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Auf den Spuren der Bibel-Geschichten

Bodenmosaik einer Kirche auf dem Berg Nebo
Bodenmosaik einer Kirche auf dem Berg Nebo

Da wir heute wieder ein reichhaltiges Programm mit viel Fahrerei haben, erfolgt der Aufbruch heute wieder früh. Der Verkehr auf den Straßen ist heute Morgen sehr dünn. Klar, der Freitag ist für die Moslems, was der Sonntag für die Christen ist.

Blick vom Berg Nebo
Blick vom Berg Nebo

Unser Fahrer fährt uns zunächst durch das reiche West-Amman an der stark bewachten amerikanischen und der großen saudischen Botschaft vorbei. Dieser Teil von Amman ist ein krasser Gegensatz zu Marka, wo wir gewohnt haben. Man sieht, dass die Schere zwischen Arm und Reich in Jordanien stark auseinander klafft. Weiter geht es Richtung Madaba. Unser Reiseleiter kommt aus Madaba und kann viel über die Gegend berichten.

Mosaikherstellung in einer modernen Werkstatt zwischen dem Berg Nebo und Madaba
Mosaikherstellung in einer modernen Werkstatt zwischen dem Berg Nebo und Madaba

In Madaba waren früher mehrheitlich christliche Beduinen ansässig. In 1967 kamen nach dem zweiten Nah-Ost-Krieg viele palästinensische Flüchtlinge, die das Verhältnis zwischen Christen in Richtung Muslime verschoben haben. Bevor wir in dessen Zentrum fahren, besuchen wir den Berg Nebo.

Erste Blicke auf das Tote Meer
Erste Blicke auf das Tote Meer

Der Bibel nach soll Moses von hier das gelobte Land gesehen haben, allerdings hat er es nicht mehr erreicht, da er hier verstarb. Auf diesem Berg hat zu Zeiten der Byzantiner eine Basilika gestanden. Diese zerfiel dann und wurde 1933 von Franziskaner Mönchen wieder entdeckt, ausgegraben und aufgebaut.

Blick in ein Tal auf dem Weg zum Toten Meer
Blick in ein Tal auf dem Weg zum Toten Meer

In der Basilika befanden sich auch einige Mosaiken. Eines davon zeigt ein eigenartiges Tier, dass aussieht wie eine Kreuzung aus Giraffe und Kamel. Wir taufen es kurzerhand ‚Giramel‘. Hier hatte der Künstler wohl das Problem, dass ihm eine Giraffe beschrieben wurde, er sie aber nie gesehen hat. Deshalb hat er sich bei der Fellzeichnung an die Beschreibung gehalten und beim Körperbau an das Kamel.
Unser Führer erzählt uns, dass Madaba sowohl in der Vergangenheit aus auch heute ein Zentrum für die Mosaik-Kunst war. Wir haben dann auch noch kurz die Möglichkeit eine Fabrikation zu besichtigen, die natürlich auch einen großen Verkaufsraum hat. 😉

Interessante Fels-Strukturen
Interessante Fels-Strukturen

Unser Kaufinteresse hält sich aber in Grenzen, so dass wir bald im Zentrum von Madaba sind und die St. Georgs Kirche mit dem berühmten Palästina-Mosaik besichtigen. Es handelt sich um eine Landkarte, auf der alle wichtigen Pilgerstätten des Nahen Osten verzeichnet sind.

Herodes-Festung
Herodes-Festung

Von Madaba auf fahren wir zur Herodes-Festung. Der Bibel nach soll sich hier auch die Enthauptung von Johannes des Täufers abgespielt haben.

Überreste der Herodes Festung
Überreste der Herodes Festung

Die Festung wurde später von den Römern belagert und nach deren Einnahme dem Erdboden gleich gemacht. Heute sieht man nur noch zwei Säulen, eine Zisterne und viele Grundmauern. Von dort hat man einen weiten Blick über das Tote Meer und bis nach Ost-Jerusalem mit seinen Hochhäusern.
Die Fahrt ins Jordan-Tal zu unserem Hotel führt uns durch eine dramatische Landschaft mit vielen tollen Ausblicken.

