Archiv der Kategorie: La Gomera 2011

Kombiniertes internationales Weihnachts- und Chanukkafest

Heute haben wir erst einmal ausgeschlafen. Es war wunderbar ruhig und wir haben tief und fest geschlafen. Gefrühstückt haben wir auf der Terrasse. Ganz mutig haben wir die kurzen Hosen angezogen, auch wenn gelegentlich die Wolken die Sonne verdeckten und es dadurch etwas kühl war.

Der Hafen von Playa de Santiago

Anschließend haben wir unsere Sachen gepackt und uns auf den Weg „ins Dorf“ nach Playa de Santiago gemacht. Wir sind uns nicht sicher, wie lange die Läden aufhaben und wollen uns noch mit den passenden Zutaten für ein angemessenes Weihnachtsessen versorgen. Da es in Playa de Santiago etliche Fischer gibt, spekulieren wir auf frischen Fisch. Deshalb führt uns unser Weg auch erst einmal in den Hafen. Von geschäftigem Treiben ist hier keine Spur, sieht wohl schlecht aus mit frischem Fisch. Die Fähre aus San Sebastian legt an. Ein paar Leute steigen aus, ein paar Leute ein. Wir gehen derweil auf der gewaltigen Hafenmauer in der Sonne spazieren.

Die etwas futuristisch anmutende Fähre

Von draußen kommt ein kleines offenes Fischerboot herein. Den behalten wir im Auge, vielleicht hat er ja doch etwas Fisch zu verkaufen. Aber eigentlich sieht es nur so aus, als habe er für sich und seine Familie das Weihnachtsessen geangelt. Wir schauen zu, als er anlegt. In einer großen Tasche hat er einen sehr großen etwas unglücklich dreinschauenden Fisch dabei. Das war also nichts.

Das Fischerboot auf dem Weg in den Hafen

Na gut, dann probieren wir mal im Supermarkt unser Glück. Dann muss es eben tiefgefrorener Fisch sein. Unsere vollgepackten Taschen verfrachten wir ins Auto und gehen noch einen Kaffee trinken. Anschließend machen wir noch einen Spaziergang durch den Ort, finden noch einen Bäcker und kaufen Kuchen für die nächsten Tage. Nun sind wir versorgt und machen uns auf den Rückweg, um den Fisch in den Kühlschrank zu verfrachten.

Das Festessen für den Fischer und seine Familie

Am Ferienhaus treffen wir auch endlich unsere Vermieter an. Bislang hatten wir nur deren Kinder und deren Freunde angetroffen. Die hatten uns zwar mit dem Notwendigsten versorgt, aber so ein paar Fragen haben wir doch noch. Unser Vermieter sprudelt förmlich über vor Ausflugs- und Restauranttipps. Ich hole schnell einen Zettel.

Anschließend lassen wir uns bei Kaffee und Kuchen auf der Terrasse nieder. Ein Falke lässt sich in unserer Nähe auf der Freileitung nieder. Ich greife zum Teleobjektiv und gehe auf die Pirsch. Er scheint sichtlich genervt, aber kehrt doch immer wieder zurück und so gelingen mir schließlich ein paar Fotos.

Falke bei der Landung auf der Freileitung

Auf der Terrasse wird es mit der untergehenden Sonne kalt. Wir verkriechen uns ins Haus und feuern den Ofen an. Da klopft es an der Tür. Unsere Vermieterin fragt an, sie hätten Freunde zum Essen da, ob wir nachher zu ihnen zum Essen kommen möchten. Wir überlegen nicht lange, den Fisch können wir auch noch einen Tag einfrieren und sagen zu. Sie will wieder kommen, wenn das Essen fertig ist.

Blick von unserer Terrasse auf den Calvario

Als es endlich an der Tür klopft, haben wir schon sehr großen Hunger. Nebenan sind fast 20 Leute versammelt: Der Bruder aus Israel, ein französischer Konditor aus einem großen Hotel in Playa de Santiago samt Familie und Eltern aus Bordeaux, eine Wienerin, ein Italiener und noch einige mehr. Es wird abwechselnd Englisch, Spanisch, Französisch, Deutsch und Hebräisch gesprochen. Jeder hat einen Gang gekocht, wir haben leider nur eine Flasche Rotwein beizusteuern. Wir beginnen mit dem Anzünden der Chanukka-Kerzen, dann beginnt das Essen. Anschließend gibt es eine Polonaise um die Tafel. Dann sinken alle erschöpft in die Ecke. Wir bekommen von unserem Vermieter eine Führung. Er ist Maler und hat nicht nur in unserem Ferienhaus vielen seiner Werke hängen, sondern auch bei sich im Haus. Das Haus selbst ist erst vor kurzem fertig geworden. Es ist aus den Überresten eines alten Hauses nach seinen Vorstellungen entstanden. Ein deutscher Wandergeselle hat den Dachstuhl gebaut.

Gegen Mitternacht spielen wir noch zwei Runden Bingo, bevor wir uns verabschieden. Es war ein sehr schönes Weihnachten.

