Archiv der Kategorie: Europa

Costa del Sol

Eigentlich ist gutes Wetter angesagt und wir haben eine Tour entlang der Küste nach Osten geplant. Beim Aufstehen hängt wieder eine geschlossene Wolkendecke über uns. Macht nichts, es regnet nicht und vielleicht kommt wie gestern ab und zu ein wenig Sonne heraus.
In der Cueva del Tesoro
In der Cueva del Tesoro

Nach dem Frühstück springen wir ins Auto und machen uns auf den Weg.  Der Verkehr ist wie an einem normalen Arbeitstag und wir sind froh, als wir den Stadtkern hinter uns gelassen haben und auf der Küstenstraße entlang rollen.  Allerdings scheint die Stadt kein Ende zu nehmen. Bis an den Strand hat man, neben der alten niedrigen Bebauung, auch hohe Apartmenthäuser gebaut. Hier hat die Tourismus-Industrie seit den 70er Jahren ganz kräftig zugeschlagen.

In der Cueva del Tesoro
In der Cueva del Tesoro

Unseren ersten Stop legen wir vor Rincón de la Victoria bei der ‚Cueva del Tesoro‘, einer alten Meereshöhle, die heute aber 135m über dem Meeresspiegel liegt. In den 40er Jahren wurden hier Malereien aus der Steinzeit entdeckt. Über den Hintergrund dieser Zeichnungen ist man sich nicht im Klaren. Die Überlieferungen dieser Zeit waren nur mündlich und damit der Kontext bis heute nicht nachzuvollziehen. Es wird immer noch fleißig daran geforscht.

Der Mondgöttin 'Luna Noctiluca' wurden früher in der Höhle Opfer gebracht.
Der Mondgöttin ‚Luna Noctiluca‘ wurden früher in der Höhle Opfer gebracht.

Wir besichtigen die Höhle, allerdings sind die Teile mit den Malereien für die Besucher gesperrt, da man befürchtet, dass diese dann Schaden nehmen. Dies ist auch nicht von der Hand zu weisen, da überall wo Beleuchtung ist, sich grüne Algen bilden, die von Helfern wieder entfernt werden müssen. dabei würden natürlich auch die Zeichnungen entfernt werden.

In Rincón de la Victoria besorgen wir uns erst einmal jede Menge Obst, da es dies im Hotel und in den Cafés für das Frühstück nur dürftig gibt. Danach setzen wir uns in eines der Strandlokale, die derzeit nicht gerade von Touristen überfüllt sind. Man merkt deutlich, dass es hier keine Saison ist. Jede Menge Läden, Bars und Restaurants haben geschlossen, die Einheimischen sind im großen und ganzen unter sich.
Der Strand von Rincón Victoria
Der Strand von Rincón Victoria

Der ältere Teil von Rincón de la Victoria ist ganz in Ordnung, aber auf unserem längeren Strandspaziergang kommen wir auch in den neueren Teil. Nun ja, hier möchte ich nicht im Sommer sein. Man kann sich gut die Massenabfertigung vorstellen.

Glücklicherweise gibt es auch schönere Strände
Glücklicherweise gibt es auch schönere Strände

Weiter die Küstenstraße entlang wird es dann etwas ursprünglicher mit Landwirtschaft, felsiger Küste und wildem Strand. Hier ist der Tourismus noch nicht angekommen. Aber auch das hält nicht lang. Wieder geht es in eine Küstenlinie mit Hochhäusern. Eigentlich mag ich schon gar nicht mehr weiter fahren, aber die nächste Möglichkeit ins Landesinnere ist bei Nerja. Also weiter.

Blick auf Nerja
Blick auf Nerja

Nerja selbst macht beim Hineinfahren einen guten Eindruck. Hier hat man auf Hochhäuser verzichtet. Wir entschließen uns diesem Ort einen eingehenderen Besuch abzustatten und werden mit einem netten kleinen Touristenort belohnt, der zwar aus seinem ‚Erwerb‘ kein Geheimnis macht, aber dabei trotzdem seinen Charme bewahrt hat. Hier gibt es den sogenannten ‚Balcón de Europa‘, einen Felsvorsprung, der den spanischen König Alfons XII beeindruckt hat und der ihm diesen Namen gab. Heute gibt es dort ein 5 Sterne Hotel und direkt am Felsende ein Restaurant und unten einmal wieder jede Menge Katzen.

