Archiv der Kategorie: Nordamerika

Kanada, USA, Mexiko

Wassersport

Auslegerkanus am Strand von Kihei

Heute morgen werden wir vom Wecker geweckt: Frühsport!

Ich hatte gelesen, dass Dienstags und Donnertags Gäste beim Kanuclub gegen einen kleinen Beitrag in die Clubkasse hawaiische Auslegerkanus mit paddeln dürfen. Auf den letzten Drücker stehen wir am Clubhaus.
Während die Clubmitglieder schon hawaiische Lieder zur Einstimmung singen, werden wir schnell noch registriert, bekommen ein Paddel in die Hand gedrückt und anschließend in die Kunst des Einsteigens und Paddelns eingewiesen. Nachdem wir einem Kanu zugeteilt sind, werden wir auf unsere speziellen Aufgaben vorbereitet.

Insgesamt sitzen 6 Leute im Kanu: vorne sitzt der Schlagmann (ein Klimaanlagenbauer aus Chicago, der noch nie Schlagmann war), dann ich (zusammen mit Platz 4 muss ich in den Pausen das Kanu stabilisieren, d.h. ich muss mich nach Backbord auf die Querstrebe zum Ausleger setzen), Platz 3 und 4 müssen besonders kräftig paddeln, Klaus auf Platz 5 und der Steuermann auf Platz 6. Alle Kommandos werden auf hawaiisch gegeben, also gibt es noch einen kurzen Sprachkurs. Die Kanus liegen am Strand und werden erst einmal zum Wasserrand getragen. Dann stellen wir uns alle auf die Backbordseite und fangen an zu schieben, sobald die Knöchel im Wasser sind muss jeder im vollen Lauf einsteigen. Da ich direkt vor der Querstrebe laufe, darf dabei nichts schief gehen! Vielleicht hätte ich doch das Protemonnaie im Auto lassen sollen, statt in der Hosentasche…

„Unser“ Kanu

Der Schwung reicht, um das Kanu ins Wasser hinaus zu tragen. Nun geht es erst einmal in flotter Fahrt vom Strand weg. Wir müssen versetzt paddeln, alle paar Schläge wechseln wir auf Kommando die Seite. Allzu anstrengend ist es nicht, das Wasser ist glatt, die Sonne hat noch nicht so viel Kraft und es macht enormen Spaß zu sehen, wie schnell das Kanu über das Wasser gleitet. Wir sehen ein paar Schildköten in einiger Entfernung, draußen lassen wir uns einfach treiben. Jemand auf einem anderen Kanu hat Geburstag und eine Dose Donuts wandert von Kanu zu Kanu. Dann fahren wir weiter und treffen eine Gruppe großer Meeresschildkröten, die sich von uns kaum beeindrucken lassen, so dass wir ganz nah herankommen. Auf der Rückfahrt zeigt man uns noch eine alte hawaiische Fischfarm. Damals haben die Polynesier Bereiche vom Strand mit Mauern eingefasst, durch deren Lücken kleine Fische hineinschwimmen konnten. In den Bassins wurden sie gefüttert. Sobald die Fische entsprechend gewachsen waren, konnten sie durch die schmalen Lücken nicht mehr hinaus.

Abschiedszerenomie beim Kanuclub

Das Anlanden am Strand erfolgt rückwärts, unser Schlagmann vor mir springt bereits sehr früh ins Wasser  und versinkt fast bis zur Nasenspitze. Das will ich nicht, schließlich soll doch mein Portemonnaie trocken bleiben! Ich drehe mich um, um zu schauen was die anderen machen und stelle fest, dass ich die Letzte im Kanu bin, also nichts wie raus. Mitlerweile haben schon andere mit zugefasst und das Kanu fährt in solcher Geschwindigkeit den Strand hinauf, dass ich beim Herausspringen das Gleichgewicht verliere und bis zum Bauch im Wasser lande. Das arme Portemonnaie!

Nach dem Paddeln sollen wir noch dableiben. Es gibt eine Abschiedszeremonie und anschließend Geburtstagstorte. Wir beiben eine Weile und erfahren, dass derzeit ein Kanu und eine Crew vorbereitet werden auf eine Weltumpaddelung. Auf der Webseite hatten wir gelesen, dass regelmäßig Rennen zwischen den Inseln stattfinden. Wir sind jedenfalls fest entschlossen, die Sache mit dem Frühsport zu wiederholen und Donnerstag wieder zu kommen.

