Archiv der Kategorie: Hawai’i 2010

Flug nach Maui

Gestern Morgen haben wir uns etwas früher als gewöhnlich vom Wecker wecken lassen. Max, der 16 Jahre alte Kater, der nachts mit in unserem Gästehäuschen in der Sattelkammer schlafen darf, hat noch keine Lust zum Aufstehen. Sonst hatte er immer schon maunzend an der Tür gestanden. Aber vielleicht liegt es auch am veränderten Wetter. In den Bergen hängen tief die Wolken. Es nieselt leicht. Erst bei der Fahrt über den Cuesta Pass bekommen wir ein Stückchen blauen Himmel zu sehen.

Am Flughafen haben wir schon wieder Ärger mit unserer Reisetasche mit den Tauch-, Schnorchel- und Campingsachen. Wir hatten vermutet, dass das Stativ auf den Röntgenbildern verdächtig aussieht und es bereits mit ins Handgepäck genommen. Geholfen hat es nichts. Diesmal ist der Reißverschluss komplett hinüber und die Reisetasche kommt in eine große United Airways Plastiktüte. Wenigstens beichten uns das die Verursacher in San Luis Obispo persönlich.

Auf dem Flug nach Los Angeles werden wir von der Stewardess intensiv über Deutschland ausgefragt. Es ist uns die letzten Tage häufiger passiert, dass uns Leute fragen, wo wir herkommen und uns dann erzählen, dass sie deutsche Vorfahren haben. Die Stewardess war schon in Frankfurt und Heidelberg und interessiert sich für ihre Vorfahren, die irgendwo aus Preußen kamen.  Wir müssen ihr erklären, wo Preußen war und etwas Geschichtsunterricht geben.

Big Island taucht aus den Wolken empor

In Los Angeles haben wir 2,5 Stunden Aufenthalt, die wir bei Starbucks vertrödeln. Mit einer Boeing 757, die speziell für Flüge über Wasser ausgerüstet ist, geht es weiter nach Maui. Die Sicherheitsunterweisung ist auch sehr viel stärker auf Notwasserungen ausgelegt, als sonst üblich. Unterwegs gibt es nicht viel zu sehen außer endlosem blauen Pazifik und vielen Wolken. Zwischendurch entdecke ich einen Frachter, was für ein Ereignis! Bei Adelbert von Camisso hatte ich gelesen, dass damals eine Überfahrt von Kalifornien nach Hawai’i 14 Tage dauerte. Wir sichten nach 5 Stunden die Hauptinsel Big Island und empfinden das auch nach so viel Ozean als sehr beeindruckend.

Die Ostküste von Maui

Über dem linken Flügel lässt sich dann auch schon Maui erspähen. Wir fliegen um die steile und grüne Ostküste herum, drehen dann zwischen den beiden Vulkanen eine Kurve und setzen in Kahului zur Landung an. Beim Flug entlang der Nordküste lässt sich beobachten, wie das Land flacher und trockner wird. Hier dominieren landwirtschaftliche Flächen, anscheinend viel Zuckerrohr und Siedlungen.

In Kahului holen wir unseren Mietwagen ab, einen Jeep. Wir hatten mit etwas in ähnlicher Größenordnung gerechnet, wie vor 4 Jahren in Mexico, aber dieser hat mehr Ähnlichkeit mit einem Truck.

Mauis Nordseite

Bei Kmart kaufen wir erst einmal das nötigste und sind mal wieder von dem Laden enttäuscht, aber ein Stück weiter gibt es einen Öko-Supermarkt, den wir uns merken. Wir hatten einfach Hunger und wollten nicht in einer Ferienwohnung mit leerem Kühlschrank sitzen.  Ein Stück Pizza hilft uns über den gröbsten Hunger hinweg. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und es ist stockdunkel.

Unser Navi soll uns nun zu unserer Ferienwohnung am Südende von Kihei lotsen. Vor der leider falschen Hausnummer 2777 erklärt es uns voller Überzeugung, dass wir nun unser Ziel erreicht hätten. Wir suchen weiter, aber Hausnummer 2895 können wir nicht entdecken. Die nächste Einfahrt hat Nummer 2881, dann folgt irgendetwas über 3000. Wir fragen mehrere Leute, aber niemand kann uns helfen. Langsam werden wir nervös. Auf der Internetseite war ein Lageplan. Den haben wir zwar nicht ausgedruckt, aber noch grob in Erinnerung. Demnach muss es hier irgendwo sein.  Wir kramen nach dem Schlüssel, ob dort noch irgendwelche Informationen dabei sind und finden den Namen der Anlage, den wir vergessen hatten. Mit neuem Mut fahren wir noch einmal in die Einfahrt mit der Nummer 2881 und stehen plötzlich davor. Na also – geht doch!

Es ist eine kleine Anlage mit ca. 10 Wohnungen. Wir haben eine Wohnung im Ergeschoss, sehr groß, sehr liebevoll eingerichtet. Die Eigentümerin nutzt sie offensichtlich selbst auch häufiger. Anscheinend hängt sie Fernöstlichem an. Broschüren informieren uns über ihre Tai-Chi und Qi-Gong-Kurse. An der Wand hängen Bilder, die sie im chinesischen Stil gemahlt hat. Im Regal stehen buddhistische Werke. Auf der Terrasse hängen Gongs, die vom Wind gespielt werden.