Bronzestatue von Alfons XII am Balcón de Europa
Bronzestatue von Alfons XII am Balcón de Europa

Offensichtlich ist dieser Ort bei Deutschen sehr beliebt. In den Gassen dringen viele deutsche Gesprächsfetzen an unser Ohr. In einem Weinladen decken wir uns für den Abend mit einer Flasche örtlichen Wein und zwei Weingläsern ein. Mittlerweile ist es dunkel geworden. Heute Abend wollen wir im Hotel verbringen und einige Zeilen in den Rechner bringen.

Abendliche Brandung am Balcón de Europa
Abendliche Brandung am Balcón de Europa

Also machen wir uns auf den Heimweg. Der Weg zurück ist dann sehr einfach. Er führt über eine Autobahn in nur 40 Minuten zurück nach Malaga. Tja, Modern Times.

Auf den Spuren Picassos

Im Palacio de Buenavista aus dem 16. Jahrhundert befindet sich das Picassomuseum
Im Palacio de Buenavista aus dem 16. Jahrhundert befindet sich das Picassomuseum

Es ist bedeckt heute morgen und der Wetterbericht verheißt keine Besserung, also bestes Wetter für einen Museumsbesuch. Wir nehmen das Picassomuseum in Angriff. Pablo Picasso wurde in Málaga geboren, hat aber die Stadt schon als Kind verlassen, da sein Vater als Kunstlehrer in La Coruna eine besser bezahlte Anstellung fand. Er war zwar als junger Mann noch einmal hier, danach aber nie wieder. Trotzdem hatte er sich gewünscht, dass es in Málaga ein Museum mit seinen Werken geben sollte. Seine Erben haben deshalb ihre Picassowerke für ein solches Museum gestiftet und die regionale Regierung Andalusiens hat ein altes Stadtschloss für den Zweck gekauft und renoviert. Dabei sind alte Mauern aus dem 6. und 7. Jahrhundert vor Christus entdeckt worden, die im Untergeschoss des Museums auch zu besichtigen sind.

Der Innenhof des typisch andalusischen Palastes
Der Innenhof des typisch andalusischen Palastes

Erstaunlicherweise kennen wir keines der ausgestellten Werke obwohl wir schon in vielen Picasso-Ausstellungen waren. Wer bei uns zu Hause war, kennt meine Sammlung an Picasso-Plakaten, die ich aus diversen Ausstellungen mitgebracht habe. Die Werke in der Sammlung sind nach Motiven sortiert und so sehen wir z.B. Portraits aus seinen frühen Jahren neben Portraits aus seinen späten Jahren. In einer Sonderausstellung wird der Frage nachgegangen, wie das Fernsehen seine Motive in den letzten Lebensjahren beeinflusst hat. Ich hatte mich schon gefragt, woher die vielen Musketiere stammen, hier gab es dann die Antwort.

Petra schaut nach, was Picasso auf der Plaza de Merced zeichnet...
Petra schaut nach, was Picasso auf der Plaza de Merced zeichnet…

Gegen Mittag kommt dann die Sonne raus. Wir suchen uns ein kleines libanesisches Restaurant und ein Plätzchen draußen in der Sonne für ein Mittagessen und ein Tässchen Tee.

... vielleicht die spielenden Kinder?
… vielleicht die spielenden Kinder?

Anschließend besuchen wir noch die Plaza de la Merced, wo Picasso als Kind gewohnt hat. Eine Bronzestatue von ihm sitzt auf einer Bank und er scheint den kleinen Jungs zuzuschauen, die so wie er vor 130 Jahren auf dem Platz spielen.

Den Papageien schmecken die frischen Datteln
Den Papageien schmecken die frischen Datteln

Nun haben wir Lust, endlich einmal ans Wasser zu kommen. Wir umrunden die Alcazaba und steigen im wunderschönen Garten mit vielen laut kreischenden Papageien hinab zum Hafen.

Blick über den Hafen von Málaga
Blick über den Hafen von Málaga

Die Mole ist offensichtlich neu umgebaut mit zahlreichen Geschäften und Restaurants und einem Kunsthandwerkermarkt. Außerdem gibt es Stände mit Spezialitäten. Auf dem Rückweg müssen wir hier noch einmal vorbei. Wurst und Käse lachen uns zu sehr an.

