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Sorry, we are fully booked

Nach einem selbst organisierten Frühstück mit eigenen Zutaten und Zutaten aus der uns zur Verfügung gestellten Küche, starten wir von Wylam aus zurück zur Mauer. Der Himmel ist schwer mit Wolken verhangen und es sieht nach Regen aus. Die Straße B6318 zieht sich an der Mauer entlang, aber meist lässt sich die Existenz von Hadrians Wall nur durch Bodenformationen erahnen und teilweise zeugen lediglich Weidemauern aus entsprechend gearbeiteten Steinen davon, dass hier einmal der Hadrians Wall war. Der eigentliche Wall ist hier dann eingeebnet.

Im Reiseführer finden wir den Hinweis, dass es in Corbridge die Ausgrabung einer alten römischen Stadt gibt. Sie ist zwar nicht Teil des Hadrians Wall sondern liegt weiter südlich, aber für den Betrieb der Mauer in damaliger Zeit war sie von großer Bedeutung. Das heutige Corbridge ist eine kleine alte Stadt, die ihr touristisches Flair pflegt. Unser Auto parken wir auf dem öffentlichen Parkplatz jenseits der Tyne und gehen durch die Stadt zur Ausgrabungsstätte.

Das Museum ist exzellent gemacht. Alle Stücke sind gut beschriftet und zeitlich eingeordnet. Auch die Verbindung zwischen römischem Militär und der Zivilbevölkerung ist gut dargestellt. Auf dem angrenzenden Ausgrabungsgelände, das es bereits seit 1902 gibt, hilft ein Audioguide an verschiedenen Stellen mit sehr bildhafter Sprache, sich einen Eindruck von der damaligen Zeit zu machen.

Corbridge bzw. Corbis, wie die Römer es damals nannten, war eine der wichtigsten Städte im Norden von England bzw. Albion, wie es damals die Römer nannten. Mit dem Abzug der Römer schwand die Bedeutung der Stadt und sie verfiel. Ein neuer Stadtkern bildete sich an der neuen Brücke weiter im Osten. Die Steine wurden, wie damals üblich, zum Bauen  neuer Gebäude verwendet. Nach und nach überwucherte der alte Teil und wurde erst in der viktorianischen Zeit „wiederentdeckt“. Parallel zu den Erklärungen der römischen Stadt befinden sich auf dem Gelände auch Schautafeln, die von diesen Ausgrabungen und den Leuten, die daran mitgearbeitet haben, berichten.

Tyne Brücke in Corbridge. Die alte römische Brücke ein Stückchen weiter neben der alten Römerstadt sah auch nicht viel anders aus.
Tyne Brücke in Corbridge. Die alte römische Brücke ein Stückchen weiter neben der alten Römerstadt sah auch nicht viel anders aus.

Wir gehen zurück nach Corbridge und genießen in einem Tea Room einen Afternoon Tea samt herrlichen Scones mit Clotted Cream und frischen Erdbeeren. Langsam fangen wir an, uns Gedanken über unsere nächste Übernachtung zu machen. Die Suchen bei Booking.com und AirB&B ergeben keine wirklich guten Ergebnisse. Also fahren wir durch den Nieselregen erst einmal weiter nach Chester, wo es Ruinen der alten Römerbrücke über die North-Tyne und ein angeschlossenes Fort geben soll. Als wir dort ankommen, wird uns gesagt, dass die Anlage gleich um 16:30 Uhr schließt, aber auf der anderen Seite der North-Tyne die Reste der Brücke frei zugänglich sind.

Der Fluss hat sich im Laufe der zahlreichen Jahrhunderte in Richtung des anderen Ufers verlagert, so dass dieser Brückenkopf nun an Land liegt. Die Begrenzung zum Fluss hin ist noch gut erhalten. Links sind die Reste eines Turms zu erkennen. Rechts führte eine Straße über die Brücke.
Der Fluss hat sich im Laufe der zahlreichen Jahrhunderte in Richtung des anderen Ufers verlagert, so dass dieser Brückenkopf nun an Land liegt. Die Begrenzung zum Fluss hin ist noch gut erhalten. Links sind die Reste eines Turms zu erkennen. Rechts führte eine Straße über die Brücke.