Schaufensterpuppe vor einem Laden in Paia

Der Wetterbericht hatte für heute gute Wellen an der Nordküste vorhergesagt, also ideales Wetter für Surfer. Wir machen uns auf nach Paia, um am berühmten Surfspot von Ho’okipa den Wellenkünstlern zuzuschauen. Vorher schlendern wir jedoch noch durch Paia, eine ehemalige Stadt der Farmarbeiter auf den Zuckerrohrfeldern, die lange ausgestorben war und nun durch die Surfer belebt wird. Es gibt zahlreiche Restaurants, Modeläden und was der Surfer sonst noch zum Leben braucht.

In Ho’okipa ist viel los. Ich schraube das Tele auf die Kamera und die Ergebnisse seht Ihr hier (bitte die Bilder einzeln anklicken):

Zum Sonnenuntergang begeben wir uns an unseren Hausstrand und können dort noch weitere Formen von Wassersport bewundern:

Paddler vor Keawakapu
Kopfstand am Keawakapu-Strand

Tauchen im Coral Garden

Heute habe ich mir einen Wunsch erfüllt: Einige Tauchgänge auf Maui! Petra fährt mit und geht mit einer anderen Begleiterin Schnorcheln.

Aber nun der Reihe nach. Die Tauchgänge beginnen erst nachmittags, da der ‚Coral Garden‘ in Lee von Maui liegt und die Tauchbasen vormittags Molokini anfahren, da nachmittags der Wind dort die See zu stark aufbaut.

The Sugar Museeum

Den Vormittag vebringen wir mit einem gemütlichen Frühstück und gehen dann in das süßeste Museum der Insel – The Sugar Museeum.

In einem alten Verwalterhaus ist eine Sammlung untergebracht, die die Historie und die Zucker- Herstellung dokumentiert. Nebenan läuft noch die alte Fabrik, die erheblich die Luft verschmutzt. In der Ausstellung klärt sich auch, warum vor einigen Tagen eine dicke Rauchwolke von Maui Richtung SW trieb. Das Zuckerrohr wird nach 2 Jahren Reife vor der Ernte angesteckt um das lose Blattwerk zu verbrennen. Das Rohr selbst nimmt dadurch keinen Schaden und wird danach eingefahren und verarbeitet. Die holzigen Rückstände werden gleich zum Befeuern der Kessel benutzt. Umweltfreundlich ist diesesVerfahren nicht gerade.

Freckled Hawkfish

Nach dem Mittag schiffen wir uns auf dem Boot des Maui Dive Shop ein. Wir sind nur vier zahlende Gäste an Bord und werden vom Skipper und zwei Dive-Guides betreut, da der andere Taucher noch in der Ausbildung ist. So habe ich eine exklusive Betreuung. Leider passt mein Regleradapter nicht auf die erste Flasche und ich entscheide mich den Regler des Dive Shops zu nutzen.

Yellow Tang und Ornate Butterfly

Während des Tauchganges bereue ich es, da er sehr großen Atemwiderstand hat und ich mich erst einmal daran gewöhnen muß. Nach einer Weile geht es dann.

Spotted Pufferfish

Den zweiten Tauchgang habe ich dann doch mit meinem Regler gemacht, der dann auf eine andere Flasche passte. Dieser Tauchgang lief dann wesentlich entspannter.

Der Coral Garden verdient seinen Namen, auch wenn er mit den Korallengärten im Roten Meer nicht mithalten kann. Die Anzahl kleiner Fische ist enorm.

White-Spotted Damsel

Größere Fische habe wir allerdings nicht gesichtet. Dafür aber Moränen und Octupus, die sich in Höhlen verkrochen hatten. Interessant waren auch einige Nacktschnecken.

Highlight war auch ein Scorpionfish, der an einem Lavabrocken auf seine Tarnung vertraute.

Arc-Eye Hawkfish

Den größten Fisch, den wir aufstöberten war ein Squirrelfisch von etwa 30cm Länge.

Clearfin Lizardfish
Blackside Hawkfish
Dragonfish
The 'scrambled egg slug' - Varicose Phyllidia
Feather worms in corals
Squirrelfish

Nachdem wir wieder im Hafen angekommen sind fahren wir zum Strand and der N. Kihei Rd. und genießen den Sonnenuntergang. Als wir ganz ruhig sitzen, kommen in der Dämmerung viele kleine Krebse aus dem Sand.

Sandkrebs

Schnorcheln vor Wailea Beach

Nach all der Fahrerei lassen wir den heutigen Tag ruhig angehen. Der Wind ist bis in den frühen Nachmittag niedrig, so dass sich der Tag hervorragend zum Schnorcheln eignet. Diesmal nehme ich wieder die Kamera mit und werde mit einer Begegnung mit einer Meeresschildkröte belohnt. Ansonsten hier wieder eine Bildergeschichte…

Fourspot Butterfly
Green Turtle beim Auftauchen

Petra hatte eine grüne Meeresschildkröte an ihrem Ruheplatz entdeckt. Da sie aber Luft braucht, muss sie von Zeit zu Zeit auftauchen.