Kleine Ziege am Weg zur Herodes Festung
Kleine Ziege am Weg zur Herodes Festung

Den späten Nachmittag nutzen wir dann zu einem Bad im Toten Meer. Da das Tote Meer jedes Jahr erheblich an Wasser verliert, sind die Hotels, die vor einigen Jahren an das Ufer gebaut wurden, heute weit von Wasser entfernt.

Treiben auf der Wasseroberfläche
Treiben auf der Wasseroberfläche

Wir bevorzugen es trotzdem zu Fuß zum Wasser zu gehen und einen Eindruck über den Wasserverlust zu bekommen. Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl in dem sehr salzhaltigen Wasser zu schwimmen. Arme und Beine wollen ständig zur Wasseroberfläche und es ist einfacher auf dem Rücken zu schwimmen.

Landsend

Heute geht es wieder auf einige Besichtigungen in den Norden. Als wir das Gästehaus verlassen merken wir, dass es  kalt und sehr windig ist. Also decken sich alle mit Pullover und Jacke ein.

Kinder der 1. Klasse führen uns mit viel Begeisterung einen Tanz vor
Kinder der 1. Klasse führen uns mit viel Begeisterung einen Tanz vor

Erster Programmpunkt ist ein Besuch des anglikanischen Kindergartens und Schule in Irbid, in der Sehende und Blinde, Jungen und Mädchen sowie Muslime und Christen gemeinsam unterrichtet werden. Geleitet wird die Einrichtung von dem Pastor, seiner Frau und einem ehemaligen Lehrer, die 2003 mit einem Kindergarten für Sehbehinderte angefangen haben. Es arbeiten auch drei junge Deutsche dort, die hier ein freiwilliges soziales Jahr ableisten.

Wir werden herum geführt und können einige Klassen besuchen. Der Unterricht in den Klassen mit blinden und sehenden Kindern bedeutet natürlich einen zusätzlichen Aufwand an Lehrkräften. Vom Zustand und von der technischen Ausrüstung ist die Schule auf einem guten Stand.

Läden und Reste eines Amphittheaters  in Umm Quais
Läden und Reste eines Amphittheaters in Umm Quais

Man spürt, dass alle mit sehr viel Herzblut bei der Sache sind. Jedes Jahr arbeiten sie daran, die Schule um eine Klasse zu erweitern. Die Schüler, die 2003 im Kindergarten waren, sind nun am Ende der gesetzlichen Schulzeit angekommen. Man versucht nun, einen gymnasialen Zweig und eine praktische Berufsausbildung zu starten. Der Pastor ist traurig, dass er immer noch nicht das Geld für den notwendigen Neubau zusammen hat. Immerhin müssen mindestens 300.000 JD (etwa 380.000€) zusammen gebracht werden.

Nach einem Lunch und einigen begleitenden Gesprächen, brechen wir auf nach Umm Qais. Dort gibt es wie in Jerash die Ruinen einer alten römischen Stadt. Der Name bedeutet „Mutter aller Steuern“. Hier saßen zu osmanischen Zeiten wohl die Steuereintreiber.

Blick von Umm Quais auf den See Genezareth und rechts davor die Golan-Höhen
Blick von Umm Quais auf den See Genezareth und rechts davor die Golan-Höhen

Das besondere dieses Ortes ist aber der Aussichtspunkt auf das Dreiländereck Israel, Syrien und Jordanien. Man blickt von hier direkt auf die Golan-Höhen und den See Genezareth.

Die gründlich gesicherte Grenze zu den israelisch besetzten Golan-Höhen
Die gründlich gesicherte Grenze zu den israelisch besetzten Golan-Höhen

Die Atmosphäre erinnert uns an die Aussichtspunkte an der Deutsch-Deutschen Grenze in den 80er Jahren. Während wir auf die Golan-Höhen schauen, ziehen im Südwesten dicke schwarze Wolken auf. Wir sehen zu, dass wir wieder zum Bus kommen. Dort fängt es dann kräftig zu regnen an.

Regenschauer auf dem Heimweg nach Amman
Regenschauer auf dem Heimweg nach Amman

Wir machen uns auf dem Rückweg, da für den Abend ein Treffen mit der Hauptdarstellerin des Filmes von Gestern arrangiert ist. Der Weg ist begleitet von heftigen Schauern, die sich mit Sonne abwechseln. Dies gibt natürlich phantastische Regenbögen.