Im mittlerweile kräftigen Regen machen wir uns auf den Weg zu den Brückenresten und werden auf dem Weg verständnislos von den Schafen angeschaut, die Schutz unter Bäumen und Büschen gesucht haben. Etwas durchnässt sitzen wir kurz darauf wieder im Auto. Eine Unterkunft haben wir immer noch nicht. Wir fangen an, verschiedene Hotels und B&Bs abzutelefonieren oder anzufahren. Wir bekommen zwei verschiedene Standardantworten:

Neben der Brücke lagern fein säuberlich nebeneinander sorgfältig gehauene Steinblöcke
Neben der Brücke lagern fein säuberlich nebeneinander sorgfältig gehauene Steinblöcke
  1. „Sorry, we don’t do B&B any more.“

  2. „Sorry, we are fully booked tonight.“

Wo wollt Ihr denn hin, bei dem Regen?
Wo wollt Ihr denn hin, bei dem Regen?

Ein B&B in Humshaugh, das auch ausgebucht ist, vermittelt uns weiter zum „Simon Burns Cottage“. Dort erfahren wir, dass auch hier eine Buchung für die kommende Nacht vorliegt, die Gäste aber noch nicht erschienen sind. Die Wirtin Judith des B&B wollte dies nun klären und sich melden, wenn das Zimmer frei ist. Nach einiger Zeit ruft sie zurück und bietet uns das Zimmer an. Einziger Haken, es muss bar bezahlt werden und unsere Barbestände geben das nicht her. Wir müssen also erst 6 Meilen nach Hexham fahren, um dort einen Geldautomaten zu finden. Dort soll es auch einige Hotels geben. Wenn wir dort sind, wollen wir  es erstmal vor Ort versuchen. Denn mittlerweile sind wir auch ziemlich hungrig. In Hexham finden wir zwar einen Geldautomaten, aber alle Hotels, die wir anfragen, antworten mit der gleichen Standardantwort. Also besorgen wir uns Bares und etwas nette Verpflegung für den Abend und fahren zurück zu Judiths B&B.

Abendbrot mit Blick auf eine Rinderweide
Abendbrot mit Blick auf eine Rinderweide

Das B&B erweist sich als ein absoluter Glücksgriff. Wir beziehen ein geschmackvoll eingerichtetes großes Zimmer mit einem ebensolchen Bad. – Was will man mehr? – Auf der Weide gegenüber weiden Rinder und der Blick aus dem Fenster schweift über das Tal. Für die nächste Nacht buchen wir gleich eine Unterkunft in Haltwhistle. So einen Stress wollen wir nicht noch einmal haben.

Hadrians Wall

Dieses Bild stammt aus dem Museum in Wallsend und zeigt, wie sich wohl die piktischen Bauern gefühlt haben müssen, als sie von den Römern von ihrem Land vertrieben wurden, damit diese ihre Mauer bauen konnten.
Dieses Bild stammt aus dem Museum in Wallsend und zeigt, wie sich wohl die piktischen Bauern gefühlt haben müssen, als sie von den Römern von ihrem Land vertrieben wurden, damit diese ihre Mauer bauen konnten.

Heute heißt es Abschied nehmen im Grand Hotel. Wir wollen nun in Richtung Westküste aufbrechen und am Hadrians Wall entlang fahren. Das Hotel hat uns so gut gefallen, dass es sicher noch einmal Startpunkt für eine Schottland Runde sein könnte.

