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Wer vor uns schon in Galicien war

Die letzten Wochen habe ich neben dem Reiseführer auch den Bücherschrank und Wikipedia nach der Geschichte Galiciens befragt. Festzustellen ist, dass wir nicht die ersten Besucher sein werden. Bereits um 25000 v. Chr. gab es die ersten Bewohner und seitdem waren schon da:

Die Kelten

Sie kamen zwischen 1000 und 700 v. Chr. in mehreren Gruppen,  blieben, vermischten sich mit der einheimischen Bevölkerung und brachten auch gleich den Namen mit. Während sich um den Süden Spaniens Hannibal mit den Römern stritt, blieben die Kelten unter sich.

Die Römer

135 v. Chr. kamen jedoch die Römer auch nach Galicien und fanden es so gut, dass sie 60 v. Chr. dort die römische Provinz Gallaecia gründeten. Zuvor müssen sie jedoch noch Streit mit den Kelten gehabt haben, denn es heißt, dass diese kriegstüchtige Gegner waren.

Die Römer ließen der Region wohl im Anschluss viel Eigenständigkeit, brachten jedoch im Laufe der Zeit das Christentum nach Galicien.

Die Sueben

Ende 406 n. Chr. überquerten die Sueben zusammen mit einigen anderen Volksstämmen den Rhein bei Mainz, marschierten zügig nach Südwesten und waren keine drei Jahre später auf der iberischen Halbinsel angekommen. Anscheinend gefiel es auch ihnen ganz gut und sie verlosten zusammen mit den anderen Stämmen die Halbinsel unter sich. Die Sueben zogen das Los für Galicien. Ob sie sich gefreut haben, wissen wir nicht. Die einheimische Bevölkerung muss wohl nicht immer einverstanden gewesen sein, denn es gab auch Gruppen, die nicht von den Sueben beherrscht wurden.

Die Westgoten

Nicht nur die Sueben hatten Spanien als Reiseziel entdeckt, auch die Westgoten zog es dorthin. Sie waren bereits seit 200 Jahren über Griechenland und Italien um das halbe Mittelmeer gelaufen und hatten sich nicht überall beliebt gemacht. Auch untereinander waren sie sich nicht immer grün. Die Sueben dachten: „Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte“ und versuchten einzugreifen. Dies ging jedoch gründlich schief, denn 585 n. Chr. unterwarfen die Westgoten die Sueben und übernahmen Galicien.

Die Mauren

711 fingen die Mauren an, die iberische Halbinsel zu erobern, aber nach Galicien kamen in den folgenden Jahrzehnten nur einzelne mehr oder weniger friedliche Reisende.

Die Pilger

Nachdem man glaubte, in Santiago de Compostela die Gebeine des Apostel Jakobus gefunden zu haben, machten sich in den folgenden Jahrhunderten viele Pilger aus ganz Europa auf den Weg nach Galicien.

Sir Francis Drake & Co.

Ende des 16. Jahrhunderts lagen Spanien und England im Clinch miteinander. Jedes Land versuchte sich wirtschaftlich in der Welt einen möglichst großen Teil zu sichern. Gleichzeitig war Spanien streng katholisch und England hatte sich von der katholischen Kirche losgesagt. Man ging nicht zimperlich miteinander um und versenkte mit Vorliebe die gegnerischen Schiffe.

Sir Francis Drake war Seemann und schon früh in die Konflikte um die Vorherrschaft im Sklavenhandel geraten. Dabei entwickelte er einen persönlichen Hass auf den spanischen König. Er fuhr sowohl auf selbst organisierten Kaperfahrten als auch im Auftrag des englischen Königshauses.

1589 schlug Drake der englischen Königin einen Plan vor, um die spanische Vorherrschaft zu brechen. Er bekam den Auftrag und segelte mit 150 Schiffen samt 18000 Soldaten nach Spanien und Portugal. Das Ganze war anscheinend größenwahnsinnig und ging komplett schief. Trotzdem hinterließen auch Drake und seine Mannen einen bleibenden Eindruck, denn sie fügten der Stadt A Coruña schwere Schäden zu und zerstörten die Stadt Vigo.

In der Folgezeit kamen noch die britischen Truppen im Rahmen der Napoleonischen Kriege in A Coruña vorbei. Sonst kam außer den Pilgern niemand mehr und Galicien geriet in Vergessenheit. Den Einwohnern hat das nicht gefallen. Da nun keiner mehr zu ihnen kam, haben sie sich selbst auf Reisen begeben. Ca. 2,5 Millionen von ihnen sind im 19. und 20. Jahrhundert hauptsächlich nach Lateinamerika ausgewandert. Dies entspricht in etwa der heutigen Einwohnerzahl von Galicien.

