Dieses Bild stammt aus dem Museum in Wallsend und zeigt, wie sich wohl die piktischen Bauern gefühlt haben müssen, als sie von den Römern von ihrem Land vertrieben wurden, damit diese ihre Mauer bauen konnten.
Heute heißt es Abschied nehmen im Grand Hotel. Wir wollen nun in Richtung Westküste aufbrechen und am Hadrians Wall entlang fahren. Das Hotel hat uns so gut gefallen, dass es sicher noch einmal Startpunkt für eine Schottland Runde sein könnte.
Bei den Ausgrabungen fand man nicht nur das Fort, sondern auch Reste eines alten Rundbaus aus vorrömischer Zeit und die Furchen eines frisch gepflügten Feldes. An diesem Exponat im Museum wird gezeigt, wie vor 2000 Jahren hier die Häuser gebaut wurden
Eine Fahrt entlang des Hadrians Wall braucht natürlich einen richtigen Ausgangspunkt und dieser soll Wallsend an derTyne sein. Wallsend ist einfach zu finden, da es in ganz North Shields gut ausgeschildert ist. Allerdings sieht man bis kurz vor der Ausgrabungsstelle nur die Schilder. Dies liegt daran, dass von den Ruinen des Forts Segedunum nur noch Grundmauern und der angedeutete Grundriss zu sehen sind.
Die Erbauer (Centurio) des jeweiligen Abschnitts der Mauer haben dort ihre Namen hinterlassen. Deshalb weiß man zumindest deren Namen und hat sie hier auf diesem Stein zusammengetragen und noch Platz gelassen für weitere Namen. Ob man das für die innerdeutsceh Grenze auch mal macht?
Von dem Fort Segedunum aus führte ein letzter Zipfel des Hadrians Wall bis in die Mitte der Tyne und wurde vermutlich durch Statuen oder ähnliches am Ende abgeschlossen. Davon ihst hier noch ein kleiner Rest zu sehen. Alles weitere dahinter ist das Gelände der Swan Werft.
Außerhalb des Forts gab es nahe am Fluss ein Badehaus. Ein Nachbau davon steht hier auf dem Ausstellungsgelände
Das Museum hat einen Aussichtsturm, von dem aus das Gelände des Forts gut überblickt werden kann. Es sind die Reste der Grundmauern zu sehen. Wo sie nicht mehr vorhanden sind, werden sie durch Steine zumindest markiert.
Nur ein Teil des Forts ist hier zu sehen, andere Teile liegen unter der Straße, die über das Gelände führt. Auf der anderen Straßenseite liegt auch der weitere Verlauf des Hadrians Wall und gleich daneben die Rest eines Kohlenschachts.
Ein Postdampfer der Cunnardline wurde auch hier auf der Swan Werft gebaut
Nach Farmhaus, Römerlage samt Mauer, Kohleschächten, Werft und Museum ist die Frage an die Besucher, was hier als nächstes kommen soll. Die Besucher können auf kleinen Kärtchen ihre Ideen und Wünsche hinterlassen.
Im Museum ist ein Innenraum eines Kavalleriegebäudes nachgebaut, hier die Schlafstätte zweier Soldaten.
Als die Römer sich aus England zurückzogen, zerfielen viele Anlagen und auch dieses Fort. Im 18. Jahrhundert wurde hier sogar Kohle abgebaut und im 19. Jahrhundert erkannte die Schiffbauindustrie die Bedeutung dieses Ortes an der Biegung der Tyne. In der Folge wurde das Gelände des Forts mit Werftgebäude und Unterkünften für die Arbeiter und ihre Familien überbaut und viele Artefakte aus der Römerzeit gingen verloren. Auch eine Straße geht heute quer über das ehemalige Römerfort.
Im Museum hat mal jemand nachgezählt, was alles gebaut werden musste, um den Hadrians Wall zu errichten. Dazu gehörte nicht nur die Mauer, sondern auch Wachtürme, Forts, Brücken usw.
Hinter dem Verlauf des Hadrians Wall ist hier der Nachbau eines Mauerstücks zu sehen. Vor der Mauer wurden Sträucher gepflanzt, vermutlich mit Dornen und davor gab es noch einen Graben. Es sah also nicht so aus, wie auf dem gemalten Bild im Museum!
