Archiv der Kategorie: Europa

Frankfurt statt Athen

Eigentlich waren unsere Vorstellungen von unserem heutigen Abend ganz andere: Nach dem Einchecken im Hotel hätten wir gern einen Bummel durch die Plaka unternommen, um dann in einer der Tavernen dort ein Abendessen zu uns zu nehmen und dazu ein Gläschen Retsina zu trinken.

Stattdessen sitzen wir im Intercity Hotel am Frankfurter Flughafen. Neben sich hat jeder ein Glas Radeberger Pilsener und von draußen ist gelegentliches Brummen von Triebwerken zu hören. Unsere Füße sind rundgelaufen, im Magen das Abendessen aus dem Hotelrestaurant mit dem Charme einer Kantine. An der Wand des Zimmers hängt eine Luftaufnahme der Startbahn – wie romantisch! Draußen sind 8°C und Nebel. Das ist das Einzige was laut der Wetter-App in Athen gerade so ähnlich ist.

Was ist passiert? Wir waren heute morgen pünktlich in Hannover am Flughafen. Dort wurden wir schon komisch begrüßt am Schalter. Am Frankfurter Flughafen war der Zentralrechner ausgefallen. Dadurch stand dort unser Flieger noch rum und konnte nicht starten, um nach Hannover zu fliegen. Mit der voraussichtlichen Verspätung von 30 Minuten würden wir unseren Anschlussflug nach Athen noch gerade bekommen, meinte die Dame am Schalter.

Wir hoffen das Beste, gehen noch ein wenig im Flughafen spazieren, anschließend durch die Sicherheitskontrolle und gönnen uns noch eine Tasse Tee. Plötzlich brummt mein Handy, eine SMS von Lufthansa informiert uns, dass der Flug nun um 40 Minuten verspätet ist, also auf zum Schalter. Wir sind nicht die Einzigen, die um ihren Anschlussflug bangen. Der Flightmanager beruhigt alle Passagiere: Umbuchungen wären nicht nötig, da in Frankfurt alle Flüge Verspätung hätten, auch unsere Anschlussflüge und wir sie deshalb problemlos erreichen würden. So richtig kann ich das nicht glauben, denn laut Lufthansa-App soll unser Anschlussflug pünktlich sein. Unsere Abflugszeit verschiebt sich währenddessen kontinuierlich weiter nach hinten.

Starten tun wir dann mit 1,5 Stunden Verspätung. 10 Minuten vor Ankunft bekommen wir dann eine Durchsage mit den neuen Gates für unsere Anschlussflüge. Da sich so viele Gates geändert haben, hoffen wir, dass unser Flieger nach Athen tatsächlich wartet. Wir landen um 12:50 Uhr, um 13:00 Uhr soll der nächste Flieger starten. Leider müssen wir auf unserer Außenposition noch etliche Minuten warten, bis endlich ein Bus bereitgestellt wird. Angekommen am Terminal starten wir zu einem Dauerlauf mit Gepäck zu unserem neuen Gate. Es ist 13:10 Uhr als wir ankommen. Der Flieger steht dort auch noch, aber wir dürfen nicht mehr einsteigen. Später sehen wir, dass uns Lufthansa um 13:04Uhr eine SMS geschickt hat, dass wir auf den nächsten Tag umgebucht sind. Wir sind stinksauer!!!

Verhandlungen am Schalter
Verhandlungen am Schalter

Als wir am Gate erzählen, dass man uns in Hannover nicht umbuchen wollte, weil wir ja unseren Anschlussflug in Frankfurt erreichen würden reagiert die Lufthansa-Mitarbeiterin mit völligem Unverständnis. Sie rät uns, das Terminal zu verlassen und am Nachbarterminal zum Servicecenter zu gehen. Das zumindest war heute die erste kompetente Auskunft., denn am Servicecenter steht eine Schlange von ungefähr 200m. Im Nachbarterminal kommen wir stattdessen innerhalb von wenigen Minuten an die Reihe.

