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Kurzbesuch in Dresden trotz COVID-19

So Leute, allen Warnungen zum Trotz begeben wir uns auf den Weg nach Dresden. Eine Freundin hatte uns auf eine interessante Ausstellung im Hygiene-Museum hingewiesen und wir haben gleich einen Kurztrip nach Dresden organisiert.

Gähnende Leere im Leipziger Hauptbahnhof
Gähnende Leere im Leipziger Hauptbahnhof

Das war allerdings lange vor dem Chaos, dass nun durch COVID-19 über uns herein bricht. Aber wir wollen ja in das Hygiene-Museum, was kann da schon schief gehen….

Lokale Spezialität: Käse in Schwarzbier eingelegt.
Lokale Spezialität: Käse in Schwarzbier eingelegt.

So besteigen wir Freitag Nachmittag den IC Richtung Leipzig, um von dort den ICE nach Dresden zu nehmen. Der IC ist bereits ziemlich leer und eine gelangweilte Zugbesatzung hält es nicht einmal für nötig, die Fahrkarten zu kontrollieren. Auch der Leipziger Hauptbahnhof ist total leer. Die Verkäufer*innen in den Buden können einem richtig leid tun. Viel Umsatz machen sie nicht.

Auch der ICE nach Dresden ist nicht gerade voll. Auf der Fahrt erfahren wir, dass ab morgen leider auch das Hygiene-Museum die Tore wegen COVID-19 geschlossen hat. Die Innenstadt von Dresden gleicht zwar nicht einer Geisterstadt, aber nur die üblichen Partygänger warten auf ihren Einsatz für die Nacht.

Blick vom Neumarkt auf die Frauenkirche
Blick vom Neumarkt auf die Frauenkirche

Das Hotel Hofgärtnerhaus direkt an der Elbe entpuppt sich als ein Juwel. Wir fühlen uns gleich wohl und befinden uns wenige Schritte entfernt von der Frauenkirche. Dort lassen wir den Abend in einer urigen Kneipe, die auch nicht gerade gefüllt ist für einen Freitag Abend, ausklingen.

Morgen ist auch ein Tag und das Wetter soll gut werden. Wir werden schon ein Alternativprogramm auf die Beine stellen.

Antwerpen

Bereits der Hauptbahnhof von Antwerpen ist sehenswert
Bereits der Hauptbahnhof von Antwerpen ist sehenswert

Wir sind einmal wieder, wenn auch kurz, auf Reisen. Diesmal ist es Antwerpen in Belgien, das man eigentlich schon mit dem Boot erreichen könnte, aber eben nicht in wenigen Stunden von Hannover aus.

Ein neues Kunstmuseum mitten im Hafen
Ein neues Kunstmuseum mitten im Hafen

Obwohl es gar nicht so weit weg liegt, wissen wir über Belgien und Antwerpen so gut wie gar nichts. Lediglich in Brüssel waren wir schon einmal. Die Lektüre eines Buches lässt uns eine spannende Story über die Auseinandersetzung zwischen Spaniern bzw. Italienern und Geusen auf der Schelde lernen – Die schwarze Galeere – und dass Antwerpen an der Grenze zwischen Wallonen und Flaamen liegt.

Wandgemälde sind allgegenwärtig in Antwerpen
Wandgemälde sind allgegenwärtig in Antwerpen

So haben wir den Zug genommen und sind zur Schelde gefahren. Das Wetter ist entsprechend der Jahreszeit bedeckt und kalt. Uns erwartet eine spannende Stadt mit interessanten alten aber auch neuen Bauten.

Schaufensterauslage im Diamantenviertel
Schaufensterauslage im Diamantenviertel

Der erste Stadtrundgang zeigt auf jeden Fall, hier wird gebaut und restauriert, was das Zeug hält. Leben tut Antwerpen von dem Diamantenhandel und von der Petro-Chemie. Darüber hinaus verfügt es über eine große Hochschule.

Schöner Laden in der Altstadt
Schöner Laden in der Altstadt

In den Gassen der Altstadt finden sich viele kleine Geschäfte, Galerien und Bistros. In dieser Hinsicht erinnert es an die Lübecker Altstadt, allerdings viel größer.

Die schöne alte Rollteppe im Fußgängertunnel
Die schöne alte Rollteppe im Fußgängertunnel

Die Show ist auf jeden Fall der alte Fußgänger- und Fahrradtunnel unter der Schelde mit seiner großen zweistöckigen Holzrolltreppe und einem großen Fahrstuhl für die Fahrräder.