Bei den Ausgrabungen fand man nicht nur das Fort, sondern auch Reste eines alten Rundbaus aus vorrömischer Zeit und die Furchen eines frisch gepflügten Feldes. An diesem Exponat im Museum wird gezeigt, wie vor 2000 Jahren hier die Häuser gebaut wurden
Bei den Ausgrabungen fand man nicht nur das Fort, sondern auch Reste eines alten Rundbaus aus vorrömischer Zeit und die Furchen eines frisch gepflügten Feldes. An diesem Exponat im Museum wird gezeigt, wie vor 2000 Jahren hier die Häuser gebaut wurden

Eine Fahrt entlang des Hadrians Wall braucht natürlich einen richtigen Ausgangspunkt und dieser soll Wallsend an derTyne sein. Wallsend ist einfach zu finden, da es in ganz North Shields gut ausgeschildert ist. Allerdings sieht man bis kurz vor der Ausgrabungsstelle nur die Schilder. Dies liegt daran, dass von den Ruinen des Forts Segedunum nur noch Grundmauern und der angedeutete Grundriss zu sehen sind.

Als die Römer sich aus England zurückzogen, zerfielen viele Anlagen und auch dieses Fort. Im 18. Jahrhundert wurde hier sogar Kohle abgebaut und im 19. Jahrhundert erkannte die Schiffbauindustrie die Bedeutung dieses Ortes an der Biegung der Tyne. In der Folge wurde das Gelände des Forts mit Werftgebäude und Unterkünften für die Arbeiter und ihre Familien überbaut und viele Artefakte aus der Römerzeit gingen verloren. Auch eine Straße geht heute quer über das ehemalige Römerfort.

Als die Werft in den 80er Jahren den Betrieb einstellte, verfielen die Gebäude und man entschied diese abzuräumen und die Reste des Forts freizulegen. Die zugehörige Ausstellung wurde in alten Gebäuden der „Swans & Hunter Werft“ untergebracht, die z.B. solche Vorzeigeschiffe wie die Mauritania gebaut hat. Auf der anderen Straßenseite befinden sich neben den Grundrissen der Baracken für die Legionäre auch Überbleibsel eines Schachts der alten Kohlenmine, ein Rest des Hadrians Wall und die Nachbildung eines Mauerstückes, damit man einen Eindruck von den Dimensionen bekommt.

Die Mauer selbst bestand aus zahnförmigen Steinen an den Außenseiten und einer Mischung aus geschütteten Steinen und Schutt im Inneren. So war es auch unerfahrenen Menschen, wie den Soldaten möglich, eine Mauer zu bauen.
Die Mauer selbst bestand aus zahnförmigen Steinen an den Außenseiten und einer Mischung aus geschütteten Steinen und Schutt im Inneren. So war es auch unerfahrenen Menschen, wie den Soldaten möglich, eine Mauer zu bauen.

Unser Ziel ist von nun an, möglichst nahe an der Mauer entlang nach Westen zu fahren und uns jeweils dort auch Unterkunft zu suchen. In Newcastle ist es nicht so einfach diesen Plan in die Tat umzusetzen. Trotzdem sehen wir auch hier einige Fragmente entlang der Straßen. In Heddon on the Wall gehen wir auf die B6318, die von nun an immer an der Mauer entlang führt.

Unsere erste Unterbringung finden wir in Wylam etwas südlich direkt hinter der Tyne Brücke und dem Bahnübergang im Boathouse, einem Pub mit einigen Gästezimmern.

Blick auf die Tyne im Abendlicht
Blick auf die Tyne im Abendlicht

Wir machen noch einen Spaziergang entlang der Tyne, auf einem Weg, der eigentlich seit März 2021 wegen Uferrutschungen an einer Stelle gesperrt ist. Die örtliche Verwaltung hat ihn selbstverständlich mit Absperrungen versehen, aber weiter ist nichts geschehen. Die Bevölkerung scheint sich dagegen zu wehren. Die vorhandenen Absperrungen sind abgesägt oder umgestoßen. Neuen nachgesetzten Absperrungen widerfuhr das gleiche Schicksal. Am Ende des ufernahen Weges geht es plötzlich auf einen Golfplatz. Wir machen hier kehrt, da wir keine Golfbälle an den Kopf bekommen wollen, aber uns wird klar, dass es bei diesem Weg noch andere Interesse gibt und wer im Gemeinderat wohl das Sagen hat!?!

