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Vorbereitung für den Besuch in Bristol

Trotz oder gerade wegen des BREXIT gibt es die Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Bristol. Wir sind schon seit Jahren ein Teil des Austausches mit unseren englischen Freunden. Dieses Jahr ist der Besuch in Bristol fällig.

Früher sind wir im Allgemeinen mit dem Flugzeug gereist. Diesmal haben wir uns in den Kopf gesetzt, das Flugzeug nicht zu nehmen. Für das Segeln auf eigenem Kiel wird es etwas zu kalt sein, so entsteht die Idee, wie in guten alten Tagen, Bahn, Fähre und ggf. Auto zu nehmen.

Frohen Mutes begeben wir uns in das Reisebüro, das für uns schon so manche schwierige Reise zusammengestellt hat. Leider muss unsere Reisesachbearbeiterin nach einiger Zeit kapitulieren.

Als Schüler konnte ich über das Reisebüro eine Zugverbindung von Hamburg über Köln, Ostende, Dover, London nach Bournemouth buchen. Sicher war dies damals auch für mich ein Abenteuer, aber es ging. Heute in den Zeiten des Internets muss sich der Reisekunde alles einzeln zusammenstellen. Bei Flügen ist dies anders!

Wir lassen uns davon aber nicht beeindrucken und fangen eben selbst an zu planen. Wir wollen um den  Bristol-Besuch herum einige Tage in England und Wales verbringen. Von Amsterdam gibt es eine Fährverbindung nach Newcastle. Zurück würden wir gern einmal den Tunnel unter dem Ärmelkanal benutzen. Dazwischen werden wir uns mit dem Linksverkehr auseinandersetzen.

Also Bristol wir kommen!!!

Norddeutscher Sommer auf Teneriffa

Der Wecker klingelt heute früh bevor überhaupt Sauerstoff in der Luft ist: 03:40 Uhr. Wir schaffen es mit verknitterten Gesichtern trotzdem aus dem Bett. Ein Taxi holt uns um 04:45 Uhr ab und um 07:00 Uhr geht der TUI Ferienflieger, aber vorher muss noch enteist werden.

Der Flieger wird enteist
Der Flieger wird enteist

Wie holen unseren Schlaf im Flieger nach und landen etwas über 5 Stunden später auf der Insel Teneriffa bei leichtem Nieselregen und 20°C. Nun haben wir etwa 8 Stunden Zeit, bis unsere Fähre nach El Hierro den Hafen Los Christianos verlassen wird, also genügend Zeit, um mit dem Bus dorthin zu kommen. Wir starten den Versuch, aber das Gepäckfach des Reisebusses, der dort hinfahren soll, ist bereits voll. Außerdem erzählt man uns, dass wir dann noch 20 Minuten zu Fuß zum Hafen laufen müssten. Wir tun uns spontan mit einem anderen Pärchen zusammen und teilen uns ein Taxi.

Am Fährhafen holen wir uns unsere Bordkarten ab, geben unser Gepäck an der Aufbewahrung ab und verholen uns ins „Hafentheater“ – so lautet der treffende Name der Cafeteria im Obergeschoss. Für wenig Geld bekommen wir dort ein anständiges Stück Fisch zum Mittag, während draußen ein warmer Regen vom Himmel pladdert. Wahrscheinlich sollen wir sonnenentwöhnten Norddeutschen die Chance zur Eingewöhnung bekommen: Es fühlt sich an wie Sommer in Hamburg.

Irgendwann haben wir keine Lust mehr auf Cafeteria, schultern unsere Rucksäcke und machen uns im Regen auf den Weg, um Los Christianos zu erkunden. Mit unseren Wanderschuhen waten wir durch tiefe Pfützen, an der Strandpromenade riecht es nach Abwasser, ob das zu viel Regenwasser in der Kanalisation war?