Der Frankfurter Römer mit Commerzbank-Tower
Der Frankfurter Römer mit Commerzbank-Tower

Wir bekommen neue Standby-Boardingkarten, Hotel- und Essensgutscheine und auf Nachfrage auch Übernachtungspakete mit Zahnbürste und was man sonst noch so braucht. Kurz nach 15 Uhr haben wir dann ein Zimmer im Hotel. Wir laden unser Handgepäck ab und machen uns auf den Weg in die Stadt, um uns dort in der Schirn-Kunsthalle und auf dem Weihnachtsmarkt zu trösten.

Auf nach Athen

Unsere Sachen sind gepackt, für die Flüge das Check-In erledigt. Athen wartet auf uns.

Vor ziemlich genau 30 Jahren sind wir das erstemal zusammen nach Athen gereist. Eigentlich hatten wir die Idee diese Reise zu wiederholen und zu schauen, was sich geändert hat. Aber die erste Änerdung ist schon einmal, dass es uns nicht möglich war eine zusammenhängende Bahnverbindung über Zagreb, Belgrad, Skopje, Thessaloniki nach Athen zu organisieren.

Der Versuch alleine war schon abenteuerlich. Auf dem Balkan gehen viele Uhren immer noch nicht wieder normal.

Deshalb also diesmal das Flugzeug.

Letzter Tag auf El Hierro

Die Tage auf El Hierro sind tatsächlich fast um. Wir haben aber mittlerweile das Gefühl, schon eine ganze Menge von der Insel gesehen zu haben. Zum Abschluss statten wir der Genossenschaftskäserei in Isora einen Besuch ab. Der Käse ist sehr gut und lässt sich, da eingeschweißt, gut transportieren.

Interessante Opuntie auf dem Weg zur Quelle von Isora
Interessante Opuntie auf dem Weg zur Quelle von Isora

Bei Isora gibt es dann auch noch einmal Ausgucke über die Las Playas Bucht. Einer der Ausgucke ist eine der wenigen Quellen auf El Hierro. Hier müssen wir einen steilen Pfad den Berg hinab, dessen Lavasteine von vielen Menschen über Jahrhunderte blank getreten wurde.  In Isora genießen wir noch einmal ein Heißgetränk vor der örtlichen Bar, die für die männlichen Dorfbewohner zur Mittagszeit offensichtlich der Knoten- und Kontaktpunkt ist.

Das Wasser der Quelle wird in einer Zisterne gesammelt
Das Wasser der Quelle wird in einer Zisterne gesammelt

Nachdem wir den Käse ins Appartement gebracht haben, starten wir noch einmal eine kleinere Wanderung um unser Dorf El Pinar. Es ist wunderbar und am Wegesrand finden wir viel Anis. Danach beginnt für uns das Packen, da unsere Fähre morgen um 4:30 Uhr ablegt.

Inselbetrieb

Dies ist unser vorletzter Tag auf der Insel und wir sind immer noch nicht geschwommen, aber das Wetter sieht heute morgen auch nicht danach aus: Es stürmt, es ist bewölkt und kalt – ideales Museumswetter. Nur gibt es hier keine Museen, in denen man ganze Tage verbringen könnte, nur kleine Informationszentren oder Heimatmuseen, die man nach höchstens 30 Minuten komplett gesehen hat. Wenn es sich um neuere Einrichtungen handelt, gibt es die Informationen nicht nur auf Spanisch, sondern auch auf Deutsch und Englisch. Bei der ersten Einrichtung hat man uns einen Touristenpass verkauft für alle Museen auf der Insel. Ein Eintrag ist noch nicht abgestempelt: das ethnografische Museum in Valverde. Dort fahren wir heute hin. Es zeigt die Handwerkskünste auf der Insel: von der Schmiede bis zum Webstuhl. Die Esse ist erstaunlicherweise aus Holz gebaut. Das Holz wird mit Lavasteinen vor der glühenden Kohle geschützt. Ein scheinbar völlig überdimensionierter Blasebalg sorgt für die Luft. Den hätte ich gern mal ausprobiert.

