His Masters Voice

Unsere Unterkunft in Humshaugh
Unsere Unterkunft in Humshaugh

Das Frühstück genießen wir mit einem wundervollen Blick über den gepflegten Garten und das Tal der North-Tyne. Dabei kommen wir auch mit unserer Gastgeberin ins Gespräch. Das Haus in dem wir heute Nacht geschlafen haben, ist aus dem 18. Jahrhundert und wurde von der Frau eines Vikars erbaut. Sie hat es dabei aber nicht bewenden lassen, sondern gleich mehrere Häuser gebaut. Diese gehören heute allesamt einer Stiftung und stehen unter Denkmalschutz. Sie und ihr Mann haben das Haus gemietet. Durch den Denkmalschutz ist es schwierig, die Wärmedämmung zu verbessern. Sie dürfen noch nicht einmal, die einfach verglasten Fenster durch doppelte Verglasung ersetzen. Im Winter kann es hier schon sehr kalt werden, aber selbst jetzt im August waren wir dankbar, dass sie für uns gestern Abend die Heizung angemacht hatte.

Die Sammlung von John Clayton wirkt recht altmodisch
Die Sammlung von John Clayton wirkt recht altmodisch

Anschließend besuchen wir die Ausstellung im Chester Fort, bei der wir gestern zu spät waren. Hier ist John  Clayton verewigt, der einen Teil seines Vermögens in den Kauf von Ländereien investiert hat, auf denen der Hadrians Wall steht. Dort hat er dann Ausgrabungen durchführen lassen. Leider war die Dokumentation der Ergebnisse im 18. Jahrhundert nicht so systematisch und Stücke, die man für nicht so wichtig hielt, hat man in den Fluss geschüttet oder irgendwo wieder vergraben. Auf jeden Fall war die Oberschicht in der viktorianischen Zeit von der Römerzeit sehr angetan. Sie erhofften sich vom Studium dieser Zeit Erkenntnisse für die eigene Führung des immer größer gewordenen britischen Kononialreiches.  Die Ausstellung im Museum ist dann auch eher ein Sammelsurium an Grabungsfunden.

Kostümierte Darsteller demonstrieren die Fähigkeiten römischer Soldaten. Wir warten die ganze Zeit auf Asterix und Obelix...
Kostümierte Darsteller demonstrieren die Fähigkeiten römischer Soldaten. Wir warten die ganze Zeit auf Asterix und Obelix…

An diesem Wochenende findet auf dem Gelände die Show „The Clash of the Romans“ des English Heritage statt. Legionäre in Kostümen zeigen, wie es wohl zu Hadrians Zeiten ausgesehen hat und welche Fähigkeiten die römische Armee hatte. Dies ist natürlich ein großes Ereignis für die kleinen und großen Kinder, die hier in den Ferien angereist sind. Höchstwahrscheinlich waren wegen der Darsteller und Besucher alle Hotels in der Umgebung ausgebucht. Wir schauen uns einen Teil der Show an und wenden uns dann aber lieber den Ruinen des Forts und des Badehauses direkt am North-Tyne zu.

Nächste Station ist das Fort Brocolitia, von dem man nur den Grenzwall erkennen kann. Sonst ist hier nichts ausgegraben. Auf ihm weiden in aller Ruhe einige Schafe. Etwas weiter außerhalb des Walles liegt ein Mithraeum. Hier gab es offensichtlich den Mithras-Kult, der im 2. und 3. Jahrhundert bei den römischen Soldaten sehr beliebt war. Über den konkreten Inhalt ist sehr wenig überliefert.

Im Museum von Housestead sind die örtlichen Fundstücke ausgestellt. Beeindruckend sind hier die drei Gestalten in Kapuzenmänteln. Es handelt sich um die genii cucullati - keltische Schutzgeister, die in ganz Nordeuropa vereehrt wurden und von den römischen Soldaten am Hadrianswall auch angebetet wurden
Im Museum von Housestead sind die örtlichen Fundstücke ausgestellt. Beeindruckend sind hier die drei Gestalten in Kapuzenmänteln. Es handelt sich um die genii cucullati – keltische Schutzgeister, die in ganz Nordeuropa vereehrt wurden und von den römischen Soldaten am Hadrianswall auch angebetet wurden

Weiter geht es nach Housesteads Roman Fort. Hier haben die Römer den Hadrians Wall über eine Hügelkette gebaut und eben dort ein uneinnehmbares Fort oben auf eine Anhöhe gebaut. Zugänglich ist dieses  Fort auch heute nur über einen steilen Weg.