Das "Boathouse" neben dem kuriosen kleinen Bahnhof von Wylam. Die Schranken sind gefühlt fast immer geschlossen, aber morgen wird bei der Bahn gestreikt. Dann ist freie Fahrt.
Das „Boathouse“ neben dem kuriosen kleinen Bahnhof von Wylam. Die Schranken sind gefühlt fast immer geschlossen, aber morgen wird bei der Bahn gestreikt. Dann ist freie Fahrt.

Den Rest des Abends verbringen wir noch im Pub im Bereich, wo sich eine Gruppe Teenager aus Wylam trifft. Neben unserer Beschäftigung mit den Texten und Bildern müssen wir häufig schmunzeln.  Es hat sich doch nichts geändert.

Es klart auf zum Wolkenbruch

Das grandiose Treppenhaus im Grand Hotel. Wie auf einer Rennbahn, sind alle Stufen nach innen geneigt.
Das grandiose Treppenhaus im Grand Hotel. Wie auf einer Rennbahn, sind alle Stufen nach innen geneigt.

Nach einer erholsamen Nacht genießen wir ein eines „Grand Hotel“ würdiges Frühstück. Das Wetter ist heute eher nass angesagt. Da es noch nicht regnet, entscheiden wir uns, der Tynemouth Priory einen Besuch abzustatten. Es ist ein ganz altes Kloster, dass im 7. Jahrhundert auf einem vorgelagerten Felsen gegründet wurde. Davor wurde der Platz, wie Funde auf dem Gelände belegen, auch von der römischen Armee genutzt. Nach der Übernahme der Kirche durch die englische Krone unter Henry VIII wurde das Kloster aufgegeben, aber weiter militärisch genutzt. Es ist einfach ein Ort, an dem man die Tynemündung sehr gut überblicken und kontrollieren kann.

Während dieser Nutzung als Batterie und Beobachtungspunkt verfielen die alten aus Sandstein gebauten Kirchenbauten. Sie waren aber so monumental, dass selbst die heutigen Überbleibsel die gewaltigen Dimensionen erahnen lassen. Auch die Grabsteine des im 17. Jahrhundert angelegten Friedhofes sind kaum noch lesbar. Die militärische Nutzung dauerte bis in die 70er Jahre an. Im zweiten Weltkrieg befand sich hier eine Flug- und Seeabwehrstellung, um die Industrie und den Hafen von Newcastle vor Angriffen zu schützen. Heute wird die Priory vom „English Heritage“ als historische Stätte betrieben. Da wir noch weitere Sehenswürdigkeiten des „English Heritage“ auf unserer Tour besuchen wollen, erstehen wir den „Overseas Visitors Pass“ für 16 Tage. Während wir die Priory besichtigen, wird der Nebel wieder dichter und geht in Regen über. Am Ende retten wir uns in ein Café in Tynemouth.

Aussichtsturm der T.V.L.B. (Freiwillige Seenotretter Tynemouth)
Aussichtsturm der T.V.L.B. (Freiwillige Seenotretter Tynemouth)

Nachdem der Regen wieder so gut wie aufgehört hat, statten wir dem kleinen privaten Museum der „Tynemouth Volunteers Lifeguard Brigade“ einen Besuch ab. Die T.V.L.B. wurde 1865 nach einem Schiffsunglück in der Tyne-Mündung mit vielen Toten gegründet. Vor den Augen der Bevölkerung waren in einem schweren SO-Sturm zwei Schiffe auf den Felsen gestrandet und man musste hilflos mit ansehen, wie diese Schiffe zerschellten und die Besatzungen mit Passagieren ertranken. Es war einfach keine Ausrüstung zur Hilfe vorhanden. Seither gibt es diese regierungsunabhängige Rettungsorganisation ähnlich der DGzRS, die auch 1865 aufgrund schwerer Schiffsunglücke an der Deutschen Nordsee Küste als unabhängige Organisation gegründet wurde.