Der Arbeitsunfall

Schöne Gitter am Haus gegenüber
Schöne Gitter am Haus gegenüber

Das Frühstück reduziere ich heute etwas. Ich bin noch satt von gestern und außerdem habe ich den Eindruck, dass das kubanische Essen aus Reis, Bohnen, Avocado, Süßkartoffeln und Fisch/Fleisch/Meeresfrüchten Spuren in Form von Bauchspeck hinterläßt. Zum Frühstück gibt es Obst (Melone, Papaya, Banane, Guave), Guaven-Saft, weiche Brötchen, Butter und Eier. Vor ein paar Tagen habe ich im Supermarkt Orangenmarmelade entdeckt und mitgenommen. Eigentlich wollte ich gesalzene Nüsse, aber die gab es nicht. Die Regale sind zwar voll, aber oft steht ein komplettes Regal voll mit den gleichen Dingen, die es gerade gibt. Im Moment z.B. Sojaöl, Sol-Bier und Orangenmarmelade…

Wer die Paletten im Eingangsbereich des Supermarkts aufmerksam beobachtet, weiß was die nächsten Tage in den Regalen stehen wird - für dieses Foto bekam ich eine ernste Ermahnung im Supermarkt!
Wer die Paletten im Eingangsbereich des Supermarkts aufmerksam beobachtet, weiß was die nächsten Tage in den Regalen stehen wird – für dieses Foto bekam ich eine ernste Ermahnung im Supermarkt!

Während unseres heutigen Tanzunterrichts klingelt es plötzlich an der Tür. Zwei Handwerker mit einem dicken Seil kommen herein und hieven dann etwas auf den Balkon. Während unserer Pause gibt es einen Knall, da aber niemand schreit, denken wir uns nichts dabei. Kurze Zeit später sitzt der Ehemann der Hausherrin im Schaukelstuhl und hält sich den Arm. Plötzlich ist Geschrei. Die Tanzlehrer holen Gläser mit Wasser. Uns ist nicht klar, was er hat oder ob wir irgendwie helfen können.

Unterwegs im Coco-Taxi
Unterwegs im Coco-Taxi

Auch den Anderen scheint nicht klar zu sein, was los ist. Seine Frau brüllt ihn an, dass er nicht sterben solle. In Deutschland würde ich jetzt 112 anrufen und einen Rettungswagen bestellen, aber hier? Schließlich klärt sich die Sache. Anscheinend hat er sich die Schulter ausgekugelt. Das zwischenzeitliche Wegsacken war wohl der Schmerz. Einer unser Tanzlehrer legt ihm eine professionellen Dreiecksverband an, um die Schulter ruhig zu stellen und fährt mit ihm im Taxi ins Krankenhaus.

Coco-Taxi von hinten
Coco-Taxi von hinten

Später ruft er an und sagt, dass die Schulter ausgekugelt und der Oberarm angebrochen ist. Er muss voraussichtlich operiert werden. Für seine Frau ist das hart, denn sie ist gehbehindert und bewegt sich mit Rollator in der Wohnung. So wie sie sich bewegt, vermute ich, dass sie ein neues Hüftgelenk bräuchte. Seine Mutter wohnt auch dort. Er ist derjenige, der jeden Tag schwer bepackt mit den Einkaufstaschen nach Hause kommt und alle Besorgungen macht. Wie alt die beiden sind, wissen wir nicht, vermutlich über 60.

Am Gebäude gegenüber von der Zigarrenfabrik fällt mir diese kreative Ventilatorkonstruktion auf
Am Gebäude gegenüber von der Zigarrenfabrik fällt mir diese kreative Ventilatorkonstruktion auf

Morgen sollen wir unseren Unterricht woanders haben. Der Hausherrin sieht man den Schreck noch an. Sie hat jetzt vermutlich andere Sorgen. Nach dem Essen machen wir wieder eine kurze Pause. Um 15 Uhr geht es dann los zu Tabakfabrik. Wir fahren diesmal mit zwei Coco-Taxis dorthin. Coco-Taxis haben die Form einer Kokosnuss, sind vorne offen und aus gelb lackiertem GFK. Hinter dem Fahrer gibt es drei schmale Plätze für Passagiere nebeneinander. Die Fahrt mit den kleinen Zwiebacksägen macht Spaß, auch weil sich unsere beiden Fahrer ein Rennen liefern können.