Am Nachbau eines Mauerstücks wurde auf der Rückseite demonstriert, wie vielleicht die Oberfläche der Mauer ausgesehen hat. Man weiß es nicht, aber man vermutet, dass sie bemalt war
Als die Werft in den 80er Jahren den Betrieb einstellte, verfielen die Gebäude und man entschied diese abzuräumen und die Reste des Forts freizulegen. Die zugehörige Ausstellung wurde in alten Gebäuden der „Swans & Hunter Werft“ untergebracht, die z.B. solche Vorzeigeschiffe wie die Mauritania gebaut hat. Auf der anderen Straßenseite befinden sich neben den Grundrissen der Baracken für die Legionäre auch Überbleibsel eines Schachts der alten Kohlenmine, ein Rest des Hadrians Wall und die Nachbildung eines Mauerstückes, damit man einen Eindruck von den Dimensionen bekommt.
Die Mauer selbst bestand aus zahnförmigen Steinen an den Außenseiten und einer Mischung aus geschütteten Steinen und Schutt im Inneren. So war es auch unerfahrenen Menschen, wie den Soldaten möglich, eine Mauer zu bauen.
Unser Ziel ist von nun an, möglichst nahe an der Mauer entlang nach Westen zu fahren und uns jeweils dort auch Unterkunft zu suchen. In Newcastle ist es nicht so einfach diesen Plan in die Tat umzusetzen. Trotzdem sehen wir auch hier einige Fragmente entlang der Straßen. In Heddon on the Wall gehen wir auf die B6318, die von nun an immer an der Mauer entlang führt.
Mauerrest in Heddon on the Wall
Hier in Heddon on the Wall lässt sich schön erkennen, dass die behauhenen Steine an der Außenseite nach dem Abzug der Römer bei der örtlichen Bevölkerung als Baumaterial besonders beliebt waren. Von der losen Schüttung im Inneren der Mauer ist jedenfalls deutlich mehr übrig geblieben
Wenn wir uns den Ort so anschauen, können wir usn gut vorstellen, wo die fehlenden Teile der Mauer geblieben sind. Die kleine Knutschkugel in der Mitte ist übrigens unserer Mietwagen.
Unsere erste Unterbringung finden wir in Wylam etwas südlich direkt hinter der Tyne Brücke und dem Bahnübergang im Boathouse, einem Pub mit einigen Gästezimmern.
Blick auf die Tyne im Abendlicht
Wir machen noch einen Spaziergang entlang der Tyne, auf einem Weg, der eigentlich seit März 2021 wegen Uferrutschungen an einer Stelle gesperrt ist. Die örtliche Verwaltung hat ihn selbstverständlich mit Absperrungen versehen, aber weiter ist nichts geschehen. Die Bevölkerung scheint sich dagegen zu wehren. Die vorhandenen Absperrungen sind abgesägt oder umgestoßen. Neuen nachgesetzten Absperrungen widerfuhr das gleiche Schicksal. Am Ende des ufernahen Weges geht es plötzlich auf einen Golfplatz. Wir machen hier kehrt, da wir keine Golfbälle an den Kopf bekommen wollen, aber uns wird klar, dass es bei diesem Weg noch andere Interesse gibt und wer im Gemeinderat wohl das Sagen hat!?!
Das „Boathouse“ neben dem kuriosen kleinen Bahnhof von Wylam. Die Schranken sind gefühlt fast immer geschlossen, aber morgen wird bei der Bahn gestreikt. Dann ist freie Fahrt.
Den Rest des Abends verbringen wir noch im Pub im Bereich, wo sich eine Gruppe Teenager aus Wylam trifft. Neben unserer Beschäftigung mit den Texten und Bildern müssen wir häufig schmunzeln.Es hat sich doch nichts geändert.
Heute morgen probieren wir uns weiter durch das Frühstücksmenü unseres Grand Hotels. Auch diesmal sind wieder interessante Kreationen dabei:
Gebratener Bückling mit Fenchelbutter und Zitrone
Avokado mit pochiertem Ei auf Toast, dazu Tomate und Zuckerschotensprossen
Bevor wir nach dem Frühstück zu anderen Aktivitäten starten, besuchen wir erst einmal einen Schuster. Wir fahren nach North Shields zu einem Einkaufszentrum. Dort gibt es, wie bei uns, die übliche Kombination aus Schuster, Schlüsseldienst und anderen kleinen Dienstleistungen. Als der Schuster Petras Schuhe sieht, winkt er ab. Die Zwischensohle an der die eigentliche Sohle angeklebt wird, hat sich aufgelöst, so dass einfaches Kleben nicht mehr helfen würde.
Diese Schuhe begleiten Petra seit ihrem ersten Blogeintrag hier. Sie sind also 14 Jahre alt.
Es bleibt also zunächst nur ein Neukaufen. In einem Outletcenter finden wir einen Outdoorladen und Petra kauft neue Schuhe. Die Alten kommen aber wieder mit zurück nach Hause, um dort einer umfangreicheren Reparatur unterzogen zu werden. Im Internet hatte Petra von einem Verfahren mit dem englischen Begriff „re-welting“ gelesen.