Wildes Sammelsurium im Museun
Wildes Sammelsurium im Museun

Das Museum der T.V.L.B. wird mit viel Herzblut betrieben, aber stellt museumspädagogisch eine ziemlich bunte Mischung aus Exponaten dar, deren Zusammenhang mit dem Thema „Rettung aus Seenot“ sich nicht immer erschließen lässt. Aus einigen Berichten von Havarien und Seekarten wird uns langsam klar, warum die Mündung der Tyne bei SO-Sturm eine ziemliche Mausefalle darstellt und immer wieder zu Schiffsunglücken an der gleichen Stelle geführt hat.

Wieder draußen gehen wir die Promenade entlang in Richtung Fischereihafen und können bei Niedrigwasser die Felsausläufer „bewundern“, die so vielen Schiffen zum Verhängnis geworden sind.

Auf dem Weg statten wir noch Queen Victoria einen Besuch ab, die wir schon auf so vielen Reisen gesehen haben.
Auf dem Weg statten wir noch Queen Victoria einen Besuch ab, die wir schon auf so vielen Reisen gesehen haben.

Vom Fischereihafen gehen wir über North Shields zurück nach Tynemouth, um etwas Obst und sonstige Verpflegung einzukaufen und dann zurück in unser Grand Hotel. Hier in der Gegend gibt es noch so viel zu entdecken, dass wir unseren Aufenthalt im Hotel noch um weitere zwei Nächte verlängern.

Afternoon Tea im Drawing Room
Afternoon Tea im Drawing Room

Im Hotel genehmigen wir uns dann noch den legendären „Afternoon Tea“ mit Scones, Gebäck und Sandwichen. Danach sind wir so satt, dass wir definitiv kein Abendessen mehr benötigen.

Da es nun aufgehört hat zu regnen und ein steifer Wind weht, machen wir noch einen Strandspaziergang. Kräftiger Seegang bricht sich am alten Meerwasser-Schwimmbecken und am Strand schlägt nun die Stunde der Surfer. Zum Absacker verholen wir uns anschließend in das dem Hotel angeschlossene Pub. Dort kommen wir mit dem Betreiber eines Tonstudios ins Gespräch, der ganz fasziniert von Petras professionellen Hintergrund ist.

Seenebel

Vorsichtig schiebt sich die Fähre durch den Nebel. Solange die Wasseroberfläche noch zu sehen ist, noch ohne Nebelhorn
Vorsichtig schiebt sich die Fähre durch den Nebel. Solange die Wasseroberfläche noch zu sehen ist, noch ohne Nebelhorn

Der Wecker klingelt und wir können durch das Kabinenfenster kaum die Wasseroberfläche sehen und es ist kein Seegang zu spüren. Die Fähre gleitet langsam wie durch dicke Watte ihrem Ziel Newcastle zu. Über der Nordsee herrscht Seenebel. Wir gehen vor dem Frühstück erst einmal an Deck und genießen diese besondere Atmosphäre. Unser Kurs verläuft bereits nahe an der englischen Küste, die wir aber nicht sehen können. Einige Möwen und eine Lumme umkreisen die Brücke. Ansonsten sind wir fast allein an Deck. Nur ein Crew-Mitglied lässt sich zur Pause auf Deck blicken und wir kommen mit ihm ins Gespräch.

