Archiv der Kategorie: Nordamerika

Kanada, USA, Mexiko

St. Margarita Lake

Einsteigen in San Francisco

Gestern Nachmittag sind wir von San Francisco mit einem kleinen Flieger nach San Luis Obispo geflogen. Vor Ort mussten wir noch eine ganze Weile auf die Taschen warten.  Zu unserem Schrecken war eine Tasche mit Klebeband zugepflastert. Wir kontrollieren erst einmal den Inhalt:  Es ist noch alles da, aber komplett durcheinander. Also gab es noch eine Kontrolle, aber sie haben den Reißverschluss nicht wieder zu bekommen und ihn dabei noch halb ruiniert…
Auf dem Weg nach Creston probieren wir unsere neueste Errungenschaft, ein Tom Tom, aus. Es ist merkwürdig, die vertraute Stimme hier in USA zu hören. Wir finden den Weg auch ohne Navi, aber wir wollen doch erst einmal sehen, ob das hier so richtig funktioniert. Die Skepsis ist berechtigt, denn er versucht uns kurz vor Creston über eine private Schotterpiste zu schicken. Darauf fallen wir nicht herein, auch nicht als er uns an der richtigen Hausnummer nicht erzählt, dass wir unser Ziel erreicht haben.

Rehe am Seeufer

Nachdem wir die Nacht fast 12 Stunden geschlafen haben, fühlen wir uns heute ganz prima. Nachts war es kalt, aber tagsüber wärmte die Sonne sehr angenehm. Natalie hat noch Kajaks für uns und wir fahren mit dem Truck und den beiden Kajaks zum St. Margarita Lake. Dort paddeln wir 4 Stunden lang auf dem See herum. Zwischendurch schmerzt zwar das Hinterteil und die Hände neigen zur Blasenbildung, aber es macht viel zu viel Spaß, um aufzuhören.

2 Kormorane auf dem See

Die Tiere lassen uns alle sehr nah heran und neben vielen Enten und Tauchern sehen wir Reiher, Geier, Schildkröten, Kormorane, viele Libellen und Rehe. Mitten auf dem See treffen wir ein schwimmendes Erdhörnchen, das wir in einigem Abstand begleiten, bis es völlig erschöpft und zitternd das Ufer erreicht. Das war sicherlich so nicht geplant und für ein Erdhörnchen eine sportliche Meisterleistung.  Auf dem Rückweg treffen wir zwei Geier, die am  Ufer landen, um zu trinken. Ich lasse mich vom Wind bis auf 5 Meter herantreiben. Die Geier scheint es nicht zu stören. Auch als ich das Paddel sanft eintauche, um mich wieder zu entfernen, bleiben sie ruhig sitzen. Da es Montag ist, sind außer uns nur sehr wenige Leute auf dem See unterwegs. Gegen 18 Uhr machen wir uns auf die Rückreise. Die Sonne steht schon tief und es wird kühl.

Wie eine Kanonenkugel um den Erdball geschossen…

In den Wochen vor unserer Reise habe ich mich auf die Suche nach Reiseberichten zu Hawai’i begeben. Bei Google Books und in meiner digitalen Bibliothek von Zweitausendeins bin ich fündig geworden. Auf Hawai’i waren unter anderem:

  • Adelbert von Chamisso 1817/18
  • Herman Melville 1842/43
  • Mark Twain 1866
  • Robert Louis Stevenson 1888
  • Jack London 1915/16

Mit ihren Reisebeschreibungen habe ich mein Netbook gefüllt, um sie in den kommenden Tagen als Lektüre zur Verfügung zu haben.  Chamissos Beschreibung gibt es leider nicht in elektronischer Form, aber bei Amazon habe ich ein kleines gut erhaltenes Buch mit sämtlichen Werken erstanden. Dieses Büchlein ist ca. 100 Jahre alt und wurde von mir in den Tagen vor dem Urlaub wie ein Schatzkästlein behandelt. Chamisso beschreibt dort seine Reisen und seinen Aufenthalt auf Hawai’i sehr lebendig  und plastisch. Über einen Ausspruch musste ich sehr schmunzeln: Er beklagt sich, dass man wie eine Kanonkugel um den Erdball geschossen würde und dann noch von einem erwartet würde, dass man alle Höhen und Tiefen erkundet hätte. Was er wohl dazu gesagt hätte, dass wir heute in 11 Stunden von Frankfurt nach San Francisco geflogen sind?