Seltsame Regenbekleidung
Seltsame Regenbekleidung

Ziemlich nass legen wir ein Päuschen in einem netten Strandcafé inmitten einer kanarischen Schulklasse ein. An uns laufen zahlreiche Menschen vorbei, die aussehen, als hätten sie heute morgen den Kampf mit dem Duschvorhang verloren und müssten das gute Stück zur Strafe mit sich herumschleppen. Als Verursacher entdecken wir dann jedoch einige Männer afrikanischer Herkunft und zwei Frauen asiatischer Herkunft. Sie verkaufen diese Dinger als Regenmäntel! Etwas später fährt ein Polizeiwagen die Promenade entlang. Die beiden Frauen nehmen Reißaus, die Polizisten nehmen die Verfolgung auf. Ob es hier eine Modepolizei gibt?

Hunde finden Schaufenster langweilig
Hunde finden Schaufenster langweilig

Spät Nachmittags hört der Regen auf und die Menschen trauen sich wieder heraus. Auf der Promenade wird es voll wie zum Samstag in der Innenstadt. Schließlich kommt sogar die Sonne noch heraus. Wir gönnen uns ein völlig überteuertes Eis bevor wir langsam zum Fährhafen zurück wandern.

Um 20:15 Uhr fährt die fast leere Fähre mit uns los. Wir kommen mit einem älteren Mann ins Gespräch. Er hat eine Finca mit einer Mangoplantage auf El Hierro. Er kennt auch unsere Vermieter und versorgt uns freigebig mit Tipps. Er warnt, es würde kalt in Las Casas. Nun, wollen wir mal hoffen, dass das Häuschen einen Ofen hat…

Die LKW fahren rückwärts auf unsere Fähre
Die LKW fahren rückwärts auf unsere Fähre

Unterwegs macht uns die Schaukelei müde und wir ziehen um auf zwei Liegesessel, aber der Seegang draußen erschwert das Schlafen ganz erheblich. Die große Fähre kracht etliche Male laut in die Brecher. Gestern abend hatte ich noch einen Vortrag über die Messung von Gravitationswellen gehört. Ich stelle mir die Sache mit der Raumzeitkrümmung jetzt ganz körperlich vor. Darüber schlafe ich dann tatsächlich ein.

Um kurz nach halb elf laufen wir in den Hafen ein. Mit uns holen noch drei weitere Besucher einen Mietwagen ab, aber ansonsten scheint hier schon alles zu schlafen. Eine Karte anhand derer wir die Adresse unseres Ferienhäuschens finden könnten, haben wir nicht. Unser Navi behauptet, die Hausnummer gäbe es nicht. Naja, solange es die Straße findet, finden wir dann hoffentlich auch die Hausnummer. Im Notfall gibt es noch das Handy. Das konnte mit der Hausnummer etwas anfangen. Nach einiger Kurverei über dunkle, enge gewundene Straßen, liefert uns das Navi tatsächlich fast vor der Haustür ab. Die letzten 50 Meter geht es dann zu Fuß einen schmalen Pfad den Berg hinauf. Wir wohnen im letzten Häuschen. Passanten gibt es hier also keine.

Es ist tatsächlich sehr kalt hier oben, aber Heizung gibt es glücklicherweise: eine elektrisch beheizte Marmorplatte an der Wand und einen mobilen Gasofen. Dazu gibt es noch einen Luftentfeuchter. Mit dem Gasofen wird es schnell warm. Die Marmorplatte allein reicht nicht. Wir kochen noch einen Pfefferminztee und essen etwas Kekse und Schokolade aus unserem Notvorrat bevor wir kurz vor ein Uhr ins Bett fallen. Es war ein langer Tag!

Rückreise

Unser Flug von Teneriffa zurück nach Deutschland geht um 13:30 Uhr.  Um 11:30 Uhr ginge eine Fähre von San Sebastian. Das ist leider zu knapp, um rechtzeitig am Flughafen zu sein, also müssen wir um 07:30 Uhr die Fred Olsen Fähre nehmen.  Da wir noch Tickets brauchen, müssen wir um 07:00 Uhr am Hafen sein, das heißt um 06:00 Uhr losfahren.