Sogar Glühwein gibt es, nur von der Nachfrage sind sie noch nicht überzeugt...
Sogar Glühwein gibt es, nur von der Nachfrage sind sie noch nicht überzeugt…

Ein paar Yachten liegen auch an der Mole. Weiter draußen liegt ein Tankschiff. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens liegen eine Fähre und ein Kreuzfahrtschiff. An einer weiteren Mole liegen zwei ältere Frachter mit Ladekränen. Viel los ist hier nicht. Dabei war Málaga mal ein bedeutender Hafen.

Teenager beim Fotografieren auf der Pier
Teenager beim Fotografieren auf der Pier

Die Mole ist verlängert durch eine Pier, an deren Ende ein weiteres Kreuzfahrtterminal ist und ein offensichtlich neuer Yachthafen. Am Ende der Mole steht ein hübscher Leuchtturm.

Verwilderte Katze
Verwilderte Katze

Als wir vom Yachthafen umdrehen, leuchtet er uns schon entgegen. Es wird langsam dämmrig. Wir machen noch einen Abstecher an den Strand, wo wir als erstes eine Großfamilie Katzen entdecken, die hier offensichtlich in den aufgeschütteten Felsen der Pier lebt.

Verwilderte Katzenfamilie
Verwilderte Katzenfamilie

Zurück auf der Mole, sind die Stände größtenteils bereits abgeräumt – Schade! Ganz am Ende entdecken wir noch ein paar Stände, die zwar offiziell geschlossen haben, aber noch nicht abgeräumt sind. Sie lassen sich von uns erweichen und verkaufen uns noch Wurst und Käse.

Kathedrale vom Hafen aus gesehen
Kathedrale vom Hafen aus gesehen

Nun haben wir uns eine Pause verdient. Wir laufen zurück zum Hotel und es gelingt mir endlich, das Hotel WLAN davon zu überzeugen nicht nur das Handy ins Internet zu lassen, sondern auch mein Netbook, so dass endlich der erste Blogeintrag online gehen kann.

Abendbrot in einer Bodega
Abendbrot in einer Bodega

Gegen halb neun machen wir uns wieder auf den Weg in die Stadt, um etwas zu Essen zu bekommen. Die Stadt ist noch voller als gestern. Wieder spielt an jeder Ecke Musik. Wir gehen in eine Bodega, in der viele Schinken unter der Decke hängen und bekommen für nur 10€ ein leckeres Abendbrot mit geröstetem Brot, passierten Tomaten, einem großen Teller voll Schinken, einem kleine Teller Wurst und zwei kleinen Gläsern Bier.

Life-Musik am 4. Advent
Life-Musik am 4. Advent

Danach lassen wir uns durch die Stadt treiben und genießen unsere Lieblings-Combo von gestern, der es diesmal sogar gelingt, die Leute zum Tanzen zu bringen. Als wir an der Bar vorbei kommen, in der wir gestern gegessen hatten, kehren wir noch einmal ein und beschließen dort den Abend.

Ankommen im Bayern Spaniens

Wenn wir Deutsche ins Ausland reisen, werden wir gern mit den typischen Klischees über Deutschland konfrontiert: Lederhosen, Oktoberfest etc,. „Nein“, sagen wir dann, „dass ist doch nur in Bayern so, wir sind doch ganz anders“. So und nun mal der umgekehrte Test: Woran denken wir, wenn wir an Spanien denken? Kommt da Stierkampf, Flamenco und Sherry drin vor? Na super, wir können das ja genauso. All das kommt aus Andalusien und der Rest der Spanier sagt: „Nein, wir sind doch ganz anders!“ Deshalb haben wir heute kurzerhand Andalusien zum Bayern Spaniens erklärt 😉

Im Landeanflug auf Málaga
Im Landeanflug auf Málaga

Gegen 14 Uhr ist unser Flieger am Flughafen Málaga – Costa del Sol gelandet. Nach einer längeren Diskussion bei der Autovermietung über die Versicherungsbedingungen und einer längeren Suche nach dem Mietwagen im Parkhaus machen wir uns auf den Weg Richtung Innenstadt. Da das Navi etwas braucht, um unsere Position zu finden (Im Parkhaus hatte es schließlich keine Chance), fahren wir erst einmal entlang der Küstenstraße nach Osten. Das kann nicht so verkehrt sein. Hier ist anscheinend viel neu gebaut worden in den letzten Jahren. Es sieht jedenfalls neu aus. Schließlich hat auch unser Navi die Orientierung wieder gewonnen und nach zweimaligen Kreisen um den Block finden wir auch die Einfahrt zum Hotel-Parkhaus. Wir müssen mit dem Auto durch eine Fußgängerzone. Es ist halt Altstadt hier. Das Zimmer ist einfach und sauber.

