Mit dem Ventilator durch die Stadt

Die Stadtrundfahrt

Heute war eigentlich kein Tanztraining geplant, aber das Programm war kurzfristig umgestellt worden. Das ist Kuba!

Mittags künden bereits die Wolkentürme bevorstehende Gewitter an
Mittags künden bereits die Wolkentürme bevorstehende Gewitter an

Auf dem Weg zur Tanzschule gehen wir an auf halbmast wehenden kubanischen Flaggen vorbei. Wir rätseln, was heute los ist. Nach dem Training klärt es sich auf: Der Präsident der sozialistischen Republik Vietnam ist verstorben und da es sich um einen engen Verbündeten von Kuba handelt, ist Staatstrauer für 2 Tage angesetzt. Unsere Organisatorin sagt uns, dass für die nächsten 2 Tage keine Musik und Tanzveranstaltungen stattfinden.

Einkaufszentrum in Havanna
Einkaufszentrum in Havanna

Weiterhin hat unser Organisatoren Paar endlich ihren Ventilator ergattert. Es ist zwar nicht ganz das Modell, dass sie eigentlich geplant hatten, aber offensichtlich eine Rarität in Havanna. Auf dem Weg vom Geschäft zur Tanzschule wurden sie mehrfach darauf angesprochen, wo es diese gibt. Es war aber ein Einzelstück, dass dem Verkäufer nur über zähe Verhandlungen entlockt worden war. Auch das ist Kuba.

In diesem Leuchtengeschäft wäre doch noch einiges an Platz für mehr Ware. Da versteht es sich von selbst, dass auch nur die ausgestellte Ware verfügbar ist.
In diesem Leuchtengeschäft wäre doch noch einiges an Platz für mehr Ware. Da versteht es sich von selbst, dass auch nur die ausgestellte Ware verfügbar ist.

Nach dem wieder einmal sehr guten Mittag in der Casa (Muuuuy rrrrico!!!) machen wir uns mit dem Großraumtaxi auf eine Stadtrundfahrt.

Gähnende Leere auf dem Platz der Revolution
Gähnende Leere auch auf dem Platz der Revolution

Zunächst fahren wir in ein kubanisches Einkaufszentrum. Hier gibt es eigentlich alles. Wenn es etwas hier nicht gibt, dann vermutlich nirgendwo in Havanna. Im mittleren Bereich befindet sich ein brodelnder Kinderspielplatz mit einigen kubanischen Fastfood-Ständen drumherum. Dann schlängelt sich eine Spirale nach oben, an der sich die Geschäfte aufreihen. Es sind aber keine konkurrierenden Geschäfte, sondern jedes hat sein eigenes Thema und Sortiment. Wenn man also Parfum sucht, geht man in die Parfümerie oder für einen Ventilator geht man in das Elektrogeschäft. Wenn man dort nicht fündig wird, muss man Tage, Wochen oder Monate warten bis die Ware wieder vorrätig ist. Es hat keinen Sinn sich Hoffnungen zu machen, dass ein Konkurrenz-Geschäft noch etwas anderes haben könnte. Aber vielleicht steht ja etwas zum Verkauf, das man schon immer suchte. Dann schnell kaufen! Unsere Organisatoren werden fündig mit einem Überspannungsschutz, der hier sehr sinnvoll ist. Wir hatten unseren von Conrad in Deutschland 🙂

Geier umkreisen das José Marti Denkmal
Geier umkreisen das José Marti Denkmal

Danach geht es zum Platz der Revolution. Wir üblich schön groß und in der Mitte ein Bauwerk, das sich steil in den Himmel reckt. Der Sinn dieser Dinger auf den Plätzen der Revolution dieser Welt hat sich mir nie erschlossen. Hier ist er dem Dichter und Nationalhelden José Marti  (uns meist als Verfasser des Liedes Guantanamera bekannt) gewidmet und wurde bereits vom Diktator Batista errichtet.

Drohnenflug verboten
Drohnenflug verboten

Auf dem Platz befinden sich auch Schilder, die den Flug von Drohnen verbieten. Vor noch gar nicht so langer Zeit hat jemand mit einer Drohne einen Anschlag auf den Venezuelanischen Präsidenten versucht. Um den Platz herum befinden sich auch „sehr geschmackvolle“ Regierungshochhäuser, an denen sich die Konterfeis von Che Guevara  und Camilo Cienfuegos befinden. Wenn man hier nachts entlang fährt, sieht es ganz eindrucksvoll aus, da diese hinterleuchtet sind. Ansonsten macht der Platz in seiner Trostlosigkeit nicht viel her. 

Grab einer Familie, die Kubas erstes Bier gebraut hat: La Tropical
Grab einer Familie, die Kubas erstes Bier gebraut hat: La Tropical

Als Kontrastprogramm besuchen wir den Christoph-Kolumbus-Friedhof. Die Gräber sind immer noch im Privatbesitz und der Staat respektiert dies. Wenn ein Exilkubaner das Eigentum an einem Grab nachweisen kann, könnte das Grab auch heute noch durch ihn genutzt werden. Aber Papiere, Papiere und diese sind höchstwahrscheinlich bei Vielen verloren gegangen.

Grabmahl für alle Feuerwehrleute, die im Einsatz um ihr Leben gekommen sind
Grabmahl für alle Feuerwehrleute, die im Einsatz um ihr Leben gekommen sind

Auf jeden Fall gibt es hier viele eindrucksvolle Beispiele von Grabarchitektur. Hier sind nicht nur Katholiken bestattet, auch ein jüdisches Grab besuchen wir. In der Kapelle finden täglich 40 Zeremonien unabhängig von der Konfession der Verstorbenen statt. Laut unserem Guide sollen hier 2 Millionen Menschen begraben sein. Das wären fast so viele wie Havanna Einwohner hat.

Kühlschrankmagnete in einem Andenkenladen
Kühlschrankmagnete in einem Andenkenladen

Von hier aus fahren wir zurück in die Stadt und wollen das Rum-Museum besuchen. Es hat leider geschlossen. Wir erfrischen uns erst einmal in der uns schon bekannten Zweirad-Bar um die Ecke. Dann nehmen wir einen großen Andenkenmarkt in einer restaurierten Lagerhalle in Angriff. Klaus kommt hier zu zwei neuen T-Shirts, Petra ist von so vielen Ständen, die scheinbar alle das Gleiche verkaufen, überfordert. Es erinnert sie an den Weihnachtsmarkt in Zagreb 1987.

Es schüttet
Es schüttet

Zur Erfrischung gibt es danach ein Kaltgetränk in der Brauerei nebenan, die in einer alten Tabak-Fabrik sitzt, die auch die Ausmaße einer großen Lagerhalle hat. Vom anderen Ufer zieht ein Gewitter auf, das scheinbar direkt über uns zum Stehen kommt. Es gibt eine prächtige Lightshow und Unmengen von Wasser schütten herab. Als der Spuk vorbei ist, begeben wir uns zurück in die Casa.

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