Gepackt haben wir schon gestern abend. Das Auto holen wir lieber ein Stück vor zu unserem Haus. Um diese Uhrzeit kommt eh noch keiner die Straße entlang. Da können wir sie auch eine Weile blockieren. Es ist so finster, dass wir Mühe haben, im Dunkeln den Fußweg zu finden. Ich trete mit Gepäck einmal ins Leere. Glücklicherweise habe ich Wanderschuhe an, so dass nichts passiert. Die Taschenlampe ist schon gut verpackt. Die hätten wir jetzt prima gebrauchen können.

Teneriffa im Sonnenaufgang von San Sebastian aus gesehen

In der Dunkelheit auf den engen Straßen durch die Berge zu kurven ist nicht ganz ohne, speziell oben im Nebel. Gegenverkehr haben wir bis kurz vor San Sebastian keinen, aber nachdem wir erst noch ganz allein auf der Straße waren, merkt man nun, wie es zunehmend mehr Autos werden, alle wollen eine der beiden frühen Fähren erreichen.

Das Auto lassen wir am Hafen einfach offen stehen. So hatte man es uns gesagt. Auf der Fähre von Fred Olsen gibt es leider nicht so schöne Decks wie auf der Armas Fähre, die wir auf der Hinfahrt benutzt hatten. Trotzdem bleiben wir draußen. Die 10 Minuten, die sie schneller ist als die Armas-Fähre erkaufen wir mit 12 € mehr pro Person, seltsamen Schlingerbewegungen auch bei glattem Wasser und einer Dreckspur die Fähre in der Luft hinter sich herzieht.

In San Sebastian sehen wir, dass noch eine andere An- und Abreise möglich gewesen wäre: Die kleine Fähre von Fred Olsen, die um die Insel herum fährt hat direkten Anschluss an die große Fähre nach Teneriffa. Wir hätten also auch bis Playa de Santiago fahren können. Nur hätten wir dann unser Auto auch in Playa de Santiago mieten müssen.

La Gomera versinkt hinter uns in den Wolken

In Teneriffa haben wir nun viel Zeit zum Totschlagen. Unser Versuch die Taxigebühren zu sparen und mit dem Bus zum Flughafen zu fahren, schlägt fehl, da wir nicht herausfinden, welchen Bus wir nehmen müssten. Mit unserem Gepäck haben wir auch keine Lust noch länger durch die Gegend zu laufen. Also nehmen wir doch ein Taxi und verbringen die Zeit draußen in der Sonne mit Lesen und Dösen. Dabei weht ein kräftiger Wind.

Der Rückflug führt uns diesmal weiter westlich an der Ostküste von Teneriffa entlang, wo wir noch viele Solaranlagen sehen und dann über Portugal Richtung Nürnberg.

Angekommen auf der Isla de la Gomera

Im Landeanflug auf Teneriffa Sur

Heute Morgen klingelte unverschämt um kurz vor 4 Uhr der Wecker. Widerstrebend sind wir aufgestanden und um kurz vor 5 Uhr ins Taxi zum Flughafen gestiegen. Als wir das geschafft hatten, war mal wieder der gefährlichste Teil einer Flugreise überstanden: die Fahrt zum Flughafen. Ob das Taxi noch für den Straßenverkehr zugelassen werden sollte, war uns nicht so recht klar. Wir waren jedenfalls fast seekrank…

Der Hafen von Los Christianos auf Teneriffa

Der Flug nach Teneriffa Sur verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Wir können sogar noch ein wenig Schlaf nachholen. Um 13 Uhr landet der Flieger und wir ziehen ganz schnell unsere warmen Pullover aus. Schön fand ich zuvor den Flug über Lanzarote mit den vielen Vulkankratern. Am Flughafen nehmen wir uns ein Taxi zum Hafen. An dieser Fahrt gibt es nichts zu beanstanden. Die Fähre liegt schon im Hafen und wir kaufen zwei Tickets für je 25 Euro, schleppen unsere Taschen die steilen Treppen zur Fähre hinauf und lassen uns draußen am Heck an einem Tischchen im Schatten nieder. Mit der Kamera erkunde ich erst einmal die Fähre, lasse mir oben den warmen Wind um die Nase wehen und genieße die Aussicht auf die Insel. Sie ist karg, ähnlich wie die Baja California in Mexico oder der Süden Kaliforniens und vom Flugzeug waren die Hotelanlagen zu sehen: scheinbar in sich abgeschlossene Welten.