Die weihnachtlich beleuchtete Einkaufsmeile Calle Marqués de Larios
Die weihnachtlich beleuchtete Einkaufsmeile Calle Marqués de Larios

Wir haben Hunger und Durst und das genau zur falschen Tageszeit. Trotzdem versuchen wir unser Glück in der Stadt. In einem kleinen Café bekommen wir etwas zu trinken und ein Stück Tortilla. Es ist etwas ausgestorben in der Stadt. Gegen 17 Uhr rasselt ein Fensterladen nach dem anderen wieder nach oben und es kommt Leben auf. Eine Gruppe Frauen stellt sich auf den kleinen Platz und singt spanische Weihnachtslieder, inklusive Jingle Bells auf Spanisch.

beeindruckend professionelle Flamencomusik in der Einkaufsstraße
beeindruckend professionelle Flamencomusik in der Einkaufsstraße

Leicht gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg und stromern durch die zum Leben erwachende Innenstadt. Es wird von Minute zu Minute voller und lebhafter. Ganze Gruppen ziehen zur gemeinsamen Weihnachtsfeier los. Gut zu erkennen sind sie an einer einheitlichen Kopfbedeckung oder eine Gruppe gar am einheitlich blauen Weihnachtsmannkostüm. An jeder Ecke spielt Musik. Nichts ist getragen, alles eher schmissig. Musikalisch sind wir schon auf halber Strecke in die Karibik. Es macht Spaß. hier durch die Gegend zu laufen.

Pärchen beim Picknick unter den Pomeranzenbäumen vor dem Seiteneingang der Catedral Nuestra Senora de la Encarnación
Pärchen beim Picknick unter den Pomeranzenbäumen vor dem Seiteneingang der Catedral Nuestra Senora de la Encarnación

Auch in die Kathedrale werfen wir einen Blick. Sie ist gigantisch groß. In jeder Nische steht ein Altar. Wahrscheinlich sind es insgesamt etwa ein Dutzend Altäre. Über jeden einzelnen wäre jede normale Kirche schon stolz… Hier müssen wir noch einmal mit Kamera wiederkommen.

Klaus hat Sehnsucht nach Glühwein ;-)
Klaus hat Sehnsucht nach Glühwein 😉

Als wir wieder in der Nähe unseres Hotels vorbei kommen, machen wir einen Abstecher auf unser Zimmer, um uns wärmer anzuziehen und die Kamera zu holen. Alle anderen Taschen bleben auf dem Zimmer. Sie stören bei dem Gedränge nur. Wir lassen uns weiter durch die Gassen treiben. Um halb neun haben wir nun endgültig richtig Hunger und lassen es uns in einem kleinen Fischrestaurants bei leckeren Tapas schmecken. So kann der Urlaub bleiben…

Abschied nehmen von Dublin

Es zahlt sich aus, den letzten Abend nicht übertrieben zu haben. Bereits vor dem Wecker sind wir wach und genießen das Frühstück. Allerdings scheint die Mannschaft des Hotels an der Grenze des Möglichen. Vielleicht hätten sie doch versuchen sollen, den Ansturm etwas zu entzerren. Nun ja, mit viel gutem Willen und einer ganz erstaunlichen Herzlichkeit wird alles gemeistert.

Mahnmal
Mahnmal

Wir erfahren, dass gestern auch zwei junge Männer aus Kroatien ohne Reservierung vor der Tür standen. Da man sie nicht der Tür weisen wollte („Das könnten ja meine Jungs sein“), wurden sie kurzer Hand in den Gemeinschaftsraum auf dem Sofa einquartiert. Heute morgen fanden sie dann eine Unterkunft in einem Hostel.

Das ist Gastfreundschaft!

Nach dem Frühstück dürfen wir unsere Sachen im Hotel belassen und machen noch einen Abschiedsspaziergang durch die Innenstadt durch Dublin.

