Was wollte Columbus auf La Gomera?

Heute ist Markttag in San Sebastian de la Gomera. Das wollen wir nutzen, um uns mit frischem Obst zu versorgen und uns das Columbus-Haus anzuschauen. Zur Abwechslung fahren wir die längere Strecke über Playa de Santiago. Die Straße von Santiago nach San Sebastian führt durch zahlreiche Tunnel. Wir vermuten, dass hier die EU kräftig gesponsert hat, denn schließlich ist dies die Straße von der Hauptstadt der Insel (ca. 2000 Einwohner) zum Flughafen (bei der letzten Vorbeifahrt sahen wir zwei sehr kleine Flugzeuge).

El Cabrito – die verlassenen Getreidefelder

Unterwegs haben wir von der Straße einen guten Blick auf die Berghänge, an denen früher Gerste und Weizen angebaut wurde. Wie an vielen Stellen, liegen auch diese terrassierten Felder brach. Die ehemaligen Bauern sind größtenteils nach Kuba, Venezuela aber auch Teneriffa emigriert. Bei der mühsamen Landwirtschaft hier, ist ihnen dieses nicht zu verdenken. Ihre Nachkommen kehren teilweise nach La Gomera zurück. So behauptet unser Reiseführer, dass besonders in Alajero, wo wir wohnen, viele von Ihnen Häuser gebaut hätten. Auch die lateinamerikanisch angehauchte Musik der örtlichen Radiostation sei darauf zurück zu führen.

Auch Columbus nahm möglicherweise hier Getreide an Bord. Da er von August bis September hier in der Gegend war, dürfte es gerade reif gewesen sein. Sicher ist zumindest, dass er am 6. September (nach dem julianischen Kalender) von hier aus in See stach und erst 33 Tage später vermutlich auf den Bahamas wieder an Land ging.

Modell der Santa Maria im Zollhaus von San Sebastian

Der Reiseführer behauptet, dass es keine plausible Erklärung für seinen langen Aufenthalt auf La Gomera gäbe und dass er vermutlich in Beatriz de Bobadilla verliebt gewesen sei. Sie war zuvor die Mätresse des spanischen Königs Ferdinand und wurde von seiner Gattin Isabella mit Hernan Peraza verheiratet, dem Herrscher von La Gomera. Sie hätte er bereits 1486 bei seiner Audienz am spanischen Hof kennengelernt. Das mag sicher sein, aber so ganz können wir die Geschichte nicht glauben. Er hatte schließlich Wichtigeres vor. Schließlich hatte er jahrelang darum gekämpft, diese Reise machen zu können.

Nach unseren Obsteinkäufen auf dem Markt und einem Besuch im Zollhaus von San Sebastian, dass einiges an Informationen zu Columbus enthält  (leider nur auf Spanisch), lassen wir uns am Strand nieder und ich beginne nachzulesen. In den Berichten über das Leben von Columbus und in der Abschrift seines Tagebuchs, liest sich das dann schon ganz anders: Es gab Probleme mit dem Ruder und der Dichtigkeit der Pinta. Eigentlich wollte er das Schiff auf den Kanaren zurücklassen und ein anderes Schiff kaufen, aber er ließ es dann auf Gran Canaria reparieren. Demnach war zwar seine Flotte auf La Gomera, er selbst aber bis zum 2. September auf Gran Canaria und damit insgesamt nur vier Tage auf La Gomera. Das erscheint nicht übertrieben lang, angesichts der Reise, die er vorhatte. Da scheint wohl eher die Eitelkeit der Gomeros die Urheberin der Geschichte zu sein…

Der Brunnen mit dessen Wasser angeblich Amerika getauft wurde

Im Zollhaus ist auch ein Brunnen zu finden, mit einem Schild daneben, dass mit diesem Wasser Amerika getauft wurde. Nun das Wasser darin sieht ziemlich modrig aus, aber allzu viele Brunnen wird es in San Sebastian zu der Zeit sicher nicht gegeben haben. Der Ort war schließlich auch damals ziemlich klein. Insofern ist es sicher nicht ausgeschlossen, dass Columbus von hier auch Trinkwasser mitnahm.

Wir lassen es uns in San Sebastian ansonsten gut gehen, sitzen viel in den Cafés herum, beobachten das Treiben und lassen uns am Strand die Sonne auf den Bauch scheinen. Erst als die Sonne bereits untergeht, machen wir uns auf die Rückreise durch die Berge und durch die Wolken. Zurück im Ferienhaus, frischt der Wind wieder kräftig auf.

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