 

Wir verlassen Teneriffa mit Kurs auf La Gomera

Nach einer halben Stunde geht es los. Die Überfahrt nach La Gomera dauert eine Stunde. Am Hafen von San Sebastian werden wir schon erwartet. Der Mitarbeiter der Mietwagenfirma steht dort mit einem Schild in der Hand. Schnell bekommen wir einen kleinen weißen VW Fox übergeben. Unser Hinweis auf den Kratzer an der Beifahrertür wird mit dem Hinweis auf die Versicherung beiseite gewischt. Der Wagen ist nur halb voll getankt. So sollen wir ihn auch wieder abgeben, d.h. einfach am Fähranleger stehen lassen und die Tür nicht verschließen. Eine andere Welt!

Die Häuser am Hafen sind ganz anders als in Los Christianos auf der anderen Seite. Es scheinen keine Bettenburgen zu sein, mehr einzelne Häuser in vielen verschiedenen Farben. Wir tanken erst einmal voll und kurven dann die Serpentinen bergauf. Die Straße ist schmal. Es ist die Hauptstraße, größere Straßen gibt es hier nicht. Die Berge sind schroff. Neben der Straße wachsen Opuntien und Wolfsmilchgewächse. Es geht so hoch hinauf, dass wir schließlich in den Wolken landen. Plötzlich ist auch alles grün und dicht bewachsen. Wir sehen Farne, Moose und Flechten. Was für ein Gegensatz zu der Vegetation ein Stückchen weiter unten!

San Sebastian de La Gomera

In Alajero verpassen wir erst einmal die Ortseinfahrt und fahren schließlich von der falschen Seite ins Dorf. So kurven wir eine Weile herum, um unser Ferienhaus zu suchen. Auf einer Bank sitzt ein alter Mann. Was er wohl denkt, als wir zum dritten Mal an ihm vorbei fahren? Kurz entschlossen halten wir an einem Haus. Eine Frau kommt heraus und fragt uns auf Deutsch mit leicht bayerischem Akzent, ob sie uns weiterhelfen kann. Den Namen unseres Ferienhauses kennt sie nicht, aber den Namen der Vermieter kennt sie und verrät uns auch gleich noch, wie der Hund heißt.  Wir waren schon dran vorbei gefahren. Nun fahren wir wieder dort hin, werden von Max dem Hund schwanzwedelnd begrüßt und treffen nur die Kinder der Vermieter an. Immerhin lässt uns der Sohn ins Haus. Wann die Eltern wiederkommen weiß er nicht so genau. Wir lassen uns erst einmal erklären, wo der Supermarkt ist und gehen eine Grundausstattung kaufen. Nachdem wir uns eingerichtet haben, fällt uns auf, was noch alles fehlt, also starten wir einen zweiten Ausflug zu dem kleinen Tante Emma Laden, der hier als Supermarkt fungiert. Alles bekommen wir dort nicht, aber es reicht für ein Abendbrot auf der Terrasse.

Die Sonne ist in der Zwischenzeit untergegangen. Die Sterne stehen hell am Himmel und das Meer schimmert wahrscheinlich im Licht des Mondes, der sich aber selbst irgendwo hinter den Wolken bedeckt hält. In den Palmen über uns knistert es, irgend ein Lebewesen trappelt über unser Dach. Es wird langsam kalt. Wir haben schon Pullover und Jacke an, aber auf 800m Höhe ist selbst das nicht warm genug und so gehen wir schließlich hinein in unser kleines Ferienhaus, das sehr würzig nach dem Kaminholz riecht.