Angekommen auf der Isla de la Gomera

Im Landeanflug auf Teneriffa Sur

Heute Morgen klingelte unverschämt um kurz vor 4 Uhr der Wecker. Widerstrebend sind wir aufgestanden und um kurz vor 5 Uhr ins Taxi zum Flughafen gestiegen. Als wir das geschafft hatten, war mal wieder der gefährlichste Teil einer Flugreise überstanden: die Fahrt zum Flughafen. Ob das Taxi noch für den Straßenverkehr zugelassen werden sollte, war uns nicht so recht klar. Wir waren jedenfalls fast seekrank…

Der Hafen von Los Christianos auf Teneriffa

Der Flug nach Teneriffa Sur verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Wir können sogar noch ein wenig Schlaf nachholen. Um 13 Uhr landet der Flieger und wir ziehen ganz schnell unsere warmen Pullover aus. Schön fand ich zuvor den Flug über Lanzarote mit den vielen Vulkankratern. Am Flughafen nehmen wir uns ein Taxi zum Hafen. An dieser Fahrt gibt es nichts zu beanstanden. Die Fähre liegt schon im Hafen und wir kaufen zwei Tickets für je 25 Euro, schleppen unsere Taschen die steilen Treppen zur Fähre hinauf und lassen uns draußen am Heck an einem Tischchen im Schatten nieder. Mit der Kamera erkunde ich erst einmal die Fähre, lasse mir oben den warmen Wind um die Nase wehen und genieße die Aussicht auf die Insel. Sie ist karg, ähnlich wie die Baja California in Mexico oder der Süden Kaliforniens und vom Flugzeug waren die Hotelanlagen zu sehen: scheinbar in sich abgeschlossene Welten.

 

Wir verlassen Teneriffa mit Kurs auf La Gomera

Nach einer halben Stunde geht es los. Die Überfahrt nach La Gomera dauert eine Stunde. Am Hafen von San Sebastian werden wir schon erwartet. Der Mitarbeiter der Mietwagenfirma steht dort mit einem Schild in der Hand. Schnell bekommen wir einen kleinen weißen VW Fox übergeben. Unser Hinweis auf den Kratzer an der Beifahrertür wird mit dem Hinweis auf die Versicherung beiseite gewischt. Der Wagen ist nur halb voll getankt. So sollen wir ihn auch wieder abgeben, d.h. einfach am Fähranleger stehen lassen und die Tür nicht verschließen. Eine andere Welt!

Die Häuser am Hafen sind ganz anders als in Los Christianos auf der anderen Seite. Es scheinen keine Bettenburgen zu sein, mehr einzelne Häuser in vielen verschiedenen Farben. Wir tanken erst einmal voll und kurven dann die Serpentinen bergauf. Die Straße ist schmal. Es ist die Hauptstraße, größere Straßen gibt es hier nicht. Die Berge sind schroff. Neben der Straße wachsen Opuntien und Wolfsmilchgewächse. Es geht so hoch hinauf, dass wir schließlich in den Wolken landen. Plötzlich ist auch alles grün und dicht bewachsen. Wir sehen Farne, Moose und Flechten. Was für ein Gegensatz zu der Vegetation ein Stückchen weiter unten!

San Sebastian de La Gomera

In Alajero verpassen wir erst einmal die Ortseinfahrt und fahren schließlich von der falschen Seite ins Dorf. So kurven wir eine Weile herum, um unser Ferienhaus zu suchen. Auf einer Bank sitzt ein alter Mann. Was er wohl denkt, als wir zum dritten Mal an ihm vorbei fahren? Kurz entschlossen halten wir an einem Haus. Eine Frau kommt heraus und fragt uns auf Deutsch mit leicht bayerischem Akzent, ob sie uns weiterhelfen kann. Den Namen unseres Ferienhauses kennt sie nicht, aber den Namen der Vermieter kennt sie und verrät uns auch gleich noch, wie der Hund heißt.  Wir waren schon dran vorbei gefahren. Nun fahren wir wieder dort hin, werden von Max dem Hund schwanzwedelnd begrüßt und treffen nur die Kinder der Vermieter an. Immerhin lässt uns der Sohn ins Haus. Wann die Eltern wiederkommen weiß er nicht so genau. Wir lassen uns erst einmal erklären, wo der Supermarkt ist und gehen eine Grundausstattung kaufen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, fällt uns auf, was noch alles fehlt, also starten wir einen zweiten Ausflug zu dem kleinen Tante Emma Laden, der hier als Supermarkt fungiert. Alles bekommen wir dort nicht, aber es reicht für ein Abendbrot auf der Terrasse.

Die Sonne ist in der Zwischenzeit untergegangen. Die Sterne stehen hell am Himmel und das Meer schimmert wahrscheinlich im Licht des Mondes, der sich aber selbst irgendwo hinter den Wolken bedeckt hält. In den Palmen über uns knistert es, irgend ein Lebewesen trappelt über unser Dach. Es wird langsam kalt. Wir haben schon Pullover und Jacke an, aber auf 800m Höhe ist selbst das nicht warm genug und so gehen wir schließlich hinein in unser kleines Ferienhaus, das sehr würzig nach dem Kaminholz riecht.