Hallo wer ist denn da?
Alles ist gut, ich gehe wieder schlafen.
etwa 40cm große Wrassenart
Picasso Triggerfish
Moorish Idol
Blue Fin Trevally
Goldring Surgeonfish in den Korallen
Scorpionfish in eine Koralle eingeduckt
Christmas Wrasse

Der Wind frischte auf,  so dass ein wenig Brandung entstand und ein Fotografieren nicht mehr möglich war und der Abstand zum Riff größer gewählt werden mußte. Aber zweimal 45 Minuten reichen dann auch.

Pilani Highway und das Nachtleben von Kihei

Um von Hana aus zurück nach Kihei zu kommen, gibt es zwei Möglichkeiten: einfach den gleichen Weg zurück fahren oder weiter um den Haleakala auf dem Pilani Highway. Über diese Straße kursieren die wildesten Gerüchte: angeblich ist die Benutzung für Mietwagen untersagt, nach kräftigen Regenfällen soll sie oft weggeschwemmt werden und außerdem soll sie einfach furchtbar holprig sein. Wir haben unser Spielmobil, geregnet hat es nicht viel, also was soll uns hindern, dort liegen zu bleiben, wo auch die Abschleppwagen nicht mehr hinkommen?

Die Straße verläuft weiter kurvig und eigentlich noch spektakulärer als zuvor. Ich hatte vorher in den Fahrzeugpapieren das Gewicht unseres Jeeps erkundet: etwas über 4 Tonnen. Die Brücken sind oft winzig, einmal können wir das Baujahr erkennen: 1916. Vor einer Brücke, die ein Höchtgewicht von 4 Tonnen erlaubt, halten wir an. Nicht weil wir uns nicht trauen, sondern weil wir den hinter uns fahrenden Autokorso vorbei lassen wollen. Wir möchten auch mal spontan anhalten können, um uns etwas näher anzuschauen, ohne gleich einen Auffahrunfall zu riskieren. Da wir nun schon stehen, schauen wir uns das kleine Flüßchen unter der Brücke an. Ein uralter Pickup hält neben uns und  ein fast zahnloses altes, sehr hawaiianisch aussehendes, Paar begrüßt uns begeistert. Sie wollen wissen, wo wir herkommen. Sie sind vollends begeistert, als sie hören, dass wir aus Deutschland kommen – so weit weg! Sie raten uns, zu den Seven Pools zu fahren, die seien viel schöner als ihr kleiner Fluss. Aber wir sollen dort unsere Wertsachen alle mitnehmen! Dort wollen wir sowieso hin, beruhigen wir die beiden. Zum Abschied winken sie euphorisch.

Banyanbaum am Pipiwai Trail

Die Seven Pools gehören wieder zum Haleakala Nationalpark. Unser Ticket ist abgelaufen, aber heute am Samstag ist der Eintritt frei. Der große Parkplatz ist bereits gut gefüllt. In der Rangerstation lernen wir noch etwas über die Lebensbedingungen und das Kapu-System der alten Hawaiianer. Das Land war strikt aufgeteilt auf die einzelnen Großfamilien (Ohana). Jede Ohana musste sich selbst versorgen und durfte mit den anderen Ohanas Handel treiben. In sehr fruchtbaren Gebieten waren die Parzellen klein. In den kargeren Gebieten auf der Westhälfte der Insel waren die Parzellen entsprechend größer. Wertvolle Ressourcen der Insel waren mit einem Tabu belegt (Kapu). Sie durften nur von den Priestern betreten werden. So viel anders ist das System unserer Naturschutzgebiete eigentlich auch nicht, nur dass es heute nur Biologen sind, die die entsprechenden Gebiete betreten dürfen…

Wanderweg durch den Bambuswald

Der Wanderweg führt über 2 Meilen entlang der Schlucht kontinuierlich bergauf. Unter uns geht es zu Beginn steil bergab. Gelegentlich gibt es einen Aussichtspunkt mit Blick auf die tief unter uns liegenden Pools, die sich in der Lava gebildet haben. Der Weg führt durch Regenwald mit vielen Farnen, aber auch vielen Obstbäumen. Die herabgefallenen Guaven erzeugen einen intensiven Geruch, mal fruchtig, mal vergoren. Wir finden Mangobäume, aber ohne Mangos, außerdem ein paar sehr schöne Banyanbäume und Kaffeesträucher mit Früchten. Eine Frucht pflücken wir ab und untersuchen sie genauer: die beiden Kaffeebohnen sind als weißliche Kerne deutlich zu erkennen, riechen aber nach nichts. Der Weg führt auch durch einen ausgedehnten Bambuswald, der teilweise so dicht ist, dass er kaum Tageslicht hindurchlässt. Die einzelnen Stämme sind ca. 10 m hoch. Wenn der Wind hindurchgeht, rauschen oben die Blätter und unten klappern die Stämme aneinander.