Mit einem Bier lassen wir uns draußen auf der Terrasse in das weich gepolsterte Bambussofa sinken. Hier ist es angenehm, nur die Straße wünsche ich mir hinweg. Drinnen ist es noch sehr warm. Wir lüften erst einmal und lassen die Deckenventilatoren kreisen.

Wie eine Kanonenkugel um den Erdball geschossen…

In den Wochen vor unserer Reise habe ich mich auf die Suche nach Reiseberichten zu Hawai’i begeben. Bei Google Books und in meiner digitalen Bibliothek von Zweitausendeins bin ich fündig geworden. Auf Hawai’i waren unter anderem:

  • Adelbert von Chamisso 1817/18
  • Herman Melville 1842/43
  • Mark Twain 1866
  • Robert Louis Stevenson 1888
  • Jack London 1915/16

Mit ihren Reisebeschreibungen habe ich mein Netbook gefüllt, um sie in den kommenden Tagen als Lektüre zur Verfügung zu haben.  Chamissos Beschreibung gibt es leider nicht in elektronischer Form, aber bei Amazon habe ich ein kleines gut erhaltenes Buch mit sämtlichen Werken erstanden. Dieses Büchlein ist ca. 100 Jahre alt und wurde von mir in den Tagen vor dem Urlaub wie ein Schatzkästlein behandelt. Chamisso beschreibt dort seine Reisen und seinen Aufenthalt auf Hawai’i sehr lebendig  und plastisch. Über einen Ausspruch musste ich sehr schmunzeln: Er beklagt sich, dass man wie eine Kanonkugel um den Erdball geschossen würde und dann noch von einem erwartet würde, dass man alle Höhen und Tiefen erkundet hätte. Was er wohl dazu gesagt hätte, dass wir heute in 11 Stunden von Frankfurt nach San Francisco geflogen sind?

Kurz und gut: wir sind gut in San Francisco gelandet und warten jetzt auf unseren Anschlussflug nach San Luis Obispo. Alle Flüge waren pünktlich und es gab keine besonderen Vorkommnisse. Zum Piepen ist nur mal wieder, dass wir bei der Einreise in die USA gründlicher kontrolliert wurden, als am Flughafen in Deutschland. Die Sicherheitskontrollen waren erstaunlich lasch und das nicht nur für einen 12. September…

Unterwegs war wenig zu sehen. Die Wolkendecke war fast komplett geschlossen bis zu den Rocky Mountains. Weiter nördlich hatten wir zwischendurch eine paar kleine Wolkenlücken mit einem schönen Ausblick auf Gletscher und Eisberge. In den Rockys konnten wir den Schnee auf den Gipfeln von Mt. Rainier und Mt. St. Helens bewundern, Crater Lake lag mit tiefblauem Wasser und dem wachsenden kleinen Kegel gigantisch in der Sonne. Als wir das letzte Mal dort waren, war schlechte Sicht und es regnete in Strömen. An der Pazifiküste wallte der Seenebel in das Land.

Interkulturelle Begegnung im Jahr 1778

Wenn wir uns heutzutage auf Reisen begeben, lesen wir neben Reiseführer, Reiseberichten und Sprachführer auch den jeweiligen „Knigge“ für das Land. Interkulturelle Schulungen sind in den Firmen angesagt.  So erfahren wir, dass man sich in China nicht in der Öffentlichkeit in Taschentücher schneuzen soll, in Asien als Frau kein nacktes Bein zeigt, als Mann in USA keine engen Badehosen tragen soll, als Frau dort nicht oben ohne am Strand liegt und sich am Besten noch die Beine rasiert.

Als James Cook und seine Mannschaft im Januar 1778 auf O’ahu landeten, hatten sie diese Chance nicht. Sie waren die ersten Europäer und mussten so zurecht kommen. Zu ihrer Erleichterung sprachen die Hawai’ianer eine ähnliche Sprache wie die Tahitianer, so dass eine Verständigung schnell möglich war. Aber den Hawai’ianern ging es nicht besser, sie hatten noch nie Europäer gesehen.  Vorsichtshalber hatten sie ein paar Steine in ihre Kanus gepackt, mit denen sie losfuhren, um die fremdartigen Gefährte in Augenschein zu nehmen. Diese warfen sie demonstrativ über Bord als sie feststellten, dass die Fremden sich friedlich verhielten.