Von der Küste ist nichts zu sehen, obwohl sie nicht weit entfernt ist
Von der Küste ist nichts zu sehen, obwohl sie nicht weit entfernt ist

Er kommt von den Philippinen und fährt seit 4 Jahren bei DFDS. Mit dem Job, bei dem er 5 Monate an Bord ist und 2 Monate Urlaub hat, ist er sehr zufrieden. Während des Urlaubs fliegt er dann nach Hause zur Familie. So sieht eben die Arbeit eines Seemannes aus. Auch während der Corona-Zeit konnte er diesen Rhythmus durchhalten. Die Fähren sind in dieser Zeit ausschliesslich als Frachter gefahren. Dieses Jahr ist es wieder ganz anders. Die Passagierzahlen haben stark zugenommen. Wir erzählen ihm, dass wir diese Reise eigentlich in 2020 geplant hatten, aber wegen Corona alles absagen mussten. Es freut ihn sichtlich, dass wir uns an Bord sehr wohl fühlen. Dann muss er wieder an die Arbeit und wir gehen zurück in die Kabine, um die Ankunft vorzubereiten.

Auch 45 Minuten vor Ankunft bekommen wir noch ein Frühstück. Die anderen Passagiere drängen sich bereits auf den Gängen und haben ihre Kabinen bereits geräumt. Wir lassen unser Gepäck so lange wie möglich in der Kabine und fotografieren lieber noch das Anlegen der Fähre. Als sie fest ist, haben wir immer noch genug Zeit die Sachen zu holen, die Gangway zu passieren und uns vor der Passkontrolle anzustellen. Klaus neuer Reisepass wird auch hier akzeptiert und die Busfahrerin, die uns nach Newcastle bringen soll, hat keine Eile.

Kirche
Kirche

In Newcastle am Hauptbahnhof setzen wir uns erst einmal mit einem Tee in das Starbucks und nutzen das freie WLAN, um unsere Texte und Bilder der letzten Tage auf die Homepage zu laden. Um Newcastle einigermaßen unbeschwert erkunden zu können, wollen wir mindestens unsere Koffer irgendwo lassen. Leider gibt es in den Bahnhöfen wegen der Gefahr von Anschlägen keine Schließfächer. Ein Zeitungs- und Tabak-Händler gegenüber vom Bahnhof (in Berlin ein Späti) macht mit diesem Service ein Zusatzgeschäft und nimmt unsere Koffer für die nächsten Stunden in Obhut. Die Rucksäcke mit unserer ganzen Technik behalten wir auf dem Rücken.

Vorne hui ...
Vorne hui …

Zunächst gehen wir bergauf zu einer Kirche, die Newcastle überblickt. Die Straße dorthin ist sehr steil und gesäumt von Motorrad Läden und Werkstätten. Dazwischen gibt es einige Imbisse und Döner Läden. Zurück geht es auf einer ruhigeren Nebenstraße und einem Park. Es fällt auf, dass die Häuser offensichtlich zwei Seiten haben. Eine Hui mit gepflegter Fassade und hübschen Vorgarten und die Rückseite Pfui mit ungepflegter Backsteinfassade und der Zufahrt für die Müllabfuhr.

Newcastle entstand an einer römischen Brücke über den Fluss Tyne. Heute ist es nicht mehr eine sondern viele!
Newcastle entstand an einer römischen Brücke über den Fluss Tyne. Heute ist es nicht mehr eine sondern viele!

Auf Höhe des Bahnhofs gelangen wir zum Fachbereich Biomedizin der hiesigen Universität. Angeschlossen ist ein Science-Center zu diesem Thema für Kinder und Jugendliche. Wir lernen, dass die medizinische Fakultät der Universität Newcastle im Bereich Transplantations- und Reproduktionsmedizin, sowie bei der Stammzellenforschung nicht ganz unbedeutend ist. Wir stärken uns ansonsten aber nur mit einem Eis.