Bede schreibt über Großbrittanien
Unser heutiges Ziel ist die Ausstellung „Bede`s World“. Der Ort der Ausstellung in Jarrow ist nur schwer zu finden. Stattdessen sehen wir viele Ausschilderungen für Jarrow Hall. Zu guter Letzt wird uns klar, dass dies der gleiche Ort ist.
Zu Bedes Lebzeiten gibt es britische, irische und piktische Königreiche und im Südosten angelsächsische Königreiche der eingewanderten Angelsachsen. Dazu gehört auch Jarrow. Das dort gegründete Kloster unterscheidet sich deshalb sehr vondem Kloster in Lindisfarne, welches religiös von den früher christianisierten Iren beeinflusst ist.
Bede war ein Mönch, der um 700 n. Chr. gelebt hat. Er hat viele Schriften und zeitgenössische Dokumente verfasst. Bedes Schriften drehen sich nicht nur um die Bibel und die Kirche, sondern auch um Wissenschaft und Geschichte. Obwohl er sein Kloster selten verlassen hat, hatte er aber die Gabe genau hinzuhören, zu beobachten und dies dann in Texten zu verarbeiten. Das Kloster in dem er ab seinem 7. Lebensjahr aufwuchs und lebte, liegt in Jarrow ganz dicht an der Tyne. Überraschend für uns war die Erkenntnis, dass es von Benedict, dem Begründer des Benediktiner Ordens, gegründet wurde und er ebenfalls aus England war. Dieser Benedict, der von 628 bis 690 n. Chr. lebte, hat zwischen 635 und 670 sechs Pilgerreisen nach Rom unternommen und nebenbei zwei Kloster bauen lassen und einen Orden begründet. Dies ist umso erstaunlicher, als eine Reise von Nordengland nach Rom bestimmt mehr als ein Jahr in Anspruch genommen hat.
Nach den Bauten der Römer sind die beiden von Benedict gegründeten Klöster (St. Paul in Jarrow und St. Peter in Wear) die ersten Gebäude aus Stein. Auch Glasfenster gab es zuletzt bei den Römern und das ist zu der Zeit bereits 300 Jahre her.
Eine der wenigen Kopien einer Bibel aus dem 8. Jahrhundert findet sich hier im Museum und ja, das Buch ist so riesig, wie es auf dem Foto erscheint.
Nach den Bauten der Römer sind die beiden von Benedict gegründeten Klöster (St. Paul in Jarrow und St. Peter in Wear) die ersten Gebäude aus Stein. Auch Glasfenster gab es zuletzt bei den Römern und das ist zu der Zeit bereits 300 Jahre her.
Benedict lässt für seine Klöster farbiges Glas aus Zentraleuropa importieren. Die hier gezeigten Scherben sind Fundstücke aus der Zeit
Nachdem wir uns die Ausstellung über Bede und seine Zeit angeschaut haben, die an einigen Stellen auch schon bessere Tage erlebt hat, begeben wir uns ins Freigelände, wo die ländliche Lebensweise diese Zeit dargestellt sein soll. Auch dieser Teil ist ein wenig heruntergekommen. Wir kommen mit einem der Freiwilligen ins Gespräch, der sich um die Tiere kümmert. Er berichtet uns, dass „Bede`s World“ eine private Organisation war, die vor einiger Zeit pleite gegangen ist. Um nicht die Schulden übernehmen zu müssen, musste sich die Nachfolge-Organisation umbenennen und neu ausrichten. Dadurch kam es zu dem Namen „Jarrow Hall“. Er erzählt uns auch, dass man das Ganze in einem ziemlich schlechten Zustand übernommen hat und an allen Ecken das Geld für die notwendigen Renovierungen fehlt. Uns fällt auch auf, dass der Besuch dieser Stätte doch eher verhalten ist, obwohl hier in England gerade Ferien sind.
Klaus im Zwiegespräch mit einem Schwein
Ob die hier gezeigten Nutztierrassen den alten angelsächsischen Nutztieren entspricht, weiß niemand, aber es sind alte fast ausgestorbene Nutztierrassen, die hier gezeigt werden
Eine sehr neugierige Gans
Ein vierhörniges Hebridenschaf
Elegante Ziege
Alte Rinderrasse
Alte Rinderrasse
Ob das geeignetes Kinderspielzeug ist?