Das Mosaik auf dem Grund des Wasserbeckens zeigt die symbolisch zerbrochenen Waffen im Fluss
Das Mosaik auf dem Grund des Wasserbeckens zeigt die symbolisch zerbrochenen Waffen im Fluss

Beeindrucken ist das Memorial für die Freiheitskämpfer, auch wenn ich dabei immer gemischte Gefühle habe. Das beeindruckendste Symbol sind die zerbrochenen Waffen, die nachdem ein Kampf beendet ist, in den Fluss geworfen werden. Ich würde mir wünschen, dass mehr Waffen auf diese Weise ‚im Fluss‘ landen würden. Die Geschichte zeigt, das Frieden nie durch Waffen hergestellt wird, sondern erst durch ein neues Denken. Europa ist hierfür ein gutes Beispiel, auch wenn es auch hier noch viel zu tun gibt (Nord-Irland, Ukraine, Balkan …)

Hier werden Fanartikel für beide Mannschaften verkauft
Hier werden Fanartikel für beide Mannschaften verkauft

Wir bummeln noch einmal durch die Einkaufsstraßen und die Fußballfans des heutigen ‚All Irland Finals‘ zwischen Donegal und Kerry nehmen in der Stadt langsam überhand. Dabei ist die Stimmung sehr freundlich und alle Fans haben Spass miteinander. So lasse ich mir Fußballfans gefallen.

Zum Flughafen nehmen wir wieder den Express-Bus und Dublin schenkt uns zum Abschied noch einmal viele Sonnenstrahlen. Das nächste Mal müssen wir uns mehr Zeit nehmen.

Erkundungstour durch Dublin

Nach ordentlichem Ausschlafen und einem Frühstück, dass uns gewährt wird, obwohl wir deutlich zu spät im Frühstücksraum erscheinen (wir mögen doch morgen bitte bis 9:30 beim Frühstück sein), machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Wir haben eigentlich kein konkretes Programm, sondern wollen uns ein wenig treiben lassen. Den Tag ausklingen lassen, wollen wir bei einen Fish-Dinner in Howth, einem Fischerei- und Segelhafen.

The Spire von Nahem betrachtet
The Spire von Nahem betrachtet

So bummeln wir wieder die O’Connell Street entlang und bewundern die Spire und die Hauptpost, die im Rahmen der Unabhängigkeit Irlands einen große Rolle gespielt hat. Hier wurde von den Rebellen die Unabhängigkeitserklärung verlesen. Dies führte aber auch dazu, dass sich die Rebellen erst einmal für mehrere Tage in dem Gebäude verschanzen mussten und erst als ihre Kameraden ihnen zu Hilfe kamen konnten sie sich befreien und die Unabhängigkeit umsetzen.

Skulptur von Arnaldo Pomodoro genannt ‘Sphere with Sphere’ vor der Berkley Library
Skulptur von Arnaldo Pomodoro genannt ‘Sphere with Sphere’ vor der Berkley Library

Unser Ziel ist das Trinity College und dort eigentlich die alte Bibliothek. OK, in das College kommen wir herein, aber vor der Bibliothek hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Wir haben keine Lust auf die Schlange und schlendern weiter über das Gelände zur Science Galery. Hier finden wir eine kleine aber gute mit viel Humor gemachte Ausstellung zur Klimaforschung und, nicht zu unterschätzen, einen Kaffee.

Wettersprüche im Science Center
Wettersprüche im Science Center

Danach machen wir uns auf den Weg in Richtung ‚Dublin Castle‘. Dabei gehen wir auch einen Schlenker durch die Grafton Street. Puh, dies ist eindeutig eine Touristenfalle. Alle 30 bis 40 m finden sich irgendwelche Kleinkünstler, die um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlen und natürlich jede Menge Geschäfte, die mit allen Mitteln Käufer anziehen wollen. Na ja, muss man auch einmal gesehen haben.

Blumenhändlerin auf der Grafton Street
Blumenhändlerin auf der Grafton Street

Jetzt steht uns der Sinn nach einem kleinen Snack. Petra kann sich daran erinnern, dass es im Gewölbe der ‚Christ Church Cathedral‘ ein Café gibt, in dem man auch Kuchen bekommt. Vielleicht eine gute Kombination. Wir finden auch das Café im Gewölbe aber es hat, auch wenn alles auf ist und die Küche beleuchtet ist, geschlossen.