Kleiner Ausflug nach Galicien

Galicien – schreibt man das nun mit „c“ oder mit „z“? Ich bin verunsichert. Erst ein Besuch bei Wikipedia schafft Klarheit: Beides ist richtig, aber das Galizien mit „z“ liegt in Osteuropa und das Galicien, was ich meine, schreibt sich mit „c“ und liegt in Spanien.

Dort werden wir im Juni im Anschluss an eine Dienstreise sein. Heute haben wir die Flüge gebucht. Ich werde nach Santiago de Compostela fliegen. Zurück geht es von Oviedo in Asturien.

Santiago de Compostela war nicht gerade die Stadt, die ich bislang auf meiner Wunschliste hatte. Der Name klingt nach Pilger, Jakobsweg und Reliquien in alten muffigen Kirchen.  Galicien hingegen klingt nach Kelten, Meer, Wind und dramatischer Küste. Es erinnert mich an Segelberichte und die dort erwähnte Costa da Morte, sowie an Kap Finisterre. Das klingt schon aufregender.

Wir werden sehen, welcher dieser Vorstellungen die Realität dann näher kommen wird. Aber vielleicht ist auch alles ganz anders….

Coventry

Nach einer langen Spielenacht zu Sylvester mit Sekt und Feuerwerk im Fernsehen um Mitternacht, schlafen wir erst einmal aus und verpassen wunderschönen Sonnenschein. Das Frühstück wird einfach durch das Mittagessen ersetzt und wir lernen noch Yorkshire-Pudding kennen. Zum Nachtisch gibt es Christmas Pudding mit Vanilleeis und Sahne. Dann müssen wir aber auch schon packen.

großes Glasfenster in der Kathedrale von Coventry
großes Glasfenster in der Kathedrale von Coventry

Die Fahrt nach Stansted variieren wir mit einem Umweg über Coventry. Die Stadt ist im 2. Weltkrieg stark zerstört worden und Klaus erinnert sich aus der Schulzeit noch an das Glasfenster der neu erbauten Kathedrale, das ihn damals tief beeindruckt hat. Also müssen wir dort hin, um die Erinnerungen aufzufrischen.

Von Nottingham geht es diesmal über die Autobahn. Der Himmel hat sich inzwischen teilweise bewölkt und es fallen vereinzelt Schneeflocken.

Eingang zur neuen Kathedrale von Coventry
Eingang zur neuen Kathedrale von Coventry

In Coventry folgen wir einfach nur der Ausschilderung zur Kathedrale. Einen Stadtplan haben wir nicht, aber das ist kein Problem. Der Parkplatz ist zwischen Betonhochstraßen und Sportzentrum eingezwängt. Auf dem Weg zur Kathedrale passieren wir den Busbahnhof und die Universität. Alles ist sehr dicht beeinander und wirkt sehr zerrissen. Dass wir an der Kathedrale entlang gehen, merken wir auch erst, als uns ein Schild darauf hinweist.

Wir haben Glück und werden gerade noch hineingelassen. In 10 Minuten wollen sie die Kathedrale schließen, dabei sollte sie doch laut Schildern und Reiseführer bis 17 Uhr auf haben. Wie versprechen, uns zu beeilen und schlüpfen noch hinein, nachdem wir eine angemessene Spende in die Truhe geworfen haben.

Innenansicht der neuen Kathedrale von Coventry
Innenansicht der neuen Kathedrale von Coventry

Die Kathedrale ist sehr groß, sehr modern, viel Beton, große Glasfenster, zarte Säulen, die ein wabenartiges Dach tragen. Von der Kirche aus geht der Blick auf den Chor der zerstörten mittelalterlichen Kathedrale. Als Deutsche fühlen wir uns doch manchmal etwas merkwürdig und freuen uns, eine kleine Friedensglocke zu entdecken, die unser Bundespräsident vorbei gebracht hat oder eine Skulptur, die die Aktion Sühnezeichen beigetragen hat.

Blick von der neuen Kathedrale auf die Ruinen der alten Kathedrale
Blick von der neuen Kathedrale auf die Ruinen der alten Kathedrale

Wieder draußen, machen wir noch einen kleinen Spaziergang um die Ruinen der alten Kathedrale und erfreuen uns an zwei Einhörnchen, die davor Kriegen spielen. Dann geht es zurück zum Auto und zurück auf die Autobahn Richtung Osten. An einer Raststätte tanken wir uns und das Auto wieder auf und erreichen gegen 18:30 Uhr Stansted. Nach der Sicherheitskontrolle statten wir noch dem Whiskeyladen einen Besuch ab und kehren beladen mit zwei Flaschen Whiskey, etlichen neuen Büchern, drei Gläsern Lemon curd und dem sonstigen Gepäck gegen Mitternacht wohlbehalten nach Hause zurück.