Schafherde neben der Straße
Schafherde neben der Straße

Wir nutzen die Zeit bis zum Treffen mit der Schauspielerin für einen kleinen Ausflug auf die Straße vor der Schule. Der Wind hat mittlerweile fast Sturmstärke.

Eingang zur Schneller Schule
Eingang zur Schneller Schule

Der Müll fliegt durch die Gegend. Auf der anderen Straßenseite brennt ein Müllhaufen und wir versuchen den Rauch nicht einzuatmen. Die Gegend wirkt ziemlich chaotisch.

Tierhandlung an der Straße vor der Schule
Tierhandlung an der Straße vor der Schule

Wir kaufen ein kleines Sieb für den Tee, den wir vor ein paar Tagen in Amman gekauft haben und finden noch einen sehr netten Gewürzladen. Der Inhaber erzählt uns stolz, dass er drei Jahre in Bremen gelebt habt und verspricht uns, Gewürze nach Deutschland zu schicken, falls unser Vorrat zur Neige gehen sollte.

Das Treffen mit der Schauspielerin liefert uns einen interessanten Einblick in die jordanische Gesellschaft und die Stellung der Frauen.

Die Spur der Steine

Einige Gegenstände, die in der Ausbildungswerkstatt für die Schreiner hergestellt werden
Einige Gegenstände, die in der Ausbildungswerkstatt für die Schreiner hergestellt werden

Da am Tag zuvor die Schule und das Ausbildungszentrum nachmittags bereits geschlossen waren, besuchen wir morgens die Schreinerei und ganz kurz eine Mathematik-Klasse in der Schule.

Mathematik Unterricht in der Schneller Schule
Mathematik Unterricht in der Schneller Schule

Danach starten wir mit dem Bus nach Jerash, das berühmt für seine Ruinen aus römischer Zeit ist. Unser Führer erzählt uns, dass derzeit viele Schüler zu Exkursionen unterwegs sind und so ist es dann auch. Die Ausgrabungsstätte ist bevölkert von Jugendlichen, fast nur Jungs. Mädchen sind kaum zu sehen. Die Anzahl der Touristen soll um etwa Zweidrittel zurückgegangen sein.

Hadrian Tor
Hadrian Tor

Die Besichtigung der Ruinen beginnt beim Hadrian-Tor, das zu Ehren des Besuches von Kaiser Hadrian erbaut wurde.

Jugendliche reiten im Hippodrom
Jugendliche reiten im Hippodrom

Hinter dem Tor befindet sich ein Hippodrom, in dem Pferde und Wagenrennen stattgefunden haben müssen.

Als ich den ovalen Platz und die Ruinen der Kirchen und des Artemis Tempels fotografieren will, wollen diese Jugendlichen unbedingt mit auf's Bild
Als ich den ovalen Platz und die Ruinen der Kirchen und des Artemis Tempels fotografieren will, wollen diese Jugendlichen unbedingt mit auf’s Bild

Von dort aus führt ein längerer Weg zum Südtor der eigentlichen Römerstadt, die mit einem ovalen Platz beginnt.
Diese Römerstadt ist etwas ungewöhnlich. Der Zeus Tempel steht neben der Stadtmauer fast außerhalb der römischen Stadt.

Aufgang von der Hauptstraße zum Artemis Tempel
Aufgang von der Hauptstraße zum Artemis Tempel

Das Zentrum bildet der Artemis Tempel, die hier offensichtlich mit einer arabischen Fruchtbarkeitsgöttin identisch ist. Die Ruinen sind nur zu einem kleinen Teil aus gegraben, der Rest ist noch von Schutt bedeckt.

Einfahrt zum Kraftwerk
Einfahrt zum Kraftwerk

Das nächste Ziel ist ein Wüstenschlösschen. Auf dem Weg kommen wir an einem Kraftwerk in Zarqa vorbei. Es wird mit Öl und Gas betrieben. Die Umweltbelastung durch dieses Kraftwerk ist enorm.  Jordanien selbst hat keine nennenswerten Vorkommen an Öl und Gas. Vor dem zweiten Golfkrieg wurden sie fast kostenlos damit aus dem Irak beliefert. Die Zeiten sind vorbei.

