai’i. Die belegten Brote heißen immer noch Sandwich, wie die englische Hafenstadt in der Grafschaft Kent.