Alte Schweinerasse
Die Kirche und das Kloster auf dem angrenzenden Gelände wird vom English Heritage unterhalten und ist auf der Anwärterliste für das Weltkulturerbe. Die Kirche hat bereits geschlossen und von dem Kloster sind nur noch Mauerreste aus dem Mittelalter erhalten. Trotzdem lässt sich auch von außen gut erkennen, welche Teile noch sehr ursprünglich sind und welche im 14. und im 19. Jahrhundert hibzugekommen sind. Leider ist die gesamte Anlage umzingelt von Industrie, die hier auch die Nähe zur Tyne genutzt hat. Auf dem Gelände der Farm standen vorher Öltanks!
Hinter den Mauerresten des Klosters ist der neuere Teil der Kirche St. Paul zu sehen.
Von Jarrow fahren wir nach South Shields zur Südmole der Tyne. Nachdem wir zwei Tage zuvor nicht auf die Nordmole durften, ist die Südmole für die Öffentlichkeit freigegeben. Am Molenkopf mit seinem gewaltigen Leuchtturm stehen viele Angler und wetteifern mit Möwen und Lummen um den Fisch.
Lumme
Roter Leuchtturm mit der Nordmole im Hintergrund
Alter roter Leuchtturm mit Blick auf die beiden Molen
Angler am Leuchtturm auf der Südmole
Zur Abwechslung gehen wir heute ineinem indischen Restaurant in Tynemouth essen. Obwohl Tynemouth sehr touristisch erscheint, scheinen sich Gäste und die Bedienung untereinander zu kennen.
Das Frühstücksmenü unseres Grand Hotels ist recht kreativ und Petra probiert das vegetarische große Frühstück. Das sättigt bis abends, aber die vegetarischen Würstchen waren etwas trocken.Snakelock Anemone (Anemonia sulcata) kommt im Nordatlantik und in der Nordsee vor, kann bis zu 8cm groß werden und stechende Schmerzen verursachen, wie eine Feuerqualle
Heute Morgen scheint die Sonne aus allen Knopflöchern und der Wind hat etwas abgeflaut. Wir wollen die Küste nördlich von Tynemouth abklappern. Aber vorher wollen wir uns im örtlichen Aquarium, nicht weit vom Hotel entfernt, etwas mit der maritimen Fauna vertraut machen. Die entsprechenden Fische sind zwar auch zu besichtigen, aber der Schwerpunkt des Aquariums liegt dann doch eher auf der Kindertauglichkeit.
Auch der Andenkenladen im Aquarium ist sehr kindgerecht…
Also sehen wir dort auch viele bunte tropische Fische und auch Piranhas, Rochen und Haie dürfen natürlich nicht fehlen. Die Abgrenzung zu den in der Nordsee vorkommenden Arten ist dabei nicht ganz klar. Neben dem Betrieb des Aquariums engagiert man sich noch in der Heuler Aufzucht und in der medizinischen Versorgung von verletzten Robben. In diesen Gewässern kommen vor allem Grey Seals (Kegelrobben) vor, die im Bestand gefährdet sind. Dadurch erfahren wir, dass nicht weit entfernt beim Leuchtturm auf St. Mary`s Island eine Kolonie von Kegelrobben lebt und von dort gut beobachtet werden kann. Dorthin wollen wir als erstes starten.
St. Mary’s Leuchtturm wurde zum Schutz der Einfahrt in die Tyne gebaut, ist aber schon seit mehreren Jahrzehnten außer Betrieb
Vorher statten wir uns im Hotel noch mit Verpflegung in Form von Tee und Obst aus. Die Straße nach St. Mary`s Lighthouse führt immer an der Küste entlang und bietet einen herrlichen Blick auf die Nordsee, die immer noch vereinzelt Schaumkronen hat. Das Lighthouse hält, was es verspricht. Es liegt auf einer Insel, die man ab halber Tide über einen Betondamm erreichen kann. Da wir gerade ablaufend Wasser haben und der Wasserstand schon ziemlich niedrig ist, machen wir von dieser Möglichkeit gebrauch. Wir sind natürlich nicht die einzigen, die das tun.
Einer der vielen Stare am Strand bei St. Mary
Diese Kegelrobbe will wohl ihre Ruhe haben und liegt allein auf den Felsen
Kohle!
Windzerzauste Krähe
Damit die Kolonie Kegelrobben vor dem Leuchtturm nicht gestört wird, achten mehrere Freiwillige auf die Einhaltung der Regeln und den Abstand. Einer von ihnen erzählt, dass letzte Woche sich zwei Taucher im Kelp vor der Küste verirrt hatten und direkt neben der Kolonie zur Orientierung aus dem Wasser krabbelten. Sie sind dann aber schnell abgezogen. Vermutlich hat es in der Kolonie etwas Unruhe gegeben.