Einfahrt zum neuen Flüchtlingslager inklusive Straßenschild
Einfahrt zum neuen Flüchtlingslager inklusive Straßenschild

Auf dem weiteren Weg kommen wir an vielen Kasernen des jordanischen Militärs vorbei. Unser Reiseführer erzählt uns, dass alle Rekruten der Armee hier ihre Grundausbildung durchlaufen. Etwas später kommen wir an dem neuen noch fast leeren UNHCR Flüchtlingslager vor Azraq vorbei. Mitten in der Wüste ist ein riesiges Lager aus Wellblech-Hütten neu gebaut worden. Man geht hier offensichtlich von einem längeren Andauern und vielen weiteren Flüchtlingen aus.

Qasr 'Amra: Das rote Wüstenschlösschen
Qasr ‚Amra: Das rote Wüstenschlösschen

Das rote Wüstenschlösschen aus dem 8. Jahrhundert ist eigentlich ein Badehaus für die Umajiaden Fürsten gewesen. Sie haben hier die Tiere gejagt, die zu den nahe gelegenen Wasserstellen kamen und Feste gefeiert, die sie so in der Stadt nicht haben feiern können. Die Wandbemalungen spiegeln diese ausschweifenden Feste wieder. Die Darstellungen von unbekleideten Menschen haben die Muslime späterer Zeit stark schockiert und so sind zahlreiche Malereien beschädigt.


Den Abend beschließen wir mit einer angeregten Diskussion über die politischen Hintergründe der Situation in Jordanien mit Dr. Otmar Öhring von der Konrad-Adenauer-Stiftung, Büro Amman.

Abschied nehmen

Heute ist unser letzter Tag in Málaga. Morgen geht es mit dem Flieger wieder in die Heimat. Bereits vor unserem Urlaub haben wir geplant, einige herausragende Lebensmittel mit nach Hannover zu bringen. Aus meiner Zeit mit vielen Reisen nach Galizien weiß ich, dass man nicht an einem guten Schinken, Chorizos und Manchego-Käse vorbeikommt. Auch damals habe ich es gewagt, einen ganzen Ibero-Schinken mitzunehmen, den ich immer liebevoll ‚Die spanische Geige‘ nenne, da er in verpackter Form sehr daran erinnert. In den letzten Tagen sind wir häufiger an einem Spezialitätengeschäft vorbeigeschlichen und haben uns die Nase an der Scheibe mit den vielen leckeren Sachen plattgedrückt, die wir in den letzten zwei Wochen in diversen Bars probiert haben.
Fassadengemälde am Parkhaus gegenüber
Fassadengemälde am Parkhaus gegenüber

Also rein ins Geschäft! Wir wollen uns die Sachen dort gleich reisefertig verpacken lassen. Wir fragen vorsichtig, ob hier jemand Englisch kann, da unsere Spanisch-Kenntnisse  für ein solches Vorhaben nun doch nicht reichen. In Galizien hatte ich den Vorteil, dass ich von unserer Chef-Assistentin begleitet wurde, deren Mann einen solchen Laden betreibt. Es erweist sich aber als problemlos. Am Ende verlassen wir den Laden mit mehreren Tüten gut verpackten Würsten, Käse und einem geruchsdicht verpackten 6kg schweren Ibero-Schinken. Auf dem Weg ins Hotel finden wir vor einem anderen Geschäft sogar noch Pappe um das gute Stück noch besser zu schützen. Klebeband und Schnur bekommen wir im Schreibwarenladen. Man muss eben nur kreativ sein.

Warte, warte nur ein Weilchen - seltsame Begegnung im Comic-Laden
Warte, warte nur ein Weilchen – seltsame Begegnung im Comic-Laden

Nachdem wir die Köstlichkeiten reisefertig haben, steht ein weiterer Einkaufsbummel auf dem Programm. Direkt neben dem Hotel befindet sich ein grosser Comic-Laden. Da zumindest ich den Ehrgeiz habe, mein Spanisch zu verbessern, liegt es nahe, mir einige davon zuzulegen. Des Weiteren bin ich ein Fan von gut gezeichneten Geschichten in Feder-Technik. Wir bringen ziemlich lange in dem Laden zu, der allerdings zu einem großen Teil von den üblichen Comic-Publikationen dominiert wird.  Man muss schon genau suchen, um spanische Zeichner zu finden.