Waimoku Wasserfall

Der Weg endet am 130 m hohen Waimoku Wasserfall. Viele nutzen die Gelegenheit zum Baden und duschen im Wasserfall. Schilder warnen vor Steinschlag und Leptospirose. Wir sparen uns das erfrischende Bad für später auf, auch wenn der Wasserfall sehr verlockend ist, aber die 130m senkrechte Wand und die vielen darunter liegenden Felsbrocken sind uns doch nicht recht geheuer und ein Fall für das Robert-Koch-Institut wollen wir auch nicht werden…

Zurück am Parkplatz erkundigen wir uns nach dem Zustand des Pilani Highway und bekommen die erwartete Entwarnung die Straße ist passierbar aber etwas holprig. Wir fahren also weiter. Unser größtes Problem ist ein sehr langsamer Bus von Polynesian Adventure Tours, der sehr viel Staub aufwirbelt und den wir bei dieser Straße auch nicht überholen können. Stehenbleiben geht mangels Haltemöglichkeit auch nicht. Glücklicherweise hält irgendwann der Bus und lässt uns vorbei. Nun können wir endlich wieder die Fenster herunter kurbeln.

Regenbogen am Pilani Highway

Die Landschaft wird sehr schnell sehr viel trockener. Es eröffnen sich grandiose Blicke auf den Haleakala und auf die raue Küste. Hinter uns zieht eine Regenwolke her, so dass wir hinter uns ständig einen Regenbogen haben. Wann die Straße nun so schlecht wird, dass sie von normalen Fahrzeugen nicht mehr befahren werden kann, fragen wir usn allerdings bis heute. Die westliche Hälfte der Straße war frisch geteert. Die östliche Hälfte war teilweise geteert, aber ohne tiefe Schlaglöcher. Da war der Weg hinauf in den Nebelwald, den wir vor ein paar Tagen gefahren sind, viel schlimmer. Wir finden, dass sich der Weg auf jeden Fall lohnt.

Die Küste am Pilani Highway

Auf dem Hinweg meinte unser Navi, dass wir nach Hana rechtsherum um den Vulkan fahren sollten, statt wie vorgesehen links herum. Deshalb schalten wir es nun ein, um herauszufinden, wo denn nun der angebliche Weg nach Kihei sein soll, der auf keiner Karte eingezeichnet ist. An einem Bauernhof will uns das Navi zum Abbiegen nötigen, obwohl ein deutlich sichtbares Schild darauf hinweist, dass dies keine Durchgangsstraße ist. Wieviele Leute werden hier wohl täglich versuchen, die ca. 20 Meilen Umweg über Kahului zu sparen?

Nachdem wir uns ‚zu Hause‘ mit einem großen Salat gestärkt haben und Staub udn Schweiß abgespühlt haben, machen wir uns noch einmal auf den Weg. Es ist Samstag abend und der Reiseführer meint, Kihei habe durchaus ein Nachtleben, also wollen wir mal schauen. Zentral auf einer Art Parkplatz stehen ein gutes Dutzend niedrige Bauten beieinander, die wohl das hiesige Nachtleben darstellen sollen. Aus einem Schuppen dringt lautstarke Live-Musik. Wir beschließen uns im gegenüberliegenden Irish-Pub ein Gestränk zu besorgen und nach draußen zu setzen, wo die Lautstärke ganz annehmbar ist. An den Außenplätzen riecht es jedoch ganz abscheulich, so dass wir wieder reingehen. Die Stimmung ist gut, eine Band baut gerade auf. Jemand hat Geburtstag und wir bekommen an unserem Platz schnell Gesellschaft. Es ist jedoch bei der Lautstärke nur schwer möglich sich zu unterhalten. Es sind mal wieder alle begeistert, dass wir aus Deuschland kommen. Die zwei Freundinnen neben uns sind zur Hochzeit des Bruders der einen aus Santa Cruz in Kalifornien angereist. Überhaupt kommen hier viele zum Heiraten oder zur Hochzeitsreise her. Heute morgen am Wasserfall sprachen wir mit einem jungen Mann, der mit seiner Frau auf Hochzeitsreise war. Sie kamen aus New Ulm in Minnesota. Die Band spielt schließlich das, was fast alle Radiosender hier auch spielen: Reggae. Er verkörpert auch für uns das Lebensgefühl dieser Insel. Viele fangen an zu tanzen.