1819 war Kapitän William Smith aus Blyth mit seinem Schiff „Williams“ der erste Europäer, der die Antarktis sichtete. Mit diesem umgebauten dänischen Frachter, der Williams 2 möchte eine Gruppe aus Blyth die Fahrt wiederholen
In Blyth gibt es viele solcher Kunstwerke aus Blech
Riesengroße Kabeltrommeln am Hafen von Blyth
Bevor das Wasser wieder aufläuft, fahren wir weiter nach Blyth und erwarten dort eigentlich einen Yachthafen. Die Abzweigung verpassen wir aber und landen bei den Kaianlagen für die Windparks. Riesige Trommeln für Seekabel, ein großer Kabelleger und riesige Grundpflüge zum Eingraben der Kabel sind zu bestaunen. Auch die Universität Newcastle hat hier eine Anlage für Forschung zum Thema Windkraft. Wir gehen durch einen Park, der an die Kais anschließt in Richtung Innenstadt. Weiter den Fluss hinauf liegt ein großes Spezialschiff an einer Werft. Der Yachthafen liegt, wie wir der Karte entnehmen, gleich hinter der Einfahrt. Blyth selbst ist keine besondere Stadt und so fahren wir die Küste weiter nach Norden.
Luftaufnahme am Strand von Cresswell. Die schwarzen Schlieren sind Steinkohle
An einer Stelle des Kliffs gibt es mehrere Parkplätze mit Aussicht und Zugängen zum Strand. Der Strand vor dem Kliff ist durchzogen mit Sandsteinfelsen. An einer Felsplatte packen wir das erste Mal auf dieser Reise die Drohne aus, um einige schöne Flugaufnahmen zu machen. Die Drohne scheucht einen Schwarm Vögel auf, die im Schwarm erst einmal dieses merkwürdige Ding inspizieren. Offensichtlich erkennen sie es als ungefährlich an und lassen sich nach einer Runde wieder zum Fressen auf den Algenbänken nieder.
Steinkohle und Sand ergeben zusammen interessante Muster
Bereits am Leuchtturm waren uns einige schwarze Steine aufgefallen, die wie Schiefer aussahen und auf einer geologischen Schautafel war dargestellt, dass in diesen Sandstein-Formationen dünne Steinkohleschichten eingebettet sein können.
Hier sind die schwarzen Steinkohleschichten im Sandstein der Klippen gut zu erkennen
Hier am Strand gibt es nun einige Bereiche, die ganz schwarz sind und auf denen einige Leute sich Säcke damit füllen. Wir fragen, ob es sich hier um Steinkohle handelt und bekommen es bestätigt. Der Herr erzählt uns, dass diese Kohlestreu zusammen mit Holzkohle eine wunderbar lang anhaltende Wärme ergibt. Er warnt aber auch vor den größeren Stücken in denen nasse Sandsteinen eingebettet sein können, die dann platzen und den Ofen beschädigen können. Als wir dicht ans Kliff herantreten, entdecken wir auch diese dünnen „Steinkohleflöze“.
Als wir wieder am Auto sind und die Schuhe wechseln, entdeckt Petra, dass sich bei ihren geliebten Wanderstiefeln die Sohle ablöst. Hierfür müssen wir schleunigst eine Lösung finden, also zurück zum Hotel und nach Schuster (Cobbler) oder Outdoor-Ausrüstungsladen fragen.
Das grandiose Treppenhaus im Grand Hotel. Wie auf einer Rennbahn, sind alle Stufen nach innen geneigt.
Nach einer erholsamen Nacht genießen wir ein eines „Grand Hotel“ würdiges Frühstück. Das Wetter ist heute eher nass angesagt. Da es noch nicht regnet, entscheiden wir uns, der Tynemouth Priory einen Besuch abzustatten. Es ist ein ganz altes Kloster, dass im 7. Jahrhundert auf einem vorgelagerten Felsen gegründet wurde. Davor wurde der Platz, wie Funde auf dem Gelände belegen, auch von der römischen Armee genutzt. Nach der Übernahme der Kirche durch die englische Krone unter Henry VIII wurde das Kloster aufgegeben, aber weiter militärisch genutzt. Es ist einfach ein Ort, an dem man die Tynemündung sehr gut überblicken und kontrollieren kann.
