Schlagwort-Archive: Fliegen

Endlich da! – oder Fliegen ist auch nur unwesentlich schneller als Bahnfahren

So nun sitzen wir endlich im Hotelzimmer in Athen statt in Frankfurt und haben auch unser erstes Gläschen Wein in einer Kellertaverne in der Plaka, der Athener Altstadt genossen. Gestern abend hatten wir noch versucht, per Telefon Sitzplätze zu bekommen, da wir die Aussicht auf Standby zu sein und immer noch nicht zu wissen, ob uns der Flieger heute wirklich mitnimmt, unerträglich fanden. Das nützte aber gar nichts. Auch frühes Aufstehen heute morgen nützte nichts. Am Ende gab es die Sitzplätze erst eine halbe Stunde vor Abflug. Als wir auf unseren Plätzen saßen, konnten wir sehen, wie auch unser Gepäck noch schnell mit eingeladen wurde. So war uns auch die letzte Sorge genommen und das Gepäck flog mit uns zusammen nach Athen.

FRA im Dezember
FRA im Dezember

Wir hätten heute morgen besser ausgeschlafen, denn nachts um 1 Uhr ging in unserem Zimmer plötzlich ein Alarm an und holte uns aus dem Tiefschlaf. Beim Blick aus der Zimmertür und aus dem Fenster war es ansonsten ruhig im Hotel. Ein allgemeiner Feueralarm konnte es also nicht sein. Ich habe mir zusätzlich zu dem Lufthansa T-Shirt aus dem Übernachtungspaket eine Hose angezogen und habe barfuß den langen Weg zur Rezeption angetreten. Dort wussten sie sofort was los war. Der Raum neben uns ist ein Zimmer für Behinderte und unser Raum das Betreuungszimmer. Unser Nachbar hat also den Alarmknopf gedrückt. Ausschalten ließ sich dann der Alarm auch nur im Nachbarzimmer. Wir waren danach gründlich wach und hatten Schwierigkeiten wieder einzuschlafen.

Vom Athener Flughafen aus nehmen wir den Flughafenbus zum Syntagma-Platz. Der Bus fährt ungefähr eine Stunde vorbei an Ikea, einem Stützpunkt der Armee, Autohäusern, Möbelläden, Teppichhändlern, Supermärkten und all den anderen typischen Dekorationen von großstädtischen Ausfallstraßen. Dann sieht es endlich nach Innenstadt aus und der Syntagma-Platz mit großem Weihnachtsbaum ist nicht zu übersehen. Hier endet die Buslinie. Wir haben dasselbe Hotel gebucht, wie vor 30 Jahren, aber den Weg bekommen wir auswendig nicht mehr hin. Wir müssen uns also orientieren und auf den Stadtplan schauen. Wir stellen die Taschen ab und Klaus nimmt auch seinen Rucksack ab und stellt ihn daneben. Ein junger Mann mit Handy am Ohr kommt auf uns zu und will irgendetwas von uns. Wir verstehen ihn nicht. Irgendetwas irritiert mich und ich drehe mich um und sehe, wie sich ein anderer junger Mann mit Handy am Ohr nach Klaus Rucksack bücken will und nun schnell davon ablässt. Die beiden machen sich aus dem Staub. Das wäre es ja noch gewesen: zur Begrüßung gleich auch noch der Rucksack weg!

Unser Hotel finden wir schnell wieder. Es ist immer noch ein kleines familiengeführtes Hotel in einer ruhigen Straße. Der Mann an der Rezeption ist tief beeindruckt als wir ihm erzählen, dass wir vor 30 Jahren schon einmal hier waren. Er berichtet uns, dass das Hotel mittlerweile von der nächsten Generation übernommen worden ist. Wir haben ein schöneres Zimmer gebucht als vor 30 Jahren: mit Balkon und direktem Blick auf die Akropolis. Es ist im Moment jedoch viel zu kalt, um draußen zu sitzen.

Weihnachtsrummel in der Plaka
Weihnachtsrummel in der Plaka

Nach dem Vorfall am Syntagma-Platz verschärfen wir die Sicherheitsmaßnahmen für unseren nächsten Ausflug nun drastisch und machen uns dann auf den Weg. Es hat sich viel verändert in der Plaka. Von den kleinen Kafeneions, in denen die Männer saßen, ist nichts mehr zu sehen, statt dessen ein Lokal am anderen mit Plastikplanen und Heizpilzen. Wir lassen uns treiben, probieren an einem Stand Kolouri mit Cranberry (damals gab es die nur ohne weitere Zutaten) und an einem anderen Stand Saleb mit Zimt.