– Schade eigentlich –

Die Katze und die Ratte im Gewölbe der Christ Church
Die Katze und die Ratte im Gewölbe der Christ Church

Das Kurioseste, dass in den Gewölben ausgestellt ist, sind die Skelette von einer Ratte und einer Katze, die sich bei einer Verfolgungsjagd in einer Orgelpfeife gefangen und dort dann gemeinsam Ihre Leben beendet haben. Das ist Schicksal.

Christ Church
Christ Church

Mittlerweile knurren unsere Mägen so deutlich, dass wir keine Ruhe mehr finden, uns die Ausstellung genauer anzusehen. So machen wir uns auf nach Temple Bar, wo es jede Menge Pubs und Restaurants geben soll. Zu Hause in Deutschland habe ich immer gedacht, dass es sich bei Temple Bar um ein einziges Pub handelt, um das man am besten einen großen Bogen macht, dass es eh von Touristen überlaufen ist. Dies kann man so nicht stehen lassen.

  • Erstens ist es ein ganzes Viertel,
  • zweitens gibt es dort eine ganze Menge Pubs, verschiedene Restaurants und Geschäfte
  • drittens ein sehr gemischtes Publikum.
Kunst in der Kapelle
Kunst in der Kapelle

Wir finden am Ende auch eine Art Sandwich/Salat Cafeteria. Mit der Frage: ‚Do you know how it works? Antwort: No!‘ beginnen wir unter Hilfe des Personals, uns einen Salat und ein Sandwich zusammen zu stellen. Alles hat eine hervorragende Qualität. Also nichts mit Touristenfalle, dass hier auch viele Touristen sind, finde ich OK und es ist so schön, die Leute auf der Straße zu beobachten.

Die Vögel in der Kapelle
Die Vögel in der Kapelle

Gut gestärkt gehen wir noch in den vorderen Teil des ‚Dublin Castle‘ und entdecken durch Zufall eine wunderbare Installation einer Künstlerin (Katrine Koester Holst), die in der Abbey des Castle’s Porzellan Vögel drapiert und diese mit Fäden zur Kanzel verbunden hat. Dadurch entsteht im Raum ein ganz toller Eindruck. Im Hof entdecken wir dann noch Teile an den Wänden, die wie aufgeweichte Pappe wirken, die jemand daran geworfen hat. Auch diese sind von ihr.

Werbung für ein Fischlokal auf einem LKW in Howth
Werbung für ein Fischlokal auf einem LKW in Howth

Leider schließt das Dublin Castle um 16:45, so dass wir die herausragende Library, in der über Jahrhunderte alte Schriften im historischen Zusammenhang ausgestellt werden, nicht mehr besichtigen können. Schade, aber wir sind bestimmt nicht das letzte Mal in Dublin.

Seehund im Hafen von Howth
Seehund im Hafen von Howth

Also nun an die Küste. Dafür haben wir uns Howth ausgesucht. Dieser Ort wird beschrieben als Fischerort mit einem Segelhafen, in dem man auch gut Fisch essen kann. Das hört sich gut an. Wir wandern also zur nächsten Bahnstation und fahren dort hin. Irgendwie erinnert mich die Fahrt an die S-Bahn von Hamburg-Hbf nach Wedel. Howth liegt übrigens auf einer Halbinsel nördlich von Dublin. Ich hatte bereits einmal gehört, dass bei Dublin eine Segel-Hochburg sein soll.

Here we are!

Kräftiger Fischkutter mit Howth im Hintergrund
Kräftiger Fischkutter mit Howth im Hintergrund

Die ‚kleinen‘ Fischerboote des Reiseführers entpuppen sich als stabile  seegängige moderne Fischkutter und der Segelhafen als Yacht Club mit einer aktiven Regatta Scene. An diesem Wochenende findet hier die Autumn League, vergleichbar zur deutschen Segelbundesliga, statt.  Wir finden hier auch Hinweise auf die älteste Einheitsklasse Europas, die 17-Footer ein gaffelgetakeltes Kielboot, das immer noch aktiv gesegelt wird.

Segelboote in Howth
Segelboote in Howth

Den Abend in Howth beschließen wir in einem Pub östlich des Hafens mit einem guten Fisch-Dinner. Als es dunkel ist, schlendern wir durch die Straßen zurück zum Bahnhof und fahren nach Dublin. Howth zählt definitiv zu den Häfen, die ich gerne von See aus einmal anlaufen würde.