In der Folge kamen beide Seiten miteinander in Kontakt, aber Fettnäpfchen gab es dabei reichlich: So hätten die Hawai’ianer nicht vermutet, dass die Fremden etwas dagegen haben könnten, dass sie sich auf deren Schiffen alles mitzunehmen versuchten, was sich transportieren ließ.  Die Europäer wiederum hätten nicht vermutet, dass sie als Götter angesehen werden. Dieses Missverständnis hatte für James Cook tödliche Folgen. Als er im Sommer 1778  soweit nördlich wie möglich gesegelt war und dann beschloss, auf Hawai’i zu überwintern, um im nächsten Sommer einen weiteren Versuch im Norden zu starten, waren Schiffe und Mannschaft ziemlich heruntergekommen.  Die Hawai’ianer waren sehr irritiert, diese gottähnlichen Fremden in diesem Zustand wieder zu Gesicht zu bekommen. Als dann noch ein Matrose  beerdigt werden musste, konnte es sich wohl nicht mehr um Götter handeln. Die Menschen, die extra angereist waren, reagierten verärgert. Cook jedoch glaubte, alles wäre wie beim ersten Besuch. Und so ging die alte Taktik,  Geiseln zu nehmen, um gestohlenes Gut zurückzuerhalten, diesmal gründlich daneben und kostete ihn sein Leben.

Warum James Cook Hawai’i entdeckte, obwohl er es nicht suchte

Wir haben uns bis jetzt tapfer durch unsere Checklisten gearbeitet, Koffer gewogen, die Zeitung abbestellt und bald alles getan, was so kurz vor dem Urlaub erledigt werden muss. Nun ist zur Belohnung mal wieder Zeit für einen Blogeintrag:

Als James Cook auf seine dritte Reise ging, steuerte er in der ersten Phase Neuseeland, Tahiti und Umgebung an, wo er auf den vorherigen Reisen schon gewesen war. Danach wand er sich dem eigentlichen Hauptauftrag zu, nämlich von der heutigen Westküste der USA aus nach Norden zu segeln. Dazu hätte er eigentlich nach Nordosten segeln müssen. Dies geht in diesen Breitengraden aber nicht, da die Passatwinde südlich des Äquators aus Südost wehen und nördlich des Äquators aus Nordost. Um sein Ziel zu erreichen, musste er versuchen, auf dem schnellsten Weg nach Norden zu kommen, um die Westwindzone zu erreichen und dann nach Osten weiterzusegeln.

Auf seinem Weg nach Norden stieß er auf die Hawai’i-Inseln Kaua’i und O’ahu. Auf der letzteren gingen sie an Land. Dies ist heute die Insel mit den Städten Honolulu und  Waikiki, sowie mit dem Hafen und Marinestützpunkt Pearl Harbour. Hier leben die meisten Hawai’ianer. Unser Ziel ist sie nicht. Wir wollen nach Maui.

Was wollte James Cook in Hawai’i?

Als wir vor einigen Jahren in Australien waren und die dortige Ostküste erkundeten, trafen wir allerorten auf James Cook: Von Cooktown, über Cape Tribulation bis hinunter nach Botany Bay erinnerte alles an ihn und seine Reisen. Nach einer Weile hatten wir jedoch den Eindruck eine Bildungslücke zu haben, denn ehrlich gestanden wussten wir eigentlich fast nichts über Cooks Reisen. Im nächsten Buchladen erstanden wir „The Voyages of Captain Cook„, um diese Lücke schnellstmöglich zu schließen.  Begeistert las ich mich durch die detaillierten Reiseberichte. In Erinnerung geblieben ist mir, dass Cook während seiner dritten Reise in Hawai’i war und dort schließlich ums Leben kam, aber was wollte er dort eigentlich? Es ist Zeit, das Buch mal wieder hervor zu holen und auch noch ein zweites Werk zu befragen. Von einer Cousine bekam ich vor einiger Zeit zum Geburtstag „James Cook – Entdeckungsreisen im Pacific“ geschenkt, das ich jedoch noch gar nicht angerührt hatte.

Captain Cook hatte bereits zwei Entdeckungsreisen geleitet. Die Erste hatte zum Ziel, den Sonnendurchgang der Venus auf Tahiti zu beobachten, um die Entfernung zwischen Erde und Sonne genauer bestimmen zu können. Darüber hinaus sollte Cook südlich des 40. Breitengrades nach einem weiteren Kontinent suchen. Trotzdem er auf seiner Reise viele Entdeckungen machte und der erste Brite in Australien war, gab man sich zu Hause in England nicht zufrieden mit den Ergebnissen. Es gab eine Theorie, nach der es einen weitaus größeren südlichen Kontinent geben solle, den man nicht den Franzosen oder Protugiesen überlassen wollte. Man rüstete also eine zweite Expedition aus, die die bei der ersten Reise unerforschten Gebiete erkunden sollte. Nach der Rückkehr von dieser Reise 1775 war Cook berühmt und hatte ausgesorgt. Eine weitere Reise hatte er nicht mehr nötig. Als man jedoch eine weitere Expedition losschicken wollte, um einen Seeweg im Norden von Amerika zu finden, der die lange Reise nach Asien um das Kap der Guten Hoffnung herum verkürzen sollte, fragte man Cook um Rat und bat ihn einen geeigneten Kandidaten vorzuschlagen, der die Expedition leiten sollte. Das Gespräch endete damit, dass Cook Feuer fing und sich bereit erklärte, auch diese Expedition zu leiten.