Die Mauern der Priory sind von Wind und Wetter rund geschliffen
Die Überreste der Kirche der Priory
An manchen Stellen sind die Steine vom Wetter ausgewaschen, aber der Mörtel ist widerstandsfähiger und bleibt stehen
Einige der Gräber auf dem Friedhof haben die Form eines Tisches
Nach der Schließung des Klosters wurde das Gelände als Friedhof genutzt
Auch von den Sarkophagen in einer Seitenkapelle ist nur noch wenig übrig.
Auf diesem Grabstein haben Wind und Wetter eine zweite Inschrift hinterlassen
Von der Seite lässt sich die Größe der Kirche besser erahnen. Ganz links der kleine Anbau ist noch intakt
Von der Priory geht der Blick hinunter auf die Einfahrt in die Tyne, wo gerade ein Autotransporter einläuft
Während dieser Nutzung als Batterie und Beobachtungspunkt verfielen die alten aus Sandstein gebauten Kirchenbauten. Sie waren aber so monumental, dass selbst die heutigen Überbleibsel die gewaltigen Dimensionen erahnen lassen. Auch die Grabsteine des im 17. Jahrhundert angelegten Friedhofes sind kaum noch lesbar. Die militärische Nutzung dauerte bis in die 70er Jahre an. Im zweiten Weltkrieg befand sich hier eine Flug- und Seeabwehrstellung, um die Industrie und den Hafen von Newcastle vor Angriffen zu schützen. Heute wird die Priory vom „English Heritage“ als historische Stätte betrieben. Da wir noch weitere Sehenswürdigkeiten des „English Heritage“ auf unserer Tour besuchen wollen, erstehen wir den „Overseas Visitors Pass“ für 16 Tage. Während wir die Priory besichtigen, wird der Nebel wieder dichter und geht in Regen über. Am Ende retten wir uns in ein Café in Tynemouth.
Aussichtsturm der T.V.L.B. (Freiwillige Seenotretter Tynemouth)
Nachdem der Regen wieder so gut wie aufgehört hat, statten wir dem kleinen privaten Museum der „Tynemouth Volunteers Lifeguard Brigade“ einen Besuch ab. Die T.V.L.B. wurde 1865 nach einem Schiffsunglück in der Tyne-Mündung mit vielen Toten gegründet. Vor den Augen der Bevölkerung waren in einem schweren SO-Sturm zwei Schiffe auf den Felsen gestrandet und man musste hilflos mit ansehen, wie diese Schiffe zerschellten und die Besatzungen mit Passagieren ertranken. Es war einfach keine Ausrüstung zur Hilfe vorhanden. Seither gibt es diese regierungsunabhängige Rettungsorganisation ähnlich der DGzRS, die auch 1865 aufgrund schwerer Schiffsunglücke an der Deutschen Nordsee Küste als unabhängige Organisation gegründet wurde.
Wildes Sammelsurium im Museun
Das Museum der T.V.L.B. wird mit viel Herzblut betrieben, aber stellt museumspädagogisch eine ziemlich bunte Mischung aus Exponaten dar, deren Zusammenhang mit dem Thema „Rettung aus Seenot“ sich nicht immer erschließen lässt. Aus einigen Berichten von Havarien und Seekarten wird uns langsam klar, warum die Mündung der Tyne bei SO-Sturm eine ziemliche Mausefalle darstellt und immer wieder zu Schiffsunglücken an der gleichen Stelle geführt hat.
Wieder draußen gehen wir die Promenade entlang in Richtung Fischereihafen und können bei Niedrigwasser die Felsausläufer „bewundern“, die so vielen Schiffen zum Verhängnis geworden sind.
Auf dem Weg statten wir noch Queen Victoria einen Besuch ab, die wir schon auf so vielen Reisen gesehen haben.
Vom Fischereihafen gehen wir über North Shields zurück nach Tynemouth, um etwas Obst und sonstige Verpflegung einzukaufen und dann zurück in unser Grand Hotel. Hier in der Gegend gibt es noch so viel zu entdecken, dass wir unseren Aufenthalt im Hotel noch um weitere zwei Nächte verlängern.
Afternoon Tea im Drawing Room
Im Hotel genehmigen wir uns dann noch den legendären „Afternoon Tea“ mit Scones, Gebäck und Sandwichen. Danach sind wir so satt, dass wir definitiv kein Abendessen mehr benötigen.
Die Möwen suchen in der aufgewühlten See nach Fressbarem
Brandung am Strand
Der starke Wind treibt die Brandung über die Mauern des ehemaligen Seewasserschwimmbades
Da es nun aufgehört hat zu regnen und ein steifer Wind weht, machen wir noch einen Strandspaziergang. Kräftiger Seegang bricht sich am alten Meerwasser-Schwimmbecken und am Strand schlägt nun die Stunde der Surfer. Zum Absacker verholen wir uns anschließend in das dem Hotel angeschlossene Pub. Dort kommen wir mit dem Betreiber eines Tonstudios ins Gespräch, der ganz fasziniert von Petras professionellen Hintergrund ist.