Im Hafen
Im Hafen

Mit unseren Erwerbungen aus dem Comic-Laden schlendern wir dann in Richtung Hafen. In der Nacht haben dort mehrere Kreuzfahrtschiffe und ein polnischer Rahsegler festgemacht. An der ‚Muelle Uno‘ finden wir einen wunderbaren Platz in der Sonne und mit einem Tee und einem Kaffee fangen wir gleich an, in den Comics zu stöbern.

– Einfach nur schööön –
An der Muelle Uno
An der Muelle Uno

Einige Tassen später haben wir den Eindruck, uns bewegen zu müssen. Also gehen wir um die Mole herum zum Hausstrand. Langsam fühlen wir uns hier schon richtig zu Hause. Allerdings machen wir etwas, was hier eigentlich nur die Touristen machen: Wir versuchen gegen 17:30 etwa 30 Minuten vor Sonnenuntergang in einem Strandlokal etwas zu essen. Es klappt, das Essen ist gut, aber wir sind absolut die letzten Gäste und um uns herum wird bereits abgebaut, sauber gemacht …

Als die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, ergibt sich wieder einmal ein atemberaubendes Bild und als wir kurz vor dem Hafen sind können wir zusehen, wie einer der Kreuzfahrer ablegt, im Hafen dreht und dann ausläuft. Sein Ziel ist Barcelona (Vesseltracker).
Abschiedstrunk
Abschiedstrunk

Den letzten Abend beschließen wir bei einem Glas Manzanilla im Restaurant gegenüber vom Hotel. Er gehört im weitesten Sinne zu der Gruppe der Sherrys, ist aber definitiv trocken. Eine gute Beschreibung findet sich bei Wikipedia. Dieser Wein hat es uns angetan, allerdings macht es keinen Sinn ihn mitzunehmen und Glasbruch im Koffer zu riskieren. Man kann ihn bestimmt auch in Deutschland bekommen.

Zeit diese Reise ein wenig Revue passieren zu lassen. Es war ein sehr schöner Urlaub, auch wenn wir mit mehr Wärme gerechnet hatten. Zu unserer Überraschung sind wir hier in dieser Ecke Europas auf Zusammenhänge der Geschichte gestoßen, von denen wir vorher nicht den Hauch einer Ahnung hatten. Unser Geschichtswissen war sehr lückenhaft. Wir können uns gut vorstellen, hier noch einmal zu reisen.

Die Dolmen von Antequera

Wieder einmal starten wir vor dem Frühstück und fahren nach Antequera. Dort soll es interessante Hügelgräber, Dolmen genannt, aus der Steinzeit geben und in den Bergen soll es den Naturpark ‚Torcal‘ mit Möglichkeiten zum Wandern geben.

Der Korridor-Dolmen Viera von innen: am Ende die Öffnung zur kleinen Grabkammer
Der Korridor-Dolmen Viera von innen: am Ende die Öffnung zur kleinen Grabkammer

Zunächst einmal fahren wir nach Antequera hinein und versuchen im Innenstadt-Bereich das Auto zu lassen. Gar nicht so einfach. Wir finden schließlich ein Parkhaus und lassen uns wieder einmal in einem Café nieder um Té, Café con leche, dos sumo de Narancha und dos Bocadillos zu ordern. Ein gutes und ausreichendes Frühstück in Spanien.

Eingang zum Menga Dolmen
Eingang zum Menga Dolmen

Gut gestärkt geht es zu den Dolmen. Aus Deutschland und Dänemark kennen wir bereits Hügelgräber, allerdings wussten wir nichts darüber, dass es diese auch in Spanien gibt und wie sie gebaut wurden.

Im Menga Dolmen: ungewöhnlich sind die drei Stützen in der Mitte, die genau an den Stoßstellen der bis zu 250 Tonnen schweren Deckenplatten stehen
Im Menga Dolmen: ungewöhnlich sind die drei Stützen in der Mitte, die genau an den Stoßstellen der bis zu 250 Tonnen schweren Deckenplatten stehen

An dem sogenannten Menga-Dolmen gibt es eine Besucherinformation, in der ein guter Film über Bedeutung und den Bau dieser Dolmen gezeigt wird. Um diese Dolmen herum gibt es noch viele wissenschaftliche Fragen. Was man mittlerweile sicher rekonstruieren kann, ist der Bau. Es zeugt von unglaublicher planerischer Leistung und wir würden heute sagen ausgefeiltem Projektmanagement, diese Bauwerke herzustellen.