Zur Feier von 1900 Jahren Hadrianswall hat eine Künstlerin eines der Tore von Housestead Fort als Kunstwerk wieder aufgebaut. So ergibt sich die Möglichkeit, hinaufzusteigen und die gleiche Perpektive zu genießen, wie einst die römischen Soldaten
Zur Feier von 1900 Jahren Hadrianswall hat eine Künstlerin eines der Tore von Housestead Fort als Kunstwerk wieder aufgebaut. So ergibt sich die Möglichkeit, hinaufzusteigen und die gleiche Perpektive zu genießen, wie einst die römischen Soldaten

In der Ausstellung wird uns klargemacht, dass wir den Hadrians Wall in einem besonderen Jahr besuchen. 122 n. Chr. besuchte Kaiser Hadrian Nordengland  und gab zur Konsolidierung der Grenze zu den Pikten diese Mauer bei seinen Legionen in Auftrag, also vor 1900 Jahren. Deshalb also alle diese Aktivitäten rund um die Mauer. In Housesteads hat eine Künstlerin auf den Grundmauern des Nordtors aus Gerüstmaterial ein Tor nachgebildet und mit sehr bunten Holzplatten verkleidet, die von den Bürgern der Gegend gestaltet wurden.

Der Blick aus dem temporär errichteteten Tor zeigt, wie sich der Hadrianswall scheinbar schwerelos die Hügel entlang schwingt
Der Blick aus dem temporär errichteteten Tor zeigt, wie sich der Hadrianswall scheinbar schwerelos die Hügel entlang schwingt

In dem Fort erkennen wir mittlerweile ohne viel Erklärung die Struktur und die Funktion der einzelnen Gebäude. Die Römer hatten eine sehr standardisierte Planung, die wir langsam kennen. Bei dem Fort handelt es sich um ein ausschließlich militärisch genutztes Objekt. Die Zivilisten mussten außerhalb der Mauern siedeln und konnten nicht wie in Corbridge den Schutz der Garnison nutzen.

Im Auto sitzen wir bei eingeschalteter Zündung und laufender Klimaanlage mit offenen Türen und planen den weiteren Nachmittag. Das ist keine gute Idee! Als wir gegen 15:00 Uhr den Motor starten wollen, springt er nicht gleich an und danach hört man nur noch das Klicken der Start-Relais. Wir schalten alles aus und melden das Problem Europcar und man verspricht uns einen RAC-Service zu schicken. Wir müssen bis 17:00 Uhr auf ihn warten. Der Mechaniker setzt sich ins Auto und macht auch einen Startversuch, um sich das Ganze noch einmal selbst anzuhören. Der Motor springt ohne zu murren an und wir stehen da wie die Deppen.

Klaus wartet auf den Servicetechniker, Mithras oder die Genii Cucullati. Vielleicht auch auf alle zusammen...
Klaus wartet auf den Servicetechniker, Mithras oder die Genii Cucullati. Vielleicht auch auf alle zusammen…

He needs his Masters Voice!

Der Mechaniker erklärt uns noch, dass die Batterie dieser Fahrzeuge zu klein ist und wir diese zu stark entladen haben. Nach einer Weile erholt sich diese wieder etwas, so dass es gerade reichte,  um den Motor zu starten.

In Haltwhistle behauptet man, dass der Ort das Zentrum Großbritanniens wäre
In Haltwhistle behauptet man, dass der Ort das Zentrum Großbritanniens wäre

Weiter geht es auf der B6318, aber die Ausgrabungsstätte bei Vindolanda  hat bereits geschlossen. In Haltwhistle finden wir nach kurzer Suche unser gebuchtes AirBnB. Es befindet sich in einem wunderschön ruhig gelegenen alten Haus von 1902, in dem unsere Gastgeber erst seit 4 Wochen wohnen. Da wir Vindolanda heute nicht mehr besuchen konnten und uns alle dazu geraten haben, entscheiden wir uns, eine weitere Nacht an diesem schönen Ort zu bleiben.

Sehr kurios: Working Mens Club in Haltwhistle
Sehr kurios: Working Mens Club in Haltwhistle

Unsere Gastgeber haben Mitleid mit uns wegen der Geschichte mit dem Auto und servieren uns im Garten in der späten Nachmittagssonne erst einmal ein Gläschen Bier zur Beruhigung. Dann kommt noch der taktische Hinweis, dass man in diesem kleinen Ort rechtzeitig ins Pub gehen sollte, wenn man noch was zu Essen haben will. Wir haben zwar noch Brot, Käse usw., aber folgen dem Hinweis. Dabei lernen wir, dass Pubs in dem Ort Sonntags Mittags die Küche schließen. Nur das indische Restaurant macht da nicht mit, so dass wir doch noch zu einer warmen Mahlzeit kommen.

Brücke über die South Tyne in Halwhistle
Brücke über die South Tyne in Halwhistle

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