In der Zigarrenfabrik
In der Zigarrenfabrik

Die Tabakfabrik ist ein Gebäude in einer städtischen Häuserzeile. Wir werden von einer Bekannten unserer Organisatorin empfangen. Sie führt uns herum. Es gibt eine zentrale Halle mit umlaufenden Galerien. Sie wird von einem großen Bild Fidel Castros dominiert. Wir dürfen durch die Türen schauen und sie erklärt auf Spanisch den Produktionsprozess einer Zigarre. Einiges davon wird uns übersetzt, aber durch die Enge bekommen wir nicht alles mit. Die Durchlaufzeit beträgt 8-19 Stunden. Dazu gehören auch die Zeiten für das Pressen der Zigarren. Das Ganze ist hier als Batch-Prozess organisiert, d.h. in jedem Raum finden nur 1-2 Arbeitsgänge statt. Viel Aufwand kostet dann auch die Verpackung, von der Banderole für die einzelne Zigarre bis zur hübsch dekorierten Holzkiste.

Hier werden die fertig gepressten Zigarren mit Deckblättern umwickelt
Hier werden die fertig gepressten Zigarren mit Deckblättern umwickelt

Von der Fabrik fahren wir mit dem Taxi zum Capitolio und schauen in den Artexladen, um einige CDs zu kaufen. Hier könnte man sogar mit Kreditkarte zahlen, aber erst ab 30 CUC. Das ist die erste Stelle, die uns begegnet, wo dies möglich ist. Bei ‚El Dandy‘ stärken wir uns noch mit einem kalten Getränk.

Menschenschlange vor einer Verkaufsstelle für Lebensmittel
Menschenschlange vor einer Verkaufsstelle für Lebensmittel

Vom ‚El Dandy‘ aus laufen wir zum Bahnhof, um uns die vielen Lokomotiven anzusehen, die dort auf dem Platz daneben versammelt sind. Der Bahnhof selbst ist wegen Renovierung geschlossen. Laut Bauschild wurde er 1912 gebaut, wird seit 2015 saniert und soll dieses Jahr fertig werden. Es sieht nicht so aus, als wäre dieser Termin zu halten…

Alte Lokomotive aus dem Jahr 1900 vor dem Hauptbahnhof
Alte Lokomotive aus dem Jahr 1900 vor dem Hauptbahnhof

Wir schlendern noch bis zur Brauerei. Vielleicht gibt es hier eine Kleinigkeit zu Essen, aber bei der Frage nach dem Menü heißt es, dass von der Speisekarte nichts verfügbar ist. Es gäbe nur… und dann zählt er 3-4 Speisen auf. Wir hätten aber gern ein Sandwich. Nein, gibt es nicht, aber wir könnten uns ja ein Hauptgericht teilen. Das wollen wir nicht und gehen wieder – mangelnden Service wollen wir nicht auch noch belohnen! Bei ‚El Dandy‘ bekommen wir dann leckere Sandwiches.

Der Hauptbahnhof
Der Hauptbahnhof

Abends kurz vor 22 Uhr werden wir wieder mit dem Großraumtaxi abgeholt. Es geht in den Club ‚La Gruta‘ – die Grotte und so sieht der Laden auch aus. Über eine Treppe geht es hinab in eine düstere Disco. Im Treppenhaus riecht es muffig. Ich habe einmal wieder nicht daran gedacht, Ohrstöpsel oder wenigstens Papiertaschentücher einzustecken. Die lassen sich wenigstens auch als Klopapier nutzen. Dass in solchen Locations Klofrauen oder -männer Klopapier blattweise verkaufen und einen dann auf Klos ohne Spülung mit Waschbecken ohne Wasserhahn schicken, kann ich nicht begreifen. Hier gibt es nicht einmal draußen einen Gemeinschaftswasserhahn. Wir nutzen die Eiswürfel, die wir in einer großen Schale zu unseren Getränken serviert bekommen, um uns damit auch die Hände zu säubern.

Bei der Rauchfahne brauchen wir uns um die Abgaswerte des Barbie-Biests keine Gedanken mehr machen...
Bei der Rauchfahne brauchen wir uns um die Abgaswerte des Barbie-Biests keine Gedanken mehr machen…

Mit dem Tanzen klappt es jetzt langsam auch zusammen. Zwischendurch gibt es einen Tanzwettbewerb für die Besucher. Den 3. Platz macht ein Paar vom Shanghai Salsa Club. Die Gruppe hatten wir bereits im Rummuseum getroffen. Die Akustik ist wie immer eine Katastrophe und alles viel zu laut. Warum tun wir uns diesen Quatsch noch an. Dafür sind wir doch eigentlich zu alt! Eine nette Bar mit Livemusik wäre doch viel schöner!