Archiv der Kategorie: Athen 2017

Endlich da! – oder Fliegen ist auch nur unwesentlich schneller als Bahnfahren

So nun sitzen wir endlich im Hotelzimmer in Athen statt in Frankfurt und haben auch unser erstes Gläschen Wein in einer Kellertaverne in der Plaka, der Athener Altstadt genossen. Gestern abend hatten wir noch versucht, per Telefon Sitzplätze zu bekommen, da wir die Aussicht auf Standby zu sein und immer noch nicht zu wissen, ob uns der Flieger heute wirklich mitnimmt, unerträglich fanden. Das nützte aber gar nichts. Auch frühes Aufstehen heute morgen nützte nichts. Am Ende gab es die Sitzplätze erst eine halbe Stunde vor Abflug. Als wir auf unseren Plätzen saßen, konnten wir sehen, wie auch unser Gepäck noch schnell mit eingeladen wurde. So war uns auch die letzte Sorge genommen und das Gepäck flog mit uns zusammen nach Athen.

FRA im Dezember
FRA im Dezember

Wir hätten heute morgen besser ausgeschlafen, denn nachts um 1 Uhr ging in unserem Zimmer plötzlich ein Alarm an und holte uns aus dem Tiefschlaf. Beim Blick aus der Zimmertür und aus dem Fenster war es ansonsten ruhig im Hotel. Ein allgemeiner Feueralarm konnte es also nicht sein. Ich habe mir zusätzlich zu dem Lufthansa T-Shirt aus dem Übernachtungspaket eine Hose angezogen und habe barfuß den langen Weg zur Rezeption angetreten. Dort wussten sie sofort was los war. Der Raum neben uns ist ein Zimmer für Behinderte und unser Raum das Betreuungszimmer. Unser Nachbar hat also den Alarmknopf gedrückt. Ausschalten ließ sich dann der Alarm auch nur im Nachbarzimmer. Wir waren danach gründlich wach und hatten Schwierigkeiten wieder einzuschlafen.

Vom Athener Flughafen aus nehmen wir den Flughafenbus zum Syntagma-Platz. Der Bus fährt ungefähr eine Stunde vorbei an Ikea, einem Stützpunkt der Armee, Autohäusern, Möbelläden, Teppichhändlern, Supermärkten und all den anderen typischen Dekorationen von großstädtischen Ausfallstraßen. Dann sieht es endlich nach Innenstadt aus und der Syntagma-Platz mit großem Weihnachtsbaum ist nicht zu übersehen. Hier endet die Buslinie. Wir haben dasselbe Hotel gebucht, wie vor 30 Jahren, aber den Weg bekommen wir auswendig nicht mehr hin. Wir müssen uns also orientieren und auf den Stadtplan schauen. Wir stellen die Taschen ab und Klaus nimmt auch seinen Rucksack ab und stellt ihn daneben. Ein junger Mann mit Handy am Ohr kommt auf uns zu und will irgendetwas von uns. Wir verstehen ihn nicht. Irgendetwas irritiert mich und ich drehe mich um und sehe, wie sich ein anderer junger Mann mit Handy am Ohr nach Klaus Rucksack bücken will und nun schnell davon ablässt. Die beiden machen sich aus dem Staub. Das wäre es ja noch gewesen: zur Begrüßung gleich auch noch der Rucksack weg!

Unser Hotel finden wir schnell wieder. Es ist immer noch ein kleines familiengeführtes Hotel in einer ruhigen Straße. Der Mann an der Rezeption ist tief beeindruckt als wir ihm erzählen, dass wir vor 30 Jahren schon einmal hier waren. Er berichtet uns, dass das Hotel mittlerweile von der nächsten Generation übernommen worden ist. Wir haben ein schöneres Zimmer gebucht als vor 30 Jahren: mit Balkon und direktem Blick auf die Akropolis. Es ist im Moment jedoch viel zu kalt, um draußen zu sitzen.

Weihnachtsrummel in der Plaka
Weihnachtsrummel in der Plaka

Nach dem Vorfall am Syntagma-Platz verschärfen wir die Sicherheitsmaßnahmen für unseren nächsten Ausflug nun drastisch und machen uns dann auf den Weg. Es hat sich viel verändert in der Plaka. Von den kleinen Kafeneions, in denen die Männer saßen, ist nichts mehr zu sehen, statt dessen ein Lokal am anderen mit Plastikplanen und Heizpilzen. Wir lassen uns treiben, probieren an einem Stand Kolouri mit Cranberry (damals gab es die nur ohne weitere Zutaten) und an einem anderen Stand Saleb mit Zimt.

Auf dem Syntagma-Platz gehen wir noch einmal an der Bushaltestelle vorbei. Wollen doch mal sehen ob sich die beiden da noch rumtreiben, aber die haben wohl Schichtwechsel und sind verschwunden.

Frankfurt statt Athen

Eigentlich waren unsere Vorstellungen von unserem heutigen Abend ganz andere: Nach dem Einchecken im Hotel hätten wir gern einen Bummel durch die Plaka unternommen, um dann in einer der Tavernen dort ein Abendessen zu uns zu nehmen und dazu ein Gläschen Retsina zu trinken.