Vorsichtig schiebt sich die Fähre durch den Nebel. Solange die Wasseroberfläche noch zu sehen ist, noch ohne Nebelhorn
Der Wecker klingelt und wir können durch das Kabinenfenster kaum die Wasseroberfläche sehen und es ist kein Seegang zu spüren. Die Fähre gleitet langsam wie durch dicke Watte ihrem Ziel Newcastle zu. Über der Nordsee herrscht Seenebel. Wir gehen vor dem Frühstück erst einmal an Deck und genießen diese besondere Atmosphäre. Unser Kurs verläuft bereits nahe an der englischen Küste, die wir aber nicht sehen können. Einige Möwen und eine Lumme umkreisen die Brücke. Ansonsten sind wir fast allein an Deck. Nur ein Crew-Mitglied lässt sich zur Pause auf Deck blicken und wir kommen mit ihm ins Gespräch.
Von der Küste ist nichts zu sehen, obwohl sie nicht weit entfernt ist
Er kommt von den Philippinen und fährt seit 4 Jahren bei DFDS. Mit dem Job, bei dem er 5 Monate an Bord ist und 2 Monate Urlaub hat, ist er sehr zufrieden. Während des Urlaubs fliegt er dann nach Hause zur Familie. So sieht eben die Arbeit eines Seemannes aus. Auch während der Corona-Zeit konnte er diesen Rhythmus durchhalten. Die Fähren sind in dieser Zeit ausschliesslich als Frachter gefahren. Dieses Jahr ist es wieder ganz anders. Die Passagierzahlen haben stark zugenommen. Wir erzählen ihm, dass wir diese Reise eigentlich in 2020 geplant hatten, aber wegen Corona alles absagen mussten. Es freut ihn sichtlich, dass wir uns an Bord sehr wohl fühlen. Dann muss er wieder an die Arbeit und wir gehen zurück in die Kabine, um die Ankunft vorzubereiten.
Blick auf den Fähranleger
Die Crew wirft einen Ball mit einer daran befestigten dünnen Leine an Land
Die Hafenarbeiter ziehen daran den dicken Festmacher vom Schiff herüber
Auch 45 Minuten vor Ankunft bekommen wir noch ein Frühstück. Die anderen Passagiere drängen sich bereits auf den Gängen und haben ihre Kabinen bereits geräumt. Wir lassen unser Gepäck so lange wie möglich in der Kabine und fotografieren lieber noch das Anlegen der Fähre. Als sie fest ist, haben wir immer noch genug Zeit die Sachen zu holen, die Gangway zu passieren und uns vor der Passkontrolle anzustellen. Klaus neuer Reisepass wird auch hier akzeptiert und die Busfahrerin, die uns nach Newcastle bringen soll, hat keine Eile.
Kirche
In Newcastle am Hauptbahnhof setzen wir uns erst einmal mit einem Tee in das Starbucks und nutzen das freie WLAN, um unsere Texte und Bilder der letzten Tage auf die Homepage zu laden. Um Newcastle einigermaßen unbeschwert erkunden zu können, wollen wir mindestens unsere Koffer irgendwo lassen. Leider gibt es in den Bahnhöfen wegen der Gefahr von Anschlägen keine Schließfächer. Ein Zeitungs- und Tabak-Händler gegenüber vom Bahnhof (in Berlin ein Späti) macht mit diesem Service ein Zusatzgeschäft und nimmt unsere Koffer für die nächsten Stunden in Obhut. Die Rucksäcke mit unserer ganzen Technik behalten wir auf dem Rücken.
Vorne hui …
Zunächst gehen wir bergauf zu einer Kirche, die Newcastle überblickt. Die Straße dorthin ist sehr steil und gesäumt von Motorrad Läden und Werkstätten. Dazwischen gibt es einige Imbisse und Döner Läden. Zurück geht es auf einer ruhigeren Nebenstraße und einem Park. Es fällt auf, dass die Häuser offensichtlich zwei Seiten haben. Eine Hui mit gepflegter Fassade und hübschen Vorgarten und die Rückseite Pfui mit ungepflegter Backsteinfassade und der Zufahrt für die Müllabfuhr.
Newcastle entstand an einer römischen Brücke über den Fluss Tyne. Heute ist es nicht mehr eine sondern viele!