Kurz und gut: wir sind gut in San Francisco gelandet und warten jetzt auf unseren Anschlussflug nach San Luis Obispo. Alle Flüge waren pünktlich und es gab keine besonderen Vorkommnisse. Zum Piepen ist nur mal wieder, dass wir bei der Einreise in die USA gründlicher kontrolliert wurden, als am Flughafen in Deutschland. Die Sicherheitskontrollen waren erstaunlich lasch und das nicht nur für einen 12. September…

Unterwegs war wenig zu sehen. Die Wolkendecke war fast komplett geschlossen bis zu den Rocky Mountains. Weiter nördlich hatten wir zwischendurch eine paar kleine Wolkenlücken mit einem schönen Ausblick auf Gletscher und Eisberge. In den Rockys konnten wir den Schnee auf den Gipfeln von Mt. Rainier und Mt. St. Helens bewundern, Crater Lake lag mit tiefblauem Wasser und dem wachsenden kleinen Kegel gigantisch in der Sonne. Als wir das letzte Mal dort waren, war schlechte Sicht und es regnete in Strömen. An der Pazifiküste wallte der Seenebel in das Land.

Interkulturelle Begegnung im Jahr 1778

Wenn wir uns heutzutage auf Reisen begeben, lesen wir neben Reiseführer, Reiseberichten und Sprachführer auch den jeweiligen „Knigge“ für das Land. Interkulturelle Schulungen sind in den Firmen angesagt.  So erfahren wir, dass man sich in China nicht in der Öffentlichkeit in Taschentücher schneuzen soll, in Asien als Frau kein nacktes Bein zeigt, als Mann in USA keine engen Badehosen tragen soll, als Frau dort nicht oben ohne am Strand liegt und sich am Besten noch die Beine rasiert.

Als James Cook und seine Mannschaft im Januar 1778 auf O’ahu landeten, hatten sie diese Chance nicht. Sie waren die ersten Europäer und mussten so zurecht kommen. Zu ihrer Erleichterung sprachen die Hawai’ianer eine ähnliche Sprache wie die Tahitianer, so dass eine Verständigung schnell möglich war. Aber den Hawai’ianern ging es nicht besser, sie hatten noch nie Europäer gesehen.  Vorsichtshalber hatten sie ein paar Steine in ihre Kanus gepackt, mit denen sie losfuhren, um die fremdartigen Gefährte in Augenschein zu nehmen. Diese warfen sie demonstrativ über Bord als sie feststellten, dass die Fremden sich friedlich verhielten.

In der Folge kamen beide Seiten miteinander in Kontakt, aber Fettnäpfchen gab es dabei reichlich: So hätten die Hawai’ianer nicht vermutet, dass die Fremden etwas dagegen haben könnten, dass sie sich auf deren Schiffen alles mitzunehmen versuchten, was sich transportieren ließ.  Die Europäer wiederum hätten nicht vermutet, dass sie als Götter angesehen werden. Dieses Missverständnis hatte für James Cook tödliche Folgen. Als er im Sommer 1778  soweit nördlich wie möglich gesegelt war und dann beschloss, auf Hawai’i zu überwintern, um im nächsten Sommer einen weiteren Versuch im Norden zu starten, waren Schiffe und Mannschaft ziemlich heruntergekommen.  Die Hawai’ianer waren sehr irritiert, diese gottähnlichen Fremden in diesem Zustand wieder zu Gesicht zu bekommen. Als dann noch ein Matrose  beerdigt werden musste, konnte es sich wohl nicht mehr um Götter handeln. Die Menschen, die extra angereist waren, reagierten verärgert. Cook jedoch glaubte, alles wäre wie beim ersten Besuch. Und so ging die alte Taktik,  Geiseln zu nehmen, um gestohlenes Gut zurückzuerhalten, diesmal gründlich daneben und kostete ihn sein Leben.