Von dort begeben wir uns hinunter zum River Tyne, der gerade Niedrigwasser hat. 5 Meter Tidenhub sind schon beeindruckend. Der Weg dorthin führt uns durch etwas herunter gekommene Gegenden. Als wir die Uferpromenade erreichen und flussabwärts gehen, ändert sich das Erscheinungsbild der Gegend schlagartig. Allerdings lässt sich der moderige Geruch des Flussschlicks nicht mit schönen Fassaden und edlen Restaurants überdecken. Beeindruckt sind wir von der Architektur der verschiedenen Brücken über die Tyne. Die Promenade am Fluss scheint die Partymeile von Newcastle zu sein. Es gibt hier jede Menge Bistros und Pubs.

Da wollen wir noch hin!
Da wollen wir noch hin!

Nachdem wir unter den hohen Brücken hindurch sind, bewegen wir uns wieder bergauf in Richtung Bahnhof, da wir von dort gegen 15:00 Uhr eine Metro zum Flughafen nehmen wollen. Dort wartet ein Mietauto für die nächsten 14 Tage auf uns. Als wir kurz vor 16:00 Uhr am Mietwagen-Schalter stehen ist alles dunkel. Ein A4-Blatt weisst uns darauf hin, dass die Firma derzeit nur den Schalter auf dem Parkplatz betreibt. Ein Einheimischer, der bereits eine Weile wartet und diesen Hinweis übersehen hatte, kennt den Weg und so begeben wir uns zusammen mit ihm dorthin, aber auch dort ist alles dunkel und verrammelt.

Interessanter Grabstein an der All Saints Church
Interessanter Grabstein an der All Saints Church

Unser Mitstreiter zögert nicht lange und ruft die angeschlagene Rufnummer an. Antwort: Ja, es ist gleich jemand da. Nach einigen Minuten kommen tatsächlich zwei Mitarbeiter und geben uns die Mietwagen heraus. Während wir warten, macht unser Mitstreiter kräftig Werbung für den Lake District, wo er sich gerade ein Wochenendhaus gekauft hat. Der beste Ausgangsort soll Windermere sein. Dort könne man viele gute B&Bs finden und auf dem Ostufer des See viel unternehmen, wie z.B. Kajak fahren.

Auf dem Weg zum Bahnhof machen wir Rast in der St. Nicholas Cathedral, die nicht nur architektonisch interessant ist, sondern auch durch ihre Offenheit besticht
Auf dem Weg zum Bahnhof machen wir Rast in der St. Nicholas Cathedral, die nicht nur architektonisch interessant ist, sondern auch durch ihre Offenheit besticht

Vom Flughafen fahren wir mit vereinter Aufmerksamkeit nach Tynemouth. Um ein wenig zu üben (Linksverkehr!) nutzen wir nicht die Autobahn, sondern die Landstraße (A191) mit vielen Kreiseln. Wir meistern alles und kommen gut nach Tynemouth und parken vor dem Grand Hotel, in dem wir zwei Nächte gebucht haben. Das Hotel hat eine lange Geschichte zurück bis ins 19. Jahrhundert und wurde von vielen bekannten Persönlichkeiten besucht. Darunter auch von Stan Laurel und Oliver Hardy während ihrer Europa-Tourneen nach dem 2. Weltkrieg. Stan Laurel ist in Tynemouth eine Zeit lang zur Schule gegangen. Heute ist das Hotel immer noch sehr gepflegt und der Besuch lohnt sich.

Nach einer kurzen Teepause begeben wir uns in Richtung Tyne-Nordmole vorbei an der monumentalen Ruine des alten Klosters Tynemouth Priory and Castle. Von See her zieht schon wieder Nebel auf. Als wir im „Gibraltar Rock of Tynemouth“ bei Fish & Chips sitzen ist die Sicht wieder wie heute morgen und aus den Nebelschwaden beginnt es zu nieseln. Nach unserer Stärkung gehen wir durch diesen Nebel zurück zu unserem Grand Hotel.

Die Fish & Chips haben wir uns verdient!
Die Fish & Chips haben wir uns verdient!