Die Rohrleitung, die die beiden Wasserbecken verbindet
Die Rohrleitung, die die beiden Wasserbecken verbindet

Auf dem Weg zum Museum kommen wir an den 5 Windrädern vorbei, die hier seit 2014 stehen. Zusammen mit einem unteren und einem oberen Wasserbecken als Energiespeicher sollen sie die Energieversorgung der Insel sicherstellen. Bislang wurde hier Strom nahezu ausschließlich mit einem 11,36 MW Dieselkraftwerk erzeugt, welches mit Schweröl betrieben wird. Das Öl wurde per Schiff angeliefert. Das Kraftwerk liegt passenderweise direkt neben dem Hafen. In unseren Fahrten über die Insel haben wir bei entlegenen Orten aber auch bemerkt, dass sie über einen eigenen Generator verfügten und anscheinend nicht an das Netz angeschlossen sind. Heißwasser erzeugen viele mit Sonnenkollektoren, die es gleich fertig mit integriertem Speicher zu kaufen gibt. Geheizt wird mit Holz, mit Elektrogeräten oder mit Gas aus Flaschen, so wird auch unser Herd in der Küche betrieben.

Die Windräder stehen etliche hundert Meter über dem Meeresspiegel und bekommen so deutlich mehr Wind
Die Windräder stehen etliche hundert Meter über dem Meeresspiegel und bekommen so deutlich mehr Wind

El Hierro hat keine Verbindung des elektrischen Netzes nach außen zu anderen Inseln oder an das afrikanische Festland. Sie müssen also auch selbst für die Netzstablilität sorgen. Geht das nur mit Windkraft und einem Wasserkraftwerk? Den Anspruch erheben sie jedenfalls auf ihren Informationstafeln und Webseiten. Über den tatsächlichen Stand erfährt man vor Ort nichts und auch auf den Webseiten des Betreibers ist keine Information erhältlich, nur Fotos von freundlich lächelnden Besuchergruppen. Alles klingt sehr euphorisch. Man will mit gutem Beispiel für andere Inseln voran gehen. Gefühlt kommt mir die Anlage etwas klein vor. Die Nennleistung der 5 Windräder beträgt insgesamt 11,5 MW, also etwas mehr als das bisherige Dieselkraftwerk. Die Nennleistung liefern die Generatoren natürlich nur bei ausreichend Wind. Bislang haben wir viel Wind erlebt, aber ist das immer so? Und reicht die Kapazität der Wasserbecken für windarme Zeiten aus? Auf Wikipedia hatte ich gelesen, dass das Projekt kein Erfolg sei.

Kunstwerk an der Straße zum Flughafen
Kunstwerk von Ruben Armiche an der Straße zum Flughafen. Es wurde 2009 aus Anlass der Bajada  geschaffen (Die Marienfigur wird alle 4 Jahre einmal über die Insel getragen. Es werden Kostüme getragen und Zenhtausende reisen auf die Insel. Am 1.7.2017 ist es wieder soweit)

Im Internet werde ich schließlich fündig: Im ersten Betriebsjahr lag der Anteil erneuerbarer Energien nur bei 34,6% statt der versprochenen 100%. Ein schottischer Geologe betreibt eine Webseite über Energiethemen und hat dort den Beitrag eines deutschen Ingenieurs veröffentlicht, der anhand der öffentlich verfügbaren Daten des Netzbetreibers und eigener Berechnungen und Überlegungen zu dem Schluss kommt, dass die installierte Windleistung ausreichend ist, dass aber die Wasserbecken vollkommen unterdimensioniert sind.

Das Kunstwerk fällt nach 8 Jahren langsam auseinander und lässt erkennen, woraus es gebaut wurde: Metallschrott (Waschmaschinen, Autoteile etc) überzogen mit Maschendraht und Beton
Das Kunstwerk fällt nach 8 Jahren langsam auseinander und lässt erkennen, woraus es gebaut wurde: Metallschrott (Waschmaschinen, Autoteile etc) überzogen mit Maschendraht und Beton

Außerdem fehlt ein Ausgleich für kurzfristige Schwankungen im Netz. Auf anderen Inseln wird so etwas mit Akkus gepuffert. Auf El Hierro fehlt diese Komponente anscheinend. Deshalb müssen die Dieselgeneratoren nach wie vor mitlaufen. Da sie mit Schweröl betrieben werden, brauchen sie mindestens 50% Last.

Schwarzer Krebs auf schwarzem Grund an der Küste in La Caleta
Schwarzer Krebs auf schwarzem Grund an der Küste in La Caleta

Das können wir anhand der aktuellen Daten von heute selbst auch nachvollziehen. Das teuerste an der Anlage war das Wasserkraftwerk, welches aber kaum einen Beitrag liefert. Er schlägt vor, dieses abzuschalten. Eine traurige Entscheidung für eine Anlage, die mit EU-Mitteln gefördert wurde.