Auf Höhe des Bahnhofs gelangen wir zum Fachbereich Biomedizin der hiesigen Universität. Angeschlossen ist ein Science-Center zu diesem Thema für Kinder und Jugendliche. Wir lernen, dass die medizinische Fakultät der Universität Newcastle im Bereich Transplantations- und Reproduktionsmedizin, sowie bei der Stammzellenforschung nicht ganz unbedeutend ist. Wir stärken uns ansonsten aber nur mit einem Eis.
Blick über den Fluss auf ein interessantes Gebäude
Kein Platz bleibt ungenutzt
Die Bahn fährt hoch über den Häusern
Von dort begeben wir uns hinunter zum River Tyne, der gerade Niedrigwasser hat. 5 Meter Tidenhub sind schon beeindruckend. Der Weg dorthin führt uns durch etwas herunter gekommene Gegenden. Als wir die Uferpromenade erreichen und flussabwärts gehen, ändert sich das Erscheinungsbild der Gegend schlagartig. Allerdings lässt sich der moderige Geruch des Flussschlicks nicht mit schönen Fassaden und edlen Restaurants überdecken. Beeindruckt sind wir von der Architektur der verschiedenen Brücken über die Tyne. Die Promenade am Fluss scheint die Partymeile von Newcastle zu sein. Es gibt hier jede Menge Bistros und Pubs.
Da wollen wir noch hin!
Nachdem wir unter den hohen Brücken hindurch sind, bewegen wir uns wieder bergauf in Richtung Bahnhof, da wir von dort gegen 15:00 Uhr eine Metro zum Flughafen nehmen wollen. Dort wartet ein Mietauto für die nächsten 14 Tage auf uns. Als wir kurz vor 16:00 Uhr am Mietwagen-Schalter stehen ist alles dunkel. Ein A4-Blatt weisst uns darauf hin, dass die Firma derzeit nur den Schalter auf dem Parkplatz betreibt. Ein Einheimischer, der bereits eine Weile wartet und diesen Hinweis übersehen hatte, kennt den Weg und so begeben wir uns zusammen mit ihm dorthin, aber auch dort ist alles dunkel und verrammelt.
Interessanter Grabstein an der All Saints Church
Unser Mitstreiter zögert nicht lange und ruft die angeschlagene Rufnummer an. Antwort: Ja, es ist gleich jemand da. Nach einigen Minuten kommen tatsächlich zwei Mitarbeiter und geben uns die Mietwagen heraus. Während wir warten, macht unser Mitstreiter kräftig Werbung für den Lake District, wo er sich gerade ein Wochenendhaus gekauft hat. Der beste Ausgangsort soll Windermere sein. Dort könne man viele gute B&Bs finden und auf dem Ostufer des See viel unternehmen, wie z.B. Kajak fahren.
Auf dem Weg zum Bahnhof machen wir Rast in der St. Nicholas Cathedral, die nicht nur architektonisch interessant ist, sondern auch durch ihre Offenheit besticht
Vom Flughafen fahren wir mit vereinter Aufmerksamkeit nach Tynemouth. Um ein wenig zu üben (Linksverkehr!) nutzen wir nicht die Autobahn, sondern die Landstraße (A191) mit vielen Kreiseln. Wir meistern alles und kommen gut nach Tynemouth und parken vor dem Grand Hotel, in dem wir zwei Nächte gebucht haben. Das Hotel hat eine lange Geschichte zurück bis ins 19. Jahrhundert und wurde von vielen bekannten Persönlichkeiten besucht. Darunter auch von Stan Laurel und Oliver Hardy während ihrer Europa-Tourneen nach dem 2. Weltkrieg. Stan Laurel ist in Tynemouth eine Zeit lang zur Schule gegangen. Heute ist das Hotel immer noch sehr gepflegt und der Besuch lohnt sich.
Die Küste ist gesäumt von Gedenkbänken mit Blumen, aber diese Bank ist noch einmal besonders interessant
Die Nordmole an der Einfahrt in die Tyne
Von See zieht Nebel herein und es nieselt leicht
Seenebel lässt die Küstenstraße verschwinden
Nach einer kurzen Teepause begeben wir uns in Richtung Tyne-Nordmole vorbei an der monumentalen Ruine des alten Klosters Tynemouth Priory and Castle. Von See her zieht schon wieder Nebel auf. Als wir im „Gibraltar Rock of Tynemouth“ bei Fish & Chips sitzen ist die Sicht wieder wie heute morgen und aus den Nebelschwaden beginnt es zu nieseln. Nach unserer Stärkung gehen wir durch diesen Nebel zurück zu unserem Grand Hotel.
Die Fish & Chips haben wir uns verdient!
….oder wo man mit dem Segelboot nicht so schnell hinkommt