Stattdessen sitzen wir im Intercity Hotel am Frankfurter Flughafen. Neben sich hat jeder ein Glas Radeberger Pilsener und von draußen ist gelegentliches Brummen von Triebwerken zu hören. Unsere Füße sind rundgelaufen, im Magen das Abendessen aus dem Hotelrestaurant mit dem Charme einer Kantine. An der Wand des Zimmers hängt eine Luftaufnahme der Startbahn – wie romantisch! Draußen sind 8°C und Nebel. Das ist das Einzige was laut der Wetter-App in Athen gerade so ähnlich ist.

Was ist passiert? Wir waren heute morgen pünktlich in Hannover am Flughafen. Dort wurden wir schon komisch begrüßt am Schalter. Am Frankfurter Flughafen war der Zentralrechner ausgefallen. Dadurch stand dort unser Flieger noch rum und konnte nicht starten, um nach Hannover zu fliegen. Mit der voraussichtlichen Verspätung von 30 Minuten würden wir unseren Anschlussflug nach Athen noch gerade bekommen, meinte die Dame am Schalter.

Wir hoffen das Beste, gehen noch ein wenig im Flughafen spazieren, anschließend durch die Sicherheitskontrolle und gönnen uns noch eine Tasse Tee. Plötzlich brummt mein Handy, eine SMS von Lufthansa informiert uns, dass der Flug nun um 40 Minuten verspätet ist, also auf zum Schalter. Wir sind nicht die Einzigen, die um ihren Anschlussflug bangen. Der Flightmanager beruhigt alle Passagiere: Umbuchungen wären nicht nötig, da in Frankfurt alle Flüge Verspätung hätten, auch unsere Anschlussflüge und wir sie deshalb problemlos erreichen würden. So richtig kann ich das nicht glauben, denn laut Lufthansa-App soll unser Anschlussflug pünktlich sein. Unsere Abflugszeit verschiebt sich währenddessen kontinuierlich weiter nach hinten.

Starten tun wir dann mit 1,5 Stunden Verspätung. 10 Minuten vor Ankunft bekommen wir dann eine Durchsage mit den neuen Gates für unsere Anschlussflüge. Da sich so viele Gates geändert haben, hoffen wir, dass unser Flieger nach Athen tatsächlich wartet. Wir landen um 12:50 Uhr, um 13:00 Uhr soll der nächste Flieger starten. Leider müssen wir auf unserer Außenposition noch etliche Minuten warten, bis endlich ein Bus bereitgestellt wird. Angekommen am Terminal starten wir zu einem Dauerlauf mit Gepäck zu unserem neuen Gate. Es ist 13:10 Uhr als wir ankommen. Der Flieger steht dort auch noch, aber wir dürfen nicht mehr einsteigen. Später sehen wir, dass uns Lufthansa um 13:04Uhr eine SMS geschickt hat, dass wir auf den nächsten Tag umgebucht sind. Wir sind stinksauer!!!

Verhandlungen am Schalter
Verhandlungen am Schalter

Als wir am Gate erzählen, dass man uns in Hannover nicht umbuchen wollte, weil wir ja unseren Anschlussflug in Frankfurt erreichen würden reagiert die Lufthansa-Mitarbeiterin mit völligem Unverständnis. Sie rät uns, das Terminal zu verlassen und am Nachbarterminal zum Servicecenter zu gehen. Das zumindest war heute die erste kompetente Auskunft., denn am Servicecenter steht eine Schlange von ungefähr 200m. Im Nachbarterminal kommen wir stattdessen innerhalb von wenigen Minuten an die Reihe.

Der Frankfurter Römer mit Commerzbank-Tower
Der Frankfurter Römer mit Commerzbank-Tower

Wir bekommen neue Standby-Boardingkarten, Hotel- und Essensgutscheine und auf Nachfrage auch Übernachtungspakete mit Zahnbürste und was man sonst noch so braucht. Kurz nach 15 Uhr haben wir dann ein Zimmer im Hotel. Wir laden unser Handgepäck ab und machen uns auf den Weg in die Stadt, um uns dort in der Schirn-Kunsthalle und auf dem Weihnachtsmarkt zu trösten.

Auf nach Athen

Unsere Sachen sind gepackt, für die Flüge das Check-In erledigt. Athen wartet auf uns.

Vor ziemlich genau 30 Jahren sind wir das erstemal zusammen nach Athen gereist. Eigentlich hatten wir die Idee diese Reise zu wiederholen und zu schauen, was sich geändert hat. Aber die erste Änerdung ist schon einmal, dass es uns nicht möglich war eine zusammenhängende Bahnverbindung über Zagreb, Belgrad, Skopje, Thessaloniki nach Athen zu organisieren.

Der Versuch alleine war schon abenteuerlich. Auf dem Balkan gehen viele Uhren immer noch nicht wieder normal.

Deshalb also diesmal das Flugzeug.