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Was Hawai’i mit belegten Broten zu tun hat…

Es war einmal an der Ostküste der Grafschaft Kent in England eine nette Sandbank am Ufer des Flusses Stour. Dieser freundliche Platz bot allen Seglern, die zwischen London und dem europäischen Festland unterwegs waren, einen sicheren Hafen. So entstand hier ein Sädtchen mit dem treffenden Namen Sandwich.  Es gedieh ganz vorzüglich und war vor etwas 1000 Jahren zu einer bedeutenden Hafenstadt herangewachsen.

1625 erblickte Edward Montagu das Licht der Welt. Er machte sich beim Militär verdient. 1642 kam es in England zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Charles I und dem Parlament. Dies war der Beginn des englischen Bürgerkriegs. Edward war immer auf der Seite der Sieger und machte so prima Karriere, erst im Militär, dann in der Politik und zwischendurch noch in der Seefahrt. Charles I hat bei den Auseinandersetzungen leider seinen Kopf verloren, was bekanntlich das Leben deutlich verkürzt und so ging es dem Königshaus einige Jahre eher schlecht. Vorsichtshalber hatte man sich auf das europäische Festland in Sicherheit gebracht. 1660 wendete sich jedoch das Blatt und Edward hatte mal wieder den richtigen Riecher und holte Charles II heim ins Reich. Zum Dank ernannte ihn der neue König zum ersten „Earl of Sandwich“.  Zwischendurch hatte Edward zusammen mit seiner Frau bereits für reichlich Nachwuchs gesorgt: sechs Söhne und drei Töchter boten ausreichend Sicherheit, dass es auch in Zukunft Menschen mit diesem Adelstitel geben würde.

Einer dieser Nachkommer war sein Urenkel John Montagu, der vierte „Earl of Sandwich“. Er studierte in Eton und Cambridge und hatte diverse politische Ämter, aber wurde auch mehrmals entlassen.  Er galt als inkompetent und korrupt. Zu jener Zeit schrieb John Gay die „Bettleroper“ und es heißt, dass die Figur des „Jemmy Twitcher“ eigentlich John Montagu sei. Der vierte „Earl of Sandwich“ bestellte gern Fleisch zwischen zwei Scheiben Brot. Andere machten es ihm nach und bestellten „das gleiche wie Sandwich“. Ob dies nun am Spieltisch war oder eher am Schreibtisch ist unklar. Vermutlich hat er das belegte Brot auch nicht erfunden, aber es wurde nun nach ihm benannt und das Sandwich war geboren.

Zu der Zeit als John Montagu „First Lord of the Admirality“ war, trat James Cook seine Entdeckungsreisen an. John Montagu unterstützte diese Reisen und sorgte dafür, dass die Admiralität finanzielle Mittel zur Verfügung stellte. Zum Dank benannte James Cook mehrere Inseln nach ihm:  die South Sandwich Islands im südlichen Pazifik, die Montagu Islands in Alaska und 1778 die Sandwich Islands im nördlichen Pazifik (heute Hawai’i).

So kam es, dass sowohl Hawai’i als auch die berühmten belegten Brote einst beide den Namen eines britischen Adligen trugen, der dank seines Urgroßvaters den Adelstitel „Earl of Sandwich“ trug. Die Sandwich Islands heißen mittlerweile nach ihrer größten Insel Hawai’i. Die belegten Brote heißen immer noch Sandwich, wie die englische Hafenstadt in der Grafschaft Kent.