Auf dem Syntagma-Platz gehen wir noch einmal an der Bushaltestelle vorbei. Wollen doch mal sehen ob sich die beiden da noch rumtreiben, aber die haben wohl Schichtwechsel und sind verschwunden.

Frankfurt statt Athen

Eigentlich waren unsere Vorstellungen von unserem heutigen Abend ganz andere: Nach dem Einchecken im Hotel hätten wir gern einen Bummel durch die Plaka unternommen, um dann in einer der Tavernen dort ein Abendessen zu uns zu nehmen und dazu ein Gläschen Retsina zu trinken.

Stattdessen sitzen wir im Intercity Hotel am Frankfurter Flughafen. Neben sich hat jeder ein Glas Radeberger Pilsener und von draußen ist gelegentliches Brummen von Triebwerken zu hören. Unsere Füße sind rundgelaufen, im Magen das Abendessen aus dem Hotelrestaurant mit dem Charme einer Kantine. An der Wand des Zimmers hängt eine Luftaufnahme der Startbahn – wie romantisch! Draußen sind 8°C und Nebel. Das ist das Einzige was laut der Wetter-App in Athen gerade so ähnlich ist.

Was ist passiert? Wir waren heute morgen pünktlich in Hannover am Flughafen. Dort wurden wir schon komisch begrüßt am Schalter. Am Frankfurter Flughafen war der Zentralrechner ausgefallen. Dadurch stand dort unser Flieger noch rum und konnte nicht starten, um nach Hannover zu fliegen. Mit der voraussichtlichen Verspätung von 30 Minuten würden wir unseren Anschlussflug nach Athen noch gerade bekommen, meinte die Dame am Schalter.

Wir hoffen das Beste, gehen noch ein wenig im Flughafen spazieren, anschließend durch die Sicherheitskontrolle und gönnen uns noch eine Tasse Tee. Plötzlich brummt mein Handy, eine SMS von Lufthansa informiert uns, dass der Flug nun um 40 Minuten verspätet ist, also auf zum Schalter. Wir sind nicht die Einzigen, die um ihren Anschlussflug bangen. Der Flightmanager beruhigt alle Passagiere: Umbuchungen wären nicht nötig, da in Frankfurt alle Flüge Verspätung hätten, auch unsere Anschlussflüge und wir sie deshalb problemlos erreichen würden. So richtig kann ich das nicht glauben, denn laut Lufthansa-App soll unser Anschlussflug pünktlich sein. Unsere Abflugszeit verschiebt sich währenddessen kontinuierlich weiter nach hinten.

Starten tun wir dann mit 1,5 Stunden Verspätung. 10 Minuten vor Ankunft bekommen wir dann eine Durchsage mit den neuen Gates für unsere Anschlussflüge. Da sich so viele Gates geändert haben, hoffen wir, dass unser Flieger nach Athen tatsächlich wartet. Wir landen um 12:50 Uhr, um 13:00 Uhr soll der nächste Flieger starten. Leider müssen wir auf unserer Außenposition noch etliche Minuten warten, bis endlich ein Bus bereitgestellt wird. Angekommen am Terminal starten wir zu einem Dauerlauf mit Gepäck zu unserem neuen Gate. Es ist 13:10 Uhr als wir ankommen. Der Flieger steht dort auch noch, aber wir dürfen nicht mehr einsteigen. Später sehen wir, dass uns Lufthansa um 13:04Uhr eine SMS geschickt hat, dass wir auf den nächsten Tag umgebucht sind. Wir sind stinksauer!!!

Verhandlungen am Schalter
Verhandlungen am Schalter

Als wir am Gate erzählen, dass man uns in Hannover nicht umbuchen wollte, weil wir ja unseren Anschlussflug in Frankfurt erreichen würden reagiert die Lufthansa-Mitarbeiterin mit völligem Unverständnis. Sie rät uns, das Terminal zu verlassen und am Nachbarterminal zum Servicecenter zu gehen. Das zumindest war heute die erste kompetente Auskunft., denn am Servicecenter steht eine Schlange von ungefähr 200m. Im Nachbarterminal kommen wir stattdessen innerhalb von wenigen Minuten an die Reihe.

Der Frankfurter Römer mit Commerzbank-Tower
Der Frankfurter Römer mit Commerzbank-Tower

Wir bekommen neue Standby-Boardingkarten, Hotel- und Essensgutscheine und auf Nachfrage auch Übernachtungspakete mit Zahnbürste und was man sonst noch so braucht. Kurz nach 15 Uhr haben wir dann ein Zimmer im Hotel. Wir laden unser Handgepäck ab und machen uns auf den Weg in die Stadt, um uns dort in der Schirn-Kunsthalle und auf dem Weihnachtsmarkt zu trösten.