Cape Cod

Niedrigwasser
Niedrigwasser

Als wir morgens erwachen, regnet es in Strömen. Der Wetterwechsel hatte sich bereits gestern angekündigt. Als wir nach NO fuhren, stand hinter uns eine kräftige Wolkenfront.

Das Wetter verlockt uns nicht dazu, Provincetown noch zu Fuß zu erkunden
Das Wetter verlockt uns nicht dazu, Provincetown noch zu Fuß zu erkunden

In unserem Motel gibt es kein Frühstück, aber eine Empfehlung  für eine kleine Bäckerei. Dort bekommt man einen Tee und die üblichen Backwaren in einer sehr warmherzigen Atmosphäre.

Im Besucherzentrum gibt es eine interessante Ausstellung über die Geschichte von Cape Cod und einen sehr schönen Ausblick über den Salzsee
Im Besucherzentrum gibt es eine interessante Ausstellung über die Geschichte von Cape Cod und einen sehr schönen Ausblick über den Salzsee

Wir fragen uns, ob es sich bei dem Wetter lohnt, bis nach Provincetown zu fahren. Wir machen uns trotz Regen auf den Weg, nur den Ausflug zum Strand sparen wir uns. An der Spitze von Cape Cod weht uns ein unangenehm nasskalter Wind um die Ohren, so dass es uns nicht lange in Provincetown hält und wir uns auf den Weg zurück machen.

Die umgenutzte Kirche in Sandwich
Die umgenutzte Kirche in Sandwich

Wir suchen konsequent die Nebenstrecken (HYW 6A) und rollen so durch das mit niedrigen Bäumen bewachsene Cape Cod und durch Ortschaften mit mehr oder weniger teuren Anwesen.

Über all auf Cape Cod begegnen uns wilde Truthähne und -hennen
Über all auf Cape Cod begegnen uns wilde Truthähne und -hennen

Gegen frühen Nachmittag landen wir in der Ortschaft  Sandwich. Unser Magen knurrt und wir suchen uns ein Restaurant. Es wird die ‚Next Door Burger Bar‘, die tatsächlich hervorragende Kreationen anbietet. Mit dem Besitzer kommen wir zu der Überzeugung, dass es sich um ein ‚Linner‘ (Lunch und Dinner) gehandelt hat. Er gibt uns auch den Tipp einmal in dem Nachbargebäude vorbeizuschauen. Er sagt, wir sollen schön von Chris grüßen.

Ein Glasbläser demonstriert sein Handwerk im Museum in Sandwich
Ein Glasbläser demonstriert sein Handwerk im Museum in Sandwich

Dies tun wir dann auch. Es handelt sich um eine ehemalige Kirche, in der nun ein Top-Restaurant mit einigen Gästezimmern eingezogen ist. Im ehemaligen Altarraum befindet sich nun die Bar. Die Kirchengemeinde hat den Bau übrigens aufgegeben, da es nicht genug Parkplätze gibt. Tja eine interessante Nachnutzung einer Kirche.

Im Reiseführer hatten wir gelesen, das Sandwich bekannt für seine Glasbläserei ist und das es hier immer noch ein Museum gibt. Wir kommen 30 Minuten vor Schluss an und bekommen für einen reduzierten Eintritt die Möglichkeit, noch an der letzten Vorführung teil zunehmen und noch die Ausstellung im Schnelldurchlauf anzuschauen.

Die Übernachtung haben wir eigentlich in Plymouth geplant. Dort liegt normalerweise die Mayflower II, aber hier bekommen wir zu spüren, war es bedeutet in der Wintersaison unterwegs zu sein. Keine der angepeilten Unterkünfte hat auf oder sie sind so mangelhaft, dass wir es vorziehen weiter zu fahren.

In einem Motel am HYW 3 finden wir eine vernünftige Unterkunft und verbringen einen amüsanten Abend in einer Karaoke Show. Einige Gäste können richtig gut singen und für die anderen gibt es einen Schluck Bier…