Diese Bademeisterin ist immer im Dienst
Diese Bademeisterin ist immer im Dienst
Die Schwimmbecken in La Caleta
Die Schwimmbecken in La Caleta

Wir fahren nun nach La Caleta. Hier waren wir noch nicht. Es hat ein sehr nettes Meerwasserschwimmbecken direkt am Wasser. Wir nutzen die Chance und gehen nun endlich schwimmen. Das Wasser ist recht kühl, aber die Sonne wärmt uns wieder auf.

Der Wanderweg in Tamaduste
Der Wanderweg in Tamaduste

Anschließend fahren wir nach Tamaduste weiter, wo wir uns schon vor Tagen den kleinen Wanderweg durch die schwarze Lava vorgenommen hatten. Es sieht aus, wie eine gewaltige Abraumhalde oder stellenweise auch wie ein frisch gepflügter schwarer Erde, nur das alles aus Stein ist.

"Määääh, kannst Du uns bitte melken!" Diese schwereutrigen Ziegen treffen wir auf unserem Heimweg neben der Käsefabrik in Isora
„Määääh, kannst Du uns bitte melken!“ Diese schwereutrigen Ziegen treffen wir auf unserem Heimweg neben der Käsefabrik in Isora

Los Carneros de Tigaday

Regenbogen über unserem Häuschen
Regenbogen über unserem Häuschen

Heute morgen regnet es tatsächlich auf unserer Terrasse. Einzelne Wolken schaffen den Weg zu uns und dann ist wieder strahlende Sonne. Wir verlegen das Frühstück lieber nach drinnen.

Noch ein Vulkankegel und dann kommt nur noch Wasser bis Amerika
Noch ein Vulkankegel und dann kommt nur noch Wasser bis Amerika

Auf dem Programm steht heute der traditionelle Karneval in Tigaday. Aber vorher wollen wir noch einige Bademöglichkeiten erkunden. Dazu machen wir uns noch einmal auf den Weg zum SW-Zipfel von El Hierro. Über Nacht hat es kräftig geweht und wir sind uns nicht sicher, ob nicht der Seegang an den verschiedenen Stellen zu hoch ist. Zunächst sind wir überrascht über den ’starken‘ Verkehr auf dieser sehr engen und teilweise nur einspurigen Strecke an der Bahia de los Reyes. Es ist eben Sonntagsausflug für viele und die Strecke hat wirklich etwas einmaliges.

Einer von etlichen Felsbögen an der Küste von El Hierro
Einer von etlichen Felsbögen an der Küste von El Hierro

Direkt am Meer gibt es mehrere Vulkankegel, die für das schwarze Lavafeld an der Küste verantwortlich sind. Auch hier fallt die Küste größtenteils steil ins Meer. Trotzdem finden wir am Ende einer Schotterstraße einen feinen Lavastrand. Da über uns Wolken immer wieder die Sonnen verschatten und das Wasser nicht gerade warm ist, belassen wir es bei einem Päuschen auf den warmen runden Steinen. Weiter an der steilen Küste treffen wir auf tiefe Einschnitte und Bögen, die das Wasser in den Basalt gespült hat.

Dann wird es Zeit sich in Richtung Tigaday zu begeben, da gegen 17:00 der Zug der Carneros beginnen soll. Zug ist das falsche Wort.

Eine wilde Horde Carneros, als Hammel, Hexen bzw. Hexer verkleidet, treibt in der Hauptstraße ihr Unwesen. Vor allem die Jungen und Mädchen werden gejagt , damit ihnen das Gesicht geschwärzt wird und zwar mit Schuhcreme. Am Ende bekommt jeder seine schwarze Farbe ins Gesicht, wir natürlich auch. Nur einige Jungs, offensichtlich Fußballer, haben es darauf angelegt, nicht von den Carneros eingefangen zu werden. Geschickt schlagen sie immer wieder schnelle Haken. Ansonsten kann man das ganze ein ziemlich derbes Vergnügen nennen, bei dem aber alle ihren Spaß haben.

Die Schuhcreme bekommt man übrigens gut wieder ab.