Wieder einmal in Irland

Da Petra beruflich in Irland ist, bietet es sich an, dass wir einmal wieder ein Wochenende in Irland verbringen. So sitze ich am Freitag in der Maschine nach Dublin.

Das letzte Mal hatten wir Dublin nur als Durchgangsstation genutzt. Das soll diesmal anders sein. Uns ist bewusst, dass Freitag bis Sonntag inklusive Flug eigentlich zu kurz ist, aber so können wir uns wenigstens einmal einen Eindruck von Dublin verschaffen.

Regenguss in Dublin
Regenguss in Dublin

Als ich im Landeanflug auf Dublin bin, taucht die Maschine in dicke Wolken ein und das Wasser läuft über die Flugzeugaußenhaut. Willkommen in Irland! ‚How is the rain today? – Pretty strong!‘

Das Abhol-Kommando steht schon am Ausgang bereit und wir besteigen den Flughafen-Express-Bus. Nach dem Ausstieg in der Innenstadt von Dublin werden wir von einem extrem starken Regen überrascht und es gibt keine Möglichkeit, irgendwo unterzukriechen. So kommen wir total durchnässt in unserer Pension an. Diese ist sehr gemütlich und wir machen uns erst einmal daran, alles wieder trocken zu legen.

Mittlerweile hat es größtenteils aufgehört zu regnen. Den Rest wollen wir einmal etwas erhöhte Luftfeuchtigkeit nennen. Da sich nun auch unsere Mägen melden, machen wir uns auf die Suche nach entsprechender Versorgung. Diese finden wir in ‚Murray’s Grill‘, einem Pub in der O’Connell Street. Wir haben Glück, da der Tisch, den wir ergattern, direkt an der Empore liegt, auf der später eine Band aufbaut. Der Abend ist gesichert.

Die Band
Die Band

Die Band besteht aus drei reiferen Herren, die gut mit ihren Instrumenten und dem Publikum umgehen können. Sie scheinen zu wissen, dass vor ihnen ein sehr internationales Publikum sitzt. Dublin ist eben eine Touristenhochburg. Eine Abfrage ergibt neben einigen Iren, Engländer, Schotten, Norweger, Kanadier, jede Menge Schweden und Dänen, Franzosen, Brasilianer, Australier, Holländer und eben Deutsche.

Stepp-Tänzer
Stepp-Tänzer

Das Repertoire sind die üblichen ‚irish Pub Classics‘ aber mit viel Humor präsentiert. In der Pause tritt dann noch eine Gruppe von drei Tepp-Dancern auf. Wir sind halt in dem Land von ‚Lord of the dance‘.

Da ich mich seit dem Morgen mit etwas Kopfschmerzen plage und wir beide von der Woche etwas müde sind, verholen wir uns in unsere Pension und gleich ins Bett.

Zu Hause gelandet

Gestern war nun die Abreise dran. Unser Flieger geht erst nachmittags kurz nach 16 Uhr. So haben wir Zeit zum Ausschlafen, Frühstücken, Taschen packen und Reden. Als wir kurz nach 13 Uhr losfahren stehen unten am Rosenbeet drei Rehe und gehen nur widerwillig bei Seite. Anscheinend treffen die sich jetzt immer hier.

Als wir das Auto abgeben, haben wir über 2100 Meilen auf dem Tacho. Nach dem Einchecken gönnen wir uns im Spirit of San Luis noch ein Mittagessen. Nach und nach trudelt fast die ganze Familie noch einmal ein, um Abschied zu nehmen und so haben wir richtig großen Bahnhof auf diesem kleinen Flughafen.

Die Rückreise verläuft ruhig ohne weitere Zwischenfälle. In Deutschland empfängt uns das alt vertraute und gar nicht vermisste winterliche Schmuddelwetter. Von Schnee und Regen würden wir gern etwas für Kalifornien spenden.

„There‘s a place down South, where the warm breeze kisses your face“

Das singt mir Chris Rea während des Flugs von meinem mp3-Player in die Ohren. Vorher beschreibt er in dem Lied die Schrecken des Winters. So furchtbar kalt war es zwar zu Hause nicht, aber in London müssen wir den Flieger wechseln und Landung und nachfolgender Start sind recht ruppig. Die große Boeing, die uns über den großen Teich auf die Bahamas tragen soll, schlägt wie ein Fisch kräftig mit dem Schwanz aus, um sich gegen den Sturm anzukämpfen, der mit 8 Windstärken gegenan weht. Wir sitzen in der vorletzten Reihe und haben Mühe, den Kopf gerade zu halten.

