Interkulturelle Erfahrung auf einer aegyptischen Polizeistation

Keine Angst, wir haben keine Probleme hier, aber wir wollen auch heute wieder eine kleine Anekdote zum besten geben. Dazu bin ich, Klaus, heute an der Reihe einige Zeilen zu schreiben, da ich sie erlebt habe.

Zunaechst ein kurzer Bericht vom heutigen Tag. Nachdem ich erfolgreich meinen Open Water Diver abgeschlossen habe, beschaeftigte ich mich getsern mit dem Thema Tauchen mit erhoehtem Sauerstoffgehalt (Nitrox Tauchen). Im zweiten Tauchgang wurde ich dabei erhablich herausgefordert, da ich in einer Gruppe mit einem Berufstaucher und einem erfahrenen Taucher mit 280 Tauchgaengen mit halten musste und wollte.

Heute ging es dann für das Thema Tieftauchen zur Strait of Tiran. Zusammen mit einer Ausbilderin absolvierte ich einen Tauchgang jenseits des normalen Sportauchlimits. Der Tauchgang nach der Mittagspause ging nicht ganz so tief und führte am Ende in eine Strömungsdrift, bei der man in erheblicher Geschwindigkeit am Riff entlang getrieben wird. Das ist dann wie Fernsehen schauen 🙂 .

Nun aber zu der versprochenen Anekdote:

Zur Vorgeschichte: In Ras Mohamed war jemand bei unserer Gruppe zu Besuch gewesen, der aus nicht ganz verständlichen Gruenden Streit mit unserem Koch suchte. Unser Koch blieb sehr ruhig und ließ sich nicht provozieren. Es eskalierte, als er beten wollte. Die Gruppenleitung und die Gruppe bestand darauf, dass der Besucher sich entfernt und unseren Koch in Ruhe lässt. Der Besucher räumte dann auch das Feld benahm sich aber noch bei der Kontrollstation des Militärs daneben, die sich dann beim Veranstalter, Hashem, beschwerten.

Am nächsten Tag schlug Hashem vor, diesen Vorfall bei der Polizei anzuzeigen. Damit startete die folgende Episode.

In einem der Geländefahrzeuge fuhren drei von uns, Hashem und unser Koch zur Polizeistation in Neaama Bay. Dort angekommen schilderte Hashem dem Posten am Eingang den Fall. Dieser war offensichtlich überfordert und rief nach Verstärkung. Nacheinander kamen immer ranghöhere Polizisten und ließen sich immer wieder den Fall schildern, bis dann der Vierte uns erklärte, dass dies die Touristenpolizei sei und in diesem Fall Touristen lediglich als Zeugen auftreten und deshalb für diesen Fall die Polizeistation in Sharm El Sheikh zuständig ist.

In der Polizeistube
In der Polizeistube

In dieser Station gelang es uns dann auch in das Innere vorzudringen. Die Gänge waren dunkel und der Boden dreckig. In der Polizeistube saßen zwei Polizeibeamte hinter einem Tresen und machten einen geschäftigen Eindruck. Dahinter stand ein Polizeioffizier, der sich krampfhaft an seiner Zigarette festhielt. Vor dem Tresen standen einige Leute, die sich mit einem der Polizeibeamten über einen anderen Fall unterhielten. Desweiteren wuselte in dem Raum ein Mann herum, der mit einem abgenutzten Besen einen heldenhaften Kampf gegen den Dreck auf dem Boden führte.

Hashem begrüßte den freien Polizeibeamten, als wenn man sich bereits seit Generationen kenne. Um den Fall zu schildern senkte er die Stimme. Mit dem Erfolg, dass alle in der Stube anwesenden ganz still wurden und die Ohren spitzten. – Nun wird es bestimmt spannend! –

Unser Polizeibeamter fühlte sich diesem komplizierten Fall ebenfalls nicht gewachsen und überließ die Entscheidung was zu tun sei dem Offizier hinter ihm, der dafür kurzzeitig das Rauchen einstellte. Die Entscheidung lautete, dass dieser Fall auf jeden Fall dem „oberen Management“ vorzulegen ist. Also wurden wir durch eine verspiegelte Glastür geschickt.

Hinter dieser Tür war es erheblich sauberer und auf dem Boden lag ein Teppichläufer. Über den Gang erreichten wir ein Büro, in dem offensichtlich der Chef residierte. Die Wände waren mit Holz vertäfelt und an ihnen hingen einige Bilder und Auszeichnungsurkunden. Im Raum stand ein großer schwerer Schreibtisch auf dem alles Mögliche lag, nur kein Papier bzw. Akten. Hinter diesem Schreibtisch saß ein Herr mittleren Alters in Zivil mit einem Fenster im Rücken. Er fühlte sich durch uns sichtlich gestört.

Im Büro des Offiziers
Im Büro des Offiziers

In dem Raum befanden sich noch zwei weitere Herren in Zivil, die ihren Unmut wegen der Störung auch durch ihren Gesichtsausdruck zum Ausdruck brachten und ständig an mir vorbeischauten, auch als Hashem den Fall dem Chef schilderte.  Ein Blick zur Seite brachte mir die Erklärung. In der Regalwand neben der Tür, die dem Schreibtisch gegenueber stand, befand sich ein Fernseher in dem gerade ein Fußballspiel übertragen wurde. Der Chef wollte sich durch uns nicht lange stören lassen und hämmerte auf die Tasten seines Telefons. Ein energisches Telefonat ebnete den Weg fuer die schriftliche Aufnahme der Anzeige. Die drei Herren konnten sich nun wieder wichtigeren Dingen zuwenden.

Zur Anzeigenaufnahme mussten wir wieder in die Polizeistube zurückkehren. Dort war besagter Polizeibeamter mittlerweile zur Aufnahme bereit und mit Blankopapier bewaffnet. Was fehlte war ein Kugelschreiber. Dieser wurde, allerdings nur als Leihgabe, von uns gestellt. Der Polizeibeamte hätte ihn sicher gerne behalten, murrte aber nicht. Die ganze Geschichte wurde von Hashem und unserem Koch ncoh einmal geschildert und von dem Polizisten fein säuberlich aufgeschrieben. Zur Bekräftigung wurden unsere Name ins Arabische uebersetzt und unter dieses Dokument geschrieben. Unsere Pässe mussten wir nicht vorlegen.

Uns wurde erklärt, dass der Besucher nun von der Polizei Besuch bekommen würde, zu dem Vorfall vernommen werde und eine Ermahnung erhalten würde, sich besser zu verhalten. Was immer dies auch heißen möge. Insh’allah wird er sich dies zu Herzen nehmen!

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