Warum James Cook Hawai’i entdeckte, obwohl er es nicht suchte

Wir haben uns bis jetzt tapfer durch unsere Checklisten gearbeitet, Koffer gewogen, die Zeitung abbestellt und bald alles getan, was so kurz vor dem Urlaub erledigt werden muss. Nun ist zur Belohnung mal wieder Zeit für einen Blogeintrag:

Als James Cook auf seine dritte Reise ging, steuerte er in der ersten Phase Neuseeland, Tahiti und Umgebung an, wo er auf den vorherigen Reisen schon gewesen war. Danach wand er sich dem eigentlichen Hauptauftrag zu, nämlich von der heutigen Westküste der USA aus nach Norden zu segeln. Dazu hätte er eigentlich nach Nordosten segeln müssen. Dies geht in diesen Breitengraden aber nicht, da die Passatwinde südlich des Äquators aus Südost wehen und nördlich des Äquators aus Nordost. Um sein Ziel zu erreichen, musste er versuchen, auf dem schnellsten Weg nach Norden zu kommen, um die Westwindzone zu erreichen und dann nach Osten weiterzusegeln.

Auf seinem Weg nach Norden stieß er auf die Hawai’i-Inseln Kaua’i und O’ahu. Auf der letzteren gingen sie an Land. Dies ist heute die Insel mit den Städten Honolulu und  Waikiki, sowie mit dem Hafen und Marinestützpunkt Pearl Harbour. Hier leben die meisten Hawai’ianer. Unser Ziel ist sie nicht. Wir wollen nach Maui.

Was wollte James Cook in Hawai’i?

Als wir vor einigen Jahren in Australien waren und die dortige Ostküste erkundeten, trafen wir allerorten auf James Cook: Von Cooktown, über Cape Tribulation bis hinunter nach Botany Bay erinnerte alles an ihn und seine Reisen. Nach einer Weile hatten wir jedoch den Eindruck eine Bildungslücke zu haben, denn ehrlich gestanden wussten wir eigentlich fast nichts über Cooks Reisen. Im nächsten Buchladen erstanden wir „The Voyages of Captain Cook„, um diese Lücke schnellstmöglich zu schließen.  Begeistert las ich mich durch die detaillierten Reiseberichte. In Erinnerung geblieben ist mir, dass Cook während seiner dritten Reise in Hawai’i war und dort schließlich ums Leben kam, aber was wollte er dort eigentlich? Es ist Zeit, das Buch mal wieder hervor zu holen und auch noch ein zweites Werk zu befragen. Von einer Cousine bekam ich vor einiger Zeit zum Geburtstag „James Cook – Entdeckungsreisen im Pacific“ geschenkt, das ich jedoch noch gar nicht angerührt hatte.

Captain Cook hatte bereits zwei Entdeckungsreisen geleitet. Die Erste hatte zum Ziel, den Sonnendurchgang der Venus auf Tahiti zu beobachten, um die Entfernung zwischen Erde und Sonne genauer bestimmen zu können. Darüber hinaus sollte Cook südlich des 40. Breitengrades nach einem weiteren Kontinent suchen. Trotzdem er auf seiner Reise viele Entdeckungen machte und der erste Brite in Australien war, gab man sich zu Hause in England nicht zufrieden mit den Ergebnissen. Es gab eine Theorie, nach der es einen weitaus größeren südlichen Kontinent geben solle, den man nicht den Franzosen oder Protugiesen überlassen wollte. Man rüstete also eine zweite Expedition aus, die die bei der ersten Reise unerforschten Gebiete erkunden sollte. Nach der Rückkehr von dieser Reise 1775 war Cook berühmt und hatte ausgesorgt. Eine weitere Reise hatte er nicht mehr nötig. Als man jedoch eine weitere Expedition losschicken wollte, um einen Seeweg im Norden von Amerika zu finden, der die lange Reise nach Asien um das Kap der Guten Hoffnung herum verkürzen sollte, fragte man Cook um Rat und bat ihn einen geeigneten Kandidaten vorzuschlagen, der die Expedition leiten sollte. Das Gespräch endete damit, dass Cook Feuer fing und sich bereit erklärte, auch diese Expedition zu leiten.