Blick aus dem Menga Dolmen auf La Peña
Blick aus dem Menga Dolmen auf La Peña

Als wir in den ersten Dolmen eintreten, dessen Öffnung zum Sonnenaufgang der Frühjahrs Tag/Nacht-Gleiche ausgerichtet ist, sind wir von der Genauigkeit der Steinbearbeitung überrascht. Desweiteren kann man im Gang stehen. Dieser hat am Ende eindeutig eine Grabkammer.

La Peña
La Peña

Der zweite Dolme, die Cueva de Menga, ist für Dolmen unüblich, nicht nach der Sonne ausgerichtet, sondern auf den Berg ‚La Peña‘. Wenn man mit Phantasie hinschaut, erkennt man die Silhouette eines liegenden Kopfes mit Hals, Kinn, Mund Nase und Augen. Es gibt die Theorie, dass die Leute damals diesen Berg als Gottheit verehrt haben.

Der Torcal Dolmen hat einen gemauerten Korridor der in einen runden Raum mit Kuppel führt. Dahinter liegt dann die kleine Grabkammer
Der Torcal Dolmen hat einen gemauerten Korridor der in einen runden Raum mit Kuppel führt. Dahinter liegt dann die kleine Grabkammer

Bei Ausgrabungen in diesem Dolmen hat man auch keine Knochenreste gefunden. Zudem hat man beim Eintreten in den Dolmen kein Engegefühl. Die Decke ist bis zu 3,6m hoch und wird durch zwei mittlere Säulen getragen. In diesen Säulen befinden sich auch Vertiefungen, die mit anderen Vertiefungen in der Wand korrespondieren, so dass hier wohl Balken dazwischen waren. Allerdings gibt es andere Dolmen in Europa die ähnlich gebaut waren und tatsächlich als Gräber dienten, sogenannte Galeriegräber. Hier muss sicher noch weiter geforscht werden.

In der runden Kammer des Torcal Dolmen
In der runden Kammer des Torcal Dolmen

Der dritte Dolme liegt etwas abseits und stammt aus späterer Zeit. Die Seitenwände sind flache Steine wie gemauert aufeinander gelegt. Die Decke bilden wieder Monolithen. Die Grabkammer ist rund und wie eine Kuppel geschichtet, allerdings bildet den Abschluss wieder ein Monolith.

Interessante Steinformationen auf dem Torcal
Interessante Steinformationen auf dem Torcal

Nach der ‚Tour de Dolmen‘ machen wir uns auf den Weg zum Torcal. Wieder einmal gar nicht so einfach. Die Ausschilderung zum Torcal ist nicht eindeutig und wir verfahren uns ständig in Antequera. Das Navi hilft auch nicht weiter, da es Torcal als Ort nicht gibt. Wir behelfen uns mit einem Trick und geben den nächsten Ort hinter der Abfahrt in die Berge an. Voilà, es klappt. Rechtzeitig gegen 15:30 Uhr sind wir am Torcal, um noch eine kleine Wanderung auf dem Rundweg zu unternehmen.

El Torcal
El Torcal

Die Felsformation ist aus verkarstetem Kalksandstein. Dadurch, dass die Schichten unterschiedlich hart und verwittert sind, ergeben sich ganz irrwitzige Figuren und einige Felsen scheinen nur auf drei Punkten zu schweben. Da wir hier deutlich über 1000m Höhe sind, ist im Schatten der Boden und einige Pfützen gefroren. Nun verstehen wir, warum im Wanderführer dieser Bereich nicht für den Winter empfohlen wird. Wenn es hier oben schneit, dürfte die Wanderung nicht ganz ungefährlich sein, da  die Felsen sehr glatt sind. Bei Sonnenuntergang sind wir auf dem Rückweg und wir können die ganze Szenerie von hier bewundern. allerdings schließt gerade das Café. Schade, es wäre ein toller Platz in der Abendsonne gewesen.

So fahren wir zurück und schließen den Abend in unserem bereits bekannten ‚Meson Gibralfaro‘ in dem wir mittlerweile per Handschlag und großem Hallo begrüßt werden.