Frühstück beim Zwischenstopp in London
Frühstück beim Zwischenstopp in London

Nun sitzen wir um halb acht Uhr abends in Nassau in unserem kleinen Hotel am kreisrunden Pool unter der Pergola. Der warme Wind streichelt unsere Haut, so wie es Chris Rea versprochen hatte. Aus dem Lautsprecher säuselt Weihnachtsmusik. Von der Straße tönt eine Sirene. Vor uns steht jeweils ein Bier bzw. ein Alster und Nachos mit Salsa. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schmecken mir Nachos nur auf dem amerikanischen Kontinent. Zu Hause kann ich Ihnen gar nicht so viel abgewinnen. Die Pergola ist überrankt von Grünpflanzen, an denen kugelrunde grüne Früchte hängen. Was das ist, finden wir bestimmt noch heraus.

Die erste Erkenntnis, nachdem wir heute Nachmittag um 15 Uhr gelandet sind: Die Bahamas sind anders, als wir uns das vorgestellt haben. Das Image und alle Hochglanzprospekte vermitteln ein Bild von Luxus und gelacktem Äußeren. Das Erste was uns am Flughafen empfängt, ist ein Junkaano-Trommler in vollem Ornat. Ich fotografiere ihn und wir spendierem ihm ein Trinkgeld für den netten Empfang. Er ist begeistert von unseren Sonnenhüten und fragt, ob wir aus Australien kämen. Als nächstes spielt in der Halle mit den Grenzübergangsstellen eine Band. Zwei kleine Mädchen tanzen vor lauter Freude über die Musik. Nur die Grenzbeamtin ist mürrisch, wie fast alle Grenzbeamte dieser Welt.

Junkaano-Trommler am Flughafen
Junkaano-Trommler am Flughafen

Hinter der „Immigration“ empfängt uns eine Touristeninformation. Sofort werden wir wieder auf unsere Hüte angesprochen. Wenn das so weiter geht, brauchen wir nur die Hüte aufzusetzen, um Kontakt zu den Leuten zu bekommen. Wir heuern ein Taxi an, das uns zum Hotel bringen soll. Auch mit dem Taxifahrer sind wir sofort im Kontakt. Er fragt, warum wir denn nur 10 Tage bleiben möchten, wir würden bestimmt gar nicht wieder abreisen wollen. Als wir nach passenden Arbeitsplätzen für Ingenieure fragen, wird er gleich kreativ. Meine Bemühungen, mich im Taxi anzuschnallen, schlagen fehl, aber so schlimm ist das auch nicht. Der Verkehr ist recht gesittet und schneller als 50 km/h kann man hier eh nirgendwo fahren. Alle Häuser sind klein, von Glamour ist hier bislang nichts zu sehen. Stattdessen Straßenstände mit frischen Obst und tropische Vegetation.

Ein Reiseführer, den ich mir auf den Kindle geladen hatte, behauptet, dass man das Englisch der Bahamer nicht verstehen könne. Wir haben damit bislang überhaupt kein Problem. Vom Flughafen über Taxifahrer, Hotel bis hin zum Einkaufszentrum, wo wir uns erst einmal verproviantiert haben und in einer langwierigen Operation das Tablet mit einer lokalen Prepaid-Karte ausgestattet haben, um hier die nächsten Tage Zugriff auf das Internet zu haben, sind alle Menschen gut zu verstehen. Was auffällt ist, dass alle, die uns gegenüber in offizieller Funktion als Flughafenangestellte, Taxifahrer, Hotelangestellte, Verkäufer auftreten, schwarzer Hautfarbe sind. Auf Menschen weißer Hautfarbe treffen wir nur als Kunden. Ob dies nun Touristen oder Einheimische sind, können wir so schnell nicht beurteilen.

Eine Band spielt bei der "Immigration"
Eine Band spielt bei der „Immigration“

Als wir mit Einkaufen fertig sind, ist es 18 Uhr und bereits stockfinster. Das Einkaufszentrum ist von zahlreichen Sicherheitskräften bewacht. Bevor wir das Gelände verlassen, um entlang des Seitenstreifens das kurze Stück zum Hotel zurück zu laufen, werden wir von einem Sicherheitsmann abgefangen. Er fragt uns besorgt, wo wir hin wollen und warnt uns davor, im Dunkeln herum zu laufen. Er sagt, Kriminalität sei ein großes Problem. Wir haben aufgrund des fehlenden Bürgersteigs eher Angst vor dem Straßenverkehr.

Noch etwas fällt uns auf: die hohen Preise für Lebensmittel. Der Supermarkt macht auf Öko und die Preise erinnern mich an das Reformhaus im Hauptbahnhof. Für ein paar Getränke, sowie etwas Obst und Knabberkram zahle ich am Ende 33 Dollar. Der Bahama-Dollar ist eins zu eins an den US-Dollar geknüpft und man kann hier mit beiden Währungen bezahlen.